Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Alles zum Thema Geheimdienste und Sicherheit in der DDR und in der BRD

Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Interessierter » 29. November 2019, 09:24

Der Sturm auf die Zentrale beendete die Macht der Stasi. Die meisten ihrer Geheimnisse wurden öffentlich. Doch in vielen Familien einstiger Mitarbeiter wird weiter geschwiegen. Timo Hoffmann

Eine Viertelmillion Menschen arbeiteten laut Unterlagenbehörde im Laufe der DDR hauptamtlich für die Staatssicherheit, 91 000 noch im Oktober 1989. Mindestens 600 000 waren laut Stasi-Statistiken in den vier Jahrzehnten des „Arbeiter- und Bauernstaats“ zusätzlich als Inoffizielle oder Gesellschaftliche Mitarbeiter Sicherheit registriert, 174 000 allein im Dezember 1988. Die meisten von ihnen waren Männer – und Väter.

Worüber sie zu Hause sprachen, war nicht ihre Privatsache. Von Inoffiziellen Mitarbeitern wurde verlangt, auch engsten Angehörigen ihre Verpflichtung zu verheimlichen. Hauptamtliche Mitarbeiter waren zumindest angewiesen, mit ihrer Familie nicht über Dienstliches zu sprechen. Nach außen erzählten sie meist, beim Ministerium des Innern oder der Volkspolizei beschäftigt zu sein. In einigen Fällen war selbst die Ehefrau über den wirklichen Arbeitgeber ebenso ahnungslos wie die Kinder – zumindest vorerst. Denn viele Kinder teilen die prägende Erfahrung jenes Moments, in dem sie vom väterlichen Doppelleben erfuhren. Manchmal traf es sie völlig unvorbereitet, etwa bei der Armee, in Oppositionsgruppen oder später beim Aktenstudium. Andere bekamen mit der Zeit mit, warum ihr Vater etwa hin und wieder in Uniform zur Arbeit ging. „Er hat zwar nie darüber gesprochen und es war immer ein Tabu“, sagt einer. „Aber irgendwann war es einfach klar.“

Ein Tabu ist es geblieben. Auch nach dem Sturm auf die Stasi-Zentrale in der Normannenstraße ist wenig darüber bekannt, welche Folgen die Taten für die Kinder der Väter haben. Das Thema existiert in der Öffentlichkeit fast nicht, weder im Internet noch in Selbsthilfegruppen, Medien, privaten Unterhaltungen oder auf dem Buchmarkt.

Der Grund dafür ist simpel: Der Großteil dieser längst erwachsenen Kinder schweigt strikt darüber. 2006 beschrieb die Schriftstellerin Jana Hensel in einem Zeitungsartikel, wie sie wochelang in ihrem Bekanntenkreis, bei Stiftungen, Vereinen, Fachleuten und Behörden herumtelefonierte und eine Chiffre-Anzeige schaltete, um Kinder früherer Stasi-Mitarbeiter zu finden. „Daraufhin bekam ich keine Antwort, wie mir auch keiner der Kontaktierten spontan weiterhelfen konnte“, resümierte sie.

Dem ist noch immer so, und einige Ursachen liegen nahe. Eine ist die Angst des Kindes vor einer Zerrüttung des Verhältnisses zu Vater und Mutter. Wer Betroffene anspricht, wird häufig mit einem knappen „Nein, meine Eltern leben doch noch“ zurückgewiesen. „Es ist ein natürliches Bedürfnis, die Eltern zu schonen“, sagt der Berliner Psychotherapeut Karl-Heinz Bomberg, der rund 15 Kinder früherer Stasi-Mitarbeiter behandelt hat. „Man will kein Nestbeschmutzer sein.“

Schließlich geht der Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit meist ein großer zeitlicher Abstand voraus. „Man schiebt es erst einmal weg, weil die Seele sich wohlfühlen will“, sagt Bomberg. Oft beginnt die Bewältigung erst, wenn Betroffene durch ein Detail wieder darauf stoßen – oder Symptome wie paranoide Ängste, Misstrauen, Schuldgefühle oder Suchtprobleme auftreten.

