Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Alles zum Thema Geheimdienste und Sicherheit in der DDR und in der BRD

Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon Interessierter » 13. Februar 2019, 12:29

Im Dezember 1989 durchsuchte die Militärstaatsanwaltschaft die ehemaligen Diensträume von Stasi-Chef Erich Mielke. Sie sollte persönliche Gegenstände und Unterlagen des einstigen Ministers sicherstellen. Dabei wurde auch ein roter Koffer gefunden. Um seinen überraschenden Inhalt ranken sich bis heute Legenden.

Inhalt:

Durchsuchung in der Stasi - Zentrale

Brisantes Material in rotem Kunstleder

Mielkes nebulöse Drohung

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Den interessanten Bericht mit vielen Fotos findet man hier:
https://www.bstu.de/geschichten/chefsac ... er-koffer/
Interessierter
 

Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon Volker Zottmann » 13. Februar 2019, 13:14

Interessant auch , dass selbst diese Genossen erpressten und klauten:


Brisantes Material in rotem Kunstleder

Der Inhalt erschien den durchsuchenden Staatsanwälten brisant. So ist den Gerichtsakten zu entnehmen, dass es Honeckers mangelnde Vorsicht war, die zum Auffliegen einer tschechischen Kundschafterin und schließlich seiner gesamten Widerstandsgruppe geführt hatte. Die Akten belegen auch, dass Honecker wohl umfassend ausgesagt und dadurch seine mitgefangenen Genossen belastet hatte. Die MfS-interne Analyse der Akten stellt fest, das Honecker "ziemlich ausführliche Angaben" gemacht habe.

Diese Information stand dem öffentlichen Bild Honeckers als geradezu mustergültigem kommunistischem Widerstandskämpfer entgegen. Auch angesichts der harschen Haftbedingungen und der Verhörmethoden der Gestapo wurde von einem solchen erwartet, eisern zu schweigen.

Außerdem enthalten die Akten für Honecker unbequeme Formulierungen, etwa aus zwei Gnadengesuchen, die Honeckers Vater 1939 und 1942 für seinen Sohn gestellt hatte. Darin schreibt der Vater, dass Honecker dem Kommunismus abschwöre. Er sehe "seine Jugendideale im jetzigen Staat verwirklicht" und sei auch bereit, für den NS-Staat zu kämpfen.

Darüber hinaus fanden sich im Koffer private, geradezu zänkische Beschwerdebriefe von Honeckers späterer Ehefrau Margot Feist und seiner ersten Ehefrau Edith Baumann an Walter Ulbricht. Darin versuchen die beiden Frauen, einander bei Ulbricht anzuschwärzen und so die jeweilige Konkurrentin kalt zu stellen. Eine Nachforschung der Stasi über Umbaukosten für einen privaten Bungalow runden den Inhalt des Koffers ab. Der Umbau war aus staatlichen Mitteln finanziert worden, das Haus gehörte pikanterweise einer Liebschaft Honeckers.

Wäre all das bekannt geworden, hätte dies Honeckers Karriere und seinem öffentlichen Bild in der DDR stark geschadet. Die Staatsanwälte vermuteten deshalb 1989, dass Mielke das Material zusammengestellt hatte, um Honecker unter Druck setzen zu können, sollte dies nötig werden. Der Schluss lag nahe: das Zusammenstellen von belastendem Material für Erpressungen, so genanntem "Kompromat", gehörte zum Handwerkszeug der Stasi.


Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon HPA » 13. Februar 2019, 13:18

Interessant, was der da noch alles im Tresor lagerte , die alte Saufnase. [flash]
HPA
 

Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon karnak » 13. Februar 2019, 13:27

[flash] Was für ein Mist. Was ist denn nun mit dem Koffer und im Speziellen mit dem brisanten Inhalt, was für ein verwurbelter Text. Ist das Absicht oder Unfähigkeit sich eindeutig auszudrücken? Gibt es nun den Inhalt, oder wurde er verbummelt, von der Reststasi beseitigt oder von der BundesStaatsanwaltschaft archiviert damit ihn keiner einsehen kann oder was ist denn nun? Nicht zu fassen so einen Rotz zu verbreiten. [flash]
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Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon Interessierter » 13. Februar 2019, 15:10

Das magst du ja gerne so sehen; aber du hast dir damals doch deinen Arbeitgeber selbst ausgesucht einschließlich seines Chefs. Schade, dass du nicht einmal nach rd. 30 Jahren in der Lage bist, anders zu reagieren.

Vielleicht schaffst du es ja in den nächsten 20 Jahren endlich einmal zuzugeben, dass deine Entscheidung, dich als " Verkleideter " in den Dienst dieser SED - Diktatur zu stellen, ein großer Fehler war.

Woran ich persönlich nicht glaube. Da kommt sicher wie immer bei dir: Einiges war zwar nicht in Ordnung in diesem Staat; aber..... [denken]

Übrigens deine Fragen könntest du dir auch selber durch Lesen beantworten. Wäre eventuell ratsamer als fast 30 Jahre nach dem dein Arbeitgeber und sein " Verbrecher - Chef " vom Volk davongejagt wurden, im Urlaub Marx zu lesen.

