Nordhausen - „Schwarze Listen“ der Stasi mit missliebigen Bürgern
Die Stasi in Nordhausen führte „Schwarze Listen“ mit den Namen verdächtiger Bürger. Bei inneren Unruhen oder im Kriegsfalle sollten sie an besonderen Sammelstellen inhaftiert werden. Das geht aus einer Dokumentation des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR in Berlin hervor, die jetzt veröffentlicht wurde...
In Vorbereitung auf den Tag X hatten die MfS-Kreisdienststelle Nordhausen und die Volkspolizei mehrere Objekte für die Isolierung missliebiger Personen vorgesehen. Es handelte sich um die Werkstätten der Bühnen der Stadt Nordhausen in der Domstrasse 20, um die Konsum-Gaststätte „Finkenkrug“ in der Domstrasse 23 und um die Kreisgeschäftsstelle der Handwerkskammer im selben Gebäude, der Finkenburg.
Auf Anforderung der Stasi sollte das Volkspolizei-Kreisamt in den Theater-Werkstätten in der ersten Etage zwei Zimmer, einschließlich der sanitären Anlagen, zur Unterbringung von Häftlingen sowie in der Handwerkskammer ein Zimmer für vier Einsatzkräfte der Stasi-Dienststelle zur Verfügung stellen. Beiden staatlichen Organen oblag die Bewachung. Für den Abtransport der Gefangenen war die Volkspolizei zuständig.
Die Vopos sollten auch für die Verpflegung sorgen. Im Zusammenhang mit den Plänen für eine Isolierung regimekritischer Bürger lagen Briefumschläge mit Leistungsbescheiden bei Spannungen sowie im Verteidigungszustand bereit.
Schon 1984 hatte der Leiter der Bezirksverwaltung entsprechende Befehle an die MfS-Kreisdienststellen in verschlossenen Umschlägen erteilt, die nur von deren Leitern persönlich aufbewahrt und geöffnet werden durften. Der Befehl betraf den Beginn der Aktion „Schild“, die innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen werden sollte.
Hanna Labrenz-Weiß,die Autorin der wissenschaftlichen Dokumentation, merkte an: „Nach Beginn der Aktion sollte der Stabschef der KD stündlich dem Operativstab der Bezirksverwaltung berichten. Zu flüchtigen und nicht angetroffenen Personen sollte sofort eine Fahndung eingeleitet werden. Im zweiten Umschlag befand sich ein Befehl zur Aktion ‚Gitter’, der die Überführung der festgenommenen Personen in die Haftanstalt Ichtershausen betraf. Diese Aktion sollte ‚schlagartig und konspirativ’ durchgeführt werden.“
Die „Schwarze Liste“ für die Stadt und den Kreis Nordhausen enthält Angaben über Personen, die hartnäckig Ausreise-Anträge gestellt oder bei Fluchtversuchen gefasst und verurteilt worden waren. Es handelt sich u.a.um einen Arbeiter, einen Beifahrer, Elektriker, Tierpfleger, Anlagenfahrer, Schlosser, Schauspieler und Orchester-Musiker. Der Schauspieler habe sich „von den politischen Verhälnissen in der DDR distanziert“ und sehe in der bürgerlichen Gesellschaft
eine Alternative. Er versuche, andere in seinem Sinne zu beeinflussen.
Gelinde Schadenfreude wäre in der Bevölkerung aufgekommen, wenn sie damals erfahren hätte, warum der MfS-Offizier Gerhard Benkenstein nicht von Sonders- nach Nordhausen versetzt werden wollte. „Der Pkw ist der Hauptgrund seiner nicht vorhandenen Umzugsbereitschaft“, steht in seiner Personalakte. Die Anmeldung von 1971 für einen Wartburg, so wurde ihm versichert, werde nach 14 Jahren gegen Ende 1985 endlich zur Auslieferung führen. (Aussprache mit
Generalmajor Krause am 12. Oktober 1984).
https://www.nnz-online.de/news/news_lan ... tNr=228116
Eine Polizei, die sich an derartigen Aktionen aus politischen Gründen beteiligt, ist keine Volks- sondern eine SEDpolizei!