Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 16. Juni 2010, 22:18

Das Fanal von Zeitz / Pastor Brüsewitz verbrennt sich aus Protest gegen SED-Regime

Aus dem Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/der-protestant/737712.html

In Zeitz, einer Stadt in Sachsen-Anhalt, übergießt sich am 18. August 1976 der Pfarrer Oskar Brüsewitz mit Benzin und zündet sich an. Es ist sein letztes Zeichen im Kampf für die Freiheit des Glaubens.Hinterher, als der Rußfleck auf dem Kirchplatz von Zeitz langsam verblasste, da haben sie alle versucht, ihre eigene Wahrheit über Oskar Brüsewitz zu finden. Ein Verrückter, der seine fünf Sinne nicht beeinander hatte. Ein Verzweifelter, der keinen Ausweg wusste. Ein Mutiger, der im Kampf gegen den Unrechtsstaat sein Leben opferte.

Keine Minute lang hatte Oskar Brüsewitz, 47, Pfarrer aus Rippicha, auf dem Kirchplatz von Zeitz gebrannt. Sekunden, die seine Freunde nicht loslassen, die seine Familie schmerzen. Sekunden, die das System DDR in Aufruhr bringen.

Rippicha, ein kleines Dorf nahe Zeitz, im südlichsten Zipfel von Sachsen-Anhalt. Ein paar Häuser, Wiesen mit Schierlingskraut, ein Weiher. Und eine Kirche. An ihrer Mauer erinnert ein Schild an Oskar Brüsewitz, auf dem Friedhof an der Kirche leuchten rot und weiß die Blumen auf seinem Grab. Im Giebel des dahinter liegenden Hauses ist ein kleines Loch, dahinter hatte die Stasi eine automatische Kamera installiert. Man musste doch wissen, wer das Grab eines Staatsfeindes besuchte, jetzt hätte es längst geklickt. Ein Foto für die Akten.
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So ist der Kirchhof ein Wegweiser auf der Suche nach der Geschichte des Oskar Brüsewitz: Zu seinen Freunden, die wie das Schild sein Andenken bewahren wollen. Zur Stasi, die ihn über den Tod hinaus beobachtete. Und zu seiner Frau, die die Blumen auf dem Grab pflegt.

Viel ist geredet und geschrieben worden über Oskar Brüsewitz, Akten, Bücher, Artikel. Doch hier, auf dem Sofa im backsteinernen Pfarrhaus von Rippicha, wo man ihm am nächsten ist, bleibt es still. 76 Jahre ist Christa Brüsewitz alt, eine zarte Frau mit weißem Pagenschnitt und lebhaften Augen. Über ihren Mann und über den Tag, an dem er nicht wiederkam, möchte sie nicht mehr sprechen. Einen unvorstellbaren Schmerz trägt sie in sich, seit 30 Jahren, sie möchte ihn nicht hervorholen.

Sie hat ja auch schon erzählt, wie es war, an diesem Mittwoch im August, Freunden, Journalisten. Und der Stasi, fünf Stunden lang, beim Verhör noch am selben Tag. Wie ihr Mann morgens in den Garten ging, alle Rosen abschnitt, sie in der Wohnung verteilte. Wie er sie umarmte und fragte, ob sie ihn liebe, und sie dann mit den Töchtern frühstückten, ausgiebig, es waren ja Ferien.

Dann fuhr er los.

„Gegen 10.20 Uhr fuhr der PKW `Wartburg 311- Camping`, Farbe hellgrau, (…) vor der Michaeliskirche ein“, notierte die Volkspolizei. „Der PKW war an beiden Vordertüren nicht firmengerecht mit der in schwarzer Farbe ausgeführten Aufschrift Evangelische Kirche Rippicha versehen.“ Oskar Brüsewitz stieg aus und stellte Schilder an den Wagen: „Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an! Wegen Unterdrückung in Schulen an Kindern und Jugendlichen“. Einige hundert Schaulustige hatten sich versammelt, als er eine Milchkanne aus dem Auto nahm, sich mit Benzin übergoß und seinen Talar mit einem Streichholz in Brand setzte. Etwa 20 Meter lief er über den Platz, dann erst konnten Umstehende mit einer Decke das Feuer löschen. Vier Tage später erlag er in einem Krankenhaus seinen schweren Verbrennungen. Die Stasi ließ seine Frau nicht mehr zu ihm.

Eine sandfarbene Säule steht heute auf dem Kirchplatz in Zeitz, dort, wo Oskar Brüsewitz sich verbrannte. Tod durch Selbstverbrennung, in Saigon protestierte so ein Mönch 1963 gegen den Vietnamkrieg, in Prag 1968 ein Student gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings. 300 Grad ist eine Benzin-Stichflamme heiß, in wenigen Sekunden versengen Haare und Nägel, die Haut verbrennt, wird gelbgrau und lederartig hart. Durch den Flüssigkeitsverlust werden die Blutgefäße porös, das Gewebe schwillt an, die gestörte Durchblutung lässt Herz, Leber und Nieren versagen.

Was muss passieren, dass sich einer entscheidet, so aus dem Leben zu gehen?

Es muss das Ende einer traurigen Geschichte sein. Doch wenn man die fragt, die Oskar Brüsewitz kannten, dann erzählen sie von einem humorvollen Mann, zu Streichen aufgelegt, charmant. Manchmal lachen sie beim Erinnern laut auf, so wie Dietmar Meckel, der damals Pfarrer in der Nachbargemeinde war. Eine seiner liebsten Geschichten ist die: In einer Zeitungsanzeige lud Oskar Brüsewitz ein in die „geheizte Kirche“. „Die Leute fragten sich: Wieso hat die Kirche plötzlich eine Heizung?“, sagt Meckel, und dann erklärt er lachend, wie Oskar morgens den Bäcker rausklingelte, ihn um eine Gasflasche bat, zuhause den Gasherd abmontierte und in die Kirche stellte. Richtig warm wurde es zwar nicht, aber die Kirche war voll. „Ich sagte damals immer: Das ist ein echter Brüsewitz!“

Rippicha ist die erste Pfarrstelle von Oskar Brüsewitz. Er ist gelernter Schumacher, schon in den 50er Jahren beobachtet ihn die Stasi, als er Bibelschriften ins Schaufenster seiner Werkstatt legt und mit christlicher Jugendarbeit beginnt. 1964 bewirbt sich Brüsewitz bei der Erfurter Predigerschule, es ist sein zweiter Versuch. Diesmal wird er aufgenommen.

40 Jahre ist er alt, als er 1969 mit seiner Familie nach Rippicha kommt. Er renoviert Pfarrhaus und Kirche eigenmächtig, Anträge sind nicht seine Sache. In einem Brief an die westdeutsche Partnergemeinde bittet er um 20 Meter Linoleum für die Kirche, „Fußbodenbelag ist hier so gut wie gar nicht zu bekommen.“ Und er berichtet stolz über die ersten Erfolge, 50 Personen kämen jetzt manchmal sonntags in den Gottesdienst.

