Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 10. August 2016, 17:36

Staatsfeind... Weil man einem Menschen die letzte Ehre erweist? Besser kann man die eigene Krankheit nicht publizieren.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 10. August 2016, 17:51

Das würde ich noch nicht mal in Abrede stellen wollen.NUR,dass war nicht mein Thema,mein Thema war die nüchterne Beurteilung der Person Brüsewitz und die Bewertung seiner Tat und zwar nicht auf der Grundlage der Berichterstattung des ND sondern mittels der Zuhilfenahme von feststehenden und unstrittigen Fakten.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 10. August 2016, 17:59

karnak hat geschrieben:Das würde ich noch nicht mal in Abrede stellen wollen.NUR,dass war nicht mein Thema,mein Thema war die nüchterne Beurteilung der Person Brüsewitz und die Bewertung seiner Tat und zwar nicht auf der Grundlage der Berichterstattung des ND sondern mittels der Zuhilfenahme von feststehenden und unstrittigen Fakten.


Wo sind denn nun deine feststehenden und unstrittigen Fakten @Karnak? Ich kann sie nicht finden, statt desen sind damalige Beteiligte wie Karl-Adolf Zech für dich Spezialjournalisten! Du solltest diesen Spezialjournalisten ruhig mal lesen, dann würdest du folgende Aussage finden:

Brüsewitz fiel den staatlichen Überwachern bereits 1956 in Leipzig und später ah 1960 in Weißensee /Thüringen auf. Auch in Weißensee hatte er es mit Staatsvertretern zu tun, die ihm feindselig begegneten. Wie man den Stasi-Unterlagen leicht entnimmt, waren sie ihm geistig kaum gewachsen.5 Nur einer taucht immer wieder auf, der wohl verstand, worüber gesprochen wurde: der Geheime Stasi-Mitarbeiter (GM-, alte Nomenklatur für höherkarätigen IM) »Eckstein« - ein Pfarrer.

Brüsewitz verglich die örtlichen »1000-prozentigen Funktionäre« mit den »kleinen Hitlers« der Nazizeit, den Bürgermeister, ein arger Widersacher, nannte er einen alten Nazi. Die Stasi-Berichte zitieren immer wieder Aussagen wie die, dass die Kirche den Sozialismus überleben werde. Dem Bürgermeister kündigte er an, dass er eines Tages aufwachen werde und es gebe keinen Marxismus mehr. Ein IM-Bericht warnt, Brüsewitz wolle ein »frohes Jugendleben« in Weißensee aufbauen, um die Jugendlichen für die Kirche zurückzugewinnen, was er als seine Lebensaufgabe ansehe. 1962 resümierte die Stasi, es sei ihm gelungen, »einen großen Anhang von Jugendlichen und Schulkindern« für die Junge Gemeinde zu gewinnen. Er besuchte auch FDJ-Versammlungen, um dort junge Menschen anzusprechen.

Um seine Verhaftung vorzubereiten, wurde das Material 1964 an die Erfurter Stasi-Abteilung IX zur politischen und rechtlichen Einschätzung übergeben. Deren Antwort war wenig schmeichelhaft für die Ortsgewaltigen. Als »zumindest unklug« bezeichnet der Bericht die nach Brüsewitz' langem Kampf um eine Gewerbeerlaubnis für sein Schuhmacherhandwerk erteilte, ablehnende Antwort des Vorsitzenden des Rates des Kreises Sömmerda: »Wir kriegen Sie schon dahin, wohin wir Sie haben wollen.« - Ob er wusste, was er da sagte? IM-Pfarrer »Eckstein« empfahl jedenfalls, Brüsewitz solle den Gewerbeschein bekommen, denn beim Evangelisieren »stiftet er nur Unruhe, wird beschwerlich sowohl für die Kirche als auch. für den Staat«.

Der Bericht kritisiert auch, dass eine Analyse der Stimmung in der Bevölkerung fehle, und endet mit der Schlussfolgerung, dass Brüsewitz zunächst zu isolieren sei.6 Die »Analyse« wurde umgehend nachgeholt: Die ausgeschwärmten Informanten erwarteten, dass im Falle einer Inhaftierung von Brüsewitz hei der Bevölkerung »mit keinerlei negativen Reaktionen« zu rechnen sei - allenfalls bei kirchlich orientierten Bürgern. Im Oktober 1964 berichtete »Eckstein« von der Entscheidung des Superintendenten, dass Brüsewitz nicht mehr ohne Ausbildung evangelisieren solle.

Die Aufnahme eines Studiums am Predigerseminar Erfurt bewahrte Brüsewitz offenbar vor der geplanten Inhaftierung. Seine Vorlauf-Operativ-Akte wurde archiviert, weil die Stasi Sömmerda nun ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen konnte. Bevor das im März 1965 geschehen war, lieferte die Erfurter Stasi-Abteilung XX/4 noch einen Bericht: Der böswillige Schreiber war ein Mitseminarist, der eine Weile mit ihm das Zimmer teilte, der GM »Helmut«. War Brüsewitz' Empfindung falsch, er sei von Partisanen umgehen?...

Deine Thesen, ach nein Fakten sind nicht stimmig @Karnak. Der Mann war von Anfang an im Visier der Staatsmacht schon bevor er Pfarrer wurde...

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 10. August 2016, 18:46

Das seh ich auch so.
Wie man den Stasi-Unterlagen leicht entnimmt, waren sie ihm geistig kaum gewachsen.


Eigentlich sollte es nicht verwundern, wenn er nun verunglimpft wurde. Es konnte gar nicht anders sein.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Wosch » 10. August 2016, 20:33

karnak hat geschrieben:[grin] Ich lese was über den Mann in unverdächtigen Veröffentlichungen zu lesen ist ,alles das was solche wie dieser Journalist mittels der Kunst des Weglassens unterschlägt und benutze dann meinen gesunden Menschenverstande um unlogische und merkwürdige Verhaltensweisen in eine Logik zu bringen.Sollten meine logischen Schlüsse falsch sein kann man das gerne richtigstellen, aber nicht versuchen mittels immer gleichen Einsatzes von irgendwelchen Floskeln mich vorzuführen.Das macht auf mich nicht den geringsten Eindruck. [hallo]


Von Deinem "gesunden Menschenverstand" und Deiner "Logik" ist, genauer betrachtet, leider nicht viel zu erkennen.
Ich erkenne lediglich bei Dir den Hang zu Einem "antrainierten" tschekistischen Wunschdenken, gepaart immer mit dem Wunsch Deinen damaligen "Arbeitgeber" wegen Deiner eigenen Beteiligung an der Gaengelung und der Unterdrueckung der unmuendig gehaltenen Bevoelkerung, nicht so schlecht aussehen zu lassen.
Es tut manchmal weh Dich zu lesen.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 10. August 2016, 20:56

Wie schreibt Karl-Adolf Zech zu Oskar Brüsewitz im Abschnitt:
Nach der Wende

Die Öffnung der SED- und Stasiakten ermöglichte es, Einblicke in die politischen Zielvorstellungen, Taktiken und die Rezeption der Wirklichkeit der Herrschenden zu nehmen. Dabei wurde der Streit um die Rolle der Kirchenleitung im Fall Brüsewitz. neu entfacht. Wissenschaftlich präzises Arbeiten hätte erbringen müssen, wie eine herrschafts-bürokratische Sprache in ihrer Semantik zu hinterfragen und zu deuten ist.62 Bedauerlicherweise war das nicht immer der Fall63.

