Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Alles zum Thema Geheimdienste und Sicherheit in der DDR und in der BRD

Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Interessierter » 9. Oktober 2021, 09:49

Auch Stasi-Mitarbeiter können aus der Bahn geraten. Wie mit ihnen umgehen? Das ist Thema einer Kaderkonferenz der Stasi an der Juristischen Hochschule Potsdam.

Das folgende Band stammt aus dem Frühjahr 1985 und ist ein Parcours durch Probleme mit Stasi-Mitarbeitern. Einer bereichert sich, ein anderer bekommt vom Liebhaber seiner Frau einen Trabant geliefert, einer missbraucht Kinder. In den Gefängnissen sitzen viele MfS-Mitarbeiter, die Schäden gehen in die Hunderttausende Mark, und der „Genosse Minister“ mahnt an, dass Vorgesetzte Unregelmäßigkeiten melden müssten.

Die Kaderkonferenz fand an der Juristischen Hochschule Potsdam statt. Oberstleutnant Klaus Fügner spricht über den militärischen Dienstgrad und die komplizierte Klassenkampfsituation.

Es folgt Oberstleutnant Ferdinand Jonak, Lehrstuhlleiter der Operativen Psychologie. Weil viele in der Stasi an Schlafstörungen leiden, spricht er auch über mögliche Therapien.

Auch Witze, so Jonak, seien als Befriedigung sozialer Bedürfnisse wichtig. Aber der Witz müsse die richtigen Werte treffen. Am Ende des Tonbands verweist der Moderator der Veranstaltungen auf aktuelle Entwicklungen in der Prager Botschaft.

Das alles kann man sich hier anhören:
https://www.swr.de/swr2/wissen/archivra ... n-100.html

Besonders interessant für unseren BonsaiVirologen und Stasiexperten karnak. Schon mal was davon gehört, dass auch sogenannte " Beschaffungs-IM" angeworben wurden? Beispielsweise, dass ein KD-Leiter so einen hatte, der rd. 900 Mark über Jahre im Monat erhielt; aber nur 14 Tage mit richtigen IM-Tätigkeiten beschäftigt war.
Die andere Zeit verbrachte er damit den Bungalow des KD-Leiters, sein Kajütboot und andere Dinge aufzubauen.

Einfach mal reinhören. Da kommt man aus dem Staunen nicht heraus. [flash]
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2021, 10:25

Die Stasi war im Bescheißen des Staates nicht besser und nicht schlechter als viele, wenn nicht alle VEBs.
In meinem letzten VEB, dem VEB Plastopack Harzgerode, war ein Ferienlagerverwalter/Hausmeister auch über Monate in der Betriebstischlerei und hatte nichts weiter zu tun, als für den ökonomischen Direktor eine Einbauschrankwand in dessen Miets-Wohnhaus einzubauen. Maßanfertigung vom Feinsten.
Finanziert durch die Allgemeinheit.
Für mich ist das absolut nichts Neues. Weshalb sollten die Stasifritzen ehrlicher sein? Da war sich auch jeder selbst der Nächste.

Übrigens habe ich gerade Dank einer Korrespondenz einen weiteren tratschenden, kumpelhaften IM aus unserem Betrieb serviert bekommen.
Anfangen kann heute mit dem Wissen keiner mehr was, aber die damaligen Strukturen werden immer deutlicher.

Gruß Volker
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon zoll » 9. Oktober 2021, 11:44

Volker, ich hoffe, dass das Miethaus an den Altbesitzer zurück gegeben wurde und der wunderschöne Einbauschrank ebenfalls.
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2021, 13:06

zoll hat geschrieben:Volker, ich hoffe, dass das Miethaus an den Altbesitzer zurück gegeben wurde und der wunderschöne Einbauschrank ebenfalls.

Nein, das ist ein Neubau gewesen, ein Einfamilienhaus Marke Stralsund, extra für Fachdirektoren gebaut. Er wohnte zur lachhaften Betriebsmiete. Trotzdem kam das Diebstahl oder Vorteilsnahme gleich.

