Die Macht der Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen

Alles zum Thema Geheimdienste und Sicherheit in der DDR und in der BRD

Die Macht der Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen

Beitragvon Interessierter » 21. November 2019, 10:14

Die Entführung von politischen Gegnern ist keine Erfindung der DDR gewesen. Aber kein kommunistischer Staat hat so viele Menschen so bedenkenlos auf fremdem Hoheitsgebiet entführt wie die DDR, um sie vor ihren Gerichten abzuurteilen. Viele ließ sie spurlos verschwinden. Zum Beispiel Erwin Neumann, ebenfalls Mitarbeiter des Untersuchungsausschusses Freiheitlicher Juristen. Er war Walter Linses Nachfolger und erlitt sechs Jahre später dessen Schicksal.

Am 20. August 1958 kehrte er von einer Segelfahrt auf dem Großen Wannsee nicht zurück. Auch sein Boot blieb verschwunden. Wahrscheinlich ist er von einem Informanten namens Wolfgang W., der heute im Osten Berlins lebt, in den Hinterhalt gelockt worden. W. hat Informationen aus dem DDR-Betrieb Wiratex geliefert und war entweder ein Doppelagent oder wurde vom MfS erpreßt. Jedenfalls wurde er einen Tag nach Erwin Neumanns Entführung verhaftet und später zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt – offenkundig zum Schein. Denn W. war Offizier im MfS und wurde wenige Tage nach Neumanns Entführung befördert.

Wesentlich schlechter erging es Erwin Neumann. Sein letztes Lebenszeichen ist die Unterschrift unter ein Haftprotokoll vom 22. August 1958: "Daß ich mich im Sinne der Gesetze der Deutschen Demokratischen Republik strafbar gemacht habe, ist mir klar. Abschließend bitte ich, die Untersuchung beschleunigt zum Abschluß zu bringen. Dr. Erwin Neumann." Die DDR-Behörden haben es trotz aller Anfragen nie für nötig gehalten, Auskunft zu geben. Die Angehörigen blieben im ungewissen. Nur Karl-Eduard von Schnitzler, der zynischste und verlogenste aller DDR-Journalisten, höhnte: "Sollen sie doch auf ihre Agenten aufpassen." Am 14. November 1959 wurde Erwin Neumann vom Bezirksgericht Frankfurt/Oder wegen Spionage im schweren Fall zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt.

Er blieb offenbar in den Händen des MfS. Neun Jahre saß er in vollständiger Isolation, ohne Besuche, ohne Zeitungen, in der Stasi-Haftanstalt in der Lichtenberger Magdalenenstraße. Dort ist er elend zugrunde gegangen. Die Medikamentenliste der letzten Tage weist hohe Dosen Isotonal, Strophantin, Persantin, Nor-Adrenalin, Dionin und fünf andere Präparate auf. Eine befragte Ärztin vermutet einen kardiogenen Schock, verbunden mit Lungenödem und Nierenversagen. Es handle sich um "dilettantische Wiederbelebungsversuche mit teuren Medikamenten". Ins Krankenhaus hat man ihn nicht gebracht. Am 3. Juli, 13.05 Uhr, verzeichnet das Krankenblatt "Exitus letalis".
Auf insgesamt 5 Seiten erfährt man mehr über die vielen Entführungen der SED - Schergen:
https://www.zeit.de/1994/32/die-macht-d ... le-grenzen
Interessierter
 

Re: Die Macht der Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen

Beitragvon Olaf Sch. » 21. November 2019, 12:08

Das kann doch gar nicht sein, es waren doch Kundschafter des Friedens und Ede ein warmherziger Typ! Also, wie kann man nur so etwas behaupten! [frown]
Olaf Sch.
 

Re: Die Macht der Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen

Beitragvon HPA » 21. November 2019, 12:45

Kundschafter des Friedens


ja klar. [flash]
HPA
 

Re: Die Macht der Arbeiterklasse reicht über alle Grenzen

Beitragvon Olaf Sch. » 21. November 2019, 13:05

Was denn, so nannten die sich doch! Muss also voll stimmen...

Toll finde ich auch, wenn KdFs fordern, nun müsse ja nun endlich mal Schluss sein mit dem Stasi-bashing...
Olaf Sch.
 


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