Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 30. Mai 2011, 16:32

Heute vor 43 Jahren wurde die im 2. Weltkrieg nur leicht beschädigte Universitätskirche in Leipzig abgerissen. Sie passte der SED nicht in die politische Richtung. Hier sollte ein politisch-kulturelles Zentrum enstehen, das Leipzig als sozialistische Großstadt präsentieren sollte.
Das Kulturerbe von 1240 wurde vernichtet. Protestler einfach in Haft genommen.

Ein Einzelfall war das nicht, wie man hier lesen kann:
http://www.kirchensprengung.de/cms/kirc ... ipzig.html

AZ
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon nightfire64 » 30. Mai 2011, 17:41

Ist oder war schlimm, mir tut es um jedes geschichtsträchtige Bauwerk leid, was platt gemacht wird oder wurde.
Den Neuaufbau der Uni Kirche, finde ich aber auch schrecklich, der gefällt mit gar nicht. Es fehlt eben das Alte.

LG Kerstin
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 30. Mai 2011, 20:14

Stellt euch mal vor, man würde den ganzen alten Baukram stehenlassen. Dann wäre bald kein Platz mehr für was Neues, was Modernes, und der Uniriese ist was Modernes, die Universität an Stelle der alten Kirche auch. Wer, so frage ich regte sich denn auf, als nach 1989 so leiseweinent schöne DDR-Kultur(Brunnen am Sachsenplatz, Keramiksäule an der Information) und Anderes verschwand, weil es nicht in die neue Ideologie des Westen passte, doch die Kultur des Sozialismus verkörperte.
Und da ist Leipzig nur eine Großstadt, wir können ja gerne einmal zusammentragen, was in Rostock, Wismar, Chemnitz, Erfurt, Eisenach, Suhl, Schwerin, Berlin, Eisenhüttenstadt, Schwedt und anderen Oststädten aus dem Stadtbild geschleift wurde? Ich denke, diese Liste wird noch länger wie die ollen Kirchen.
Übrigens, die Markuskirche im Leipziger Osten, daneben bin ich aufgewachsen wurde 1978 gesprengt, da war ich gerade den Frieden verteidigen. Ein wunderschönes Bauwerk, viel schöner und ästhetiker als der dunkle hässliche Klotz von Unikirche. Meine Mutter meinte immer:"Verdammt, sogar Sonntag früh läuteten deren Glocken und ich denke heute, anschließend bimmelten die Glocken von meinem Vater, er war doch auch nur ein Mann und meine Mutter sang dann im Kirchenchor...denn wir Kinder schliefen tief und fest".

Rainer-Maria der immer die Glocken läuten durfte als Junge, also ans Seil gehängt und los gings, wie beim Glöckner von Notredame.Zwei wunderschöne große bronzene Löwen zierten deren Portal,die Eingangszone von der heutigen Dresdner Straße her, darauf sind wir immer herumgeklettert. Ich möchte nicht wissen, ob die heute in Schalks Wohnzimmer thronen oder bei irgendsoeinem Kirchenmann den Vorgarten verschönern?
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 30. Mai 2011, 20:36

Edelknabe hat geschrieben:Und da ist Leipzig nur eine Großstadt, wir können ja gerne einmal zusammentragen, was in Rostock, Wismar, Chemnitz, Erfurt, Eisenach, Suhl, Schwerin, Berlin, Eisenhüttenstadt, Schwedt und anderen Oststädten aus dem Stadtbild geschleift wurde? Ich denke, diese Liste wird noch länger wie die ollen Kirchen.


Aha? Das würde mich jetzt aber echt interessieren. Und, was das sozialist. Kulturgut betrifft, Rainer, erstens kann man es nicht mit einer 800 Jahre alten Kirche vergleichen, zweitens wollten nicht die Wessis das es verschwindet sondern die Stadtverordneten, welche von den Bürgern gewählt wurden. Oder?
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Zicke » 30. Mai 2011, 22:34

Edelknabe hat geschrieben:(Brunnen am Sachsenplatz
Edelknabe hat geschrieben: der Uniriese ist was Modernes, die Universität an Stelle der alten Kirche auch

1.der Uniriese ist Geschmacksache
2.Universität gab es schon vor dem Sozimus, nur der hässliche Plattenbau war ein Machwerk aus dieser Zeit.
3. Die Kirche war ein Teil der historischen Altstadt um die uns heute Touristen aus aller Welt bewundern.