Der neue Pfarrer, der Hühner und Schafe hält, kommt gut an in der ländlichen Gemeinde. Er klingelt an jede Tür, „wenn jemand nicht in die Kirche kommt, dann muss ich zu ihm gehen“. Morgens steigt er früh den Kirchturm hoch, nimmt zwei Glocken in jede Hand und bindet sich die dritte ans Bein, läutet, oft länger und mehrmals am Tag. Er baut ein Kreuz aus Neonröhren, drei Meter 60 hoch, zwei Meter breit. In Rippicha herrscht die Kirche, das soll jeder sehen, hoch oben am Kirchturm leuchtet das Kreuz über die Felder. Die Partei schaltet sich ein, schließlich bittet die Kirchenleitung ihren Pfarrer, das Kreuz abzumontieren. Brüsewitz weigert sich, „solange der Sowjetstern überall leuchtet, solange bleibt auch mein Kreuz!“

Denn für Kompromisse ist Oskar Brüsewitz nicht zu haben, der Kommunismus ist für ihn das Reich der Finsternis, in dem sein Kreuz hell strahlen soll. In einer Welt, in der „zwischen Licht und Finsternis ein mächtiger Krieg“ tobt, will er für Gott, seinen „General“, „die Front stürmen“, schreibt und sagt er immer wieder. Die militärische Sprache sei seine Art gewesen, das Verhältnis der Kirche zur übermächtigen SED zu kennzeichnen, sagt Dietmar Meckel, „ich redete anders, aber es war ein Kampf, das wusste jeder.“

Die sozialistische Indoktrinierung der Jugend stört Brüsewitz, er baut einen Spielplatz, organisiert Kinderfeste, spielt mit den Kindern Fußball. Fröhlich sieht er dabei auf Fotos aus, ein hagerer Mann mit zerzausten blonden Haaren, „ein ungestümer Pfarrer mit wilden Kindern“, erinnert sich ein Berliner Freund. Der Lehrer im Ort schaut frustriert zu, „die Pionierorganisation hatte es nicht leicht“, berichtet er später, „weil Pastor Brüsewitz mit seinen recht einfachen Methoden die Jugend besser begeistern konnte als wir mit all unseren Doktrinen“.

1974 steht vor der Schule das Schild „25 Jahre DDR“, Brüsewitz kontert mit „2000 Jahre Kirche Jesu Christi“. „Freitag habe ich unsern Trabbi geputzt und die Tage vorher Plakate beschrieben“, schreibt Tochter Dorothee 1975 an eine Freundin. „Neulich stellte die SED ein Schild auf (in unserem Nachbargarten), ich malte eins, wir stellten es genau davor in unseren Garten, gut was?“

Seine Familie unterstützt ihn, und sie spürt die Konsequenzen. 1975 macht Esther Brüsewitz den besten Schulabschluss im Kreis Zeitz, zur Oberschule wird sie nicht zugelassen, eine Stelle als Gleisbauarbeiterin bietet man dem schmalen Mädchen an. Weinend sitzt Esther in der Klasse, „siehst du“, sagt ihr Lehrer nur, „wenn dein Vati dich gelassen hätte, wäre dein Lebensweg ein anderer.“

IM „Willy Koch“ und IM „Romeo“ berichten über den aufmüpfigen Pfarrer, die Polizei bricht seine Fußballspiele ab, nimmt ihn mit auf die Wache, die Stasi schickt anonyme Briefe an die Kirchenleitung. Einen, der gegen den Kommunismus predigt und sie lächerlich macht, kann die SED nicht dulden, schon gar nicht im Wahlkreis von Erich Mielke. Und dass Brüsewitz mit seinen Aktionen nicht hinter Kirchenmauern bleibt, sondern mit Pferdewagen und Plakaten auch nach Zeitz fährt, ist für die Partei eine offene Provokation: Ein Eindringen in den öffentlichen Raum, den sie doch allein für sich beansprucht.

Mehrfach drängt der Staat die Kirchenleitung, Brüsewitz aus dem Amt zu entfernen. Die Kirche steht hinter ihm, doch auch für sie ist der Pfarrer nicht einfach. „Seine theologische Auffassung“, sagt Harald Schultze, damals Konsistorialrat in Magdeburg, vorsichtig, „war schon eher am Rand dessen, was innerhalb unserer Kirche verkündet wird, so eine Übersteigerung passt eigentlich nicht in unser Verständnis von Glaube und Weltbild“.

In Rippicha zeigen die Zersetzungsmaßnahmen der Stasi Wirkung, die Gottesdienst-Besucher werden weniger, die Härte der Staatsorgane gegenüber ihrem Pfarrer schreckt ab. Und soviel Freude Brüsewitz` Aktionen auch verbreiten, ihr Kern ist doch ein ernster Appell: Wenn du an Gott glaubst, verstecke dich nicht hinter Parteiabzeichen, wenn du an Gott glaubst, steh auf und bekenne dich, sonst bist du nichts als ein „Gesinnungslump“. Oskar Brüsewitz hat kein Verständnis dafür, dass sich die Masse nicht zu ihrem Glauben bekennt. „Doch als Pfarrer“, sagt Dietmar Meckel, „muss ich manchmal auch Erbarmen mit denen haben, die mir nur heimlich auf die Schulter klopfen.“

Ende 1975 wird der sture Pfarrer auch für die Kirche zum Problemfall. Die Kirchenleitung hatte „das Gefühl, dass es keinen Zweck hat, den Staat so zu reizen“, sagt Harald Schultze, „es schaffte nur unnötige Aggression“. Man beschließt, ihm einen Stellenwechsel zu empfehlen, einen Neuanfang. Ende Juli spricht der Propst mit Brüsewitz, er scheint mit dem Wechsel einverstanden, doch innerlich hat er aufgegeben, fühlt sich von der Kirche verlassen. Er verkauft sein Vieh und organisiert keine Veranstaltungen mehr, gegenüber IM „Willy Koch“ erwähnt er, „dass es nichts mehr bringt.“

Dann, am 18. August 1976, fährt Oskar Brüsewitz nach Zeitz.

Gleich nach seinem Fanal schlagen die staatlichen Stellen Alarm. Die Stasi entwirft mehrere „Maßnahmepläne“ und startet eine „operative Postkontrolle“, ein Beobachtungsstützpunkt gegenüber dem Pfarrhaus erfasst, wer die Familie Brüsewitz besucht, Post von Familie und Freunden wird überwacht.

Die SED fordert die Kirche auf, sich von ihrem Pfarrer zu distanzieren. Horst Dohle, damals Büroleiter des Staatssekretärs für Kirchenfragen, beschreibt die Interessenlage der Partei heute so: „Die SED, der DDR-Staat konnten und wollten sich nicht im Vorfeld der Belgrader KSZE-Nachfolgekonferenz als Staat christlicher Märtyrer vorführen lassen.“ Die Kirche, so der „Maßnahmeplan“, soll erklären, dass es sich bei Brüsewitz „um eine Person handelt, die nicht im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte ist“. Diese Unterstellung weist die Kirche zurück, doch eine offene Konfrontation mit dem Staat will sie vermeiden. Es ist die Zeit des Wandels durch Annäherung, schrittweise und durch Pochen auf die Grundfreiheiten, zu denen sich die DDR seit der KSZE in Helsinki 1973 bekannt hat, will man eine Liberalisierung vorantreiben.

Nach Brüsewitz´ Tod fordern viele Pfarrer ein klareres Bekenntnis der Kirche zu der Tat ihres Pfarrers. Harald Schultze gehörte mit Manfred Stolpe, damals Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR, zu denen, die eine Konfrontation zwischen Kirche und Staat ablehnten: „Das hätte uns automatisch als Staatsgegner gebrandmarkt und uns jeder Handlungsmöglichkeit beraubt“, sagt er. Der Vorwurf, die Kirche hätte sich damit mutlos zum Kumpan des Staats gemacht, ärgert ihn noch heute.

Nach zwei Tagen erfahren die Medien im Westen vom Fall Oskar Brüsewitz, das ZDF filmt bei der Beerdigung, an der mehrere hundert Menschen teilnehmen. Die SED reagiert mit einer Verleumdungskampagne, deren Gipfel ein Artikel im „Neuen Deutschland“ ist. Dort wird dem „Pfarrer, der nicht alle fünf Sinne beisammen hatte“ unter anderem unterstellt, „bei einem Fußballspiel mit Kindern weniger angehabt (zu) haben als eine Unterhose“. „Ob er unter seinem General“, heißt es, „Gott oder den BND verstand, wollen wir hier nicht näher erörtern.“

Diesmal protestiert auch die Kirchenleitung entschieden, in einem „Brief an die Gemeinden“ widerspricht sie den Verleumdungen. Die SED verhindert den Abdruck des Briefes in der Presse. Erich Honecker bezeichnet ihn als einen der „größten konterrevolutionären Akte gegen die DDR“.