Erst mit einem Abstand von Jahrzehnten haben einige wenige Betroffene ihre Erlebnisse niedergeschrieben. Es sind meist Nachkommen von DDR-Spionen, die in Westdeutschland im Einsatz waren. 2004 veröffentlichte Pierre Boom, Sohn des bekanntesten DDR-Agenten Günter Guillaume seine Erinnerungen. In seinem bemerkenswerten Buch „Der fremde Vater“ beschreibt er eindringlich den Augenblick, als ihm 1974 mit dem Rücktritt von Willy Brandt als Bundeskanzler erstmals zweifelsfrei deutlich wurde, dass die Spionagevorwürfe gegen seinen Vater wahr waren. „Meine Gefühle in diesem Moment sind mit kaum etwas vergleichbar, was ich zuvor oder danach erfahren habe. Meine Eltern waren nun im Grunde wildfremde Menschen für mich, die etwas gänzlich anderes denken und fühlen mussten als jene, die ich in den letzten 17 Jahren zu kennen geglaubt hatte.“

https://www.tagesspiegel.de/themen/mein ... 60556.html

Ein Bericht aus dem Jahre 2010, der wohl leider auch heute noch seine Gültigkeit hat.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon ratata » 29. November 2019, 09:55

Für den Interessierter . Vor mir liegt ein Heft " Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR "

NIEDERSACHSEN UND DIE STASI
Die Überwachung im " Operationsgebiet West "

mal etwas anderes für dich . www.bstu.de ist die Internetadresse . Viel Erfolg beim suchen . ratata
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Interessierter » 29. November 2019, 10:54

Viel Erfolg beim suchen . ratata


Wenn du das Thema " Kinder von Stasi - Mitarbeitern " nicht zerschießen wolltest, dann kannst du uns ja sicher erklären was das Buch in diesem Thread zu suchen hat, anstatt andere User aufzufordern, dass sie mal suchen sollten. [denken]
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Olaf Sch. » 30. November 2019, 23:33

Cousin meines Vaters war Hauptamtlicher und als Unterleutnant sicher auch nur ein kleines Licht, dessen Kinder haben bis heute daran zu knabbern, was die durch die Tätigkeit ihres Vaters erleiden durften.

Zum Thema Klappausweis, er fuhr mal mit m Fahrrad ohne Licht und wurde von einem Polizisten angehalten, er zog seinen Dienstausweis und lies den Volkspolizisten wegtreten. Bei Wohnungsauflösungen von Ausgereisten hat er sich auch bedient.

In unserer Verwandtschaft wurde er nie zu irgendwelchen Feiern eingeladen.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon augenzeuge » 1. Dezember 2019, 08:54

AkkuGK1 hat geschrieben: Bei Wohnungsauflösungen von Ausgereisten hat er sich auch bedient.


Das ist auch ein Thema, wo nur wenige wissen, wie das ablief. Oder, Merkur, weißt du das auch?
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon karnak » 1. Dezember 2019, 09:08

Die Behauptung ist einfach nur lächerlich und bedient die üblichen blödsinnigen Klischees. Was das missbräuchliche Zeigen des Dienstausweises angeht, wie bei dem Fahrradfahren ohne Licht. [flash] Man wurde ausdrücklich ermahnt solches zu unterlassen, kam das irgendwie hoch bekam man elend einen vor den Kopp.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Merkur » 1. Dezember 2019, 09:40

augenzeuge hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben: Bei Wohnungsauflösungen von Ausgereisten hat er sich auch bedient.