die von dir erwähnten Brunnen werden nach Fertigstellung der hässlichen Neubaublechbüchse im dortigen Areal wieder aufgebaut.
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 31. Mai 2011, 06:26

Na klar Augenzeuge, wir waren selber dran Schuld, wollten das alte kulturelle Zeugs nicht mehr, hatte ja seine Zeit und erinnerte immer daran, das es keine Bananen gab damals in der DDR.
Weißt du was, und das hatte ich gerade in dem anderen Fred mit dem Gemüse geschrieben, der Bürger ist so blöde, der merkt das noch nicht mal, der wählt so ein paar Dussel ins Stadtparlament, die noch nicht mal aus dem Osten kommen und wundert sich dann, das seine Ostidentität flöten geht.
Jetzt wieder...die alten Messehallen, die Dinger stehen eigentlich unter Denkmalsschutz...ach was, weg damit und was Neues hingebaut als wenn es nicht schon genug Porta und X andere Möbelriesen gibt.
Soviel Möbel braucht kein Mensch und der Leipziger Bürger jubelt, das Rindvieh...entschuldige Zicke, ich bin raus, bin Umlandbewohner.
Nur das Portal der einen Halle bleibt stehn, wie schön, nur das Portal. Und die Blechbüchse, die war nun mal DDR-Architektur, und der Fussgängerüberweg davor ebenfalls, das war doch Fortschritt und nu ja, konnte eben nicht jeder mit Rollstuhl...ne, er konnte doch und da musste eben mal Treppe gestiegen werden und ne, musste nicht denn da konnte mal auch hochlaufen um drei Ecken.
Heute, haben wir wieder Ampeln....was für ein Rückschritt, jeder Dumme drückt, weil er ja nicht warten kann bis da drei Leutschen mit ihm warten und Fazit...Stau auf dem Ring, das war der Ring wo diese "freien modernen Bürger" 89 drumrumgerannt sind, man stelle sich vor, die konnten ohne Ampel und drücken laufen, denn da stand noch der Fussgängerüberweg...der Sozialistische Moderne.
Manchmal denke ich...für was Die da in Stuttgart demonstrieren, für das alte hässliche Bahnhofsding da, kommt doch hierher ihr freien Bürger und tutet hier mal, das die Denkmalschützer langsam aufwachen und los, das Gesicht immer schön in den Wasserwerfer gehalten, damit das Gehirn klar wird beim kalten Wasser.
Aber über so eine alte verstaubte Paulinerkirche aufregen,das kann er, der freie Bürger.
Ach, ich ertappe mich schon wieder dabei, beim Sarkasmus...oder ist es Ironie...oder gar Zynismus.
Aber baut, baut ihr Architekten, denn das ist die Zukunft und nicht der olle Kram und ich liebe den alten Kerl, den Norman Foster, diesen Tyrannen...so schrieb mal so sinngemäß einer seiner Schüler, wenn der sagt, das Ding sieht so aus und nicht anders, dann sieht das am Ende so aus und nicht anders und nicht diese blöde dumme demokratische Gequatsche von heute, wo von zwanzig Leutchen/Köchen jeder ein anderes Rezept hat und am Ende kannste die Brühe nicht essen, weil sie stinkt, zum Himmel stinkt.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins moderne Forum..."nieder mit dem alten verstaubten Mist und was Neues hingebaut".Vorwärts immer, rückwärts nimmer.
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 31. Mai 2011, 13:50

RMR, meinst du, wir sollten den Kölner und Mailänder Dom auch platt machen....???? Die Gebäude verschlingen ein haiden Geld, denn es wird ständig an ihnen rumgebaut....und 'nen richtig praktischen Nutzen ham se beide nich....

....für die paar die noch zur Kirche gehen jeden Sonntag, kann man ja eh was modernes bauen, was nicht so viel Unterhalt kostet....oder....???? Wie siehst du das....????

groetjes uit Gioia Tauro/Calabria

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon nightfire64 » 31. Mai 2011, 16:14

Ach Rainerle, was haste denn gegen die schönen alten Bauten, für mich ist das kein verstaubter Kram.
Im Gegenteil, ich muss da immer dran denken, wer da zu seiner Zeit schon alles lang getippelt ist.