Gruß Volker
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Volker Zottmann » 9. Oktober 2021, 13:13

Dazu kamen regelmäßig neueste Stassfurter Farbfernsehgeräte zur "Dauertestung".
Das Ferienlager "Wegehaus" bei Harzgerode wurde mit VEB Taxi Leipzig gemeinsam betrieben. Hierfür wurden offiziell mehr als 10 teuere Stereoanlagen geliefert. Die Geräte wurden aber niemals dort verwendet. Die kamen in die Privathaushalte der Fachdirektoren, BGL.... Namen erspare ich mir. Die Sündenböcke sind ohnehin fast alle verstorben.
Mir hat das aber unser enteigneter Betriebsdirektor Loch und auch der Wegehaus-Hausmeister/Tischler, mein Kollege Rudi, bestätigt.
Ich weiß also, wovon ich berichte.

Gruß Volker
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon karnak » 9. Oktober 2021, 15:21

Interessierter hat geschrieben:
Besonders interessant für unseren BonsaiVirologen und Stasiexperten karnak. Schon mal was davon gehört, dass auch sogenannte " Beschaffungs-IM" angeworben wurden? Beispielsweise, dass ein KD-Leiter so einen hatte, der rd. 900 Mark über Jahre im Monat erhielt; aber nur 14 Tage mit richtigen IM-Tätigkeiten beschäftigt war.
Die andere Zeit verbrachte er damit den Bungalow des KD-Leiters, sein Kajütboot und andere Dinge aufzubauen.

[flash]

[grin] Das glaube ich gerne, dass ist ja das Kreuz mit Geheimdiensten, in Wahrheit gibt es gar keine Möglichkeit die von außen wirklich und konsequent zu kontrollieren, was zwischen dem Führungsoffizier und dem IM/ V Mann wirklich passiert, was besprochen wird, was an Informationen abgeschöpft und dann durch den Führungsoffizier wirklich weitergeleitet wird bleibt am Ende immer in dessen Entscheidungsgewalt. Das macht ja solche Staatsorgane so schwierig bis bedenklich.
Ich meine es gibt bis heute diverse Beispiele bei denen man feststellt ,jahrzehntelange Existenzen von Neonazis wurden durch den Verfassungsschutz finanziert. Man könnte fast meinen die rechte Szene wäre ohne Verfassungsschutz nur halb so groß. [flash]
Jedenfalls ist es so, dass dieses operieren im Geheimen natürlich dazu verführt es zu missbrauchen, mit Demokratie oder Diktatur hat das erstmal gar nichts zu tun. Es ist das Risiko, dass ein Staat tragen muß wenn er solche Institutionen schafft.
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Interessierter » 9. Oktober 2021, 20:40

Der Verfassungsschutz hat V-Leute verpflichtet, um die beim Bau ihres Hauses, beim Aufbau ihres Bootes usw. einzusetzen? Leider nur eine deiner permanenten Behauptungen, die du wie so oft nicht beweisen kannst. Unabhängig davon ist das Thema aber die Stasi und ihre Beschaffungs-IM.
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon karnak » 10. Oktober 2021, 07:38

Eher wohl nicht, dazu lässt der Betreffende heute wenn er denn eine Affinität zum Betrügen hat Schwarzarbeiter aus Rumänien für wenig Geld an seinen privaten Objekten arbeiten. Und genau so war das bei IM die man vielleicht für private Arbeiten eingesetzt hat, dass war natürlich immer illegal und kriminell und keine offizielle Möglichkeit eines Einsatzes von " Beschaffungs IM".
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Icke46 » 10. Oktober 2021, 08:07

Es geht ja momentan ein bisschen Hin und Her, da aber auch die NPD ins Spielmgebracht wurde, möchte ich bei ihr darauf hinweisen,
dass der Verbotsantrag für die Partei auch deswegen gescheitert ist, weil die Partei bis in die Führung hinein von Mitarbeitern des Verfassungsschutzes durchsetzt ist.

Das Verfassungsgericht sah wohl die Gefahr, dass man so (indem man sie von staatlicher Seite infiltriert) beinahe jede Partei in ein Verbotsverfahren manövrieren kann.
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Re: Umgang mit schwierigen Stasi-Mitarbeitern

Beitragvon Interessierter » 10. Oktober 2021, 08:39

Ich möchte doch freundlich daran erinnern, dass das Thema der von mir verlinkte Podcast über schwierige Stasimitarbeiter und darin die genannten " Beschaffungs-IM " sind.
Über den Verfassungsschutz und seine eingeschleusten Spitzel gibt es in unserem interessanten Forum ganz sicher bereits einen Thread. Die Rumänen sind hier ebenfalls völlig OT.
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