Das ist auch ein Thema, wo nur wenige wissen, wie das ablief. Oder, Merkur, weißt du das auch?
AZ


Mir erschließt sich der Sinn nicht, warum das MfS Wohnungsauflösungen durchgeführt haben soll. Ich habe bisher weder jemanden getroffen der an einer solchen Aktion beteiligt war, noch irgendwo etwas dazu gelesen. Ich bin mir aber sicher, dass ein Wissender zeitnah hier einstellt, wie zwielichtige Gestalten in Uniform mit Ärmelband „Ministerium für Staatssicherheit“ und einem LKW mit der Aufschrift „VEB Obst Gemüse und Speisekartoffeln“ den Wohnungsinhalt abtransportiert haben.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Olaf Sch. » 1. Dezember 2019, 09:53

also wenn ein MfS Mitarbeiter dies zugegeben hat, warum sollte dies nicht stimmen? Macht doch bei Republikflüchtlingen doch Sinn die Wohnung zu durchsuchen und wenn niemand mehr da ist, wird die Wohnung aufgelöst.
Olaf Sch.
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon karnak » 1. Dezember 2019, 10:11

Natürlich wird die aufgelöst, vordergründig von Verwandten oder durch Bekannte. Und wenn es überhaupt niemand in der Richtung geben sollte, was schon ungewöhnlich wäre, kümmert sich der Vermieter darum, nachdem die Wohnung durchsucht und freigegeben ist. Jedenfalls ist kein Unterleutnant auf privater Initiative da hin und hat sich Kraft seiner Wassersuppe , bzw. seines Klappfixes die Schrankwand unter den Nagel gerissen.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Dezember 2019, 10:25

Merkur hat geschrieben:Mir erschließt sich der Sinn nicht, warum das MfS Wohnungsauflösungen durchgeführt haben soll. Ich habe bisher weder jemanden getroffen der an einer solchen Aktion beteiligt war, noch irgendwo etwas dazu gelesen. Ich bin mir aber sicher, dass ein Wissender zeitnah hier einstellt, wie zwielichtige Gestalten in Uniform mit Ärmelband „Ministerium für Staatssicherheit“ und einem LKW mit der Aufschrift „VEB Obst Gemüse und Speisekartoffeln“ den Wohnungsinhalt abtransportiert haben.

Ganz schön simpel Deine Einlassung!
Du warst genauso wenig wie ich dabei, als das MfS unter Kohlenhaufen versteckte Goldbarren wegschaffte (So damals gelesen). Und weil wir nicht dabei waren, war also auch Schalks Truppe nur von Edelmut getrieben?
Du machst Dich lächerlich.
Unter den Stasidienern gab es genau so viele "Edelknaben" wie prozentual im ganzen Land.

Gruß Volker
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon karnak » 1. Dezember 2019, 10:28

Das kann ja sein, aber dann war es kriminelle Energie eines Einzelnen. Der Knackpunkt an der Geschichte ist, man soll nicht klammheimlich in die Geschichtsschreibung schmuggeln, das private Klauen war beim MfS in Dienstanweisungen genau formuliert.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Merkur » 1. Dezember 2019, 10:32

Volker Zottmann hat geschrieben:Du machst Dich lächerlich.


Deine Geschichten sind dahingehend nicht zu toppen. [hallo]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Nostalgiker » 1. Dezember 2019, 10:35

AkkuGK1 hat geschrieben:also wenn ein MfS Mitarbeiter dies zugegeben hat, warum sollte dies nicht stimmen? Macht doch bei Republikflüchtlingen doch Sinn die Wohnung zu durchsuchen und wenn niemand mehr da ist, wird die Wohnung aufgelöst.


Hast du nicht geschrieben das deine gesamte Verwandtschaft dieses schwarze Schaf der Familie strickt gemieden hat?
Wie kannst du dann solche Dinge von ihm erfahren haben welche du hier behauptest.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon augenzeuge » 1. Dezember 2019, 10:36

Merkur hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:
AkkuGK1 hat geschrieben: Bei Wohnungsauflösungen von Ausgereisten hat er sich auch bedient.


Das ist auch ein Thema, wo nur wenige wissen, wie das ablief. Oder, Merkur, weißt du das auch?
AZ


Mir erschließt sich der Sinn nicht, warum das MfS Wohnungsauflösungen durchgeführt haben soll. Ich habe bisher weder jemanden getroffen der an einer solchen Aktion beteiligt war, noch irgendwo etwas dazu gelesen. Ich bin mir aber sicher, dass ein Wissender zeitnah hier einstellt, wie zwielichtige Gestalten in Uniform mit Ärmelband „Ministerium für Staatssicherheit“ und einem LKW mit der Aufschrift „VEB Obst Gemüse und Speisekartoffeln“ den Wohnungsinhalt abtransportiert haben.