LG Kerstin [smile]
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 31. Mai 2011, 17:13

Also ich find die alten Kirchen auch wat haben....und ausserdem, im Sommer ist es darin immer schön kühl...ganz ohne Airco.... [wink]

Grüsse von der Fähre Villa San Giovanni --> Messina...heut Abend stell ich mein Truck am Fusse des Ätnas ab....

Mara
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 31. Mai 2011, 17:55

Ich habe doch nichts gegen alte Kirchen, im Gegenteil, denn ich gehe gerne mal in eine alte Kirche und lasse die Ruhe auf mich wirken, wenn draußen so herumgeschrien wird aber Leipzig hat schon mindestens ein halbes Dutzend wunderbare Kirchen, da tut es doch nun nicht um eine Paulinerkirche weh.
Das Ding war alt und hässlich...so meine Erinnerung als Kind, aber das schrieb ich schonmal, also weg damit und ne Uni hingebaut, wo das Arbeiterkind seinen Geist erweitern konnte und nicht nur "das Bürgersöhnchen oder die Tochter aus feinem Hause", nein, der Proletarier aller Länder vereinigt Euch und so singen wir Alle gemeinsam die Internationale...."Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! Das Recht wie Glut im Krater Erde nun mit Macht zum Durchbruch dringt...."
Halt, halt Mara, du kannst wieder aufhören mit schmettern in der hohen Tonlage und ich bin doch nun nicht gegen die alten Denkmäler auf der Welt, nur kann ich das Gejammer nicht mehr hören von den ganzen Alten damals und nein und ach und weh und mordio, der böse Walter und heute wieder in der LVZ mit der neuen Rektorin Beate A. Schücking im Hintergrund auf dem Foto in dem Beitrag" Dieses Damals ist in uns"unter "Gedenken im Leibnitzforum an die vor 43 Jahren gesprengte Universtätskirche".
"Nu lasst aber mal langsam los, das Damals", so sage ich jetzt denn das Leben geht weiter mit großem Sauseschritt und neuen Bauten und seit froh, daß das alte muffige Ding nun neu entsteht und gut ist, eingegliedert in ein Haus des Wissens und des Geistes und nicht dem alten kirchlichen Rückschritt, wo der lüsterne Pater schon auf den Hintern des blutjungen Messdiener schielt...aber das Thema brauch ich hier auch nicht weiter auszubauen, sonst wird mir noch schlecht und ne, auch das ist/war Kirche im Alltag.
Also, ich bin ein Freund des Fortschritt.Es geht immer vorwärts und über das Vergangene sollte man reden, gut darüber reden und es aufarbeiten aber man soll sich nicht darin einlullen, so wie der kleine Freund meiner Enkelin vor kurzem im Kindergarten in seinen herlich kurzen Hosen.

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2011, 18:17

Edelknabe hat geschrieben:.... wo der lüsterne Pater schon auf den Hintern des blutjungen Messdiener schielt...
Rainer-Maria


Man kann wirklich machen was man will, du findest immer einen Dreh um auf "das Thema" zu kommen..... [laugh]
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 31. Mai 2011, 18:28

Stimmt Jörg, ich bin unverbesserlich, da kann ich einfach nicht loslassen, denn das Thema ist zu schön...na gut, das Mißbrauchsthema nicht, im Gegenteil, es ist schmutzig und hinterlässt einen schaalen Nachgeschmack, wenns ums Thema Kirche geht.
Aber da wird sich nie was ändern, solange die Männer der Kirche nicht ganz normal wie wir Männer draußen ganz normal mit einer Partnerin zusammen leben.

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon S51 » 31. Mai 2011, 19:00

augenzeuge hat geschrieben:... passte der .... nicht in die politische Richtung...Das Kulturerbe ... wurde vernichtet. ...Ein Einzelfall war das nicht...


Entschuldige bitte die Verballhornung. Nein ein Einzelfall war und ist dies in der beispielsweise deutschen Geschichte nicht. Da fällt mir zum Beispiel Erichs Lampenladen (Palast der Republik) oder das Lenindenkmal in Berlin ein. Doch die Liste wäre sicher endlos. Sie würde nicht mal bei den Zerstörungen der germanischen Gottheiten zu Cäsars Zeiten beginnen. Wäre wohl eher da schon mitten drinn.
S51
 

Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2011, 19:10

S51 hat geschrieben:
augenzeuge hat geschrieben:... passte der .... nicht in die politische Richtung...Das Kulturerbe ... wurde vernichtet. ...Ein Einzelfall war das nicht...


