Welche Rolle spielte die Stasi in der Moped- und Waffenschmiede Simson in Suhl?
Das auf Waffen- und Fahrzeugproduktion spezialisierte Unternehmen Simson im Thüringer Wald war während seines Bestehens vielfältigen Brüchen ausgesetzt. In der DDR wurde der Fokus vor allem auf Jagdwaffen gelegt.
Der ehemalige Sitz der in der DDR zuletzt "VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerk Ernst Thälmann“ genannten Simson-Fabrik in Suhl.
Quelle: BStU Suhl
Viele Jahrzehnte leitete die jüdische Kaufmannsfamilie Simson das Unternehmen, bis sie 1935 durch die Nazis entschädigungslos enteignet wurde. Nach 1945 verengte sich die breite Produktpalette, denn die sowjetischen Besatzungsbehörden strengten die Herstellung von Motorrädern an.
In der DDR wurde der Fokus vor allem wieder auf Jagdwaffen gelegt. Außerdem wurden Mopeds entwickelt und produziert, die mit ihren lyrischen Namen zu gefragten Kultobjekten avancierten, zum Beispiel die Modelle "Spatz", "Star", "Sperber", "Habicht" und am bekanntesten die "Schwalbe". Den konfliktreichen Transformationsprozess von einer staatlichen Planökonomie hin zur Marktwirtschaft zu Beginn der 1990er Jahre überlebte Simson nicht.
Die Stasi in der Wirtschaft
Im Saal des ehemaligen Simson-Kulturhauses referierte Dr. Ulrike Schulz vor rund 100 Anwesenden über einen besonderen Aspekt der Unternehmensgeschichte. Sie beleuchtete die Tätigkeit, Organisation und Wirkungsweise der Stasi in den Simson-Werken. Die Wissenschaftlerin legte zunächst dar, dass von Beginn an die "Sicherung" der DDR-Wirtschaft einen Schwerpunkt der Tätigkeit des MfS darstellte. Denn Betriebe in der DDR wurden besonders dicht und mit viel Personal überwacht. Ferner richtete die Stasi in besonders sicherheitsrelevanten Wirtschaftsobjekten sogenannte Objektdienststellen ein oder sicherte wichtige Betriebe mit Operativgruppen ab.
Obwohl die Stasi zu keiner Zeit eine Objektdienststelle bei Simson unterhielt, leitete die ostdeutsche Geheimpolizei bereits zu Beginn der 1950er Jahre eine Vielzahl von inoffiziellen Zuträgern an. 1951 legte das MfS einen Gruppenvorgang "Simson" an. Darin ging es um 120 Betriebsangehörige, die für zwei Stunden die Arbeit niedergelegt hatten. Dadurch, so stellte die Stasi akribisch fest, konnten 36 Jagdgewehre nicht produziert werden.
Bis zur Friedlichen Revolution 1989 waren mehrere Stasi-Diensteinheiten für die Suhler Werke zuständig, die jeweils auf ein umfassendes Netz von Inoffiziellen Mitarbeitern zurückgreifen konnten.
Den vollständigen, interessanten Beitrag findet man hier:
https://www.bstu.de/informationen-zur-s ... kontrolle/