Wobei mir die zusätzlich Frage stellt, wie man als Angehöriger der Stasi, die Schutz und Schild der SED war, die sich wiederum zum Marxismus - Leninismus bekannte, so einem " Staat " dienen konnte, wenn man erst 30 Jahre später im Urlaub meint, sich mal näher mit Marx lesend befassen zu müssen? [flash]

Oder war eigentlich doch nur der schnöde Mammon entscheidend, wenn man schon keine Ahnung vom Marxismus hat?
Wenn nicht, müsstest du ja jeden Humbug, den die SED - Propaganda verbreitet hat, völlig unkritisch geglaubt haben, oder diese Lügen einfach arbeitsplatzsichernd verdrängt haben?
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Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon karnak » 13. Februar 2019, 15:37

[grin] Ich möchte einfach nur mal sehen was denn nun unter den Aktendeckeln niedergeschrieben wurde, sind ja schließlich harte Vorwürfe, und mir nicht nur erzählen lassen was da steht. Mir reichen auch nicht die Lauschberichte von irgendwem zu Gesprächen zwischen Mielke und Honecker auf dem Flur, ich nehme mal an im ZK von einer Reinigungskraft die ihnen um die Beine gewischt ist oder von wem sonst? [flash] , dass Ganze ist doch einfach nur lächerlich, als ob solche delikaten Gespräche so geführt werden, dass ein unbeteiligter mithören kann.
Und ich musste mich intensiv mit den " Klassikern " beschäftigen, dafür hat mich die Stasi extra für einen längeren Zeitraum auf eine Schule geschickt, vieles habe ich da nicht verstanden unter anderem weil ich persönlich mit den Dingen nicht konfrontiert war. Das hat sich dann erst verdichtet als ich es mit dem was man Kapitalismus nennt direkt zu tun bekam.
Im Urlaub habe ich ein anderes Buch gelesen, ich kann das belegen, haste doch immer gerne. [hallo]
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Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon Beethoven » 13. Februar 2019, 17:33

Wenn der Koffer wirklich so brisantes Material enthält, ergibt sich die Frage, warum dies nicht publiziert oder ausgeschlachtet wird / wurde ?

Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Herrn H. werden es nicht gewesen sein, denn dass wäre das Novum. Eher im Gegenteil. Jeder Mist wurde genüsslich breit getragen.
Nur aus diesem Grunde erscheint mir diese Story eher unglaubhaft. Und wenn Sie wahr ist, ist es Schnee von gestern.

Es soll aber ein sachlich recherchiertes Buch über E.H. geben oder demnächst erscheinen, wie ich im Sommer las.

Und ja, ich glaube gerne, dass E.H. in Haft der GeStaPo Aussagen getätigt hat, die anderen Mitstreitern nicht gut getan haben. Wer will da den ersten Stein werfen, wenn man im Keller sitzt und wählen kann, zwischen Folter bis zum Tode oder Verrat? Keiner von Euch lieben Lesern kann einschätzen, wie er sich da verhalten würde, es sei denn, er wurde darin ausgebildet und geschult, Folter bis zu einem gewissen Grad und über eine gewisse Zeit zu ertragen. Das haben aber wohl nur Angehörige von Spezialtruppen oder -Diensten während der Ausbildung durchstehen müssen. Und selbst solche ausgebildeten und geschulten Männer können z.B. nach drei Tagen, Aussagen machen. Bis dahin sollten alle durch Aussagen betroffenen Personen abgetaucht sein oder sich soweit abgesetzt haben, dass man ihnen nicht mehr habhaft werden kann. Wer will wissen ob dies nicht bei E.H. so gewesen ist?

Bitte, unterstellt mir nicht wieder, dass ich E.H. rein waschen möchte. Das will ich ganz gewiss nicht.
Genauso hätte ich geschrieben, wenn es um Willi Brandt gegangen wäre.

Freundlichst
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Chefsache: Mielkes "Roter Koffer"

Beitragvon pentium » 13. Februar 2019, 17:53

Roter Koffer
Findbuch zum Mikrofilm mit Materialien aus dem Panzerschrank von Erich Mielke, Minister für Staatssicherheit der DDR
http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/DS1F/index.htm

Das Findbuch "Roter Koffer" beschreibt Unterlagen, die im Büro Erich Mielkes zusammengestellt wurden. Sie umfassen Akten zum Prozess Erich Honeckers als illegaler KJVD-Funktionär in den 30er Jahren aus den Beständen des Oberreichsanwaltes beim Volksgerichtshof und des Reichsjustizministeriums sowie Material aus dem Bestand des Büros Walter Ulbricht und eine damals aktuelle Notiz aus dem MfS. Dazu kamen Auswertungen der Prozessmaterialien, die offensichtlich bei der Zusammenstellung dieser Unterlagen angefertigt wurden. Die Materialien werden nach der Verfilmung des Kofferinhaltes wieder in die ursprünglichen Bestände eingegliedert und befinden sich dann zum Teil im Bundesarchiv und zum Teil in der Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR. Beide Behörden haben sich darauf geeinigt, alle früher im Koffer aufbewahrten Unterlagen zusammen zu verfilmen und den Film nach den für das jeweilige Material geltenden Benutzungsbestimmungen in beiden Häusern für die Benutzung bereit zu stellen. Der Bestand "Roter Koffer" existiert deshalb weiterhin als Film, auch wenn er in dieser Zusammenstellung nicht in einem Magazin vorhanden ist. Der Koffer selbst wird als Dauerleihgabe des Bundesarchivs von der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen verwahrt und bei Ausstellungen präsentiert.

Literatur:
Monika Kaiser, Machtwechsel von Ulbricht zu Honecker. Funktionsmechanismen der SED-Diktatur in Konfliktsituationen 1962-1972, Berlin 1997

http://www.argus.bstu.bundesarchiv.de/DS1F/index.htm

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