Entschuldige bitte die Verballhornung. Nein ein Einzelfall war und ist dies in der beispielsweise deutschen Geschichte nicht. Da fällt mir zum Beispiel Erichs Lampenladen (Palast der Republik) oder das Lenindenkmal in Berlin ein. Doch die Liste wäre sicher endlos. Sie würde nicht mal bei den Zerstörungen der germanischen Gottheiten zu Cäsars Zeiten beginnen. Wäre wohl eher da schon mitten drinn.


Bitte S51, hier geht es um Kirchen. [smile] Und wenn du dir mal den Link näher angesehen hast, dann weißt du auch, dass es viele Kirchen gab, die das gleiche Schicksal teilten. Dein Hinweis auf Erichs Lampenladen wird der Sache hier nicht gerecht. Ist ein ganz anders Thema.
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon S51 » 31. Mai 2011, 19:32

augenzeuge hat geschrieben:...Bitte S51, hier geht es um Kirchen. ...Erichs Lampenladen wird der Sache hier nicht gerecht. Ist ein ganz anders Thema.
AZ


Wirklich? Ist das nicht eher eine Frage der Sichtweise und dazu noch eine sehr subjektive? Eine Kirche ist/war für den Nichtgläubigen eben doch nur ein Gebäude. Schön oder nicht schön, wertvoll oder nicht wertvoll. Leicht zu unterhalten oder ein im wahrsten Sinne teures Ding. Ein Symbol des ideologischen Gegners, der anderen Religion und somit auch eigentlich so gar nichts anderes als die umgehackten Druidenbäume oder eben auch der Palast der Republik.
Der betonte Unterschied ist doch eigentlich nur jene Sichtweise wie: Das ist wertvoll, weil es ein Symbol meines Glaubens ist und das ist nicht wertvoll, weil es ein Symbol des Gegners, des Ungläubigen ist.
Bei den alten Agyptern gibt es Fälle, wo später unliebsame Herrscher aus der steingewordenen Geschichte getilgt wurden oder dies versucht wurde. Nahezu jede Dynastie hat sich Mühe gegeben, das zu vernichten, was man als Vorzug der vorangegangenen Herrscher hätte sehen können. Die Katholiken sind mit den Protestanten nicht besser umgesprungen und umgekehrt oder auch mit Dritten auch. Weltweit das gleiche Spiel. Jene unausgesprochene Zeit nicht zu vergessen, ja.
Es ist immer das Gleiche. Damals wie heute. Und wenn man ein System als verbrecherisch verteufeln will, kann doch nicht einen Palast stehen bleiben, wo die Leute womöglich was ganz anders denken...
Damals nichts anderes. Wenn man ein System propagieren will, welches die Religion als etwas finsteres ("Opium für das Volk") ablehnt, dann kann man doch nicht etwas stehen lassen, was eventuell Ehrfurcht weckt...?
Bilderstürmer gab es immer, gibt es immer und wird es immer geben. Da machte die DDR keine Ausnahme. Ganz normal eben.
S51
 

Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 31. Mai 2011, 20:09

Naja, irgendwie kann ich S51 folgen in seinen Ausführungen....aber es war ja nunmal so, das die Religionen der DDR ein Dorn im Auge waren....das ist ja auch das Thema, was wir hier beleuchten....

....in Holland mach man auch reihenweise Kirchen platt....aber einige verkaufte man auch....in 's Hertogenbosch und in Maastricht wurden jeweils eine Kirche zu einer Diskothek umfunktioniert....in Den Bosch war ich mal drin...war ganz nett....gute Akustik, schönes Ambiente.... [wink]

Und in der Kirche direkt vor meiner Wohnung, wohnt jetzt auch ein Punk mit seiner Freundin....die Kirche ist der Hammer....riesengroß und drumrum einen Haufen Räumlichkeiten....ein Teil davon war mal Kindergarten...im Keller gibt es noch immer ab und an Parties und andere Feste....also abreissen würd ich superschade finden, was auch schonmal im Gespräch war....aber ich hoffe, das passiert nie, denn es ist ein sehr schönes Gebäude und noch nich so sehr alt.....

groetjes uit Catania, am Fusse des Mount Etna(Ätna)

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 31. Mai 2011, 21:22

S51 hat geschrieben: Und wenn man ein System als verbrecherisch verteufeln will, kann doch nicht einen Palast stehen bleiben, wo die Leute womöglich was ganz anders denken...
Damals nichts anderes. Wenn man ein System propagieren will, welches die Religion als etwas finsteres ("Opium für das Volk") ablehnt, dann kann man doch nicht etwas stehen lassen, was eventuell Ehrfurcht weckt...?