Bei diesem Nachwende-Streit sollte nicht vergessen werden: Oskar Brüsewitz war kein Held und kein Märtyrer im klassischen Sinne. Aber er hat etwas ausgelöst und Spuren hinterlassen, Folgen, die weder von ihm selbst beabsichtigt noch im Blick der Kirche waren. Geholfen hatte ihm dabei die - nicht nur in ihrer Sicherheitsdoktrin - letztendlich selbst-destruktive totalitäre Ideologie, gegen die er sich so aufgeregt zur Wehr setzte. Innerhalb der Kirche wurde manches richtig gestellt, die Diskussion um klare Aussagen neu entfacht, eine vorsichtige Öffnung zu anderen kritischen Teilen der Gesellschaft befördert. Merkte die SED, dass sie anders mit diesem für sie nicht fassbaren Gebilde Kirche umgehen muss? Viele führen das in seiner Wirkung umstrittene, aber von der Kirche lange eingeforderte Gespräch vom 18. März 1978 auch auf die Ereignisse um und nach Brüsewitz zurück. Zwar ließ die Volksbildung nie mit sich reden, aber die Zulassungspolitik musste gelockert werden - zugunsten eines größeren kritischen Potentials bei den besser Ausgebildeten. Wer wollte das gering achten angesichts der Aufgaben, die 1989 zu lösen waren?

62 Vgl. Ulrich Schröter: «Die Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz. Interpretationsregeln. Zum Umgang mit MfS- und SED-Schrifttum«, Zwie-Gespräch Nr. 16
(1993): auch in Horch und Guck 11/1994, S. 67-74.

63 Vgl. die unterschiedlichen Herangehensweisen und Sichten bei: Helmut Müller-Enbergs, Das Zusammenspiel von Staatsicherheitsdienst und SED nach der Selbstverbrennung des Pfarrers Oskar Brüsewitz aus Rippicha am 18. August 1976, BStU (Analysen und Berichte), Berlin, März 1993; ders. (Anm. 25); H. Schultze (Anm. 19); G. Besier (Anm. 33).

http://www.zechweb.de/ErTrafDenNerv.htm

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 10. August 2016, 21:04

Man sollte bei der Betrachtung des Falls Brüsewitz natürlich auch das Thema Kirche in der DDR im Hinterkopf haben, beides gehört zusammen und darf nicht getrennt werden, meine Meinung.

Mitte der achtziger Jahre diskutierte Bischof Gottfried Forck mit Vikaren aus der Landeskirche Berlin-Brandenburg über die Zukunft der Kirche in der DDR. Er beschrieb die Situation mit dem lateinischen Wort 'Resignatio' und einem Gleichnis aus der römischen Militärgeschichte:
Wenn die Übermacht der Feinde zu groß wurde und man sich ergeben wollte, kam der Befehl Resignatio. Die Standarten wurden zurückgezogen und das römische Heer gab die Stellung auf.

Er übertrug dieses Bild auf die Situation der Kirche in der DDR. Die immer stärker um sich greifende Resignation untern den Christen implizierte allerdings einen Widerspruch. Bischof Forck war der Ansicht, daß die Kirche in einer sicheren Burg sitzt und nicht einmal beachtet wird. Der Feind (SED-Staat) hat mit sich selbst zu tun und greift nicht an. Paradoxerweise zieht die Kirche gerade in dieser Situation ihre Fahnen (Signum) zurück und will die Burg aufgeben. Er sah es als Fehler an, daß sowohl Christen im Lande als auch Vertreter der Kirchenleitungen sich dem Staat ohne Not willfährig hingaben.

Am Ende der sogenannten "Kirche im Sozialismus" tat sich ein Graben auf, der Kirchenleitungen und Kirchenvolk in allen Landeskirchen trennte...

http://www.seggeluchbecken.de/kirche/ddr-kirche.htm

Ist aber eigentlich schon wieder eine andere Geschichte...
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 11. August 2016, 14:20

Dazu auch dieses:

Bild 10.8.2016

Bild
Sabine Stach: Vermächtnispolitik. Jan Palach und Oskar Brüsewitz als politische Märtyrer. Wallstein Verlag, Göttingen 2016. 511 S., 42,– €.

Vielschichtige Deutungsmuster

Die Selbstverbrennung von Jan Palach und Oskar Brüsewitz


Vor vierzig Jahren – am 18. August 1976 – fand die Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz vor der Michaeliskirche im sächsischen Zeitz statt. Der ostdeutsche Pfarrer wollte mit seinem drastischen Akt die Unterdrückung der Kirchen im Kommunismus im Allgemeinen und in den Schulen der DDR im Speziellen anklagen. Die Mystifizierung als christlicher Märtyrer, der in eine Reihe mit den Protagonisten der Bekennenden Kirche im „Dritten Reich“ gestellt wird, seine Viktimisierung als Verfolgter der Stasi und Opfer einer Kirchenführung, die sich durch den SED-Staat korrumpieren lässt, erfolgte vor 1989 vor allem in der Bundesrepublik. Hier wurde der Fall Brüsewitz parteipolitisch instrumentalisiert, zum Argument gegen die Entspannungspolitik der SPD/FDP-Regierung und als Sinnbild für den Unrechtscharakter des DDR-Regimes in Szene gesetzt.

Die Reaktionen auf den Protestsuizid in der DDR waren anders geartet: Zwar befürchtete die Stasi nach dem Tod von Brüsewitz unter anderem Auswirkungen auf die Opposition im eigenen Land: „Vom MfS werden in Abstimmung mit den örtlichen Partei- und Staatsorganen sowie den kirchenleitenden Organen entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um zu verhindern, dass die Beisetzung von Brüsewitz für feindlich negative Aktivitäten gegen die DDR missbraucht wird“, hieß es in einem Bericht vom 23. August 1976.

Die Angst von SED-Führung und Staatssicherheit, dass die Tat von Brüsewitz zum Mobilisierungsschub für die weitere Verstärkung der DDR-Opposition werden könnte, war allerdings größtenteils unbegründet. Einzig ein diffamierender Artikel im SED-Zentralorgan „Neues Deutschland“, der Brüsewitz als geisteskranken Querulanten diffamierte, führte zu einer Reihe von Protesten. Darüber hinaus bezogen sich einzelne Ausreisewillige auf den Pfarrer, indem sie mit einer Nachahmung der Tat drohten. Familie und Bekannte von Brüsewitz sowie die DDR-Kirche wehrten sich hingegen gegen alles, was einen Märtyrerkult begründet hätte.

Nach friedlicher Revolution und Wiedervereinigung waren es wieder vor allem Protagonisten aus der alten Bundesrepublik mit starkem Sendungsbewusstsein, die durch eine selektive und suggestive Quellenauswahl den Pfarrer aus Zeitz als Opfer von Stasi und Wegbereiter der friedlichen Revolution idealisierten. Gleichzeitig wurde der Fall instrumentalisiert, um mit dem Agieren der evangelischen Kirche in der DDR abzurechnen. Heute wird das „Fanal von Zeitz“ zumeist – auch von DDR-Bürgerrechtlern – in eine Reihe von Ereignissen des Jahres 1976 eingeordnet, die den Auftakt zu einem Erstarken der Opposition bildeten: zusammen etwa mit der Biermann-Ausbürgerung und der Unterzeichnung der KSZE-Schlussakte von Helsinki durch die DDR-Regierung.