Dann mach ich dich mal etwas schlauer.

In der Regel wurden die Ausreisenden erst kurz zuvor informiert. Es begann oft, wie bekannt, am Abend vorher mit einer persönlich übergebenen Info, sich zur Klärung "des Sachverhaltes" am Rathaus einzufinden. Vormittags wurde man persönlich informiert, dass man bis 24 Uhr weg sein muss. Das alles war zwischen Inneres und MfS (BV) sehr gut abgestimmt.

Wer das Auto mitnehmen konnte, musste das ja packen. Dazu war, wenn möglich, MfS vor Ort. Mindestens 2-3 Leute. Diese sperrten nicht nur den Straßenbereich, sogar den Hauseingang ab,so dass keine Kontaktaufnahme mit Nachbarn möglich war. Gleichzeitig notierte man u.U. Dinge, die man ins Auto packte.

Kamen Bekannte an, um sich zu verabschieden ertönte: "Bürger, gehn se bitte weiter". Jedes Gespräch wurde von denen unterbunden.

Es gab mit der Wohnungauflösung Unterschiede. Je nach dem, wer sich darum kümmern konnte, oder wollte. War keiner da, sorgte das MfS dafür. Die Möbel und große Gegenstände blieben ja da.
Diese fielen dem Staat zu, wenn keiner da war. Ergo ggf. dem MfS. Dann war Wohnungsnot in der DDR, eine gute Wohnung wurde schon vergeben, bevor die Leute weg waren. Dazu gab es zwischen AWG z.B. und Rat der Stadt enge Absprachen. Natürlich war das MfS da auch dabei. Am Ende bestimmten diese, die AWG führte aus. Ich weiß es sehr genau, weil ein enger Verwandter diesen Job bei der AWG machte.

Bei uns ging alles, was da blieb, an meinen Cousin. Und einiges schickten wir uns über einen Container nach. (Leider klappte das nicht wie erhofft, der Zoll der DDR entwendete im Zolllager einige Dinge) .
Aber das MfS ging weiter. Wir hatten einen Kleingarten. Der Vorsitzende der Anlage war IM, und wollte sich den Garten aneignen.
Nun, da hatten wir vorgesorgt. Die Vollmacht hatte ein Bekannter, und diese war vorab im Rathaus abgesegnet. Es gab später, wie wir erfuhren, eine heftige Diskussion mit Gewaltandrohung im Garten. Aber als unsere Beauftragten mit der Polizei drohten, die bestätigte Vollmacht vor die Nase hielten, zogen sie ab.

Soweit mal ein Einblick in meine Geschichte. [wink]

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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Sperrbrecher » 1. Dezember 2019, 10:47

Merkur hat geschrieben:Mir erschließt sich der Sinn nicht, warum das MfS Wohnungsauflösungen durchgeführt haben soll.

Mir eigentlich auch nicht, aber es ist in meiner Akte explizit so festgehalten, dass
die MfS Genossen zusammen mit ihren Kollegen der in unserer Straße wohnte, zum
Zwecke ihrer Ermittlungstätigkeit unsere Wohnung mehrfach besuchten und sich
auch längere Zeit darin aufhielten. Der örtliche ABV durfte die Wohnung nicht
betreten, er musste vor dem Haus Wache halten.
Den Wohnungsschlüssel behielten die MfS-Genossen in Verwahrung.

