Die DDR und das Judentum

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Antisemitismus in der DDR

Beitragvon manudave » 11. Juni 2010, 21:30

Antisemitismus in der DDR

Die DDR verstand und präsentierte sich zeitlebens als genuin "antifaschistischer" Staat. Doch Selbstbild und Selbstdarstellung entsprachen keineswegs der Realität.

Keine Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Holocaust und deutscher Schuld

Eine Auseinandersetzung um Schuld und Mitverantwortung an den Verbrechen des Nationalsozialismus, wie sie in der BRD ab Ende 1950er Jahre zögernd begann, wurde in der DDR nie geführt. Zum einen wollte die SED ihre ohnehin geringe Akzeptanz bei der Bevölkerung nicht noch weiter gefährden. Daher lautete das Angebot an die Millionen ehemaliger Mitglieder und Sympathisanten der NSDAP: Wer sich loyal zum neuen Regime verhält, über dessen NS-Vergangenheit wird hinweg gesehen.

Zum anderen konnte und wollte die SED mit ihrer "Klassentheorie" im Nationalsozialismus nie mehr sehen als ein vom "Finanzkapital" installiertes Marionettenregime zur Unterdrückung der Arbeiterklasse. Die Shoah galt der SED nur als ein NS-Verbrechen unter vielen. Im Vordergrund stand für sie – gerade auch um die eigene Herrschaft zu legitimieren – die Verfolgung der Kommunisten. Ebenso verfälschend erklärte sie auch den Antisemitismus als eine bloße Ablenkungsideologie der Herrschenden zur Spaltung und Täuschung der Unterdrückten. Das an sich gute "deutsche Volk" sei allenfalls "verführt" worden und habe selbst unter dem Nationalsozialismus gelitten.

Verschweigen antisemitischer Vorfälle

Umfragen in den Westzonen zwischen 1946 und 1950 ergaben, dass ein Drittel der deutschen Bevölkerung extrem antisemitisch, ein weiteres Drittel bedingt antisemitisch eingestellt war. Auch aus der sowjetischen Besatzungszone wird von massivem alltäglichen Antisemitismus berichtet, immer wieder wurden jüdische Friedhöfe verwüstet. Ab 1949 unterdrückte die SED jedoch jegliche Nachrichten über den fortdauernden Antisemitismus in der DDR. Nunmehr durfte dieser laut kommunistischem Welt- und Selbstbild nur noch in der "faschistischen BRD" fortexistieren.

Damit unterblieb auch eine öffentliche Auseinandersetzung mit dem aktuellen Antisemitismus in der DDR. Selbst als in den 1980er Jahren in der DDR-Jugend neonazistische und antisemitische Tendenzen unübersehbar zunahmen, wollte die SED weiterhin nur unpolitisches jugendliches "Rowdytum" erkennen und bestrafte dieses in der Regel eher nachsichtig.

Die antisemitische Welle 1952/53

Anfang der 1950er Jahre wurde jedoch der staatliche betriebene Antisemitismus zur größten Bedrohung für die Juden in der DDR. Seit 1948 waren die Kommunistischen Parteien in Stalins Machtbereich von mehreren Wellen von "Parteisäuberungen" durchkämmt worden. Parteimitglieder, die nicht als absolut stalintreu galten oder im innerparteilichen Machtkampf ausgeschaltet werden sollten, wurden als "Verräter", "Agenten" oder "Spione" ausgeschlossen. Zehntausende verschwanden im Gefängnis und Arbeitslager, Hunderte wurden liquidiert. In inszenierten öffentlichen Schauprozessen wurden hochrangige Parteifunktionäre aufgrund völlig erfundener "Verbrechen" verurteilt.

Ende 1952 nahmen diese Säuberungsprozesse eine offen antisemitische Wendung. In Prag wurden in einem Schauprozess der ehemalige KP-Generalsekretär Rudolf Slánský und zehn weitere Angeklagte, nahezu alle jüdischer Herkunft, wegen "zionistisch-imperialistischer Agententätigkeit" zum Tode verurteilt. Kurz darauf berichteten die Zeitungen über die Aufdeckung einer "Ärzteverschwörung" in Moskau: Mehrere Kreml-Ärzte, allesamt jüdischer Herkunft, wurden inhaftiert unter der Anschuldigung, hohe Funktionäre der KPdSU ermordet zu haben.

Auch in der DDR hob eine antisemitische Propagandawelle an. Paul Merker, bis 1950 Mitglied in Politbüro und Zentralkomitee der SED, und andere hochrangige Parteifunktionäre wurden beschuldigt, jahrelang als "zionistische Agenten" an der "Ausplünderung Deutschlands" und der "Verschiebung von deutschem Volksvermögen" zugunsten amerikanischer und "jüdischer Monopolkapitalisten" gearbeitet zu haben.

Der Hintergrund dieser Anschuldigungen ist bezeichnend: Merker, tief betroffen vom Schicksal der Juden, hatte sich als einziges Mitglied des Politbüros und des Zentralkomitees für die Gründung eines jüdischen Nationalstaates, die Rückerstattung "arisierten" Eigentums sowie Entschädigungszahlungen ausgesprochen. Eben dies wurde nun von der SED als Ausplünderung des "schaffenden deutschen Volkes" zugunsten "jüdischer Monopolkapitalisten" verfolgt.

Um der behaupteten "zionistischen Gefahr" zu begegnen, verfügte die SED die Überprüfung der Kaderakten von allen Parteimitgliedern jüdischer Abstammung, zahlreiche jüdische Angestellte in den Stadt- und Bezirksverwaltungen wurden entlassen. Den jüdischen Gemeinden wurden kulturelle Veranstaltungen verboten, ihre Büros durchsucht, die Gemeindevorsitzenden verhört und Listen aller Gemeindemitglieder verlangt. Über 400 Juden flohen aus der DDR, darunter auch fünf der insgesamt acht Gemeindevorsitzenden. Auch in der DDR stand ein Schauprozess mit antisemitischer Ausrichtung bevor. Verhindert wurde er allein durch Stalins Tod im März 1953. Danach kamen die antisemitische Politik und Propaganda alsbald zum Erliegen.

Paul Merker jedoch wurde trotzdem im März 1955 vom Obersten Gericht der DDR zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Er habe "zionistische Tendenzen" vertreten und "die Entschädigung der jüdischen Kapitalisten" propagiert und damit "eine Nachkriegspolitik für Deutschland ..., die nicht den Interessen des deutschen Volkes ... entsprach".

Israelfeindliche Politik und Propaganda

Nach der antisemitischen Phase von 1952/53 jedoch bot die DDR im Vergleich zu anderen Ostblockstaaten wohl die sichersten Lebensbedingungen für Juden. Antisemitismus zeigte sich nunmehr vor allem in der ab Mitte der 1950er Jahre betriebenen zunehmend israelfeindlichen Politik und Propaganda der DDR.

Angesichts der Westorientierung Israels lag es in der Logik der Blockkonfrontation, dass sich die Sowjetunion und damit auch die DDR auf der arabischen Seite positionierten. Auffallend allerdings ist, dass sich die DDR als Hardliner gegen Israel hervortat. Kein anderer Ostblockstaat unterstützte die PLO politisch, diplomatisch, finanziell und auch militärisch so stark wie die DDR, und in ihrer „antizionistischen Propaganda überschritt die DDR immer wieder die Grenze zum Antisemitismus.