Brüsewitz war nicht der Einzige im ehemaligen Ostblock, der mit dem Mittel der Selbstverbrennung ein politisches Fanal setzte. International bekannter ist der Fall des tschechischen Studenten Jan Palach, der sich im Januar 1969 auf dem Wenzelsplatz in Prag aus Protest gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings selbst anzündete. Anders als im Fall Brüsewitz wurde Palach sofort zum Helden und zur Symbolfigur. In den späten siebziger und achtziger Jahren wurde das Gedenken an Palach in oppositionellen Kreisen der ČSSR weiter gepflegt – auch als Kritik am Verhalten der schweigenden Mehrheit. Nicht zuletzt das tschechoslowakische Exil trug zur Märtyrisierung von Palach bei und etablierte ihn damit im internationalen Gedenken. Die samtene Revolution 1989 in der ČSSR wurde als die Vollendung des Vermächtnisses von Palach gesehen, und er selbst avancierte zum Nationalhelden, der er bis heute geblieben ist.

Sabine Stach hat in ihrer Studie [Dissertation - KP] Palach und Brüsewitz als Beispiele für politisches Märtyrertum im Staatssozialismus und Vermächtnispolitik bis ins Jahr 2013 untersucht. Sie erörtert die verschiedenen nationalen und transnationalen Diskurse, nimmt die diversen Akteure in den Blick und versucht, das vielschichtige Geflecht von Zuschreibungs- und Deutungsmustern nachzuvollziehen. So gelingt ihr eine Dekonstruktion von Mythen, Idealisierungen und Geschichtsbildern. Sie zeigt darüber hinaus die Problematik eines Aufarbeitungsparadigmas, das die Aktivitäten der kommunistischen Geheimpolizeien in den Mittelpunkt stellt. Wenn der Band auch einige Längen hat, so ist er dennoch ein wichtiger Beitrag zur dringend erforderlichen Historisierung der Geschichte des untergegangenen kommunistischen Herrschaftsbereichs.

Daniela Münkel
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. August 2016, 15:20

Wenigstens mal jemand der nicht nur Unsinn zu der Geschichte schreibt. Hoffentlich hast Du auch gelesen was da geschrieben steht. Bin nämlich jetzt irgendwie etwas verunsichert, dass ausgerechnet Du das hier einstellst. [flash]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 11. August 2016, 17:39

Zitat karnak:
Bin nämlich jetzt irgendwie etwas verunsichert, dass ausgerechnet Du das hier einstellst.


Deine Verunsicherung beruht einzig und allein auf Deiner Fehleinschätzung, dass es mir darum geht, im Recht zu sein. Desweiteren denke ich einmal, dass Du den Inhalt einfach anders deutest, als ich.
Auf jeden Fall, finde ich nichts darin, dass Deine willkürliche, sich permanent wiederholende Behauptung, Brüsewitz hätte seit Jahrzehnten physische Probleme, bestätigt.

Nirgends wird etwas über eventuelle physische oder psychische Probleme erwähnt. Den Nachweis bist Du darüber bis jetzt schuldig geblieben. Im Gegenteil wird der Diffamierungsversuch des MfS erwähnt, dessen Inhalt Du jetzt glaubst, ebenfalls dazu benutzen zu können, den Pfarrer zu diffamieren.

Übrigens, mich stört es nicht wenn Du anderer Meinung bist, aber es stört mich sehr, wenn Du fortwährend User, Zeitzeugen und Historiker, als unglaubwürdig versuchst einer ominösen Klientel zuzuordnen.

Wenn Menschen etwas erlebt haben, was Du nicht so erlebt hast oder nicht kennst, solltes Du es ( meiner Meinung nach ) einfach unterlassen, sie nach MfS - Art zu diffamieren.

Auf weitere interessante und erkenntnisreiche Diskussionen hoffend, wünsche ich Dir noch einen schönen Abend.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. August 2016, 18:05

Interessierter hat geschrieben:
Nirgends wird etwas über eventuelle psychische Probleme erwähnt.

Natürlich wird das erwähnt,er war deswegen sogar in Behandlung.Diverse Schicksalsschläge,auch diese werden erwähnt, haben ihn,einen vorher nicht sonderlich religiösen Menschen, in die Arme dieser Missionierer geführt ,die dürften auf dieser Grundlage ein leichtes Spiel mit ihm gehabt haben,auch die werden erwähnt.Das alles hat ihn in seinen persönlichen Feldzug geführt.
Ansonsten gab es diverse Kirchenvertreter die sich durchaus mit dem System DDR auseinandergesetzt und angelegt haben,aber doch nicht mit solch wundersamen Parolen und Aktionen bis hin zu einer Selbsttötung,was auch erwähnt wird.
Man möge mir bitte erklären wie rational und für einen gesunden Geist nachvollziehbar diese Vorgehensweise ist,bzw.war.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 11. August 2016, 18:23

karnak hat geschrieben:Natürlich wird das erwähnt,er war deswegen sogar in Behandlung.Diverse Schicksalsschläge,auch diese werden erwähnt, haben ihn,einen vorher nicht sonderlich religiösen Menschen, in die Arme dieser Missionierer geführt ,die dürften auf dieser Grundlage ein leichtes Spiel mit ihm gehabt haben,auch die werden erwähnt.Das alles hat ihn in seinen persönlichen Feldzug geführt.
Ansonsten gab es diverse Kirchenvertreter die sich durchaus mit dem System DDR auseinandergesetzt und angelegt haben,aber doch nicht mit solch wundersamen Parolen und Aktionen bis hin zu einer Selbsttötung,was auch erwähnt wird.
Man möge mir bitte erklären wie rational und für einen gesunden Geist nachvollziehbar diese Vorgehensweise ist,bzw.war.


Wo bitte werden diese Behandlungen erwähnt und wo werden diese Schicksalsschläge aufgelistet? Welche Missionierer? Bitte mal die Quellen dazu! Wenn man deine Erklärung so liest, war der Brüsewitz also ein Opfer von irgendwelchen Missionaren, welche ihn mittels Gehirnwäsche in den Wahn getrieben haben! Könnte fast einem Maßnahmenkatalog der Abt. XX (war doch die Abteilung für Kirchenfragen) entnommen sein. Ist es nicht eher so, wie es immer war in der DDR. Wer nicht auf der großen Parteilinie daherkam, war verdächtig und wenn er Pech hatte kam er in die Mühlen des MfS?
In einer Hinsicht kann ich dich ja verstehen @Karnak. Für dich, als in der DDR sozialisierten Menschen, zu einer sozialistischen Persönlichkeit erzogen, natürlich ohne religiösen Hintergrund, dann durch die Partei gestählten Menschen war das Vorgehen des Oskar Brüsewitz wirklich nicht nachvollziehbar! Übrigens bist du da kein Einzellfall...
Aber dass ist schon wieder eine andere Geschichte

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 12. August 2016, 10:58

pentium hat geschrieben:
Wo bitte werden diese Behandlungen erwähnt und wo werden diese Schicksalsschläge aufgelistet? Welche Missionierer? Bitte mal die Quellen dazu! Wenn man deine Erklärung so liest, war der Brüsewitz also ein Opfer von irgendwelchen Missionaren, welche ihn mittels Gehirnwäsche in den Wahn getrieben haben! Könnte fast einem Maßnahmenkatalog der Abt. XX (war doch die Abteilung für Kirchenfragen) entnommen sein.