Man kann auch etwas versuchen zu konstruieren....
Der Palast hätte doch stehenbleiben können, wenn er nicht asbestverseucht gewesen wäre..... Und wenn du meinst, der Palast würde bei irgend jemanden Ehrfurcht erwecken, dann stellst du ihn wieder auf eine Stufe mit den Kirchen, und das kann ich nicht nachvollziehen. Wenn etwas 800 Jahre alt ist, dann kann man doch nicht etwas 20 Jahre Altes gegenüberstellen...Der war doch fürs Volk keine Religion...nur Ablenkung.
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Dille » 31. Mai 2011, 23:29

Hallo,

ich will noch etwas beitragen : wenn es nun wirklich der heutigen Bundesrepublik um Schleifung der Symbolik der entsorgten DDR ginge, dann hätte man nach meiner Meinung in Berlin den "sozialistischen Realismus" am "Haus des Lehrers" (die sog. "Bauchbinde") auch sofort entfernt, dann am Finanzministerium (dem ehemaligen "Haus der Ministerien", noch früher Reichsluftfahrtministerium) auch die ganzen Darstellungen kühn in die soz. Zukunft blickender WertätigerInnen -- und nicht zu vergessen, das Staatsratsge- bäude mit seinem Liebknecht- Portal (Portal des ehemaligen Berliner Schlosses) -- entsorgt und das Portal in's Schloß eingefügt (das allerdings kann noch passieren).
Also -- ich seh' das nicht so eng, das Außenministerium war nach meiner unmaßgeblichen Meinung nun wirklich auch keine Augen- weide, den "Palast der Republik" fanden ja schon die meisten Ost- Berliner erhaltenswert, mangels eigener Sachkenntnis kann ich zu den Asbestbelastungen keine Meinung beisteuern --- aber "Bilderstürmerei" sehe ich in Berlin nach 1990 eigentlich nicht.
Kann nochmal jemand beitragen -- steht eigentlich die "Quadriga" auf dem Brandenburger Tor wieder in der historischen Richtung, oder hat man die auch "sozialistisch" blickend belassen, um gerade diesen "Bilderstürmer"- Vorwurf zu vermeiden ??

Gruß, Dille
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon S51 » 1. Juni 2011, 02:21

Dille hat geschrieben:...wenn es nun wirklich der heutigen Bundesrepublik um Schleifung der Symbolik der entsorgten DDR ginge, dann hätte man nach meiner Meinung in Berlin den "sozialistischen Realismus" am "Haus des Lehrers" (die sog. "Bauchbinde") auch sofort entfernt... -- steht eigentlich die "Quadriga" auf dem Brandenburger Tor wieder in der historischen Richtung, oder hat man die auch "sozialistisch" blickend belassen, um gerade diesen "Bilderstürmer"- ...


"Die Bundesrepublik...?" Nein, so sehe ich das nicht. Kein Staatsprinzip wie auch in der DDR nicht und so auch davor eher selten. Es sind bzw. waren immer mal diese oder jene Entscheidungsträger. Diese oder jene Eiferer. In der DDR haben auch die Mehrzahl der Kirchen "überlebt".
Wohin guckt die Quadriga? Gute Frage, muss mal nachsehen...
S51
 

Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 1. Juni 2011, 06:26

Über den Palast hatten wir schon einen Fred, wenn mich nicht alles täuscht und darin schrieb ich mal sinngemäß..." es gibt heutzutage wunderbare ingenierbautechnische Lösungen, um so ein Asbestproblem zu verkapseln, eventuell kontrollierte belüftete Verschalung mit Ständerwänden und, und und".
Aber, das war garnicht gewollt auf der Politikerebene, das unterstelle ich hier den Kumpels,das Ding war einfach ein Dorn in deren Auge, denn es verkörperte sozialistische Architektur und das auch noch im Herzen von Berlin.
Jetzt...wieder so ne alte muffige Preußenkirche in der Planung, der der Stechschritt aus dem Portal schaut und ja, auch die NVA hielt an der preußischen Tradition fest oder besser an deren Tugenden.

