Thoma Hollitzer wurde schon mit 16 überwacht
Verfasst: 6. Januar 2022, 15:57
Leipzig – Die Erinnerung an das Unrecht in der DDR nicht verblassen zu lassen, ist seine Lebensaufgabe. Jetzt zeigt Tobias Hollitzer (55), Chef der „Runden Ecke“, in BILD erstmals öffentlich Teile der Akten, die die Stasi über ihn anlegte.
Vor 30 Jahren, am 29. Dezember 1991, trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft. Hollitzer stellte seinen privaten Antrag auf Akteneinsicht erst 1994. Zehn Jahre später erhielt er die Dokumente.
„Wenn man aktiv war wie ich, musste es eine Akte geben. Das war mir klar. Ich selbst war bei der Stasi-Auflösung hier in Leipzig dabei und ein Kollege hatte in Säcken mit geschredderten Unterlagen den zerrissenen Deckel meiner OPK-Akte (Operative Personenkontrolle, d. Red.) gefunden. Die Recherche nach weiterem Material war also schwierig. Aber es fanden sich Durchschläge in anderen Akten. Als ich dann den dicken Aktenordner vor mir liegen hatte, war es sehr emotional – auch für mich.“
„Schon mit 16 Jahren war der aus einem christlichen Elternhaus stammende FDJ- und Jugendweihe-Verweigerer das erste Mal aktenkundig geworden. „An der Grenze zur damaligen CSSR wollte ich einen „Schwerter zu Pflugscharen“-Aufnäher nicht abnehmen. Das wurde direkt nach Leipzig gemeldet und eine Karteikarte angelegt. Das war der Anfang.“
„Vertreter“, wie er in den Akten heißt, wurde ab dem 22. November 1988 besonders aktiv beschattet – als Mitglied des „Christlichen Umweltseminars Rötha“, einer Gruppe von Menschen, die gegen die Umweltverschmutzung im Südraum kämpften und so aktiv auch die Wende forcierten. Man wollte u.a. sein „Persönlichkeitsbild präzisieren“ und die „Kontakte aufklären“. Ein IM „zur direkten Bearbeitung des H.“ sollte angeworben werden. Auch die „Vorbereitung einer konspirativen Wohnungsdurchsuchung“ wurde organisiert.
„Heute weiß ich, dass sie oft, aber nicht ständig hinter mir her waren“, sagt der Museumschef. „Das ist bedrückend und erfreulich zugleich. Sie konnten nicht alles überwachen.“
Was ihm noch heute Gänsehaut bereitet, ist eine schlichte Liste vom 9. Oktober 1989: „Eine Liste für die geplanten Isolierungslager, noch in der Nacht vor der großen Montagsdemonstration aktualisiert. An Platz 94 stand mein Name. Ich wusste damals, dass es brenzlig war, aber die ganze Dimension der Überwachung und Repression habe ich erst durch die Akteneinsicht für mich persönlich begriffen.“
Fotos dazu im nachstehenden Link:
https://www.bild.de/regional/leipzig/le ... .bild.html
Vor 30 Jahren, am 29. Dezember 1991, trat das Stasi-Unterlagen-Gesetz in Kraft. Hollitzer stellte seinen privaten Antrag auf Akteneinsicht erst 1994. Zehn Jahre später erhielt er die Dokumente.
„Wenn man aktiv war wie ich, musste es eine Akte geben. Das war mir klar. Ich selbst war bei der Stasi-Auflösung hier in Leipzig dabei und ein Kollege hatte in Säcken mit geschredderten Unterlagen den zerrissenen Deckel meiner OPK-Akte (Operative Personenkontrolle, d. Red.) gefunden. Die Recherche nach weiterem Material war also schwierig. Aber es fanden sich Durchschläge in anderen Akten. Als ich dann den dicken Aktenordner vor mir liegen hatte, war es sehr emotional – auch für mich.“
„Schon mit 16 Jahren war der aus einem christlichen Elternhaus stammende FDJ- und Jugendweihe-Verweigerer das erste Mal aktenkundig geworden. „An der Grenze zur damaligen CSSR wollte ich einen „Schwerter zu Pflugscharen“-Aufnäher nicht abnehmen. Das wurde direkt nach Leipzig gemeldet und eine Karteikarte angelegt. Das war der Anfang.“
„Vertreter“, wie er in den Akten heißt, wurde ab dem 22. November 1988 besonders aktiv beschattet – als Mitglied des „Christlichen Umweltseminars Rötha“, einer Gruppe von Menschen, die gegen die Umweltverschmutzung im Südraum kämpften und so aktiv auch die Wende forcierten. Man wollte u.a. sein „Persönlichkeitsbild präzisieren“ und die „Kontakte aufklären“. Ein IM „zur direkten Bearbeitung des H.“ sollte angeworben werden. Auch die „Vorbereitung einer konspirativen Wohnungsdurchsuchung“ wurde organisiert.
„Heute weiß ich, dass sie oft, aber nicht ständig hinter mir her waren“, sagt der Museumschef. „Das ist bedrückend und erfreulich zugleich. Sie konnten nicht alles überwachen.“
Was ihm noch heute Gänsehaut bereitet, ist eine schlichte Liste vom 9. Oktober 1989: „Eine Liste für die geplanten Isolierungslager, noch in der Nacht vor der großen Montagsdemonstration aktualisiert. An Platz 94 stand mein Name. Ich wusste damals, dass es brenzlig war, aber die ganze Dimension der Überwachung und Repression habe ich erst durch die Akteneinsicht für mich persönlich begriffen.“
Fotos dazu im nachstehenden Link:
https://www.bild.de/regional/leipzig/le ... .bild.html