Genau so, das bringt es auf den Punk,ich wollte den Begriff"Gehirnwäsche" nur nicht verwenden und Nee ,dass ist kein Maßnahmeplan der XX, dass sind die Fakten. Schöngefärbt nennt man dieses Vorgehen Bekehren,Missionieren,Evangelisieren,Seelenfischen, ein typisches Sektenvorgehen, Menschen in Not und in tiefer Verunsicherung finden,von denen gefunden werden weil sie nach Hilfe suchen und zu "fischen".
Ich habe nach dem"Zusammenbruch" noch ca.10 Jahre in einem typischen DDR-Neubaugebiet gewohnt"Am Schlaatz". Ich hatte dort regelmäßig von Bibelforschern Besuch die sich genau dort ihre"Fische" erhofften,besonders wenn jemand um 10.00 Uhr vormittags die Tür aufmacht,von meiner Arbeitssituation,dass ich um die Zeit meine Arbeit schon hinter mir habe,konnten sie nicht wissen.Sie haben wohl eher vermutet ich bin irgendeine arme Sau in misslicher Lebenssituation. Was soll ich sagen,ich habe die Diskussionen jedes mal genossen,für die Bibelforscher hat es mir allerdings immer leid getan,sie sind doch recht verunsichert und verstört gegangen. [flash]
Nun weiß ich nicht warum ich mich immer wieder mit meinen Hinweisen wiederholen muss,aber bitte schön,zu Brüsewitz bei Wiki:
"1954 zog Brüsewitz unter dem Eindruck des Scheiterns seiner Ehe fluchtartig nach Weißenfels in die DDR und bekehrte sich dort unter dem Einfluss seiner Gastfamilie zum Christentum(was das für Nasen waren,ich ahne es,würde gerne mehr zu denen erfahren,aber das wird mir"verweigert",ich kann mir schon denken warum.Jedenfalls war das der "Einstieg" des Mannes in die Rolle des zukünftigen "Widerstandskämpfers")
Kurz darauf bewarb er sich an der Predigerschule Wittenberg,musste aber wegen schwerer psychosomatischer Erkrankung die Ausbildung abbrechen.......Nach erneuter Krankheit zog die Familie,Brüsewitz hatte wieder geheiratet,1960 nach Weißensee.In Weißensee nahm Brüsewitz aktiv am Gemeindeleben teil.Besonders seine ungewöhnlichen Werbeaktionen für die Evangelisation verursachten Konflikte,nicht nur mit Staatsvertretern,sondern auch mit Mitgliedern des Gemeindekirchenrates,dem auch er angehörte.Zudem lehnten ihn einige Amtsbrüder wegen seiner unkonventionellen Methoden ab.Die Kirchenleitung legte Brüsewitz die Versetzung in eine andere Pfarrstelle bzw. Übersiedlung in den Westen nahe."
Wer den gesamten Text lesen will dürfte ihn ohne große Probleme finden,da ja selbst ich ihn gefunden habe. [grin]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Kumpel » 12. August 2016, 12:16

Die evangelische Kirche hat nun aber nicht allzuviel mit dieser Sekte der Biebelforscher gemein und sie schickt auch keine Missionare los um Klinken zu putzen und Seelen zu fischen.
Den Pfarrer Brüsewitz mit dieser Sekte in Verbindung zu bringen entspricht eher den Vorgaben der Richtlinie 1/76.
Um die Situation der ev. Kirche in der DDR und den Kampf der Stasi von Anbegin an gegen die ev. Kirche etwas besser nachvollziehen zu können sei folgendes Buch empfohlen: http://www.suchdireinenzweitenmann.de/
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 12. August 2016, 12:42

Kumpel hat geschrieben:Die evangelische Kirche hat nun aber nicht allzuviel mit dieser Sekte der Biebelforscher gemein und sie schickt auch keine Missionare los um Klinken zu putzen und Seelen zu fischen.
Den Pfarrer Brüsewitz mit dieser Sekte in Verbindung zu bringenkönnte doch glatt wieder der Richtlinie 1/76 entspringen.
Um die Situation der ev. Kirche in der DDR etwas besser nachvollziehen zu können sie folgendes Buch empfohlen: http://www.suchdireinenzweitenmann.de/


Richtig! Wenn man dann noch weiß, für was der Fisch im Christentum steht, dann kann man auch den Begriff des "fischens" besser einordnen und hier nicht von typischen Sektenvorgehen schreiben!

Das Symbol des Fisches ist eines der ältesten Symbole für Jesus Christus und zugleich geheimes Erkennungszeichen der ersten Christen. Aus Angst vor Verfolgung zeigten sie mit diesem Zeichen: Wir gehören zu Jesus Christus. Auf Griechisch heißt Fisch „ICHTHYS“. Die einzelnen Buchstaben dieses Wortes können jeweils den Anfang eines neuen Wortes bilden. Zusammen entsteht daraus ein kurzes Glaubensbekenntnis:
IESOUS CHRISTOS THEOU YIOS SOTER = Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser. Heute ist das Zeichen ein beliebter Autoaufkleber. Hintergrund des Symbols ist das Wort Jesu an Petrus und Andreas: „Kommt her, folgt mir nach! Ich werde euch zu Menschenfischern machen“ (Matthäus 4,19). Demnach sind Christen Menschen, die wie Fische im Wasser (der Taufe) schwimmen.

Entschuldigung ich schweife ab. Das typische Sektenvorgehen klingt aber wie aus einem Lehrbuch der Juristischen Hochschule des Mfs oder könnte aus anderem Lehrmaterial stammen? Mal davon abgesehen ist weder die evang. noch die kath. Kirche eine Sekte.
@Karnak dein Wissen stammt aus der Wiki. Oder irre ich mich da! Nun weiß man aber wer so in der Wiki schreibt und man das dort geschriebene nicht immer auf die wissenschaftliche Goldwaage legen kann.
Und dann sollte man sich mal mit psychosomatischer Erkrankung beschäftigen und mir ist es ein Rätsel wie man darin, also in diesem Krankheitsbild die Ursache für die Selbstverbrennung zu erkennen!
Was das bekehren betrifft also das O.B. zum Glauben gefunden hat (mir fällt keine bessere Formulierung ein) sollte man etwas Spiritualität ins Spiel bringen oder mal die Lebensgeschichte des großen Reformators Luther lesen, der Anfang reicht, also bis zu der Stelle mit dem Gewitter.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 12. August 2016, 14:05

(was das für Nasen waren,ich ahne es,würde gerne mehr zu denen erfahren,aber das wird mir"verweigert",ich kann mir schon denken warum.


Und ich dachte immer, dass du heute etwas sorgfältiger deine Schlüsse ziehst. Hat man doch auf der JHS gelernt, oder nicht? Du musst an die Sache mal unbedarfter, verständnisvoller rangehen, nicht als Hauptmann des MfS, dann klappts. [wink]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 12. August 2016, 14:28

Kumpel hat geschrieben:Die evangelische Kirche hat nun aber nicht allzuviel mit dieser Sekte der Biebelforscher gemein und sie schickt auch keine Missionare los um Klinken zu putzen und Seelen zu fischen.