In den Gemeinden kommen sich kirchliche und politische Opposition langsam näher. „Wir sagten damals ja oft: Man müsste mal, man sollte eigentlich“, sagt Dietmar Meckel, „Oskar hatte ganz einfach etwas gemacht“. Freunde beginnen, in Kirchenkreisen Informationen über Brüsewitz zu verteilen, ihre Wohnungen werden durchsucht, aber sie agieren im Schutzraum der Kirche. Andere, die einen Protestbrief gegen den Artikel im „Neuen Deutschland“ schreiben, werden verhaftet, verurteilt und schließlich von der Bundesrepublik freigekauft.

Das Grab von Oskar Brüsewitz in Rippicha liegt abseits der anderen Gräber, rechts einen kleinen Kieselpfad hinunter, fast verdeckt von einer mächtigen Eibe, ein Kreuz aus Metall mit einem lächelnden Christus. Die ersten Spatenstiche hat er selbst kurz vor seinem Tod getan, hier wollte er liegen. In der Selbstmörderecke. Dabei sei sein Tod kein Selbstmord gewesen, sagen Freunde, sondern vor allem sein letztes Zeichen für den christlichen Glauben in einem atheistischen Staat. Und doch, sagt Dietmar Meckel, wird es auf die Frage nach dem Warum nie eine endgültige Antwort geben, „wenn man an Oskar denkt, dann müssen Fragen offen bleiben“.

Offene Fragen und Widersprüche, eine sandfarbene Säule auf dem Kirchplatz von Zeitz, ein rostiger Kinderspielplatz in Rippicha, eine schweigende Frau auf dem Sofa, ein Schild an der Kirchmauer für den „Kämpfer gegen das Unrecht“. An die Geschichte eines Unbequemen zu erinnern fällt anscheinend schwer. Erst vor ein paar Wochen, fast siebzehn Jahre nach der Wende, enthüllte Rainer Eppelmann, Vorsitzender der „Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“, das Schild an der Kirche. Eine Revolution wie die von 1989 habe immer viele Väter und Mütter, sagte Eppelmann, selbst Pfarrer zu DDR-Zeiten. Einer davon, einer der Urväter, sei Oskar Brüsewitz.
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Hans-Peter
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Edelknabe » 16. Juni 2010, 22:43

Hans-Peter, kann ich dir doch nicht ganz...aus dem Weg gehen. Der unten angehängte Textauszug aus deinem Anfangstext, zumindest der erste Satz erinnert mich doch stark an meinen Text über deinen Freund Michael Gartenschläger.
Wie schrieb ich so sinngemäß: " Und dann kam Michael, und mit ihm hatte nun Keiner, nicht Einer in Ost und West gerechnet".
Den könnte man jetzt erweitern auf, und dann.....kam Oskar Brüsewitz mit seinem Selbstmord.Es liegt mir fern, diesem Menschen etwas unterstellen zu wollen, es geht mir um den Satz" Es ist die Zeit des Wandels....durch Annäherung,...usw.
Eine gute Nacht ins Forum.

Rainer-Maria

Es ist die Zeit des Wandels durch Annäherung, schrittweise und durch Pochen auf die Grundfreiheiten, zu denen sich die DDR seit der KSZE in Helsinki 1973 bekannt hat, will man eine Liberalisierung vorantreiben.

Nach Brüsewitz´ Tod fordern viele Pfarrer ein klareres Bekenntnis der Kirche zu der Tat ihres Pfarrers. Harald Schultze gehörte mit Manfred Stolpe, damals Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR, zu denen, die eine Konfrontation zwischen Kirche und Staat ablehnten: „Das hätte uns automatisch als Staatsgegner gebrandmarkt und uns jeder Handlungsmöglichkeit beraubt“, sagt er. Der Vorwurf, die Kirche hätte sich damit mutlos zum Kumpan des Staats gemacht, ärgert ihn noch heute.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 16. Juni 2010, 22:48

Die Verleumdung von Brüsewitz im "Neuen Deutschland"

Voller Menschenverachtung und unter übelster Verdrehung der Tatsachen "berichtete" das SED-Zentralorgan "Neues Deutschland" über die Selbstverbrennung und das Leben von Pfarrer Brüsewitz am 31. August 1976, nachdem das Thema nicht mehr verschwiegen werden konnte. Im gleichen Wortlaut (unter der Überschrift "Schamlose Hetze mit menschlichem Versagen") publizierte auch das Zentralorgan der Ost-CDU, "Neue Zeit", die Verleumdungen. Das Autorenkürzel "A.Z." (Agentur Zentralkomitee) deutet übrigens darauf hin, daß der Artikel direkt von der SED-Spitze kam.

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden

"Du sollst nicht falsch Zeugnis reden. Daran zu erinnern gibt es heute mehr denn je Anlaß. Doch jene, die dieses Wort verkünden und danach handeln sollen, schweigen betreten, oder sie reden falsch Zeugnis. Dazu gehört bedauerlicherweise die Leitung der Evangelischen Kirche der Bundesrepublik Deutschland. In einer ihrer jüngsten Verlautbarungen in der Angelegenheit des "Pfarrers" Brüsewitz mischte sie sich nicht nur grob in die inneren Angelegenheiten der DDR ein, sie verdrehte auch die Tatsachen. Der Selbstmord eines "Pfarrers", der nicht alle fünf Sinne beisammen hatte, durch Selbstverbrennung soll nicht nur dazu dienen, einen Märtyrer gegen den Kommunismus hochzustilisieren, sondern er wird auch zum Anlaß genommen, die gesellschaftliche Entwicklung in der Deutschen Demokratischen Republik wider besseres Wissen zu verleumden.

Wir haben bislang aus Gründen des Takts davon abgesehen, im Detail zu beschreiben, wer dieser "Pfarrer" Brüsewitz eigentlich war und wie er sein Amt betrieb. Angesichts der Bösartigkeit bundesrepublikanischer Kirchenfürsten ist eine solche Zurückhaltung nicht länger am Platze. Die Tatsachen sprechen für sich.

Brüsewitz, Jahrgang 1929, erlernte in der BRD den Beruf eines Schusters. Damit sei nichts gegen die Schuster gesagt, das ist ein ehrenwerter Beruf. 1953 kam Brüsewitz zum erstenmal aus der BRD in die DDR und ging wieder zurück. 1960 verließ er Weib und Kind und siedelte erneut in die DDR über. Nur die Rücksichtnahme auf seinen engen Kontakt zur Kirche hielt die DDR-Behörden davon ab, ihn wieder dorthin zurückzuschicken, wo er herkam. In der DDR studierte der Schuster von 1964 bis 1969 Theologie, wurde Vikar im Kreis Bitterfeld und danach Pfarrer in der Gemeinde Droßdorf-Rippicha. Ob er durch sein Studium seine Bildung erhöhte, mag man bezweifeln. In seltsamer Auslegung christlicher Lehr- und Leitsätze beschimpfte er Andersdenkende als "Gesinnungslumpen".