Die DDR deutete die gesamte Weltlage nach der ideologischen Schablone des "Antiimperialismus". Daher sah sie auch im Nahostkonflikt nichts als einen Teil des weltweiten "Klassenkonflikts" zwischen "dem Imperialismus" und "den Völkern". Israel musste gemäß dieser Weltsicht das imperialistische Böse schlechthin verkörpern. Die arabischen Gegner Israels dagegen wurden als reine Friedensengel dargestellt; von all den Äußerungen der arabischer Führer, dass sie den Staat Israel zerstören und die Juden ins Meer treiben wollten, oder den blutigen Terroranschläge der PLO erfuhr der DDR-Leser kaum eine Silbe.

Israel wurde von der DDR-Propaganda nicht nur als als "Brückenkopf" und "Hauptwerkzeug des Weltimperialismus gegen die arabischen Völker" denunziert, sondern regelrecht dämonisiert. Das "Neue Deutschland" etwa berichtete, Israel würde als Kugelschreiber und Spielzeug getarnte Bomben über Ägypten abwerfen, um insbesondere Kinder zu töten, und gar die massenhafte Sterilisierung von Arabern planen.

Insbesondere in den Charakterisierungen des Zionismus, wie sie die SED ab Ende der 1960er Jahre vornahm, finden sich gehäuft antisemitische Stereotypen: Der "internationale Zionismus" sei "das weitverzweigte Organisationssystem ... der jüdischen Bourgeoisie" und der "israelischen Finanzoligarchie". Dieses mächtige "zionistische Finanzkapital" verfüge über gehörigen Einfluss bei der amerikanischen Regierung, nenne eine weltweite "zionistische Propagandamaschine" sein eigen und beteilige sich ständig an imperialistischen "Verschwörungen".

Auf Hinweise bezüglich einer spezifisch deutschen Verantwortung und gegenüber dem Staat Israel reagierte die "antifaschistische Nation" äußerst aggressiv: "Wir (lassen) uns ... nicht von jenen erpressen, die uns mit dem heuchlerischen Gerede irgendwelcher besonderer Beziehungen zwischen Juden und Deutschen kommen". Ein "schuldbeladenes Gewissen" ist "für die DDR (...) längst gegenstandslos geworden".

Dass dem nicht so war, zeigt die in der DDR-Propaganda massiv betriebene Gleichsetzung Israels mit dem Nationalsozialismus. So titelte das "Neue Deutschland“ zum Sechs-Tage-Krieg "Das ist Völkermord". "Die israelische Wehrmacht" habe "einen Blitzkrieg vom Zaun gebrochen" und ein "Massenpogrom gegen die arabische Welt" verübt. Ulbricht erklärte, Israel wolle "ein Vierteljahrhundert nach dem zweiten Weltkrieg ... ein 'Protektorat Sinai' oder ein 'Generalgouvernement Jordanien'" errichten. 1982 während des Libanonkriegs Israels titelte das "Neue Deutschland": "Israel betreibt die Endlösung der Palästinafrage".

Die beim Thema Israel geradezu zwanghaft sich einstellende Faschismusassoziation belegt, dass auch in der DDR das typisch deutsche Bedürfnis virulent war, die Juden als besonders grausame Täter zu präsentieren, um das eigene Kollektiv zu entlasten. Parteiagitator Norden freute sich 1970: "Der Mord an den Arabern durch Israel (ist) ... ebenso verdammenswert wie der Mord an den Juden durch Hitler."

Am Ende

Die SED behauptete nach 1945 für ihren Staat eine radikale "Stunde Null", gebärdete sich fortan als das "unschuldige Deutschland" und verweigerte sich einer Auseinandersetzung mit Antisemitismus, Holocaust, Schuld und Verantwortung. Zwar ist die DDR keineswegs als antisemitischer Staat zu bezeichnen, wohl aber zeigten sich immer wieder eindeutig antisemitische Tendenzen: Ohne Skrupel beteiligte sich die SED an der von Moskau betriebenen antisemitischen Welle 1952/53 und betrieb jahrzehntelang bedenkenlos eine dezidiert israelfeindliche Politik und Propaganda, die die Grenze zum Antisemitismus immer wieder deutlich überschritt.

Am 12. April 1990 verabschiedeten alle Fraktionen der letzten, erstmals frei gewählten Volkskammer der DDR eine gemeinsame Erklärung, in der sie sich ausdrücklich zu einer Mitverantwortung der DDR für die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands bekannten und erklärten: "Wir bitten die Juden in aller Welt ... um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel und für die Verfolgung und Entwürdigung jüdischer Mitbürger auch nach 1945 in unserem Lande."

http://www.bpb.de/themen/I2CRVI,2,0,Ant ... r_DDR.html
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Re: Antisemitismus in der DDR

Beitragvon Berliner » 13. Juni 2010, 05:21

"Oktober 1987. Überfall auf die Ostberliner Zionskirche. Die Westberliner Band ‘Element of Crime’ gibt ein Konzert. Danach kommen Skinheads auf das Gelände, versuchen das Gotteshaus zu stürmen, schlagen auf junge Frauen und Männer ein. ‘Juden raus aus deutschen Kirchen!’, ‘Kommunistenschweine!’ und ‘Sieg heil!’ brüllen die ‘Glatzen’. Der RIAS meldet: ‘Neonazis in der DDR.’. Die sozialistische Presse ignoriert zunächst den Vorfall, verharmlost ihn später und schiebt alles auf westliche Einflüsse. Mit dieser Propaganda kommen Partei- und Staatsführung nicht weit. Längst werden Fragen laut. Warum sind am Abend des Übergriffes weder Staatssicherheit noch Volkspolizei eingeschritten? Wieso konnte dieser Gewaltausbruch überhaupt geschehen?. Der Prozess gegen die Angreifer auf die Zionskirche fördert neue Ungereimtheiten zutage. Die DDR weigert sich als ‘antifaschistischer Staat’, die wahren Ursachen rechtsradikaler Erscheinungen zu hinterfragen. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf.. Der Film blickt zurück bis in die Anfänge der DDR. Wie wurde mit deutscher Vergangenheit, mit Faschismus in den vierzig Jahren der SED-Diktatur umgegangen?. In den frühen 80er Jahren bildeten sich verschiedene subkulturelle Strömungen unter Jugendlichen heraus, die in klarer Opposition zum sozialistischen Staat standen. Waren es anfänglich eher linke Gruppierungen, wie Punks, gründeten Jugendliche Mitte der 80er Jahre ihre oppositionelle Haltung zunehmend auf Nationalismus. Diese Haltung war für viele Jugendliche die stärkste Form der Opposition gegenüber den Machthabern. Ob nun selbst reflektiert oder eher aus Mitläufertum, die rechten Skinheads machten Ende der 80er Jahre aus ihrer politischen Anschauung keinen Hehl. Die DDR ignorierte die innenpolitische Situation.. In der Dokumentation von Andreas K. Richter und Tom Franke kommen Konzertbesucher, Historiker, Kirchenvertreter und Täter des Überfalls auf die Zionskirche zu Wort."

Quelle: Nazis und Neonazis in der DDR - Die nationale Front

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Re: Antisemitismus in der DDR

Beitragvon manudave » 13. Juni 2010, 08:17

Beim letzten Forentreffen in Berlin wurde auch die "braune" Seite der SED kritisch durchleuchtet.
Während unserer Führung in der Normannenstraße wurde uns Einiges erzählt, z.B. wie Neonazis auch durch die Partei unterstützt, geschützt oder in den Westen verbracht wurden, um dort gegen das System der BRD vorzugehen.
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Die DDR und das Judentum

Beitragvon Interessierter » 7. November 2013, 08:48

Neue Synagoge, Aktion "Kristall" und ein großer Plan

Am 10. November 1988 wird in Ost-Berlin mit viel politischer DDR-Prominenz und ausländischen Ehrengästen die symbolische Grundsteinlegung zum Wiederaufbau der Neuen Synagoge inszeniert. Für die Veranstaltungen im Umfeld des 50. Jahrestages der Pogromnacht bildet die Stasi-Hauptabteilung XX/4 – zuständig für Kirche und Religion – eine temporäre Operative Einsatzgruppe (OEG). Ihre Aufgabe besteht darin, den ungestörten Ablauf aller Veranstaltungen rund um den Jahrestag zu gewährleisten und den ausländischen Gästen so ein positives Bild von der DDR zu vermitteln.

