Ernst Bornemann hat zahlreiche Exponate aus der Welt der Spione zusammengetragen. In der Hand hält der Hobby-Forscher einen Foto-sniper. Diese portable Kamera mit großer Brennweite sei vor allem vom sowjetischen Geheimdienst eingesetzt worden. Foto: Hertzfeld Ernst Bornemann ist weder Historiker noch Politologe und dennoch steckt er voller Forschergeist.Der gebürtige Uelzener hat nach der politischen Wende die Grenze nach Sachsen-Anhalt überschritten und vor etwa sechs Jahren federführend die Osterburger „Forschungsgruppe Politik“ aufgebaut. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit ist die Staatssicherheit. Bornemann, Jahrgang 1963, nimmt nun verstärkt die Stasi-Kreisdienststellen Osterburg und Seehausen ins Visier. Die AZ hat mit dem Polkerner gesprochen.
Interview
Viele Menschen wollen nicht mehr über die Staatssicherheit reden. Warum machen Sie es dennoch?Ein großartiges politisches Motiv gibt es nicht. Ich habe mich schon immer für die Arbeit der Geheimdienste interessiert, ganz einfach. Schlapphüte und ihre viele Technik sind faszinierend. Mich hat es Anfang der 90er-Jahre beruflich in den Osten verschlagen. In meiner Freizeit gehe ich gern tanzen. Bei einer Veranstaltung der Osterburger Karnevalisten im Kreiskulturhaus bin ich meiner jetzigen Lebensgefährtin aufgefallen. Dass sie eine Stasiakte hat, wussten wir beide damals noch nicht.
Sie haben eine DDR-Bürgerin auf eine Idee gebracht?Der Antrag war kurz entschlossen gestellt. Meine Lebensgefährtin hatte Ende der 80er-Jahre eine Reise ins nicht-sozialistische Wirtschaftsgebiet (NSW) beantragt. Das rief die MfS-Kreisdienststelle und das Volkspolizei-Kreisamt Osterburg auf den Plan. Ihre Wohnung wurde durchsucht und ein Ermittlungsbericht gefertigt. In diesem finden sich Einschätzungen über Leumund, Hilfsbereitschaft, Arbeitsleistungen, dem Ansehen im Kollektiv, Mitgliedschaften in den Massenorganisationen, den sozialen und familiären Verhältnissen und zu kirchlichen Verbindungen. Ein Lehrerkollege wurde als IM auf sie angesetzt. Auch der Seehäuser SED-Parteisekretär der Polytechnischen Oberschule schrieb einen Bericht. Der Staat wollte unter anderem wissen, ob sie politisch gefestigt ist. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass meine Lebensgefährtin durch diese Geschichte offenbar keine Nachteile erlitten hat. Selbst der Inoffizielle Mitarbeiter mit dem Decknamen „Helmut Lange“ hat durchaus wahrheitsgemäß berichtet und sie nicht in die Pfanne gehauen.
Ist die Reise denn wenigstens genehmigt worden?Natürlich nicht.Weiter geht es hier:
https://www.az-online.de/altmark/osterb ... 45270.htmlWie man sieht, wurde dieser DDR Bürgerin eine Reise in den Westen
nicht gestattet.