Das weiß ich schon und ein in Verbindung bringen war gar nicht meine Absicht,es war nur ein kleines"Zückerli" nebenbei aus meinem persönlichen Erleben zu dem Thema.Das was man Evangelisierung im Christentum nennt ist in der praktischen Arbeit dieser Religion vielleicht etwas aus der Mode gekommen, aber von "energischen" Anhängern dieser Religion doch noch ab und an praktiziert,auch dazu habe ich ein paar persönliche Erfahrungen, unter anderem sogar in diesem Forum [grin] .Aber Fragen dazu sind überflüssig, [mundzu] ich werde mich dazu nicht äußern,ich nutze diese Erfahrungen nur um Dinge besser zu verstehen.
Und wenn diese ganzen Dinge die bei Wiki zu Brüsewitz stehen nicht stimmen, dann sind meine Thesen natürlich hinfällig.Es ist aber verwunderlich, dass das nun ausgerechnet in dem Fall so sein soll,dass man sich ausgerechnet zum Brüsewitz dort"Bösartigkeiten" aus den Fingern gesaugt hat.Aber ich erinnere bei passender Gelegenheit daran,dass man dort so viel Unsinn verbreitet. [grin]
Ach so, und was die psychosomatischen Erkrankungen angeht,ein gestörtes Verhältnis von Seele und Körper, man könnte da schon ein paar Rückschlüsse zu einer davon betroffenen Personen ziehen.Es fällt mir übrigens schwer zu glauben,dass der Mann wegen psychosomatischer Rückenschmerzen seine Ausbildung an dieser Predigerschule abbrechen musste.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 12. August 2016, 14:36

augenzeuge hat geschrieben:
Und ich dachte immer, dass du heute etwas sorgfältiger deine Schlüsse ziehst. Hat man doch auf der JHS gelernt, oder nicht? Du musst an die Sache mal unbedarfter, verständnisvoller rangehen, nicht als Hauptmann des MfS, dann klappts. [wink]
AZ

[grin] Wie schon gerade angesprochen,neben dem was ich auf der JHS gelernt habe,habe ich in meinen fast 60 Lebensjahren auch ein paar praktische Erfahrungen sammeln können,auch was das Thema von Missionierungsversuchen angeht und die decken sich durchaus mit dem was ich dort gelernt habe. Und ich bin weniger oberflächlich wie man vielleicht manchmal zu glauben meint,ich bin ein guter Beobachter und Analyst wenn es mir wichtig ist,aus das habe ich DORT gelernt und so war diese Schule nicht völlig umsonst. [flash]
Ich nehme das ja auch niemand übel, es ist für einen Anhänger einer Ideologie der die so richtig ernst nimmt und lebt auch durchaus legitim,ich benenne solche Aktivitäten nur als existierende und praktizierte.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 12. August 2016, 14:48

karnak hat geschrieben:Und wenn diese ganzen Dinge die bei Wiki zu Brüsewitz stehen nicht stimmen, dann sind meine Thesen natürlich hinfällig.Es ist aber verwunderlich, dass das nun ausgerechnet in dem Fall so sein soll,dass man sich ausgerechnet zum Brüsewitz dort"Bösartigkeiten" aus den Fingern gesaugt hat.Aber ich erinnere bei passender Gelegenheit daran,dass man dort so viel Unsinn verbreitet. [grin]
Ach so, und was die psychosomatischen Erkrankungen angeht,ein gestörtes Verhältnis von Seele und Körper, man könnte da schon ein paar Rückschlüsse zu einer davon betroffenen Personen ziehen.Es fällt mir übrigens schwer zu glauben,dass der Mann wegen psychosomatischer Rückenschmerzen seine Ausbildung an dieser Predigerschule abbrechen musste.


Im Zusammenhang mit Wiki wollte ich nur darauf hinweisen, dass die Wiki in wissenschaftlichen Kreisen nicht zitier-fähig ist, außerdem sollte man schon ein paar Quellen mehr lesen um sich ein genaues Bild zu machen, seltsam ist auch, dass man Zeitzeugen fällig ignoriert, kann ich verstehen, weil ja Klassenfeind (OPK). Nun mal zu den psychosomatischen Erkrankungen, ja ein gestörtes Seele und Körper. Ich kann dir gerne ein paar Leute mit dieser Erkrankung vorstellen @Karnak. Mal sehen ob du dann immer noch Rückschlüsse auf diese Personen ziehen kannst.
Oder anders gesagt, weil du von Rückenschmerzen geschrieben hast, du gehst mit eben diesen Schmerzen von Arzt zu Arzt und jeder sagt, Herr Karnak sieh sind völlig gesund, organisch ist an ihrem Rücken nichts zu finden! Nur du hast diese Schmerzen und dann hilft eben nur noch eine Therapie, eben als Patient mit psychosomatischer Erkrankung.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 12. August 2016, 15:08

Ich will mich hier auch nicht als Wissenschaftler betätigen, ich bin nur an diesen Dingen interessiert und ich habe vor ein paar Jahren festgestellt, die die vor 30 Jahren zu meiner Gegnerschaft zählten, die uns vorgeworfen haben ,mit voller Berechtigung übrigens, dass wir in unserem Sinne die Welt erklären,Geschichtsklitterei betreiben,, tun das jetzt jetzt selbst,manchmal mit atemberaubendem Eifer. Dem habe ich dem Kampf angesagt, ich lasse euch das nicht durchgehen wie ihr uns das habt nicht durchgehen lassen,ich weiß heute,dass solche Geschichtsklitterei immer der falsche Weg ist.Ich habe eigentlich nichts davon,EIGENTLICH geht mir der ganze alte Mist lange am A.. vorbei,aber irgendwie,bei dem Thema,die olympische Idee ,das ist mir schon wichtig. [flash]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 12. August 2016, 15:59

Karnak, du sollst auch nichts durchgehen lassen. In diesem Fall kannst du jedoch nichts erreichen. Es zählt nicht, was der Mann 20 Jahre vor dem Suicid gemacht hat, es zählten die Wechselverbindungen zum MfS, zum Staat, wie sich die SED in die Bildungspolitik einmischte, seine Probleme zur Kirche, deren Haltung zur SED, all das in der Gesamtheit, wirkte in den letzten Monaten. Es war dieses marxistisch-leninistische Menschenbild und die kommunistische Erziehung der Kinder, einschließlich des Wehrkundeunterrichtes, gegen das Brüsewitz aufbegehrte. Sprach er nicht nur das aus, was viele Menschen dachten?

Erst die Erfolge von Brüsewitz lassen das MfS aktiv werden.
Brüsewitz’ Missions-Eifer und seine einfallsreichen, nie langweiligen Gottesdienste führen bald wieder zu einem lebhaften Gemeindeleben. Brüsewitz erwirbt sich den Ruf, eines "Pfarrers, mit dem man reden kann".


Anbei ein paar Stationen, die zu seinem Entschluß führten...:

Brüsewitz ist ein kämpferischer Pfarrer, für ihn gibt es kein Taktieren mit der politischen Obrigkeit, kein Nachgeben in Glaubensfragen, keine Kompromisse.


Folgen für sich und die Familie:

Ein Jahr nach seinem Dienstbeginn in Rippicha erhält der Stasi-IM "Romeo", eine Mitarbeiterin der Kirche, zusammen mit anderen IM den Auftrag, Brüsewitz zu bespitzeln.
Im Herbst 1970 kommt es zu einer Zuspitzung: Der Rat des Kreises droht dem Superintendenten, daß ein Ermittlungsverfahren wegen "Staatsverleumdung und Hausfriedensbruch" gegen Pfarrer Brüsewitz eingeleitet werden könnte. Es wäre auch möglich, Brüsewitz in eine Nervenklinik einzuliefern ...


Wer glaubt denn, dass das MfS so eine Angst vor einem Kranken hatte?
1974 wird speziell zur "operativen Kontrolle des Pastors Brüsewitz" der IM "Willy Koch" in Droßdorf geworben. Sie soll ausspionieren, welche Menschen aus dem Dorf Verbindungen
zu Brüsewitz haben, "welche Aktivitäten Brüsewitz entfaltet, welchen Einfluß er auf wen hat". Ein weiterer IM, "Hans Richter", soll Brüsewitz dazu bewegen, freiwillig die DDR zu
verlassen.