Die Aktion erhält den Namen "Kristall", abgeleitet vom verharmlosenden Begriff "Kristallnacht" für den Novemberpogrom 1938. Ausgerechnet die Synagoge in der Berliner Oranienburger Straße war allerdings erst 1943 im Krieg zerstört worden. Mitarbeiter anderer Stasi-Diensteinheiten werden für die Zeit der Aktion "Kristall" zur Hauptabteilung XX kommandiert.

Das plötzliche Interesse der DDR an ihren jüdischen Bürgerinnen und Bürgern hat, wie die Historikerin Ulrike Offenberg recherchierte, einen handfesten wirtschaftlichen Grund. Die DDR will jüdische Lobbyisten in den Vereinigten Staaten als Fürsprecher für sich gewinnen, die sie in den Genuss des Meistbegünstigungsstatus im Außenhandel bringen. Damit würden hohe Handelszölle entfallen, um die immer klammen Staatsfinanzen der DDR zu entlasten. Mit diesem Kalkül nutzt die DDR seit Mitte der achtziger Jahre jede Gelegenheit, sich der jüdischen Kultur zu öffnen.

http://www.bstu.bund.de/DE/Presse/Theme ... aicum.html

Meiner Meinung nach ein interessanter, mit vielen Dokumenten unterlegter Beitrag.

" Der Interessierte " [hallo]
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Beethoven » 13. September 2015, 08:18

Na ja, wieder mal eine Schmonzette von sich "Interessierter" nennenden.

Ich behaupte mal folgendes:

In der DDR hat es eigentlich niemanden interessiert, ob ein Nachbar, Freund, Arbeitskollege oder sonst wer, jüdischen Glaubens war. Das wusste überhaupt keiner. Erst nach der Wende erfuhr ich z.B. von diesem oder jenem, das er Jude ist.
Na und? Das hat im Zusammenleben der Bürger der DDR keine Rolle gespielt.
Schön wenn es heute auch so wäre.

Sag mal was gegen einen Juden. Da bist Du gleich in der rechten Ecke. Aber ein Bursche wie Michel Friedmann z.B., der, ob Jude oder nicht, für mich zum Beispiel ein arroganter, unangenehmer, lügender Zeitgenosse ist, darf in der Öffentlichkeit groß rum tönen. Dabei nutzt er Mädels aus im Puff, betrügt seine Frau und ist gegen jedermann in seinen Talkshows überheblich und besserwisserisch.
Pfui, ob Jude oder nicht.

Ganz anders einige Freunde und Bekannte, die ebenfalls Juden und ganz, ganz feine Menschen sind.

In diesem Sinne - Dulden ist das Erbteil der Juden.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 09:15

Siehe Beethoven mit:

"In der DDR hat es eigentlich niemanden interessiert, ob ein Nachbar, Freund, Arbeitskollege oder sonst wer, jüdischen Glaubens war. Das wusste überhaupt keiner. Erst nach der Wende erfuhr ich z.B. von diesem oder jenem, das er Jude ist."
Textauszug ende

Voll meine Zustimmung Beethoven, du hast es auf den Punkt gebracht. Heute, um das mal fortzuführen ist das auch nur ähnlich außer der Jude outet sich öffentlich, wäre es mit Kopfbedeckung oder eben dem großen Mundwerk so dem Friedmann. Denn eine große Nase hat mancher Deutsche auch.

Ich schrieb dieses schöne Beispiel schon mal. Es gibt typisch jüdische Nachnamen(Familiennamen). Würde ich also in meinem recht großem Zeitungszustellerkreis mal paar Leutchen nageln(direkt befragen am Gartentor, denn ich bin als ihr langjähriger Zusteller recht vertrauenswürdig), dann würden Hundertpro sich auch Einige ohne Probleme dazu bekennen.

Rainer-Maria und das die DDR sinngemäß deren Beziehungen und die Dollars wollte so in unserem Interessiertem seinem Link, da geh ich voll mit. So war die DDR, immer dran, am Volk aber auch an den Valuta, "an der Harten Währung". Denn da konntest du draufbeisen, da verbog sich nichts...Alumäßig HAAAAAAAAAAAAAa
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Interessierter » 13. September 2015, 09:32

@ Beethoven: Aufgrund Deines beschränkten Wissens und Fähigkeiten ( selbst im militärischen Bereich ) verstehend zu lesen, ist es Dir wohl nicht möglich zu erkennen, dass die Stasi sehr wohl großes Interesse an den Juden hatte.

Ob das Dich oder die restliche Bevölkerung interessierte, ist gar nicht das Thema. Wenn Du diese und andere Fakten erst nach der Wende erkannt hast, so wundert das doch niemanden, der Deine Beiträge hier gelesen hat.. [wink]

Mußt Du jetzt schon auf 2 Jahre alte Beiträge von mir zurückgreifen, um - sich "Interessierter" nennenden - anzubringen ?

Ich hoffe, dass Du während des Schreibens auch einen Anzug trägst, der mehr als das Monatseinkommen Anderer gekostet hat [flash]
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 10:01

Siehe Interessierter mit:

"dass die Stasi sehr wohl großes Interesse an den Juden hatte."
Textauszug ende

Du bist schon so ne Marke alter Mann. Liest noch nicht mal deine Links....Ja warum hatte denn die Stasi und or ne .....ich fasse es nicht weil man eben ...aber am Besten, du liest noch mal selber!!!!!!!!!!!!!

Rainer-Maria also schon wenn das Wort Stasi fällt muss bei Dir irgend wie ne Klappe fallen, das ist doch krankhaft sowas?
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2015, 10:01

@beethoven,
Du musst auf Deinem Admiralshügel und auch später sehr isoliert gewohnt haben...
Selbstverständlich kannte der Normalo-DDR-Bürger auch seine Nachbarschaft, wusste folglich, ob der Nachbar Katholik, Protestant, Freikirchler oder Jude war. Ebenso wusste man oft, ob Dieser oder Jener bei der Firma arbeitete.
Heute aber kann man (@Edelknabe) nur vermuten, dass sich hinter Salomon oder Israel ein Mensch jüdischen Glaubens verbirgt. Diese ehemals jüdischen Nachnamen tragen heute genauso Christen und Konfessionslose.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Nostalgiker » 13. September 2015, 10:40

Interessierter hat geschrieben:@ Beethoven: Aufgrund Deines beschränkten Wissens und Fähigkeiten ( selbst im militärischen Bereich ) verstehend zu lesen, ist es Dir wohl nicht möglich zu erkennen, dass die Stasi sehr wohl großes Interesse an den Juden hatte.

Ob das Dich oder die restliche Bevölkerung interessierte, ist gar nicht das Thema. Wenn Du diese und andere Fakten erst nach der Wende erkannt hast, so wundert das doch niemanden, der Deine Beiträge hier gelesen hat.. [wink]

Mußt Du jetzt schon auf 2 Jahre alte Beiträge von mir zurückgreifen, um - sich "Interessierter" nennenden - anzubringen ?