Rainer-Maria der sich manchmal fragt, was dieser Staat hier eigentlich für seine Jugend übrig hat, nen Tanzpalast abbauen und son altes hässlichen Garnisonsding hinsetzen. Aber na gut, können ja dann die Kinder vom Bahnhof Zoo sich auf deren Stufen ihren Freiern anbieten oder die Junkies sich einen reinziehen, zur Belustigung der Touristen aus aller Welt.
Ich glaube, ich muss mal langsam zum Seelenklempner meinen Sarkasmus behandeln lassen oder wir ändern das muffige System...dann brauch ich nicht...
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Icke46 » 1. Juni 2011, 06:29

Ohne hier tiefer in die Diskussion einzusteigen:

Die Asbestverseuchung des "Palast der Republik" halte ich für ein vorgeschobenes Argument für den Abriss. Man wollte das Ding dort - aus welchen Gründen auch immer - weg haben. Möglicherweise wusste jemand nicht, wohin mit dem vielen Geld (der Neubau des Stadtschlosses kommt im Plan auf 552 Millionen Euro, was nach architektonischer Planwirtschaft wahrscheinlich knapp die Hälfte der endgültigen Kosten ausmacht).

Gruss

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 1. Juni 2011, 07:30

Edelknabe hat geschrieben:...das Ding war einfach ein Dorn in deren Auge, denn es verkörperte sozialistische Architektur und das auch noch im Herzen von Berlin.


Wirklich? Wurde der Palast nicht mehrheitlich von Westfirmen gebaut? Kam das Glas nicht aus Schweden? Der Stahl aus der BRD? Ein positives Symbol des Sozialismus kann ich im Palast wirklich nicht erkennen.....Der Palast der Republik war beim Fall der Mauer nur 14 Jahre alt....

Zum Asbest 'ne Info. Bis zu 5000 Tonnen Spritzasbest – dies entspricht ca. 720 Tonnen Rohasbest – wurden beim Bau aufgebracht. Asbesthaltige Zusatzstoffe nicht berücksichtigt. Im Westen wurden in den 80er Jahren deshalb ganze Schulen abgerissen. Bei Bestand der DDR wären doch alle langsam verseucht worden...aber das bewertet man ja nicht. Wäre das eigentlich auch ein Symbol des Sozialismus geworden, die schleichende Vergiftung?
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Icke46 » 1. Juni 2011, 09:23

augenzeuge hat geschrieben:
Im Westen wurden in den 80er Jahren deshalb ganze Schulen abgerissen.
AZ


Hier sollte man aber auch die Zeitschiene beachten. Ich gehe mal davon aus, dass es heute auch andere Möglichkeiten gibt. Als Beispiel habe ich hier bei meinem Arbeitgeber ein 17stöckiges Büro- und Laborgebäude, das im letzten Jahr einer aufwendigen Asbestsanierung unterzogen wurde, wobei es wahrscheinlich immer auf den Einzelfall ankommt.

Soweit ich das seinerzeit in der lokalen Berliner Presse verfolgt habe, wäre eine Asbestsanierung möglich gewesen, allerdings auch teuer. Ob die Kosten aber höher gewesen wären als die Abrisskosten plus die 550 Millionen für den Neubau - ich weiss nicht....

Gruss

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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Thomas 1948 » 2. Juni 2011, 17:02

S51, 31.Mai,19.32
Bin mit deinem Text völlig einverstanden.
Ob ein Christ in einer Scheune, in einer Dorfkirche oder in einem tollen Dom betet ist doch völlig egal!
Ich bin christlich und marxistich erzogen worden, war bei den Pionieren und in der Jungschar, war 1 Jahr in der FDJ und lange Zeit Mitglied der JG, war Mitglied der MA
Gruppe, IMAK und im DDR-Arbeitskreis, hatte ein schönes Abzeichen an der Jacke, mein Vater war seit 1946 auch Abzeichenträger.
Wer wa schon mal in Eisenhüttenstadt (Stalinstadt)? Wa das die erste sozial. Stadt der DDR ohne einen Kirchenbau? Soll der liebe Onkel Walter angeregt haben, wenn ja wo haben dort Christen gebetet?
Thomas
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Re: Ideologische Kirchensprengungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Juni 2011, 06:18