Und der Führungs-IM "Gerhard" klärt nicht nur den Gemeindekirchenrat Zeitz-Aue und vor allem den Brüsewitz eng verbundenen Pfarrer Meckel auf, sondern soll gezielt "Wahrheiten, Unwahrheiten und Gerüchte über den Lebenswandel" verbreiten. Auch anonyme Briefe an die Kirchenleitung gehören zum Repertoire der Stasi, um Brüsewitz und seinen Amtskollegen das Leben schwer zu machen.


Auch die älteste Tochter von Brüsewitz wird von der SED "abgestraft": Obwohl sie das beste Zeugnis hat, darf sie nicht die Erweiterte Oberschule besuchen.


Er organisiert 1976 Bibelwoche und ein Fussballspiel für die Jugendlichen und verspricht denjenigen, die die meisten Freunde mit zur Bibelstunde bringen, die mitgebrachten Tiere: zwei
Lämmer und einen Hahn. Sowas geht in der DDR gar nicht, die VP zerschlägt und beendet das Vorhaben. Warum eigentlich? Vielleicht weil er ein Talent hat, Menschen zu begeistern, was ihm die SED neidet?

Im DDR-Staatssekretariat für Kirchenfragen wurde in dieser Zeit eine "heftige Polarisierung der kirchlichen Kräfte" festgestellt. Deshalb wurde im Juli 1976 angeordnet, in allen kirchenpolitischen Fragen künftig so zu entscheiden,"daß die vernünftigen Kräfte gestärkt und reaktionäre geschwächt werden". In diesem Licht muß der zunehmende Druck auf die Kirchenleitung gesehen werden, Brüsewitz aus Rippicha zu entfernen.

Wie lief die Tat ab?

Auf der Kreuzung vor der Zeitzer Michaelskirche hält er an, stellt zwei Plakate erst an das Auto, dann auf das Dach, damit sie besser zu sehen sind ("Funkspruch an alle: Die Kirche in der DDR
klagt den Kommunismus an! Wegen Unterdrückung in Schulen an Kindern und Jugendlichen"). Aus zwei Meter Entfernung prüft er, wie die Plakate wirken. Passanten bleiben stehen, um die Plakate zu lesen, Kunden und Verkäuferinnen aus den Geschäften ringsum kommen zur Tür oder auf die Straße. Auch ein Oberstleutnant des Volkspolizei-Kreisamtes eilt herbei.
Da greift Brüsewitz zu der 20-Liter-Milchkanne, die er mitgebracht hat und übergießt sich mit Benzin. Ein Streichholzstrich, und 3 bis 4 Meter hohe Flammen schlagen hoch. Nicht nur der Pfarrer in seinem Talar, auch das Heck des Autos brennen lichterloh. Menschen rufen um Hilfe, ein beherzter Mann stürzt herbei, um Brüsewitz den brennenden Talar vom Leibe zu reißen. Doch der läuft brennend an der Kirche vorbei, auf die Superintendentur zu, während die Glocken für eine Beerdigung zu läuten beginnen. Ein vorbeikommender Soldat stellt ihm ein Bein, so daß er fällt, ein Busfahrer versucht, mit einer Decke die Flammen zu löschen. Doch die Decke fängt Feuer, erst kurz bevor die Feuerwehr kommt, können die Flammen erstickt werden. Die ebenfalls erschienenen Volkspolizisten bringen als erstes die Plakate weg, der CDUKreissekretär hilft ihnen dabei — niemand soll die Texte lesen. Aus dem Geschäft gegenüber bringt jemand einen Stuhl und setzt den fürchterlich verbrannten Pfarrer Brüsewitz darauf, der noch bei vollem Bewußtsein ist: "Er sah uns wortlos an, blickte von einem zum anderen mit seinem verbrannten Gesicht, die gelblich pergament-farbenen Hände in seinem Schoß". Noch weitere sechs lange Minuten vergehen, bis der Krankenwagen kommt. Etwa 300 Menschen sind Zeugen des Fanals geworden, das Oskar Brüsewitz setzen wollte. Jetzt sehen sie, wie er aufsteht und selbst zum Krankenwagen geht. Dann vertreibt die Volkspolizei alle vom Kirchvorplatz. Die Nachricht verbreitet sich blitzschnell in Zeitz, doch "es war totenstill in der Stadt.

Nichts regte sich mehr", erinnert sich die Journalistin Dorothea Landmann. Für die SED-Führung war das Flammen-Zeichen des Pfarrers Oskar Brüsewitz die "schlimmste Provokation" seit dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953. Nicht nur in Zeitz, auch in Ost-Berlin, Halle und Magdeburg bricht bei SED und Stasi Hektik aus. Mit allen Mitteln wird versucht, die Tat geheim zu halten: Die Kirche und die Familie werden von der Stasi eingeschüchtert, jeder Hinweis auf das Geschehene getilgt. Daß das Flammenzeichen von Zeitz ein "Politikum" war, konnte niemand bestreiten. Und weil es für die DDR entlarvend war, wollte die SED es unter allen Umständen totschweigen.

Todeskampf und Beerdigung....siehe Link:
http://www.theopenunderground.de/@pdf/s ... /fanal.pdf

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 12. August 2016, 16:10

Gegendarstellung der Kirchenleitung.....zu den Artikeln in den Zeitungen der Deutschen Demokratischen Republik, dort ist Pfarrer Brüsewitz von Anfang an als ein nicht zurechnungsfähiger Mensch dargestellt worden. Wir haben dazu in unserem "Wort an die Gemeinden" vom 21.8.1976 Stellung genommen...

Seite 21...
http://www.theopenunderground.de/@pdf/s ... /fanal.pdf

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 12. August 2016, 16:28

Ein Zitat aus Stasi-Überwachung der Evangelischen Kirche der
Kirchenprovinz Sachsen


Beilage
Zum Amtsblatt 1/96 der Ev. Kirche der Kirchenprovinz Sachsen

Zitat:
Die Einschätzung, die das Konzeptionspapier der Abt. XX der BV Magdeburg des MfS von 1981 bietet, klingt dagegen dramatisch: „Die Evangelische Kirche der KP Sachsen hat sich unter dem Einfluß der derzeitigen Kirchenleitung zu der reaktionärsten Landeskirche der DDR entwickelt ... Die vorliegenden Erkenntnisse lassen den Schluß zu, daß der Klassengegner versucht, seine entsprechend der von ihm verfolgten Langzeitkonzeption vorgetragenen Angriffe gegen den realen Sozialismus in der DDR über eine spezifisch klerikale Variante der Inspirierung und Organisierung der politischen Untergrundtätigkeit umzusetzen. Dabei wird vom Klassengegner der Umstand zielgerichtet genutzt, daß die Kirche in der DDR die einzige legal vorhandene Basis zur Durchsetzung seines Langzeitprogramms ist."

Nach einer ausführlichen Darlegung der verschiedenen Wirkungsbereiche der Kirche wird resümiert: „Die negativen Kräfte innerhalb der Kirchenprovinz Sachsen haben gegenwärtig die höchsten Leitungsfunktionen inne und bestimmen gegenwärtig die kirchenpolitische Linie in der Kirchenprovinz. Ausgerüstet mit einer langfristigen
Strategie, eingebettet in das Langzeitprogramm reaktionärer imperialistischer Kreise, steht unserer gesellschaftlichen Entwicklung ein konzeptionell arbeitender Gegner mit einer gesellschaftlichen Einflußsphäre als Basis gegenüber. Damit stellt die Evangelische Kirchenleitung einen potentiellen Gegner des sozialistischen Staates dar, der aktiv an der Inspirierung und Organisierung der politischen Untergrundtätigkeit mitwirkt." (Interessant ist, daß das Exemplar der Akte der BV Halle am Rand ein Fragezeichen hat - ob der Abteilungsleiter des MfS doch Zweifel an dieser Dramatisierung hatte??)