Ob er unter seinem General, zu dem er heimkehren wollte, Gott oder den BND verstand, wollen wir hier nicht näher erörtern. Seine Handlungen entsprachen sehr oft mehr den Geschichten von Karl May als den Geboten der Kirche. So stieg er beispielsweise während eines Hochwassers auf einen Traktor und verkündete die "Sintflut", die die Gottlosen vernichten werde. Im März 1976 fuhr er mit seinem Trabant durch den Kreis Hohenmölsen, am Auto die Losung "Funkspruch an alle – Der liebe Gott wohnt heute in Wildschütz, um 16 Uhr spricht zu euch der Pfarrer Brüsewitz." Im PKW führte er zwei Lämmer und einen Hahn mit, die er als Prämie demjenigen bot, der die meisten Kinder zu der Veranstaltung mitbringt. Ebenfalls im März 1976 soll er bei einem Fußballspiel mit Kindern weniger angehabt haben als eine Unterhose.

Gelegentlich spannte er sein Auto vor Pflug und Egge oder auch ein Pferd vor seinen Trabant, in dem er des öfteren mit Sturzhelm zu fahren pflegte. Als das Tier verendete, suchte er vergebens zur Verbrennung seines toten Gauls das Krematorium in Anspruch zu nehmen. Dafür trat er bei einer Beerdigung bewußt auf die Schleifen der niedergelegten Kränze, weil sie der letzte Gruß für den Toten von den Kollegen einer Genossenschaft waren. Zu beliebiger Tag- und Nachtzeit läutete er die Glocken seines Gotteshauses, dessen Turm er mit einem Kreuz aus Neonröhren dekoriert hatte. Während des Gottesdienstes ließ er Tiere durch die Kirche laufen, beim Erntedankgottesdienst Kaninchen vom Altar hüpfen. Im Sommer 1976 fuhr er mit einem Leiterwagen durch die Lande, an dem Losungen mit ominösen Ernteprognosen angebracht waren. In Anbetracht dieser krankhaften Verhaltensweisen und der geschilderten makabren Umstände war Brüsewitz schon lange – auch von Mitgliedern seiner Gemeinde und von Amtsbrüdern – als "ungewöhnlich", ja anormal und als geisteskrank bezeichnet worden.

Alle diese Tatsachen, die der Leitung der Evangelischen Kirche in der Bundesrepublik nicht unbekannt sind, werfen die Frage auf, was die Kirchenleitung der Bundesrepublik bewogen hat, für Brüsewitz – um die "Bild"-Zeitung zu zitieren – als "Streiter für die Freiheit der unterdrückten Kirche in der DDR" einzutreten. Er soll ein Zeichen gesetzt haben. Religiöse Motive können es nicht gewesen sein. Denn das Recht auf freie Religionsausübung ist durch die Verfassung unserer Republik garantiert und wird tagtäglich praktiziert.

Der Bund der Evangelischen Kirche in der DDR zählt rund 4.000 Pfarrer, die Katholische Kirche hat über 1.300 Seelsorger. An sechs Universitäten gibt es Sektionen für Theologie. Allein von der evangelischen Diakonie werden 52 Krankenhäuser mit 7.000 Betten, 87 Heime für Behinderte, 280 Alters- und Pflegeheime mit 11.000 Plätzen sowie 112 Erholungsheime, 23 Kinderheime, 328 Kindertagesstätten mit etwa 17.000 Plätzen unterhalten, und was dergleichen Tatsachen mehr sind. Ganz davon zu schweigen, daß alle Kinder des Volkes in den Genuß der Oberschulbildung kommen. In der BRD gibt es das nur für die Kinder der begüterten Schichten.

Der sozialistische Staat sichert die Gleichberechtigung der Bürger unabhängig von rassischer und nationaler Zugehörigkeit, von Weltanschauung, religiösem Bekenntnis und sozialer Stellung. (Nebenbei gesagt erhielten auch die beiden Töchter von Brüsewitz die für unser Land charakteristische hohe fachliche und humanistische Bildung; die ältere Tochter steht in einem Lehrverhältnis an der medizinischen Fachschule in Erfurt.) Christen beider Konfessionen bekennen sich zu unserem Staat und nehmen aktiv am sozialistischen Aufbau teil.

Knapp gesagt, sind das alles Binsenwahrheiten. Aber den Machern der Hetze gegen die DDR geht es nicht um Wahrheit. Es geht ihnen vielmehr darum, sich fortgesetzt in die inneren Angelegenheiten unserer Republik einzumischen, einzelne irrezuleiten und zu mißbrauchen, ideologische Diversion zu betreiben und, wenn möglich, die DDR in der Welt madig zu machen.

Wo liegt das Motiv für die Hetze? Es liegt in der Furcht vor der positiven Entwicklung in der DDR, vor ihrer wachsenden Ausstrahlungskraft, ihren großen ökonomischen, kulturellen, sozialen und sportlichen Erfolgen. Bei uns gibt es keine Arbeitslosigkeit. Jeder Jugendliche bekommt eine Berufsausbildung. Allen ist soziale Sicherheit garantiert. Sie bewirkt eine optimistische Atmosphäre in sämtlichen Lebensbereichen. Unsere innere Entwicklung ist gekennzeichnet von der gemeinsamen Arbeit aller für gemeinsame Ziele, für das Wohl des ganzen Volkes. Was die Außenpolitik betrifft, so zielt sie konsequent und erfolgreich auf Frieden, Sicherheit und Zusammenarbeit im Geiste der Schlußakte von Helsinki. Innere und äußere Entwicklung haben zum Ergebnis, daß das internationale Ansehen der DDR als sozialistischer Staat weiter wächst.

Gerade das macht die Feinde des Sozialismus – jene, die von den Gebrechen der eigenen, der kapitalistischen Gesellschaft ablenken und dem guten Ruf der DDR schaden wollen – hochgradig nervös. In ihrer Gereiztheit benutzen sie alles und jedes, was ihnen geeignet erscheint, um einen Schatten auf die Wirklichkeit unseres gesellschaftlichen und staatlichen Lebens zu werfen. Natürlich ist das letztendlich aussichtslos. Wir nehmen aber sehr wohl zur Kenntnis, daß die Feinde der DDR ihr Geschäft ohne alle Rücksicht betreiben und daß sie in Ermangelung von Argumenten die Zuflucht zu Lügen und Verleumdung suchen.

Es erscheint im Zusammenhang mit unserem Thema nicht überflüssig, daran zu erinnern, daß es die BRD ist, die in der internationalen Selbstmordstatistik ganz weit oben steht, auch bei Selbstmorden durch Selbstverbrennung. Erst vor wenigen Tagen, am 28. August, erfolgte die Selbstverbrennung einer westdeutschen Krankenschwester, für die die westdeutsche Nachrichtenagentur DPA nur ganze drei Zeilen übrig hatte und der in den Zeitungen weder eine Balkenüberschrift noch ein Kommentar gewidmet war. Man weiß noch nicht einmal, ob es sich um eine evangelische oder eine katholische Krankenschwester handelte. Selbst bürgerliche Soziologen geben als Grund für die große Zahl von Selbstmorden in der BRD an, daß in der dortigen Gesellschaft Angst, soziale Unsicherheit und Ungewißheit des Kommenden die hauptsächlichen Ursachen sind.

Aber gerade solche Motive existieren in der DDR nicht. Was Brüsewitz tat, war ein Zeichen der Abwendung von einer gesunden und sich gesund entwickelnden Gesellschaft, von den Menschen und ihren Meinungen, von der Menschlichkeit, von den Werten des Lebens. Darum auch ist seine "Zeugenschaft", wie sie von den Massenmedien in der BRD jetzt zynisch hochgespielt wird, untauglich. In unserer Gesellschaft kann jeder nach seiner Fa?on selig werden. Als Wichtigstes gilt, daß jeder für sich, daß alle zusammen für die Gemeinschaft, die sozialistische Gesellschaft täglich neue Fortschritte schaffen. Diese Fortschritte sind, da sie dem Wohle aller dienen, zutiefst humanistisch. Sie fallen beschmutzend auf jene zurück, die sie aufpeitschen. A.Z."