Das alles spielte sich im Spätsommer 1969 ab und da wir bereits 1973 wieder in
die DDR einreisen konnten, berichteten uns die Nachbarn über das Geschehen,
soweit sie es beobachtet hatten. Da war ihre Erinnerung noch relativ frisch. Die
lückenhaften Inventarlisten mit den beschlagnahmten Einrichtungsgegenständen
erhielten wir allerdings erst nach der Wende.
Zuletzt geändert von Sperrbrecher am 1. Dezember 2019, 11:06, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Merkur » 1. Dezember 2019, 10:51

Sperrbrecher hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Mir erschließt sich der Sinn nicht, warum das MfS Wohnungsauflösungen durchgeführt haben soll.

Mir eigentlich auch nicht, aber es ist in meiner Akte explizit festgehalten, dass die
MfS Genossen zusammen mit ihren Kollegen der in unserer Straße wohnte, zum
Zwecke ihrer Ermittlungstätigkeit unsere Wohnung mehrfach besuchten und sich
auch längere Zeit darin aufhielten.


Du erkennst den Unterschied zwischen dem Aufenthalt in einer Wohnung und ihrer Auflösung?
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Dezember 2019, 10:57

Möbel von Verstorbenen und ebenso von Ausgereisten kamen nicht selten in die Ausstattung von bereitgestellten Wohnungen für Knastentlassene. Diese hatten ja nach ihrer Haft oft Ortsbindung und bekamen möblierte und grundausgestattete Wohnungen zur Miete gestellt. So wechselten ruck zuck ungefragt Möbel den Besitzer.
Blöd, dass ich das nun wieder weiß. Meine Frau hat ja einige Jahre im Rathaus "nichtvorhandenen" Wohnraum verteilen dürfen, wie ich schon mal treffend schrieb. Und es waren auch Knaster zu versorgen, die vor jedem Wohnungssuchenden Vorrang hatten.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Sperrbrecher » 1. Dezember 2019, 11:09

Merkur hat geschrieben:Du erkennst den Unterschied zwischen dem Aufenthalt in einer Wohnung und ihrer Auflösung?

Nach Berichten der Nachbarn waren es die gleichen Personen, den Stasimann der
in unserer Straße wohnte kannten doch alle, die bei der Beräumung der Wohnung
zugegen waren.

Auch die Sachen aus unseren Hotelzimmer in Bulgarien und der Inhalt unserer Koffer
waren nur unvollständig dokumentiert. Da könnte man allerdings auch annehmen,
dass sich die Angestellten des Hotels "bedient" haben, was ich wiederum für äußerst unwahrscheinlich halte, da es sich um ein Haus der höherwertigen Klasse gehandelt
hat und nicht um eine billige Absteige, aber sei es wie es sei.
Zuletzt geändert von Sperrbrecher am 1. Dezember 2019, 11:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Interessierter » 1. Dezember 2019, 11:12

Zitat Merkur:
Ich bin mir aber sicher, dass ein Wissender zeitnah hier einstellt, wie zwielichtige Gestalten in Uniform mit Ärmelband „Ministerium für Staatssicherheit“ und einem LKW mit der Aufschrift „VEB Obst Gemüse und Speisekartoffeln“ den Wohnungsinhalt abtransportiert haben.


Ich hingegen bin mir sicher, dass diese Aussage keine Antwort auf die gestellte Frage ist... [denken]

Die Ausreiserlaubnis wurde ja sehr oft derart kurzfristig erteilt, dass man am selben Tage die DDR bis 24 Uhr verlassen haben musste. Oft reichte die Zeit nicht mehr um den für alle DDR - Bürger erforderlichen " Laufzettel " abstempeln zu lassen, um nachzuweisen, dass man bei bestimmten Instituten keine Schulden hatte.

So konnte es sein, dass die Zeit nicht einmal reichte, um das Guthaben bei der Sparkasse abzuheben. Was geschah also mit dem Geld bzw. dem zurückgelassenen Mobilar oder anderen wertvollen Gegenständen einschließlich Grundbesitz?

Wenn einem User sich der Sinn nicht erschließt, er nichts davon gelesen hat, dann heißt das aber natürlich noch lange nicht, dass es keine Unregelmäßigkeiten gegeben hat.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Merkur » 1. Dezember 2019, 11:17

Interessierter hat geschrieben:Wenn einem User sich der Sinn nicht erschließt, er nichts davon gelesen hat, dann heißt das aber natürlich noch lange nicht, dass es keine Unregelmäßigkeiten gegeben hat.