Besonders kritisch wird vermerkt, daß Bischof Krusche hohes Ansehen in den Kirchen der DDR, insbesondere aber des Westens besitze; daß wahrscheinlich Propst Heino Falcke seine Nachfolge antreten werde und damit auch für die kommenden 13 Jahre mit einer negativ-feindlichen Prägung der Kirchenleitung zu rechnen sei; daß
die vorsichtige Differenzierung der politischen Äußerungen der Kirchenleitung in Wirklichkeit den Anspruch enthalte, zu wichtigen staatlichen Prozessen (kommunistische Erziehung der Jugend, Erziehung zu sozialistischer Lebensweise) ein Mitspracherecht wahrzunehmen. Die daraus abgeleiteten Aufgabenstellungen bedeuten eine
Intensivierung der MfS-Arbeit:

-„Isolierung und Bekämpfung der die Entwicklung unserer Gesellschaft schädigenden konzeptionellen feindlichen Tätigkeit und Ideologie der reaktionären Kräfte der Evangelischen Kirchenleitung.
- Differenzierung, Zersetzung der politisch-negativen Kräfte innerhalb der Magdeburger Kirchenleitung durch Neutralisierung dieser Kräfte, durch Lancierung loyaler Kräfte in kirchlich bedeutsame Positionen.
- Ständige allseitige Aufklärung der Mitglieder der Kirchenleitung zur Schaffung von Ansatzpunkten von Beeinflussungs- und Zersetzungsmöglichkeiten.
-Zielgerichtete Erweiterung der inoffiziellen Basis in politisch-operativen Schwerpunkten wie Synoden, Kirchenleitung, Konsistorium Magdeburg, ESG und EAk Magdeburg.
- Verhinderung von Konfrontation seitens der Evangelischen Kirchenleitung mit dem Staat, auf der Grundlage inoffizieller Offensivmaßnahmen und eines engen Zusammenwirkens mit dem Staats- und Parteiapparat ..."
Dieser Maßnahmeplan enthält zugleich ein Wunschbild: Durch die Verstärkung der „inoffiziellen Basis" soll versucht werden, auf Personalentscheidungen Einfluß zu nehmen - obwohl doch festgestellt wurde, daß die feindlich-negativen Kräfte in der Kirchenleitung die Linie bestimmen. Das Hauptziel hat sich in Wirklichkeit minimalisiert: Es soll verhindert werden, daß durch offensive Aktionen der Kirchenleitung der DDR geschadet wird...

Quelle:
http://www.ekmd.de/attachment/aa234c91b ... +EKKPS.pdf

Feinbild stand fest...nur mal so als Beispiel wie gefährlich die Kirche war, also für die DDR! Wobei, wer hat sich eigentlich solche Formulierungen ausgedacht wie in diesem Maßnahmeplan der XX...?

...
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 12. August 2016, 17:05

augenzeuge hat geschrieben:Gegendarstellung der Kirchenleitung.....zu den Artikeln in den Zeitungen der Deutschen Demokratischen Republik, dort ist Pfarrer Brüsewitz von Anfang an als ein nicht zurechnungsfähiger Mensch dargestellt worden. Wir haben dazu in unserem "Wort an die Gemeinden" vom 21.8.1976 Stellung genommen...

Seite 21...
http://www.theopenunderground.de/@pdf/s ... /fanal.pdf

AZ

Wir werden uns da nicht einig,was die wirkliche Rolle dieses Mannes angeht. Für mich war er ein bekennender Feind des Staates,bei all seiner Begabung für die Seelsorge,er hat keine Gelegenheit ausgelassen dem Stachel zu locken,er wollte den Krieg gegen das System und hat ihn geführt und bekommen ,mit aller Konsequenz. Was hätte er von einem atheistischen Staat erwarten wollen,das er klein beigibt? Wie auch immer,die letzte Konsequenz dieser Selbstverbrennung,bei allen Gegenaktionen des Staates ,es war die Reaktion eines Menschen der seine eigene Rolle wohl erheblich überbewertet hat,es war kein Fanal,es war die Bereitschaft eines Menschen den angestrebten Sieg über den Feind mit jeder persönlichen Konsequenz zu erlangen.In der Situation in der er und seine Kirche sich befand maßlos überzogen ,eine Reaktion die man als"verwirrend"ansehen kann,zumindest empfinde ich das so.
Und was das eingestellte Schreiben angeht,wer es wirklich unbedarft liest, der müsste sich eigentlich zu ein paar Umständen der Geschichte Gedanken machen die nicht unbedingt so weit von meinen entfernt sind.
Und dann ist mir bei den "Verstehern" der Tat noch der Name Filbinger aufgestoßen, dass der vom Kampf gegen den Bolschewismus begeistert war ist mir schon klar,ein Marinerichter der bis 45 Todesurteile wegen Desertation von der glorreichen deutschen Wehrmacht gesprochen hat, zumindest den Namen dieser Figur hätte ich weggelassen. Es ist bezeichnend für die unwürdige Instrumentalisierung dieses Falles aus Richtung Westen,was man im Osten befürchtet hat und"vorsorglich" reagieren wollte.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 12. August 2016, 18:18

karnak hat geschrieben:er wollte den Krieg gegen das System


Ich sehe das anders. Das System hat ihn erst zum Feind werden lassen. So wie es das bei sehr vielen gemacht hat, denen dann dort das Leben zu eng wurde. Ich weiß, wovon ich rede. Ja, ich hatte das in jungen Jahren schon begriffen.

Warum war es ein Problem, wenn der Mann eine Bibelstunde macht und ein Fussballspiel organisiert? Warum muss man aus der Begeisterung der Jugendlichen automatisch eine feindliche Einstellung zum Staat ausmachen und sofort mit Gewalt eingreifen? Man hätte es zulassen können. Karnak, es waren diese Dinge, welche Feinde erst generiert haben.

Eins hast du bisher immer falsch betrachtet. Das System hätte nichts verloren. Nur gewonnen, wenn es gezeigt hätte, dass man die Jugendlichen akzeptiert, welche sich der Kirche zuwenden wollten. So viele wären es nie geworden, aber auch hier lies das System eine Integration nicht zu. Diese Respektlosigkeit gegenüber dem freien Denken der Menschen, das permanente Anmaßen zu sagen, was gut ist, was nicht gedacht werden darf und jegliche Abweichler nicht nur zu bekämpfen bis man gewonnen hatte, sondern sie als Feind nachträglich zu zersetzen, all das hat das System zerstört. Der Umgang der DDR mit der Kirche hat diese Menschen erst in die Enge getrieben, sie wurden nie als Feind geboren. Das musst auch du begreifen. [wink]

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Spartacus » 12. August 2016, 18:23

Ich will mich da gar nicht groß einmischen, möchte aber zwei Aspekte zu bedenken geben.

1) Selbstverbrennungen sind auch in Tibet immer wieder an der Tagesordnung, um gegen die chinesische Besatzung zu protestieren.

2) Aktuell werden alle islamistischen Attentäter als Geisteskranke hingestellt, die zumeist sogar in psychiatrischer Behandlung waren.

Nun ja ......

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 13. August 2016, 17:40

augenzeuge hat geschrieben: Man hätte es zulassen können. Karnak, es waren diese Dinge, welche Feinde erst generiert haben.