Viele Proteste gegen ND-Schähschrift / 2006 entschuldigt sich ND für damaligen Hetz-Kommentar

Zugleich löste Brüsewitz' Tat eine DDR-weite Solidarisierung aus. Nicht allein für die evangelische Kirche in der DDR führte sie zu einer neuen Standortbestimmung. Der Liedermacher Wolf Biermann trat am 11. September 1976 nach elf Jahren Berufsverbot in der Prenzlauer Nikolaikirche auf und bezeichnete Brüsewitz' Selbsttötung als „Republikflucht in den Tod“. „35 junge Marxisten“, darunter die Liedermacherin Bettina Wegner und der Schriftsteller Klaus Schlesinger, wandten sich in einem Protestschreiben an das ZK der SED und sprachen sich gegen die verunglimpfende Beschimpfung von Brüsewitz in den Medien aus. Der Konflikt, der sich anfangs zwischen Kirchen und Regierungsvertretern abgespielt hatte, wurde zum Kulminationspunkt in der Opposition: Marxisten und Kirchen gelangten zu einem Schulterschluss. Als zwei Monate später Wolf Biermann ausgebürgert wurde, sah sich die DDR-Regierung einer breiten Opposition gegenüber, die zu einer der Wurzeln der Wende 1989 wurde.

Zum 30. Todestag 2006 entschuldigte sich das Neue Deutschland förmlich für den damaligen Artikel, der „in einem der zahlreichen Büros des Zentralkomitees der Partei“ entstanden sei und den es als „üble Verleumdung“ bezeichnete. Darüber hinaus veröffentlichte es eine Auswahl aus kritischen Leserbriefen von DDR-Bürgern, die 1976 zu Tausenden bei der Zeitung eingegangen, aber nicht veröffentlicht worden waren. (Quelle: Wkipedia)
Hans-Peter
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon maja64 » 16. Juni 2010, 23:06

Tut mir Leid, aber diese Bitterkeit nach über 20 (oder noch mehr Jahren) ,sie ist mir fremd.
Naja nun mag ich ja nur ein einfacher Arbeiter zu DDR-Zeiten gewesen sein, aber gerade die soll man nicht unterschätzen.
Aber der größte Teil der DDR-Bürger führte einfach ein normales Leben, weit weg wie ich es heute nenne von Stasi und Antistasi.

P.S. Hans-Peter, du schriebst etwas von wegen Spass haben in diesen Forum, tut mir Leid, aber diese Lust verliere ich so langsam.


maja [hallo]
maja64
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 16. Juni 2010, 23:09

Edelknabe hat geschrieben:Hans-Peter, kann ich dir doch nicht ganz...aus dem Weg gehen. Der unten angehängte Textauszug aus deinem Anfangstext, zumindest der erste Satz erinnert mich doch stark an meinen Text über deinen Freund Michael Gartenschläger.
Wie schrieb ich so sinngemäß: " Und dann kam Michael, und mit ihm hatte nun Keiner, nicht Einer in Ost und West gerechnet".
Den könnte man jetzt erweitern auf, und dann.....kam Oskar Brüsewitz mit seinem Selbstmord.Es liegt mir fern, diesem Menschen etwas unterstellen zu wollen, es geht mir um den Satz" Es ist die Zeit des Wandels....durch Annäherung,...usw.
Eine gute Nacht ins Forum.

Rainer-Maria

Es ist die Zeit des Wandels durch Annäherung, schrittweise und durch Pochen auf die Grundfreiheiten, zu denen sich die DDR seit der KSZE in Helsinki 1973 bekannt hat, will man eine Liberalisierung vorantreiben.

Nach Brüsewitz´ Tod fordern viele Pfarrer ein klareres Bekenntnis der Kirche zu der Tat ihres Pfarrers. Harald Schultze gehörte mit Manfred Stolpe, damals Leiter des Sekretariats des Bundes der Evangelischen Kirchen der DDR, zu denen, die eine Konfrontation zwischen Kirche und Staat ablehnten: „Das hätte uns automatisch als Staatsgegner gebrandmarkt und uns jeder Handlungsmöglichkeit beraubt“, sagt er. Der Vorwurf, die Kirche hätte sich damit mutlos zum Kumpan des Staats gemacht, ärgert ihn noch heute.



Moin RMR, muss Dich leider enttäuschen. Es ist nicht mein Anfangstext. Das wäre nämlich dann ein Plagiat. Deutlich steht bereits unter der Überschrift: Aus dem Tagesspiegel. Und ich bin als ehemaliger freier Journalist und dann Redakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung selber seit 30 Jahren Mitglied und Wahrnehmungsberechtigter der Verwertungsgesellschaft Wort, eine Art GEMA für Journalisten, Autoren oder Schrifsteller zum Urheberrechtsschutz ihrer Arbeiten. hp
(Apropos: Dein Appell von heute Abend, das wir uns aus dem Wege gehn sollten, hat aber nicht lange gehalten. Gibt einen wahren Aphorismus: "Ein Vorsatz, das ist wie ein Aal. Fasst Du einen, dann halt ihn mal.") [laugh]
Zuletzt geändert von Hans-Peter am 16. Juni 2010, 23:25, insgesamt 1-mal geändert.
Hans-Peter
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 16. Juni 2010, 23:21

maja64 hat geschrieben:Tut mir Leid, aber diese Bitterkeit nach über 20 (oder noch mehr Jahren) ,sie ist mir fremd.
Naja nun mag ich ja nur ein einfacher Arbeiter zu DDR-Zeiten gewesen sein, aber gerade die soll man nicht unterschätzen.
Aber der größte Teil der DDR-Bürger führte einfach ein normales Leben, weit weg wie ich es heute nenne von Stasi und Antistasi.

P.S. Hans-Peter, du schriebst etwas von wegen Spass haben in diesen Forum, tut mir Leid, aber diese Lust verliere ich so langsam.


maja [hallo]


Lieber maja64, es ist mein wie Dein Recht, in diesem Forum Themen und Tread seigener Auswahl reinzustellen und zur Diskussion zu stellen, solange sie nicht gegen die Forumsregel verstoßen. Und auch die Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz 1976 in Zeitz vor 300 Menschen ist ein Teil deutscher Geschichte, die wir diskutieren und aufarbeiten wollen. Und dazu gehören ebenfalls DDR-Grenze, Berliner Mauer, DDR-Grenztruppen, NVA, SED, MfS. Ich habe nichts getan, was gegen die Forumsregel verstößt oder ich nicht darf. Und wir haben heute Gott sei Dank das Recht der freien Meinungsäußerung. Deshalb hast Du das Recht, Deine Meinung zu sagen wie in deinem zitierten Beitrag. Ich achte Dich und diese Deine Meinung. Und ich bin auch nicht bitter. Aber ich würde mich freuen, wenn Du Dir mal meine beiden Homepages anschaust, um zu sehen, wer und wie ich bin. Danke Dir trotzdem für Dein offenes Wort. Gruß hp [wink]
Hans-Peter
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Icke46 » 17. Juni 2010, 09:16

Hallo, hp,

in einem hast Du sicher recht: Die Themen, die einen nicht interessieren, muss man ja nicht lesen und auch nicht darauf reagieren. Das halte ich auch so, allein schon, weil der Zeitaufwand zu gross ist - nicht jeder ist Rentner [wink] .

Allerdings hat maja insofern recht, dass bei Dir immer wieder - bewusst oder unbewusst - ein Drang zu verspüren ist, Verbrecher zu entlarven - und Du damit logischerweise auch die triffst, deren einziges "Verbrechen" ist, seinerzeit in der DDR einfach als normaler Mensch gelebt zu haben. Ich halte Dir zugute, dass das sicher keine Absicht ist, aber es wirkt eben so.