Ich schreibe hier genau wie alle anderen User lediglich meine Meinung. Und das völlig unabhängig davon, ob diese Zustimmung finden. [hallo]
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Dezember 2019, 11:23

Glaubt denn wirklich jemand, dass die DDR zurückgelassene Möbel und Wertgegenstände auf dem Müll schaffte?
Logisch auch, dass die Stasi, die als erste die Wohnungen inspizierte, auch wusste, was zu geschehen hat, beziehungsweise dies anordnete. Na wer denn sonst?

Wie lief es denn bei den Enteignungen in den 1950ern so ab? Häuser konfisziert. Besitzer rausgeschmissen. Viele flüchteten. Deren Mobilar findet man heute noch in Nachlässen von DDR-Staatsdienern.
Nie und nimmer ist das bei späteren Ausreisen und Ausweisungen anders gelaufen.


Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Olaf Sch. » 1. Dezember 2019, 11:53

Merkur hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Wenn einem User sich der Sinn nicht erschließt, er nichts davon gelesen hat, dann heißt das aber natürlich noch lange nicht, dass es keine Unregelmäßigkeiten gegeben hat.


Ich schreibe hier genau wie alle anderen User lediglich meine Meinung. Und das völlig unabhängig davon, ob diese Zustimmung finden. [hallo]


Und unabhängig ob es alternative Fakten sind.
Olaf Sch.
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Olaf Sch. » 1. Dezember 2019, 12:05

Er besuchte uns nach der Wende, mehr werde ich nicht ausplaudern. Bis auf Karnak und Beethoven erfährt man ja auch nur Krümel von Bruchstücken.
Olaf Sch.
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Olaf Sch. » 1. Dezember 2019, 12:08

Ach ja und überführte die DDR Fahrzeuge der Prager Botschaftsflüchtlinge? P.S. Ich habs gesehen.
Olaf Sch.
 

Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon andr.k » 1. Dezember 2019, 21:43

Volker Zottmann hat geschrieben:Glaubt denn wirklich jemand, dass die DDR zurückgelassene Möbel und Wertgegenstände auf dem Müll schaffte?
Logisch auch, dass die Stasi, die als erste die Wohnungen inspizierte, auch wusste, was zu geschehen hat, beziehungsweise dies anordnete. Na wer denn sonst?

Gruß Volker

Du weißt es nicht! Und wo ist das logisch? [grins]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon augenzeuge » 1. Dezember 2019, 22:05

Wenn sie zur Bewachung da waren, musste ja jemand die Schlüssel nach Abreise der Bewohner bekommen. Was glaubst du wer das ggf. war?
AZ
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„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Volker Zottmann » 1. Dezember 2019, 22:14

Eine naivere Antwort habe ich aus Holstein bisher nicht vernommen.
Trotzdem erzähle ich hier nicht, was hier schon seit Jahren dazu bekannt ist. Man stelle sich nur vor, ein Ausreisewilliger kommt wenige Jahre später in seinen Wohnort zurück und findet seine einst geerbten Möbel wieder.... [mundzu]

Gruß Volker
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon andr.k » 1. Dezember 2019, 23:18

Volker Zottmann hat geschrieben:Eine naivere Antwort habe ich aus Holstein bisher nicht vernommen.
Trotzdem erzähle ich hier nicht, was hier schon seit Jahren dazu bekannt ist. Man stelle sich nur vor, ein Ausreisewilliger kommt wenige Jahre später in seinen Wohnort zurück und findet seine einst geerbten Möbel wieder.... [mundzu]

Gruß Volker

Deine Stammtisch Märchen waren definitiv schon putziger. Was soll das denn für ein Beweis mit den geerbten Möbeln sein? Das ist doch wieder reine Harz Spekulation.

[grins]
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Nostalgiker » 2. Dezember 2019, 08:51

Hier wird mal wieder wie wild spekuliert und es werden allerhand Albernheiten abgesondert.