Ich hoffe, dass Du während des Schreibens auch einen Anzug trägst, der mehr als das Monatseinkommen Anderer gekostet hat [flash]


Der Mensch ohne eine Funken von Wissen maßt sich an sich jemanden "beschränktes" Wissen zu unterstellen.
Diese Dreistigkeit hat schon was.
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 10:43

Irgendwo Volker schrieb das der Rainer auch schon mal. Beispiel der Sorbe zu DDR-Zeiten. Was war Sorbe gleich nochmal zu DDR-Zeiten? Komm Volker streng dein Meister-Köpfchen bissel an? Richtig, er war Mitmensch,ganz einfach und simpel Mitmensch, Einer von Vielen, so wie du Hinter....Harzer, ich der Sachse, der Beethoven Fischkopp und der Berliner, eventuell noch der Pentium Karl-Marxstädter Nichelkopp nur Mitmensch war.

Einer von zig Millionen Bürgern, und gut war es.So wie in der großen UdSSR, so wie in Jugoslawien, so wie in anderen Vielvölkerstaaten. Aber begrenzen wir es auf den Sorben.

Heute." Ich bin jetzt Sorbe, ja man hat mich doch jetzt zum Sorben gemacht, also Leute geht mal weg da, geht mir aus dem Weg denn jetzt komme ich, mit meinen Prozessionen, mit meiner Tracht, mit meinen Liedern"

Sinn verstanden Hinterharzer? Ich denke schon.

Rainer-Maria und kurz, überhöhe den Menschen und das Rindvieh meint doch, ähnlich dem Esel auf dem Eise......
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Interessierter » 13. September 2015, 10:50

Dank des als Themenwechsler bekannten Edelknaben, sind wir nun schon bei den Sorben gelandet, obwohl es lediglich um das Interesse der Stasi an den Juden ging, um evtl. Vorteile daraus ziehen zu können. [denken]
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 11:14

Es ist deine kleinkarierte Denke Interessierter, du denkst ähnlich wie der Pentium, denn ich behaupte mal, euch fehlt irgendwie der Zusammenhang, das miteinander Verbinden.

Rainer-Maria also schreib einfach Jude hin, dann nimm das Lineal, zieh nen Strich zum Sorben, dann zu der ....was bist gleich Lüneburger Flachlandbewohner oder was....so einfach ist das. Und das Schönste , Alle gehen einmal am Tag auf das Klo, mindestens, da gibts null Unterschiede.Logisches Denken Mann....logisches Denken.......
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon pentium » 13. September 2015, 11:21

Übrigens beginnt heute Abend das jüdische Neujahrsfest und nach jüd. Kalender beginnt damit das Jahr 5776.
Für besonders fromme Juden ist es das Allerwichtigste, wenn im Gottesdienst auf dem Schofar (Widderhorn) geblasen wird - damit werden die Gläubigen zur Reue und Buße aufgefordert, quasi "geweckt".
Wer jemals ein Schofar gehört hat, der weiß, was ein durchdringender Klang ist ...



Reue und Buße, vielleicht eine Anregung für Rainer-Maria, bei diesen Mumpitztext zum Sonntagmittag...als zweite Anregung empfehle ich einmal sich mit der Geschichte der Juden in der DDR zu beschäftigen, dann kann man auch die Frage beantworten, welches Interesse die Partei und Staatsführung an den Juden hatte, man sollte öfters mal bedenken, wer das oder besser was das MfS war....!

Mahlzeit
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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon SkinnyTrucky » 13. September 2015, 11:30

Rainer Maria, willst du mit deinen Ausführungen dagegen halten, das die Stasi Interesse bekundete an den Juden....oder was.... [denken]


Schöne Grüsse vom Strand in Falerna

Mara
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2015, 11:30

Edelknabe hat geschrieben:Irgendwo Volker schrieb das der Rainer auch schon mal. Beispiel der Sorbe zu DDR-Zeiten. Was war Sorbe gleich nochmal zu DDR-Zeiten? Komm Volker streng dein Meister-Köpfchen bissel an? Richtig, er war Mitmensch,ganz einfach und simpel Mitmensch, Einer von Vielen, so wie du Hinter....Harzer, ich der Sachse, der Beethoven Fischkopp und der Berliner, eventuell noch der Pentium Karl-Marxstädter Nichelkopp nur Mitmensch war.

Einer von zig Millionen Bürgern, und gut war es.So wie in der großen UdSSR, so wie in Jugoslawien, so wie in anderen Vielvölkerstaaten. Aber begrenzen wir es auf den Sorben.

Heute." Ich bin jetzt Sorbe, ja man hat mich doch jetzt zum Sorben gemacht, also Leute geht mal weg da, geht mir aus dem Weg denn jetzt komme ich, mit meinen Prozessionen, mit meiner Tracht, mit meinen Liedern"

Sinn verstanden Hinterharzer? Ich denke schon.

Rainer-Maria und kurz, überhöhe den Menschen und das Rindvieh meint doch, ähnlich dem Esel auf dem Eise......



Der Einzige der nichts versteht bist Du!
Wenn es um Judentum geht, reden wir von Religion. Was hat das mit Sorben zu tun? Du bringst Nationalitäten und Glaubensrichtungen heillos durcheinander.

Gruß Volker
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 11:46

Köstlich Leute, das schrieb ich auch schon öfters, wir haben die Juden in unserer Familie....großen Familie. Und was feiern Die heute, das Neujahrsfest? Ich muss direkt mal anrufen, nach dem Norden hin, das Dumme nur, unsere Teilsippe kann kein Deutsch, ich leider kein Englisch.

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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon pentium » 13. September 2015, 11:50

Edelknabe hat geschrieben:Köstlich Leute, das schrieb ich auch schon öfters, wir haben die Juden in unserer Familie....großen Familie. Und was feiern Die heute, das Neujahrsfest? Ich muss direkt mal anrufen, nach dem Norden hin, das Dumme nur, unsere Teilsippe kann kein Deutsch, ich leider kein Englisch.

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Vor dem Rathaus von Bärenstein ist das Fahrrad des Bürgermeisters umgefallen!

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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Edelknabe » 13. September 2015, 12:13

Du Kleiner....."Fahrradständer aus Nicheldorfchemnitz," ich weiß gar nicht wie ich das am Besten texte ohne hier...freundschaftlich ins Fettnäpfchen zu treten. Schon dieser ....ne Rainer, bitte bleib jetzt sachlich,halte an dich, lass dich bloß nicht provozieren.

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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon pentium » 13. September 2015, 12:53

Edelknabe hat geschrieben:Du Kleiner....."Fahrradständer aus Nicheldorfchemnitz," ich weiß gar nicht wie ich das am Besten texte ohne hier...freundschaftlich ins Fettnäpfchen zu treten. Schon dieser ....ne Rainer, bitte bleib jetzt sachlich,halte an dich, lass dich bloß nicht provozieren.

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Das Fahrrad wurde wieder hingestellt! Und nun wieder zum eigentlichen Thema...

Die Konrad-Adenauer-Stiftung dazu:
Juden in der DDR

Die „Staatsbürger jüdischen Glaubens“ waren in der DDR eine Minderheit von hoher politischer Bedeutung – dazu eine unbequeme. Sie waren in ein Netz von politischen Erwartungen und Verbindlichkeiten eingebunden, das wenig Spielraum beließ, aber auch ihren Fortbestand sicherstellte. Der größte Freiraum bestand da, wo ihn die isolierte Minderheit am wenigsten ausfüllen konnte: im Religiösen. Alle anderen Ambitionen wurden beargwöhnt oder unterbunden. Vierzig Jahre jüdischer Geschichte in der DDR lassen auf bedrückende und eindrückliche Weise zugleich zentrale Momente der DDR-Geschichte und einige ihrer inneren Widersprüche erkennbar werden.