Zu Brüsewitz: Über den zitierten Artikel aus dem ND muss man nicht weiter diskutieren - das war eben Agitprop, wie sie im Buche stand. Meine persönliche Meinung zu Brüsewitz ist allerdings, das er, ich sage mal, nicht so ganz "normal" war. Man könnte seinen Selbstmord auch so werten, vom kirchlichen Standpunkt her, dass er seine Schäfchen schlicht und einfach im Stich gelassen hat.

Gruss

icke
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 17. Juni 2010, 10:15

icke46 hat geschrieben:Hallo, hp,

in einem hast Du sicher recht: Die Themen, die einen nicht interessieren, muss man ja nicht lesen und auch nicht darauf reagieren. Das halte ich auch so, allein schon, weil der Zeitaufwand zu gross ist - nicht jeder ist Rentner [wink] .

Allerdings hat maja insofern recht, dass bei Dir immer wieder - bewusst oder unbewusst - ein Drang zu verspüren ist, Verbrecher zu entlarven - und Du damit logischerweise auch die triffst, deren einziges "Verbrechen" ist, seinerzeit in der DDR einfach als normaler Mensch gelebt zu haben. Ich halte Dir zugute, dass das sicher keine Absicht ist, aber es wirkt eben so.

Zu Brüsewitz: Über den zitierten Artikel aus dem ND muss man nicht weiter diskutieren - das war eben Agitprop, wie sie im Buche stand. Meine persönliche Meinung zu Brüsewitz ist allerdings, das er, ich sage mal, nicht so ganz "normal" war. Man könnte seinen Selbstmord auch so werten, vom kirchlichen Standpunkt her, dass er seine Schäfchen schlicht und einfach im Stich gelassen hat.

Gruss

icke


Moin icke, Du hälst mir zugute, dass das sicher keine Absicht ist, aber es wirkt auf Dich eben so. Dass ich den Drang verspüre, Verbrecher zu entlarven. Dass ich damit logischerweise auch Menschen treffe, deren einziges "Verbrechen" es gewesen sei, seinerzeit in der DDR einfach als normaler Mensch gelebt zu haben... Dass darfst Du gerne über mich denken, aber kennst Du mich so genau, dass Du meinst, ich habe den Drang Verbrecher zu entlarven. Dies ist ein Forum deutscher Geschichte, insbesondere die zwischen einstiger DDR und der Bundesrepublik. Und dazu gehören auch der Rechtsanwalt Wolfgang Vogel, Oskar Brüsewitz, Karl-Eduard von Schnitzler, um nur einige Personen der Zeitgeschichte der DDR zu nennen. Gleichwohl ist mein Thema aber auch die meiner Meinung nach gegenwärtig konfuse Politik der Bundesregierung Merkel, oder der Versuch bei den Ärmsten dieses Landes Geld zu sparen. Und das gestattest Du doch? Dann wünsche ich Dir lieber Icke einen schönen Tag. Und freue Dich wie ich mich über diesen schönen Junitag voller Sonne, und habe ein frohes Lachen für Deine Mitmenschen übrig, die meisten freuen sich dann auch und geben Dir ein Lachen zurück. Aber wetten, es gibt sicher auch Menschen, die sich an diesen Sätzen stören... In diesem Sinne alles Gute für Dich. Ich freue mich auf weitere Diskussionen mit Dir.
Hans-Peter, nicht weit von Dir um die Ecke [wink]

Zu Brüsewitz: Auch wenn Du sicher anders über ihn denkst als ich, aber Du hast Dir doch Gedanken gemacht über diesen Menschen. Und das finde ich gut und bestätigt mir, dass Du Dich mit den von mir nicht persönlich geschriebenen Berich auseinandergesetzt hast. Ich habe ihn auf Grund seines tiefen Inhalts hier aus dem Internet hereingestellt. Mich hat beeindruckt, wie Mitmenschen diesen Brüsewitz sehen oder erlebt haben, und wie sich die Autoren auf die Spur dieser nicht unumstrittenen Person gemacht haben, auf der Suche nach der Frage, was hat diesen Menschen bewegt und zu so einer schrecklichen Tat getrieben. Und ich fand den Satz im Vorspann des Tagesspiegel-Artikels treffend und aussagekräftig: "Hinterher... da haben sie alle versucht, ihre eigene Wahrheit über Oskar Brüsewitz zu finden. Ein Verrückter, der seine fünf Sinne nicht beeinander hatte. Ein Verzweifelter, der keinen Ausweg wusste. Ein Mutiger, der im Kampf gegen den Unrechtsstaat sein Leben opferte." Und darin ist nichts negatives. Weil wir alle andere Erfahrungen gemacht haben, sehen wir jeder für uns unsere Welt auch anders - auch diesen Brüsewitz. Und das ist in Ordnung. hpf
Hans-Peter
 

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Wosch » 17. Juni 2010, 11:29

maja64 hat geschrieben:Tut mir Leid, aber diese Bitterkeit nach über 20 (oder noch mehr Jahren) ,sie ist mir fremd.
Naja nun mag ich ja nur ein einfacher Arbeiter zu DDR-Zeiten gewesen sein, aber gerade die soll man nicht unterschätzen.
Aber der größte Teil der DDR-Bürger führte einfach ein normales Leben, weit weg wie ich es heute nenne von Stasi und Antistasi.

P.S. Hans-Peter, du schriebst etwas von wegen Spass haben in diesen Forum, tut mir Leid, aber diese Lust verliere ich so langsam.


maja [hallo]


Hi Maja!
Tut mir leid wenn ich Dir hier schreibe, daß Du auch schon vor längerer Zeit (auch im anderen Forum) geschrieben hattest, die Lust so langsam zu verlieren! Ich finde es prima wenn Du keine Bitterkeit verspürst, weiß aber nicht was das mit dem Hinweis auf den "einfachen Arbeiter" zu tun haben sollte und mit dem "einfach normalen Leben" was der größte Teil der DDR-Bevölkerung angeblich geführt hatte!? Du magst es aus Deiner Sicht ja als normal betrachtet haben, aber ist es den wirklich die Normalität, wenn eine Gruppe von Menschen meint, sie könnten mit Ihrem Gegenüber so umgehen als ob dieser sein persönliches Eigentum wäre und ihn hinter Mauer, Stacheldraht und Minen einsperren bis ins Rentenalter! Ich will hier gar nicht weiter ausholen. Ist es nicht normal, daß gerade in einem Forum, daß es sich zur Aufgabe gemacht hat über diese Grenze mit Allem was dazugehört, über Themen zu schreiben die auch Diejenigen bewegen, die das Leben in der DDR nicht als "normal" angesehen hatten!! Wer nicht wie H-P wegen dieser "Normalität" in DDR-Knästen zubringen mußte, sollte vielleicht versuchen zu verstehen, daß das mit der "Bitterkeit" auch noch eine andere Seite haben kann und daß in diesem Falle nicht erwartet werden kann, daß man die Vergangenheit des DDR-Regime´s noch aus einem positiven Blickwinkel sieht!
Wenn ich auf der Suche nach dem "Spaß haben wollen" wäre, hätte ich mir mit Sicherheit ein anderes Umfeld ausgesucht als ein Forum was sich mit der DDR beschäftigt, das soll aber nicht heißen daß man in der DDR nicht auch Spaß haben konnte. Es gab da viel zum Lachen, aber auch viel zum Weinen! Wie sollte es denn Deiner Meinung nach aussehen in diesem Forum? Das wir uns Alle lieb haben, das wir uns immer nur sagen wie wir uns gegenseitig repektieren und daß wir unsere geschriebenen Beiträge allesamt hervorragend finden??? Ne maja, ich glaube daß würde den Wenigsten hier "Spaß" machen!
Manchmal ist Alles auch nur reine Nervensache und die Nerven sind eben nicht bei Jedem gleich belastbar!!
Ich will hoffen, daß ich Dir nicht zu sehr auf die "Pelle" gerückt bin und persönlich wünschte ich mir mehr Beiträge wie sie vom H-P hier gebracht werden!