Sicher,dass ist nicht von der Hand zu weisen, es war ein grundsätzliches Übel, eine besondere Form von Unfähigkeit in sehr vielen Fällen und trotzdem war dieser Fall ein Besonderer. Es war einfach ein Mann der mit Sicherheit in jedem System angeeckt wäre,dort wäre aber dem System das sehr wahrscheinlich am A... vorbeigegangen,man hätte ihn unter Umständen als Spinner abgetan und in Ruhe sein Ding machen lassen,ein unschlagbarer Vorteil eines pluralistischen Systems das ich durchaus anerkenne und schätzen gelernt habe, nicht mehr missen möchte,
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 13. August 2016, 17:55

Zitat karnak:
Es war einfach ein Mann der mit Sicherheit in jedem System angeeckt wäre


Wieder eine von Deinen zahlreichen Behauptungen/Vermutungen und Unterstellungen. Der Gedanke, dass der Pfarrer nur in der Diktatur des SED - Regimes aneckte oder es evtl. auch in anderen Diktaturen getan hätte, ist Dir natürlich fremd. [denken]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Dr. 213 » 13. August 2016, 19:20

Wenn sich so viele Stasileute um diesen einen Mann "gekümmert" haben sogar nach dem Tod, so ist mir das Beweis genug,
daß dieser mutige Mensch eine Ikone des Widerstandes gegen das System DDR war. Darum gebührt ihm Ehre und Anerkennung.
Der Versuch, ihn in die Bekloppten- Schublade einzuordnen, klingt auch für mich nach Lehrbuchmäßiger Zersetzung durch das MfS.

Das eine Selbstverbrennung aus rationalen Gründen abzulehnen ist, das ist auch meine Meinung dazu. Er hätte lebend weitaus
nützlicher im Kampf gegen das kommunistische Regime wirken können. Diese meine Bewertung erfolgt freilich aus der recht sicheren
Beobachter- Perspektive eines später Geborenen.
Der Pfarrer wird von der Richtigkeit seines Handelns überzeugt gewesen sein. Es war seine Entscheidung.

Karnak's Ansichten zu dem Fall mögen etwas erschreckend sein, aber auch er kann alte Denkmuster nicht so einfach ablegen.
Es wurde damals ein sehr intensives Rotlicht verteilt. Alles aus Richtung Kirche war feindlich und das hatte man einfach zu hassen.

Herzlichst
Dr. 213
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 06:11

Dr. 213 hat geschrieben:Es wurde damals ein sehr intensives Rotlicht verteilt. Alles aus Richtung Kirche war feindlich und das hatte man einfach zu hassen.

Herzlichst
Dr. 213

Aber davon weist Du doch nun wirklich gar nichts,dass hat man nun wieder Dir erzählt und Dich damit"bestrahlt" und natürlich war dem atheistischen Staat die Kirche ein Dorn im Auge und der Kirche der atheistische Staat, wie hätte denn das auch anders sein sollen,es blieb also nur etwas wie friedliche Koexistenz.Das man die vor hat zu brechen,dass hat der vom Prinzip immer misstrauische Staat natürlich immer vermutet und befürchtet,dass war ja auch nicht ganz unbegründet und deswegen immer beäugen lassen,aber zumindest solange das kirchliche Leben gewähren lassen wie man sich auf das beschränkt hat.Gleichzeitig hat man ziemlich sauer reagiert wenn von einzelnen Vertretern der Kirche diese Grenze der Koexistenz überschritten wurde und das hat man immer wieder getan,zumindest aus Sicht des Staates. Und ein Pfarrer Brüsewitz fühlte sich nun mal berufen ganz vorne an dieser Front mit zu mischen. Ich hasse den Mann nicht,ich nehme nur mir bekannte Fakten her, und zwar nicht die aus dem ND, und ziehe daraus Schlüsse, nicht mehr. Natürlich können die falsch sein und man kann mich da jederzeit gerne widerlegen,berichtigen und aufklären,aber doch bitte nicht mit der alten abgenutzten ,einfallslosen Platte, ich leide immer noch unter dem Rotlicht und kann mein altes Denken nicht ablegen,dass ist doch nun wirklich lächerlich.
Ich habe das gestern erst wieder im praktischen Leben durch,ich bin nach Marienborn gefahren,im Wesentlichen weil der Bahndamm 68 dort hin wollte und obwohl ich eine anstrengende Nacht in den Knochen hatte. Es wurden dort durch die Führung zwei anwesende Gruppen benannt,die dort abgefertigt wurden und die ihre Erinnerung haben und die,die diesen Ort nie zu Gesicht bekommen haben.Ich habe es mir nicht nehmen lassen zu erwähnen,dass es noch eine dritte Gruppe gibt,nämlich die,die sich an dem Ort sehr gut auskennt und um dem Affen auch richtig Zucker zu geben habe ich mich gleich noch als Hauptmann aD. des MfS vorgestellt,ein Zucken in einigen Gesichtern war nicht zu übersehen [flash]
Das sich die Führung an dem Ort nicht sonderlich gut auskennt will ich nicht ausweiten und ich wusste das ja schon,aber auch da habe ich die Gelegenheit genutzt bei passenden Gelegenheiten zu erklären und richtig zu stellen,wenn man es auch EIGENTLICH und erkenn und spürbar nicht hören wollte. Dort nun,Auge in Auge, hatten die mit dem Zucken im Gesicht nicht mal dem Mut aufgrund meiner vorgelegten Erklärungen mir wenigstens altes Denken wegen der Rotlichtbestrahlung zu unterstellen, geschweige denn meine Aussagen einleuchtend zu widerlegen, obwohl ich das eigentlich gewünscht und erhofft habe. Was soll ich nun davon halten,außer, das es für mich enttäuschend ist?
Und noch nebenbei und wenn es auch nichts mit dem Thema zu tun hat,ich habe,nachdem die Führung vorbei war,noch mal den Kontakt zu der Führerin gesucht,unter vier Augen sozusagen,ich wollte einfach ergründen warum man dort ganz offensichtlich VORSÄTZLICH solchen Unsinn erzählt.Um es an 2 Beispielen konkret zu machen zum Maßnahmeplan"Kairo" und den,an einer Güst verfügbaren 2 West PKW. Eine an und für sich nette alte Dame die ein teures Hobby pflegt,sie reitet, wollte sich dafür etwas dazu verdienen, hat sich also um den Job beworben. Ansonsten ist sie zu der Geschichte dort völlig unmotiviert.Man hat ihr eine Broschüre in die Hand gedrückt,sie hatte sie bei und mir gezeigt.Die hatte sie vom Prinzip auswendig zu lernen und dort abzulassen.Ich habe ihr was zu dem Inhalt ihres Heftchen erklärt,sie vermittelte den Eindruck,dass ihr das meine einleuchtet,ob sie es weiterverbreitet weiß ich nicht,ich vermute eher nicht, denn dann wäre sie wohl ihren Job los und das Geld für einen neuen Sattel.Dann hatte sie keine Zeit mehr,der Ministerpräsident war eingetroffen und da wollte sie unbedingt hin,vielleicht erhoffte sie ein üppiges Büfett, so wie damals in unserer Kantine,zumindest wird das auf den dort aushängenden Tafeln so erklärt und ich bekomme jetz noch Sodbrennen wenn ich an die Buletten denke. [flash] Da man mir gleichzeitig zu einem anderen Zeitpunkt dort erklärt hat,Zeitzeugen als Führer an diesem Ort die dort mal gearbeitet haben sind von Seiten der Stiftungsführung"nicht erwünscht",was soll ich nun auch davon halten? UND,ich sage es nochmal,was mich betrifft,DASS lasse ich EUCH nicht durchgehen. [flash]
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