Vom Neuanfang 1945 bis zur Gründung der DDR

In Berlin lebte die Mehrheit der Juden anfangs im sowjetischen Sektor. Das alte Zentrum mit der teilzerstörten Synagoge Oranienburger Straße, dem Friedhof Weißensee und anderen Einrichtungen war der natürliche Anlaufplatz für Überlebende und Rückkehrer, die sich um den überlebenden Rabbiner Martin Riesenburger sammelten. Hinzu kamen Prominente wie Anna Seghers, aber auch weniger bekannte Rückkehrer, die sich in der Hoffnung auf eine reformierte Gesellschaftsordnung im Osten niederließen. Die Zahl der Juden im Gebiet der SBZ einschließlich Ost-Berlin sank aber von 1946 2.400 Juden auf nur noch 1.150 bei Gründung der DDR 1949; 1952 fiel sie auf unter 1.000. Größere Gemeinden mit zwei- bis dreihundert Mitgliedern gab es außerdem in Leipzig, Dresden und Magdeburg; die jüdischen Gemeinden in Halle, Erfurt oder Chemnitz hatten kaum 100 Mitglieder, noch kleinere wie in Zittau, Zwickau und Plauen lösten sich bald auf. In den Gemeinden der Westzonen war die Lage zwar kurz nach 1945 eigentlich kaum anders. Die restriktive Politik gegenüber „displaced persons“ in der SBZ und politische Pressionen der Jahre seit 1948 unterbanden aber jeden weiteren Zuzug. 1948 gelang in Berlin die Einigung zu einer die gesamte Stadt umfassenden Gemeinde, die Situation blieb aber prekär. Die Juden standen mitten in der Konfliktlinie des Kalten Krieges; daher wurde Hilfe aus dem Westen mit Argwohn betrachtet. Weithin galten die Juden als „bourgeoise Elemente“ mit zweifelhafter politischer Einstellung. Im Januar 1948, noch vor Gründung der DDR, beschloss das ZK der SED immerhin, dass als Verfolgter gelte, wer aus „demokratischen Gründen“ oder „wegen … religiöse[r] Einstellung oder aufgrund der nazistischen Rassengesetze“ verfolgt worden sei. Das schloss NS-Opfer nichtdeutscher Herkunft ein, aber alle im Ausland Lebenden aus.

1952/53: Krise und gelenkte Konsolidierung

Die Bedingungen waren für die Gemeinden von Anfang an schwierig, und für ihre Vorstände wurden sie sogar bald gefährlich. Der Auschwitz-Überlebende und Berliner Vorsitzende Erich Nehlhans wurde 1948 wegen angeblicher Spionage verurteilt; er starb 1950 in sowjetischer Lagerhaft. 1950/52, im Umfeld der antisemitisch konnotierten Schauprozesse in Ungarn, Bulgarien und der ČSSR, spitzte sich die Situation zu. In der Folge wurden Juden, auch wenn sie nicht Gemeindemitglied waren, aus Positionen in Partei (Alexander Abusch), Staat (Leo Zuckermann) und Medien (Adolf „Lex“ Ende, Leo Bauer, Bruno Goldhammer) entfernt. Paul Merker, der im ZK der SED als Sachwalter von Juden und anderen Überlebenden gewirkt hatte, wurde 1950 gestürzt. Im Winter 1952/53 erreichten die sog. Säuberungen auch die Gemeinden. Vorsteher wie Julius Meyer (Berlin), Salo Looser (Erfurt), Leo Löwenkopf (Leipzig) und Günter Singer (Dresden) flüchteten in den Westen, und mit ihnen etwa 500 weitere Mitglieder ihrer Gemeinden. Damit hätte die Geschichte der Juden in der DDR zu Ende sein können. In dieser Situation ist es die staatliche Seite gewesen, die teilweise dadurch, dass sie jüdische Parteimitglieder wie Heinz Schenk (Berlin) als Gemeindevorstände einsetzte, die orthodox ausgerichteten Gemeinden innerhalb des sozialistischen Staates hielt. Sie sollten, staatlich alimentiert und gegängelt, dem Anspruch der DDR dienen, das bessere Deutschland zu sein, und die seit 1967 immer markantere antizionistische Ausrichtung der Politik der Staatsführung legitimieren.

Loyalitäten und Eigenwilligkeiten

Bei allen Zugeständnissen, erzwungenen wie freiwilligen, haben viele Juden in der DDR sich zwischen den divergierenden Interessen von Partei, Staatssekretariat für Kirchenfragen und Staatssicherheit Freiräume verschafft und einige, wie der Historiker Helmut Eschwege, auch subtil-offene Opposition geleistet. Nur selten waren die Staatsorgane zufrieden mit den Juden, meist war das Gegenteil der Fall, zumal wenn es darauf ankam. So versagten selbst „verlässliche“ Parteimitglieder wiederholt staatlichen Kampagnen ihre Unterstützung, etwa indem sie die Unterschrift unter eine vorab schon im „Neuen Deutschland“ publizierte „Erklärung jüdischer Bürger“ zum Sechstagekrieg 1967 verweigerten. Dissens bestand ferner in der Entschädigungsfrage. Wohl haben führende Gemeindevertreter die offizielle Formel von der natürlichen Aufhebung aller Ansprüche in der DDR als der kollektiven Überwindung des Faschismus öffentlich rezitiert. 1973 verweigerten sich die Gemeinden aber einer Erklärung, die derartige Ansprüche als rechtlich unbegründet verurteilen sollte.

Als die Gemeinden mit zunehmender Überalterung und Mitgliederschwund zu kämpfen hatten, wollte die Staatsführung sich des jüdisches Erbes vollends bemächtigen und hoffte, mit dem Wiederaufbau von Teilen der Synagoge in der Oranienburger Straße, aber auch der Bestallung eines amerikanischen Rabbiners und der Förderung der orthodoxen Separatgemeinde Adass Jisroel neue Sympathien und Ressourcen für das marode System zu erschließen. Rabbiner Neumann kehrte jedoch bald in die USA zurück, und das „Centrum Judaicum“ wurde erst nach der Wiedervereinigung fertiggestellt.

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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Danny_1000 » 13. September 2015, 15:08

Nun ja, in der Stalinära hatten die wenigen 100 Juden in der DDR wahrlich keinen guten „Gott“.
Aber, so schreibt der Zentral der Juden in Deutschland:
Zitat „:…Nach dem Tod des Parteiführers Josef Stalin am 5. März 1953 endete die Diskriminierung der Juden in der DDR. Polizeiaktionen und Verfolgungen wurden eingestellt, inhaftierte Gemeindemitglieder freigelassen und die Mehrheit der jüdischen Ex-Parteimitglieder rehabilitiert. Die zahlenmäßig kleiner gewordenen Gemeinden erhielten Zahlungen für die Erneuerung der Synagogen, zum Unterhalt eines Altersheims, einer koscheren Metzgerei und für die Instandhaltung des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee. Seit 1961 erschien das Nachrichtenblatt als Informationsorgan der Jüdischen Gemeinde in der DDR.

In den achtziger Jahren öffnete sich die DDR-Führung weiter, ohne allerdings weiterhin die antisemitischen Vorurteile transportierende israelfeindliche Propaganda einzustellen. Und erst nach der Wende bekannte sich die neue de Maizière-Regierung „zur Mitverantwortung für Demütigung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Frauen, Männer und Kinder“ und „zu dieser ,Last der deutschen Geschichte“.

Auf der zweiten Parlamentssitzung am 12. April 1990 wurde eine Entschuldigung für die „offizielle DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel“ beschlossen. Die Volkskammermitglieder baten die „jüdischen Mitbürger“ für die erlittene Diskriminierung in der DDR um Verzeihung.
1989 zählten die fünf jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik rund 400 Mitglieder, die Mehrzahl, etwa 250, lebte in Ostberlin. Diese Gemeinden wurden 1990 als Mitglieder in den Zentralrat aufgenommen.“
Zitatende:

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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Beethoven » 13. September 2015, 15:31

Wenn ich das schon wieder lese. Die "Adenauer Stiftung" ist in meinen Augen nun wirklich keine Stiftung, die für den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen bekannt ist.