Schönen Gruß aus Kassel. [hallo]
Ich bin stolz darauf, noch nie den "Melde-Button" benutzt zu haben!
Mecklenburger sind nicht nachtragend, aber vergessen tun sie auch nicht!
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 17. Juni 2010, 18:45

Ein sehr interessanter Artikel. Ich hatte mich bisher nicht mit diesem Sachverhalt beschäftigt und habe mal recherchiert.

Wer etwas über das Leben des Oskar Brüsewitz lesen möchte, auch die detaillierten Schilderungen des Tages in Zeitz:

http://www.stiftung-aufarbeitung.de/dow ... 062006.pdf

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Hans-Peter » 4. Juli 2010, 10:05

Hans-Peter hat geschrieben:Das Fanal von Zeitz / Pastor Brüsewitz verbrennt sich aus Protest gegen SED-Regime

Aus dem Tagesspiegel: http://www.tagesspiegel.de/zeitung/der-protestant/737712.html
... Es ist die Zeit des Wandels durch Annäherung, schrittweise und durch Pochen auf die Grundfreiheiten, zu denen sich die DDR seit der KSZE in Helsinki 1973 bekannt hat, will man eine Liberalisierung vorantreiben...


Korrektur: Nachdem ich heute eher zufällig nach der Erinnerung an das Thema "Brüsewitz" in einem anderen Thread unseres Forums den von mir eingestellten Artikel aus dem tagesspiegel hier nochmal gelesen habe, ist mir auch der Fehler der Zeitung in der Jahreszahl aufgefallen: Die Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) hat nicht 1973 sondern 1975 stattgefunden. hp
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Merkur » 4. Juli 2010, 10:38

Hans-Peter hat geschrieben:Die Verleumdung von Brüsewitz im "Neuen Deutschland"



Dieser Artikel war sicher mehr als unpassend.
Ich habe gerade mal Unterlagen zum Fall Brüsewitz durchgesehen, u. a. Informationen, seine Abschiedsbriefe, den Tathergang, die Beerdigung usw.
Zum ND-Artikel muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die Kirchenleitung der evangelischen Kirchenprovinz Sachsen der Darstellung im ND widersprochen und mit einer Gegendarstellung reagiert hat. Die Kirchenleitung erkannte richtig, dass der ND-Artikel aus Fakten, Gerüchten und freien Erfindungen bestand. In der Gegendarstellung wurden dann Dinge richtiggestellt.
Im letzten Satz der Stellungnahme heißt es: "Solche Praktiken stören alle Bemühungen bei der Schaffung eines Vertrauensverhältnisses zwischen Kirche und Staat. Wir erwarten, dass unsere Stellungnahme ungekürzt in Ihren beiden Zeitungen (ND und NZ) veröffentlicht wird." Das geschah natürlich nicht.
Ich betrachte den ND-Artikel als ein klassisches Eigentor, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Berliner » 9. Juli 2010, 04:17

Danke, Hans-Peter. [knuddel]

ich fand diese Geschichte sehr interessant, aber auch sehr traurig. In meiner Familie sind mehrere evangelischen Pfarrer (ja, ich bin der Superklassenfeind [wink]). Man muss nicht viel von der Theologie kennen um zu wissen, dass Selbstmord als keinen Ausweg angesehen wird.

Will jemand dieses Thema mit mir diskutieren, dann ist das OK. Sonst gehe ich nicht weiter darauf ein.

Auf jeden Fall hat der Mann fuer meine Verhaeltnisse, sehr viel fuer die Leute getan, und war ohne Zweifel kein Verrueckter.

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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon pentium » 3. September 2015, 16:36

Kumpel hat geschrieben:Nur mal zur historischen Richtigstellung. Die SED war nie die Partei der deutschen Arbeiterklasse, sondern lediglich der verlängerte Arm Moskaus in Deutschland. Heute verhält es sich mit der Linken in Deutschland ähnlich.


Und deshalb kam es zu Suiziden in der DDR?

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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon Kumpel » 3. September 2015, 16:49

pentium hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Nur mal zur historischen Richtigstellung. Die SED war nie die Partei der deutschen Arbeiterklasse, sondern lediglich der verlängerte Arm Moskaus in Deutschland. Heute verhält es sich mit der Linken in Deutschland ähnlich.


Und deshalb kam es zu Suiziden in der DDR?

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Der Pfarrer Brüsewitz hätte sich ohne SED wohl nicht mit Benzin übergossen und angezündet.
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 3. September 2015, 17:01

Kumpel hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Nur mal zur historischen Richtigstellung. Die SED war nie die Partei der deutschen Arbeiterklasse, sondern lediglich der verlängerte Arm Moskaus in Deutschland. Heute verhält es sich mit der Linken in Deutschland ähnlich.


Und deshalb kam es zu Suiziden in der DDR?

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Der Pfarrer Brüsewitz hätte sich ohne SED wohl nicht mit Benzin übergossen und angezündet.


Absolut korrekt! Brüsewitz kämpfte auf seine Art gegen die SED. Standhafter als er war wohl kaum einer...wie man hier nachlesen kann:
viewtopic.php?f=79&t=640&p=7882
AZ
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon karnak » 3. September 2015, 17:07

Kumpel hat geschrieben:

Der Pfarrer Brüsewitz hätte sich ohne SED wohl nicht mit Benzin übergossen und angezündet.

Gezwungen hat ihn die SED aber nun auch nicht gerade.
Ich übergieße mich ja auch nicht mit Benzin weil irgendein CSU-Heinz von netten Negern spricht oder ein Pegida-Willi Kartoffeln statt Döner auf sein Plakat schreibt.
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon pentium » 3. September 2015, 17:12

karnak hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:

Der Pfarrer Brüsewitz hätte sich ohne SED wohl nicht mit Benzin übergossen und angezündet.

Gezwungen hat ihn die SED aber nun auch nicht gerade.
Ich übergieße mich ja auch nicht mit Benzin weil irgendein CSU-Heinz von netten Negern spricht oder ein Pegida-Willi Kartoffeln statt Döner auf sein Plakat schreibt.


Es war ein Prodest gegen den Kommunismus, dass hatte Brüsewitz auf das Plakat geschrieben! "Die Kirche in der DDR klagt den Kommunismus an!“ Egal wie sich die Partei genannt hätte, ob nun SED oder KPD...

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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon Kumpel » 3. September 2015, 17:14

Nun mal langsam,

das sind ja Vergleiche , da graust es der Sau. Die evangelische Kirche war vom MfS fast vollständig unterwandert und wurde gegängelt und unterdrückt wo es nur ging.
Das langfristige Ziel des Staates DDR war die vollständige Liquidierung oder mindestens die vollständige Kontrolle über die christlichen Kirchen in der DDR. Das hat Pfarrer Brüsewitz erkannt und Widerstand geleistet im Gegensatz zu manch anderen Pfarrern, die ihre Kirche und Gemeinden an das MfS verraten haben.
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon bürger der ddr » 3. September 2015, 17:18

Ich sehe das ähnlich wie @karnak, wenn aus jedem Suizid ein Held gemacht wird, wie ist das mit den Selbstmordattentätern...?
Die kämpfen doch auch nur für ihren Glauben gegen ein System, alles Helden?
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon andr.k » 3. September 2015, 17:19

augenzeuge hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Kumpel hat geschrieben:Nur mal zur historischen Richtigstellung. Die SED war nie die Partei der deutschen Arbeiterklasse, sondern lediglich der verlängerte Arm Moskaus in Deutschland. Heute verhält es sich mit der Linken in Deutschland ähnlich.