Erstmal ist es ein gewaltiger Unterschied ob jemand bei Nacht und Nebel abgehauen ist oder ob er mit Ausreiseantrag am Tag X offiziell ausgereist ist.

Derjenige der heimlich das Land verlassen hat der hat in der Regel auch nicht sein Hab und Gut vorher veräußert.
Und wenn jemand weg war, wieso kam dann als erstes die Stasi um die Wohnung zu öffnen um dann das Zeug was die Mitarbeiter "brauchten" zu klauen?
Diese seltsame Logik ist wohl nur darauf ausgerichtet mal wieder einen Kübel voll Schmutz und Dreck, auch über die eigene Verwandtschaft, auszuleeren.

Wer offiziell Ausgereist ist hat nicht Hals über Kopf alles zurücklassen müssen.
Erstens hatten diese Menschen immer noch Verwandte, Freunde etc. die ihnen zur Seite standen. Das ist das eine und andererseits waren sie von dem Gedanken beseelt das ihrem Antrag auf Ausreise irgendwann mal stattgegeben wird.
So konnten sie in der "Wartezeit" ihre Besitztümer sichten, sich überlegen was sie alles von ihrem Hausstand mit rüber nehmen wollen etc. Es gab da Umzugsunternehmen die das Realisierten.
Wer seine DDR Möbel oder die "geerbten Anitquitäten" nicht mitnehmen wollte oder konnte hat sie in der Regel versilbert. Zeit war dafür allemal vorhanden.

Wenn dann der "Bescheid" kam mit der 24 Stundenfrist war in der Regel alles erledigt. Die Listen für den Zoll erstellt über alles was mitgenommen wurde. Der Umzugswagen, wenn nötig, rückte an und Freunde/bekannte standen bereit um mit 'nem Auto den Behördenmarathon zur Abmeldung zu absolvieren.
Die Wohnung wurde ordnungsgemäß bei der KWV abgemeldet und die Schlüssel übergeben. Nix mit Stasi wie hier ein Märchenonkel erzählt.
Und ob dieser Typ nun wieder meint ich Lüge oder nicht, es ist mir egal denn ich weiß wie das detailliert Ablief damals 1988 und im Sommer 1989 als damalige enge Freude ausgereist sind.
Da kam nichts plötzlich und unerwartet über sie und innerhalb einer 24 Stundenfrist mußten sie draussen sein.
Wer sich nicht überall abgemeldet hatte der bekam nämlich von Inneres nicht den ersehnten Schein der zur einmaligen, dauerhaften Ausreise berechtigte.
Oder war es bei dir anders Augenzeuge?
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Kinder von Stasi-Mitarbeitern Mein Vater, der Spitzel

Beitragvon Volker Zottmann » 2. Dezember 2019, 09:50

Die Phantasie geht wohl eher beim Nostalgiker durch die Decke.
An keiner Stelle schrieb ich von Verwandten. Es erging ganz normalen Menschen so. Menschen, die ihre Wartejahre nicht ohne ihre Möbel verbringen wollten. Die dann aber in Zeitnot ganz schnell weg mussten.
Da half auch keine Schlüsselübergabe an eine KWV. Denn die wohnten privat vermietet. In dem Fall war deren treuer Begleiter der letzten Stunden nur die Staatssicherheit. Der Hausbesitzer bekam die Wohnungsschlüssel erst nach restloser Räumung. Wer räumte, weiß ich nicht. Wer den Hut auf hatte, schon. Und Möbel sind eben auch nicht verschrottet worden....Nichts mit Umzugskontainern....
Nostalgikers Berlin war nicht die ganze DDR!
Überall geschah es ähnlich, aber doch nicht gleich in den Abläufen. Ich staune nur, dass der Nostalgiker, der wie ich vielleicht ein zwei Ausreisen nah miterlebte, auch auf diesem Gebiet, der alleinige Allwissende ist. Das ist schon erstaunlich!
Und nun kann er weiter träumen.

Volker
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