Lieber VZ, Du wusstest wer von Deinen Nachbarn ein Jude ist/war. Ich wusste das nicht und es hat mich auch nicht interessiert. Und ich weiß genau, dass es meinen Freunden und Bekannten auch so ging. Mir ist aber schon klar, dass da in Quedlinburg die Uhren anders getickt haben. Da wusste man so was natürlich. [grins]
Mein Freunde Manfred Goldmann, oder Carolin Flirl z.B. sind solche Fälle. Ich wusste nicht einmal, dass man bei vielen schon am Namen erkennen kann, dass die Großeltern eventuelle den Glauben auch lebten. Ging ja auch kaum und geht heute auch nicht, wenn ich da an den Sabbat denke.

Dieser Blödsinn mit Nischen schaffen in der grauen DDR durch die Bürger jüdischen Glaubens ist sowas von hirnloses Gebrabbel der "Adenauerjünger", dass es für mich der Beweis ist, dass man die Gelder dieser Stiftung lieber in Schulen und Kindergärten stecken sollte. Das würde Sinn machen.

Bürger jüdischen Glaubens unterlagen in der DDR keinerlei Verfolgungen / Restrektionen (selbst wenn das MfS angeblich auch da tätig war), es sei denn, sie waren krimminell.
Selbst im Politbüro des ZK der SED gab es Juden. Ich möchte da nur einige nennen, Herman Axen, Prof. Dr. Norden, Werner Jarowinsky.

In wie weit Bürger jüdischen Glaubens, diesen Glauben damals in der DDR oder heute praktizieren, ist sowieso ein ganz anderes Blatt.

Übrigens, das erfuhr ich auch erst als ich schon ein bisschen älter war, war der Vater meiner Mutter, mein Großvater mütterlicherseits (er starb als meine Mutter 2 Jahre alt war), im polnischen Sjem, der Beauftragte für Judenfragen ohne selber Jude zu sein. Das fand ich spannend und das war das Einzige mal, dass wir uns über Juden Gedanken gemacht haben, wenn es nicht um die Verbrechen der Faschisten an den Juden ging.

Vor einigen Jahren war ich in Israel. Ein schönes aber auch karges Land mit sehr freundlichen Menschen. In einem anderen Forum schrieb ich mal einen längeren Artikel über diese Reise. Wie nicht anders zu erwarten, war ich dort mit anderen Männern, Gast der IDF.

In diesem Sinne - Die Judenfrage ist ein verschlepptes Stück Mittelalter.
Die größten Vorteile im Leben überhaupt wie in der Gesellschaft hat ein gebildeter Soldat. J. W. v. Goethe

Das Gesetz ändert sich, die Gesinnung nicht.
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2015, 16:04

Um noch mal einzuhaken @beethoven.
Zumindest in einer kleinen Stadt wie Quedlinburg kannte man seine Nachbarn sehr wohl. So weiß ich auch, dass Juden nicht mehr vertreten waren, denn die waren allesamt zur NS-Zeit abgeholt worden bzw. kurz zuvor Richtung USA ausgewandert.
Ich kann Dir aber heute noch in meinem damaligen Umkreis alle Nachbarn namentlich benennen. Bei den meisten weiß ich auch deren Religion und wo sie arbeiteten, wie viel Kinder sie hatten. Ich rede von geschätzten 40 Familien, Nachbarn eben...
Hinter unserem Gartenzaun begann ein Neubaugebiet mit Wohnblöcken, wo es dann logisch wesentlich anonymer zuging.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Volker Zottmann » 13. September 2015, 16:16

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdi ... uedlinburgDer mittelalterliche Begräbnisplatz der Quedlinburger Juden lag im Bereich der Stadtmauer beim Weingarten. Das Areal am dortigen Stadtturm, der Lindenbeinturm, wird in historischen Karten entsprechend Jodenkewer benannt. Dieser Friedhof wurde im 19. Jahrhundert an die Zwergkuhle verlegt. Dieser neuzeitliche jüdische Friedhof Quedlinburgs wurde während der Zeit des Nationalsozialismus vom Landesdenkmalpfleger dokumentiert. Die Grabsteine wurden zu dieser Zeit immer wieder umgeworfen, insgesamt ist der Friedhof aber in dieser Zeit nicht zerstört worden. Vielmehr wurden die erhaltenen Gräber gegen den Protest der jüdischen Gemeinde in Magdeburg im Jahr 1975/1976 zerstört und die Grabplatten auf die Quedlinburger Müllkippe an der Halberstädter Straße verbracht. Das Areal ist heute als Grünanlage gestaltet und mit einem Gedenkstein ergänzt.

Der größte Teil der Quedlinburger Juden betrieb als Kaufmann oder Händler kleine und mittelgroße Unternehmen. Großen unternehmerischen Erfolg hatte David Sachs mit seiner 1878 gegründeten Samenzüchterei, die internationale Bedeutung erreichte.

Verfolgung von 1933 bis 1945
Von 1933 bis 1945 lebten weniger als 100 „Nichtarier“ in Quedlinburg. Von diesen kamen mindestens 13 gewaltsam zu Tode, 14 gelang die Emigration und 34 überwiegend „Halbjuden“ überlebten und starben eines natürlichen Todes. Die anderen Schicksale sind unbekannt.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die jüdische Gemeinde nicht wiederbelebt.

Ein beredtes Zeugnis ist mein Wikipedia-Auszug, wie in der DDR mit dem jüdischen Kulturerbe umgegangen wurde. Da wurde eben auf Anordnung von oben ein kompletter historischer jüdischer Friedhof geschleift.
Ein besseres Zeugnis bietet mein heutiger Wohnort Harzgerode. Hier starb der letzte Jude noch vor dem 2. Weltkrieg, also ohne Deportation. Der Judenfriedhof (offizieller Name) besteht aber heute noch und wird gepflegt.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon pentium » 13. September 2015, 16:23

Beethoven hat geschrieben:Wenn ich das schon wieder lese. Die "Adenauer Stiftung" ist in meinen Augen nun wirklich keine Stiftung, die für den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen bekannt ist.

Dieser Blödsinn mit Nischen schaffen in der grauen DDR durch die Bürger jüdischen Glaubens ist sowas von hirnloses Gebrabbel der "Adenauerjünger", dass es für mich der Beweis ist, dass man die Gelder dieser Stiftung lieber in Schulen und Kindergärten stecken sollte. Das würde Sinn machen.

Bürger jüdischen Glaubens unterlagen in der DDR keinerlei Verfolgungen / Restrektionen (selbst wenn das MfS angeblich auch da tätig war), es sei denn, sie waren krimminell.
Selbst im Politbüro des ZK der SED gab es Juden. Ich möchte da nur einige nennen, Herman Axen, Prof. Dr. Norden, Werner Jarowinsky.


Ja, ja die böse Adenauer Stiftung aber auch! Alles Teufelswerk!

Aber fragen wir doch einmal den Zentralrat der Juden in Deutschland

Zitat:
1989 zählten die fünf jüdischen Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik rund 400 Mitglieder, die Mehrzahl, etwa 250, lebte in Ostberlin....]