Und deshalb kam es zu Suiziden in der DDR?

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Der Pfarrer Brüsewitz hätte sich ohne SED wohl nicht mit Benzin übergossen und angezündet.


Absolut korrekt! Brüsewitz kämpfte auf seine Art gegen die SED. Standhafter als er war wohl kaum einer...wie man hier nachlesen kann:
viewtopic.php?f=79&t=640&p=7882
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Doch! Pfarrer Günther aus Falkenberg, bei Torgau hat sich ein Jahr später verbrannt.
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon HPA » 3. September 2015, 17:55

Längerer Artikel zur ND Hetze von damals: http://www.berliner-zeitung.de/archiv/u ... 12342.html
HPA
 

Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon karnak » 4. September 2015, 14:48

HPA hat geschrieben:Aber Nosti mit Sicherheit. Oder zielt er auf die Dreckkübel ab, welche nach der Tat über Brüsewitz via SED Hetzblatt ND verschüttet wurden?

[flash] Lassen wir doch einfach mal die Propaganda des"SED-Hetzblattes" weg und betrachten uns die Person Brüsewitz außerhalb jeglicher klassenkämpferischer Überzeugungen, einfach nur die Fakten aus der Biographie dieses Mannes. Für mich ist es merkwürdig, dass diese Fakten damals, als der gute Mann so in den entsprechenden Medien stilisiert wurde und heute wenn das Gespräch auf ihn kommt tunlichst "vergessen" werden. Es ist ja heute nicht sonderlich schwer etwas mehr über diesen Mann zu erfahren, einfach mal bei Wiki nachschlagen.
Mir ist es übrigens ein Rätsel wie man einen Menschen mit derartigen Problemen in das Amt eines Pfarrers heben konnte, in die Funktion in der er einer größeren Gruppe Menschen vorstehen sollte. Und offensichtlich hatte man auch im Verlauf der "Karriere" dieses kranken Menschen, etwas anderes war er nämlich nicht, erhebliche Bauchschmerzen damit. Das man ihn trotzdem in dieser Funktion belassen hat, es zeigt natürlich eine gewisse ideologische Geisteshaltung in bestimmten Kreisen der evangelischen Kirchenführung. Der Mann war ein"nützlicher Idiot" den man seine Rolle hat spielen lassen, der dann völlig"aus der Spur gelaufen ist", ein Geist den man gerufen hat und nicht mehr los wurde und bei dem dann die Situation ins Entsetzliche eskaliert ist. Aber selbst das Entsetzliche meinte man noch zu nützen müssen. Zumindest der Westen und die entsprechenden Medien meinten das tun zu müssen. Für mich entlarvend und beschämend. Wie die evangelische Kirche damals und heute dazu steht weiß ich nicht so genau, man hält sich wohl zumindest zurück in einer übermäßigen Stilisierung der Person Brüsewitz, wenigstens etwas.
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Re: Suizidquote in der DDR

Beitragvon Sirius » 4. September 2015, 17:16

...
Am 17. September 1978 verbrannte sich im sächsischen Falkenstein/Vogtl. der evangelische Pfarrer Rolf Günther in der Kirche; möglicherweise diente ihm die Tat des Pfarrers Brüsewitz als Vorbild. Jedoch galten in diesem Fall innerkirchliche Konflikte als Ursache für die Selbstverbrennung.[11]

Am 31. Oktober 2006 verbrannte sich im Erfurter Augustinerkloster mit Roland Weißelberg ein weiterer evangelischer Pfarrer. Auch hier diente die Tat des Pfarrers Brüsewitz offenbar als Vorbild. Als Grund für diese Verzweiflungstat nannte der Pfarrer in einem Abschiedsbrief „Sorge vor der Ausbreitung des Islam“.[12]

https://de.wikipedia.org/wiki/Oskar_Br%C3%BCsewitz


Diese mutmaßlichen Fälle von Nachahmern waren mir bisher nicht bekannt. Im letzten Fall haben das die Medien schön verschwiegen und nicht hochgekocht wie im Fall Brüsewitz.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 29. Juli 2016, 10:28

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Teil 2 nachstehend.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 29. Juli 2016, 10:31

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 29. Juli 2016, 10:46

von Melle hatte sich an den Bruder Benno Brüsewitz erinnert, der bei Bücker - Bau arbeitete und in Gesmold wohnte.

Sehr hilfreich

Autor Alexander Richter betonte, wie hilfreich und intensiv die Gespräche mit den Meller Zeitzeugen gewesen seien. Wir haben gemeinsam meine Textpassagen besprochen und sie haben mich an authentische Plätze in Melle geführt, das war sehr hilfreich für das Buchprojekt ", berichtet er.

Der Verfasser dieses Kommentars ist Christoph Franken:

Er ist Redakteur Jahrgang 1957. Er arbeitet seit 1984 nach vorheriger Ausbildung zum Offizier, im Verlag der Neuen Osnabrücker Zeitung. Nach unterschiedlicher Verwendung als Redakteur im Verlagsgebiet, leitet er seit 2003 die Bezirksausgabe des Meller Kreisblatts. Seine Hobbys sind Motorfliegen, Tauchen und Bergwandern.
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"Oskar Brüsewitz – Leben und Tod eines mutigen DDR-Pfarrers"

Beitragvon Interessierter » 29. Juli 2016, 11:03

Termin: Donnerstag, 18. August 2016 18:30 Uhr
Ort: Haus auf der Grenze, Platz der deutschen Einheit 1, 36419 Geisa


Die Bürgerrechtlerin, Autorin und Regisseurin Freya Klier hat die Ursachen und Folgen der Selbstverbrennung in ihrem Buch intensiv erforscht, das sie in Gedenken an das Ereignis in der Gedenkstätte Point Alpha vorstellen wird.
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Re: "Oskar Brüsewitz – Leben und Tod eines mutigen DDR-Pfarrers"

Beitragvon karnak » 29. Juli 2016, 15:03

Die Freya ist für den Job sicher genau die Richtige.
Der Pfarrer Brüsewitz mit seinem"Sendungsauftrag"war nichts weiter als ein Mensch mit schwerer Psychose, deswegen immer wieder in Behandlung und zwar schon lange bevor er sich zum Aufbegehren gegen das Regime entschlossen hat.Das nur schon mal vorbeugend damit nicht einiges durcheinander gerührt wird.Zu seinem Unglück wurde er noch durch diverse Schicksalsschläge gebeutelt.Wobei seine Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen auch seiner Krankheit geschuldet gewesen sein dürften.
Seine irrwitzige Tat war das Ergebnis eines kranken Hirns,nichts weiter,auch in dieser Diktatur DDR völlig unangemessen und überzogen.Durch den Westen wurde er benutzt und instrumentalisiert,OBWOHL man gewusst haben dürfte mit wem man es eigentlich zu tun hat.
Leute wie die gute Freya wollen dieses Spiel auch heute weiter spielen,albern genug,da auch sie ohne Probleme die eigentlichen damaligen Zusammenhänge erkennen müsste.
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Re: "Oskar Brüsewitz – Leben und Tod eines mutigen DDR-Pfarrers"

Beitragvon pentium » 29. Juli 2016, 15:26

Eröffnen wir jetzt einen zweiten Thread zu Pfarrer Brüsewitz oder lassen wir es hier bei der Info für diese Veranstaltung?

pentium
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