Zitat:
Bereits kurz nach der Befreiung Berlins durch die Sowjetarmee waren die ersten Juden in die damalige Sowjetische Besatzungszone (SBZ) zurückgekehrt. Viele dieser Rückkehrer wollten mithelfen, ihren Traum von einer sozialistischen Gesellschaftsordnung in Deutschland zu verwirklichen. Allerdings gerieten schon sehr früh bekennende Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Konflikt mit der sowjetischen Besatzungsmacht. Die Situation verschärfte sich Anfang der 50er Jahre in der 1949 gegründeten Deutschen Demokratischen Republik, als im Rahmen einer „Säuberungskampagne“ in der Sowjetunion, des Field-Prozesses in Budapest sowie des Slansky-Prozesses in Prag auch in anderen Staaten des Warschauer Pakts Juden als „Konterrevolutionäre“ und „zionistische Agenten“ verfolgt wurden. Einige dieser „Judenknechte“, wie die stalinistische Presse sie beschimpfte, wurden nach Schauprozessen in der Sowjetunion hingerichtet oder heimlich ermordet. Viele Juden flohen aufgrund der Repression aus der DDR in die Bundesrepublik....]

Ist bestimmt auch wieder Propaganda der zionistischen Weltverschwörung oder?

Zitat
Nach dem Tod des Parteiführers Josef Stalin am 5. März 1953 endete die Diskriminierung der Juden in der DDR. Polizeiaktionen und Verfolgungen wurden eingestellt, inhaftierte Gemeindemitglieder freigelassen und die Mehrheit der jüdischen Ex-Parteimitglieder rehabilitiert. Die zahlenmäßig kleiner gewordenen Gemeinden erhielten Zahlungen für die Erneuerung der Synagogen, zum Unterhalt eines Altersheims, einer koscheren Metzgerei und für die Instandhaltung des jüdischen Friedhofs in Berlin-Weißensee. Seit 1961 erschien das Nachrichtenblatt als Informationsorgan der Jüdischen Gemeinde in der DDR.

In den achtziger Jahren öffnete sich die DDR-Führung weiter, ohne allerdings weiterhin die antisemitischen Vorurteile transportierende israelfeindliche Propaganda einzustellen. Und erst nach der Wende bekannte sich die neue de Maizière-Regierung „zur Mitverantwortung für Demütigung, Vertreibung und Ermordung jüdischer Frauen, Männer und Kinder“ und „zu dieser ,Last der deutschen Geschichte“...]

http://www.zentralratdjuden.de/de/topic ... r-ddr.html




Das Wort "Judenfrage" hat schon was!
Und mit dem Mittelalter? Die Jüdische Diaspora bzw. hebräisch ‏גלות‎ galut ist die bis heute anhaltende Zerstreuung (= griech. Diaspora) der Juden. Sie begann mit der ersten babylonischen Eroberung des Reiches Juda im Jahr 597 v. Chr...

Schalom
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Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Interessierter » 10. Mai 2016, 10:28

Die SED und die Juden

Rückblick auf eine fragile Ritualisierung

Als der israelische Journalist Amos Elon Mitte der sechziger Jahre durch beide Teile Deutschlands reiste, musste er feststellen: »Die DDR ist fast ›judenrein‹.«1 Tatsächlich hatten die Jüdischen Gemeinden des Landes zu der Zeit kaum mehr als 1500 Mitglieder, eine Minderheit mit 0,01 Prozent Bevölkerungsanteil. Inwiefern kann vor diesem Hintergrund die Frage nach dem Verhältnis zwischen der SED und den Juden sinnvoll sein?

Blickt man auf die Gründerjahre des ostdeutschen Staates, so zeigt sich eine bald israel- und judenfeindliche Politik, ohne jedes Interesse, Juden als noch so kleinen Faktor politischer Prozesse zu akzeptieren. Völlig gewandelt hingegen erscheint die Szenerie am Ende der DDR, als sich Honeckers Fürsorge- und Stasidiktatur extensiv mit der jüdischen Verfolgungsgeschichte im Nationalsozialismus beschäftigte, die Jüdischen Gemeinden öffentlich stark hervorhob und kurz vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit Israel zu stehen schien. In den Jahrzehnten dazwischen musste etwas Entscheidendes geschehen sein, das die Frage nach den Ursachen und Formen der Veränderung aufwirft.

Juden in der DDR

Konträr zur Bundesrepublik, die nach der Erfahrung des nationalsozialistischen Völkermordes das heikle und komplexe Problem des Umgangs mit dem jüdischen Bevölkerungsteil über einen demonstrativen Philosemitismus, »Wiedergutmachung« und »Vergangenheitsbewältigung« einhegte, waren Juden in der DDR mit der SED in ein andersartiges systemspezifisches Beziehungsgeflecht eingebunden, das sich zwischen den Polen ideologischer Übereinstimmung und interessenpolitischer Konflikte bewegte. Die Jüdischen Gemeinden bildeten eine der kleinsten religiösen Gemeinschaften in der DDR.

Zählten sie am Beginn der DDR noch etwa 3500 Mitglieder, waren es am Ende kaum noch 400.2 Umgekehrt proportional zu dieser sich stark verkleinernden Basis entwickelte sich, wie schon angedeutet, die politische Bedeutung des Faktors »Juden in der DDR«. Nach den Krisen der frühen fünfziger Jahre gelang es der SED weitgehend, die Jüdischen Gemeinden zu einem willfährigen Instrument ihrer Herrschaftsinteressen zu degradieren. Dies war die Voraussetzung dafür, dass die öffentliche Inszenierung jüdischen Lebens im letzten Jahrzehnt der Existenz des ostdeutschen Staates einerseits fast bruchlos in die offizielle Propaganda zu integrieren war, anderseits aufgrund der zunehmenden Distanz zu den empirischen Gegebenheiten beinahe bizarre Formen annahm.

Weiter geht es hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... 09-schmid/
Interessierter
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon HPA » 11. Juli 2016, 09:31

Dieser Tage erscheint ein sehr interessantes Buch zur Rolle der DDR im Nahen Osten:


Der unerklärte Krieg der DDR gegen Israel

Eine Studie des US-Historikers Jeffrey Herf zeigt, wie weit Ostberlins Beteiligung am Nahost-Konflikt ging: Unter dem Deckmantel des Antizionismus führte die DDR einen unerklärten Krieg gegen Israel

http://www.welt.de/kultur/literarischew ... srael.html

Zitat:
Dabei fällt auf, dass die ostdeutschen Kommunisten – obwohl sie offiziell eine friedliche Beilegung des israelisch-palästinensischen Konflikts propagierten – besonders intensive Bindungen zu Syrien, dem Irak und Libyen aufbauten, die jede Verhandlungslösung mit Israel prinzipiell ablehnten und Förderer der radikalsten Fraktionen in der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) waren. In Syrien und im Irak herrschte die Baath-Partei, eine 1940 gegründete sozialnationalistische Bewegung, die sich die NSDAP zum Vorbild nahm, und deren Anführer aus ihrer Bewunderung für Hitler und die NS-Judenvernichtung nie einen Hehl gemacht haben. Syrien war überdies ein bevorzugter Zufluchtsort für international gesuchte NS-Täter wie den berüchtigten Eichmann-Adlatus Alois Brunner. Für die "antifaschistische" SED-Führung war all das kein Hinderungsgrund, zu den syrischen Führern "brüderliche" Beziehungen auf der Basis "antiimperialistischer Solidarität" zu unterhalten.


Nicht nur, dass große Teile der SED-Nachfolgepartei Die Linke weiterhin eine verbissene Israelfeindschaft pflegen, die "antizionistische" Propaganda im "Arbeiter-und-Bauern-Staat" wirkt weit über den Dunstkreis dieser Partei hinaus im Bewusstsein vieler ehemaliger DDR-Bürger fort. Dass die Linkspartei Sanktionen des Westens gegen den Schlächter Assad heftig ablehnt, ist angesichts der engen Beziehungen des SED-Apparats mit dem Baath-Regime in Damaskus nicht verwunderlich
HPA
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Interessierter » 30. Oktober 2016, 11:45

Chaim Noll: Die DDR war ein judenfeindliches Land

Bild

Der jüdische Schriftsteller Chaim Noll (Foto), geboren am 13. Juli 1954 in Ostberlin, ist ein ehem. Bürgerrechtler und Sohn des in der „DDR“ angesehenen Schriftstellers Dieter Noll. Doch Chaim (er hieß damals „Hans“) ging eigene Wege und verweigerte sich der marxistischen Ideologie seines Vaters ebenso wie dem Militärdienst in der „DDR“. Seine eigenständige Haltung führte zu mehrfacher Zwangsunterbringung in psychiatrischen Anstalten und weiteren staatlichen Repressalien. 1983 wurde er ausgebürgert, lebte dann in Westberlin, später in Rom und seit 1995 in Israel.

Positiv äußert er sich auch über Italien, wo er jahrelang gelebt hat, denn dort habe er „keinen Antisemitismus gespürt“: „Die Juden dort gelten nicht als Fremde, sondern als Landsleute anderen Glaubens.“

Nun folgte die Frage: „Wie war es im Vergleich dazu in der DDR?“ – Chaim Nolls Antwort hierzu: “Die DDR war ein judenfeindliches Land, obwohl man versucht hat, es zu verbergen. Die Aversion galt nicht unbedingt jedem einzelnen Juden, aber dem Judentum insgesamt.
Die sozialistische Bewegung hat eine bis Marx und Kautsky zurückreichende Vorgeschichte von Judenfeindlichkeit. Die Linke ist bis heute in diesem Erbe gefangen. Vor allem war die DDR extrem israelfeindlich. Schon als Kind habe ich darin ein Zeichen von Dummheit gesehen.“


Der Schriftsteller Dieter Noll, sein Vater, war überzeugter Sozialist und SED-Parteigänger. Die Frage, ob sein Vater mit ihm über sein Judentum sprach, verneinte Chaim Noll: „Nein. Er versuchte, kein Jude zu sein – der Partei zuliebe. Allerdings war seine jüdische Mutter in der Nazi-Zeit verfolgt worden, das ließ sich nicht verheimlichen – und so bin ich langsam hinter das Geheimnis gekommen. Nichts interessiert Kinder mehr als das, was die Erwachsenen verschweigen.“

Den vollständigen Beitrag kann man hier lesen:
http://www.pi-news.net/2011/07/chaim-no ... ches-land/

Im Rahmen der üblichen Repressalien dieser SED - Diktatur,wurde auch er in psychatrische Anstalten eingewiesen und dann später ausgebürgert.
Interessierter
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Volker Zottmann » 30. Oktober 2016, 12:08

Die Juden waren allenfalls geduldet.
In Quedlinburg gabe es so gut wie keine mehr und so wurde der größte teil des Friedhofs geschleift. Grabsteine kamen auf den Schuttplatz. In Harzgerode starb dir letzte Jude noch vor dem krieg, Hrzgerode war also ohne Gewalt judenfrei. So rottete der vor den Stadttoren im langen tal liegende Friedhof unbesehen vor sich hin. letzte Grabsteine fielen allein um und überwucherten mit gutem dichten Efeu. Zu DDR-Zeiten scherte sich niemand drum, keine schule, keine Patenschaft, nichts...
Nach der Wende und durch echte Wahlkämpfe beflügelt, produzierte Geltungssucht und Effekthascherei ein Erinnern an die Juden unseres Ortes.
So empfand ich das, es mag aber auch andere Beweggründe gegeben haben.
Heute stehen einmal im Jahr eine Schulabordnung und ein Trüppchen der CDU am neuen kleinen Judengedenkstein und versammeln sich wie einst die Pflicht-Abordnungen am 8. Mai.
Ehrliches Gedenken? Ich hab da meine Zweifel.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Die DDR und das Judentum

Beitragvon Nostalgiker » 30. Oktober 2016, 12:57

Die sozialistische Bewegung hat eine bis Marx und Kautsky zurückreichende Vorgeschichte von Judenfeindlichkeit.

Da irrt der Gute ein wenig.
Die von ihm benannte "Judenfeindlichkeit" war erstens im 19.Jahrhundert ein weit verbreitetes Phänomen und betraf beleibe nicht nur die sozialistische Bewegung in Deutschland oder Europa.
Während sich die Juden Mittel- und Westeuropas in erster Linie als Deutsche, Franzosen, Britten sahen und irgendwann dann als Juden war es bei den Osteuropäischen Juden genau umgekehrt. Sie sahen sich zu allererst als Juden und nicht als Bürger des Landes in dem sie lebten.
Gegen diese, zum großen Teil in Ghettos lebenden, Juden Osteuropas richtete sich damals die Abneigung des Mitteleuropäischen Bürgertums zu dem auch viele Juden gehörten.

Die DDR hatte besonders etwas gegen den Zionismus und das war in großen Teilen auch eine "Übernahme" aus der SU.
Nach der Gründung von Israel und besonders während der Tätigkeit von Golda Meir als Botschafterin in der SU von 1948 bis Anfang 1949 wurden die Juden in der SU ziemlich selbstbewußt und zeigten offene Sympatie für Israel.
Dazu zerschlug sich auch noch die Hoffnung von Stalin das Israel einen sozialistischen Weg einschlagen könnte.
Danach "entdeckte" man den Kosmopolitismus besonders der Juden und dieser passte so gar nicht in die ideologischen Kampagnen zur Stärkung der "sowjetischen" Nation, galt er doch ab sofort als imperialistisches, rechtsgerichtetes und nationalistisches Mittel welche diametral gegen den proletarischen Internationalismus stand.
Weltbürger, also Kosmopoliten, also Juden, bezeichnete man als wurzellose Menschen, die der sozialistischen Gesellschaft Schaden zufügen wollten.
Ein prominentes Opfer dieser Kampagne war Molotow dessen jüdische Frau nach einem Zusammentreffen mit Golda Meir, aus all ihren Ämtern entfernt, aus der Partei ausgeschlossen und für mehrere Jahre nach Sibirien verbannt wurde.

Die Mitglieder des Jüdischen Antifaschistischen Komitees, während des zweiten Weltkrieges nützlich, wurden auf Grund ihrer zahlreichen weltweiten Kontakte bald als Spionageorganisation der Imperialisten verdächtigt und verfolgt.
Nicht nur durch die UdSSR rollte eine Welle von Schauprozessen in denen angebliche Spione einer "jüdisch-zionistischen" Verschwörung unter dem Deckmantel des Kosmopolitismus abgeurteilt wurden.
In der Regel wurde die Todesstrafe verhängt.

Auch in der DDR der frühen Jahre mußten sich Juden gegen solche Vorwürfe das sie Kosmopoliten seien zur Wehr setzen. Besonders traf es solche die als Kommunisten und Juden in westlichen Ländern Asyl fanden und eventuell unglücklicherweise mit Noel Field zusammentrafen oder damals nur jemanden kannten der ihn kannte.
Diese "Bekanntschaft" war faktisch das Schuldeingeständnis und hätte auch fast E. Mielke das Genick gebrochen.

Die DDR war also nicht per se ein "judenfeindliches Land" sondern die Einstellung der politischen Machthaber zu den Juden resultierte mehr daraus das sie ideologisches Opfer einer ihrer eigenen stalinistischen Säuberungskampagnen in den Ostblockländern in der Zeit zwischen 1947 und 1953 wurden.
Dies spiegelte sich in den nachfolgenden Jahren bis zum Ende der DDR im gestörten Verhältnis zu Israel und zu den in der DDR lebenden Juden wieder.

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Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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