Jörg/Augenzeuge, also ich war nicht oft in Berlin zu DDR-Zeiten, nur einmal im Palast so erinnere ich mich aber er war ein Kulturzentrum...vielleicht auch Abhängepunkt für die Jugend und ich meine sogar im Sinne des Staates "kontrollierter Abhängepunkt", um das mal so sinngemäß zu umschreiben.
Ich stelle mir auch vor, das da drin kein Junkie seine Spritze ansetzte auf der Toilette und andere nette Sachen durchgezogen wurden durch die Nase oder ähnliches, es war was zum Tanzen, zum quatschen, zum lieben, zum herumschmusen und mehr und was ist schlecht daran gewesen?
Was so frage ich will denn die Jugend mit nem alten Stadtschloss, das ist doch Mief von vorgestern aus längst verstaubter Zeit, das ist sowas von Rückschritt, das geht schon gar nicht mehr.
Mann, mann als wenn es in Deutschland nicht genug Schlösser und Burgen zu besichtigen gibt und wer hatte sie denn zu damaliger Zeit alle errichtet, die Lustschlösser und Burgen im Schweiße ihres Angesichtes? Der Kaiser mit Gemahlin, der König mit Mätresse, der Edelmann mit Gespielin doch nicht etwa, etwa der Architekt...nein, nein mein Freund, ein großes Nein, das waren die einfachen Leute aus dem Volk und zum Teil ohne eine Gegenleistung dafür zu erhalten von diesen Parasiten Kaiser, König, Rittern und Edelleuten, den Schmarotzern, den Lebeleuten auf Kosten ihres Volkes die sie gnadenlos ausnahmen bis diese vor Hunger kaum noch wußten, wie sie überleben sollten.
Und da führen wir heute die Schulklassen durch und sagen:" Schaut mal Kinder , das war August der Starke und seine Mätresse und wie gütig er doch zum Volke war und allen seinen Landeskindern ging es gut und keiner, nicht Einer musste hungern und kein Soldat wurde verkauft, wenn in der Geldkiste Ebbe war vom vielen Herumgebrasse und Lebeschöngemache, vom Herumgehure und Geblase".
Also Jörg, und das soll Aufklärung in den Köpfen der Jugendlichen dann sein? Damit sie genauso blöd sich von den heutigen Parasiten am Volke verklapsen lassen und wie die Schafe einer Frau Merkel und ihrem korrupten Haufen mit Kapitalanhang hinterhertrotten in den nächsten Krieg etwa" Na, Dankeschön kann ich da nur sagen und wir testen ja schon in A., was das dumme deutsche Volk zu vertragen in der Lage ist...vorgestern drei tote Soldaten, gestern Einer, morgen vielleicht fünfundzwanzig...ach, was solls, sind ja nur Soldaten und wussten natürlich immer, für was sie da sterben...ja klar, für die Freiheit des deutschen Volkes wie wunderbar das doch sein muss, da den Heldentod zu sterben?

Oh oh kann ich nur sagen, die Dummheit stirbt wahrlich nicht aus, im Gegenteil, sie wiederholt sich permanent, in dem wir wieder Schlösser bauen....lassen,und das auf Kosten des dummen Volkes, aus seinen Steuergroschen.

Rainer-Maria und allen eine guten Tag ins hoffendlich aufgeklärte Forum Deutsche Einheit.
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Die Zerstörung der Rostocker Christuskirche 1971

Beitragvon Interessierter » 12. August 2012, 09:36

Rostock: Schröderplatz | Trotz deutlich kirchenfeindlicher Absichten bemühten die damaligen Partei- und Staatsorgane vordergründig ein Ideal aus Sicht kommunistischer Ideologie, um den Kirchenabriss zu begründen. In Rostock war es der Plan, sozialistische Großbauten zu errichten, und diese gigantischen Hochbauten und Schnellstraßen würden angeblich durch das Gotteshaus behindert werden. Denn seit 1968 plante die SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) einen monumentalen Aufbau eines neuen Stadtzentrums, und dabei war den Planern die Christuskirche am Schröderplatz im Wege.

Zu den dunkelsten Kapiteln in der Kultur- und Baugeschichte der damaligen DDR (Deutsche Demokratische Republik, 1949 - 1990) gehörte beispielsweise die Zerstörung der wiederaufbaufähigen Kirchenruinen von St. Marien in Wismar und von St. Jacobi in Rostock. Doch die atheistische Weltanschauung, die in der DDR zur Staatsideologie erhoben war, verlangte in Rostock auch den Abbruch von einer gut erhaltenen, von vielen Christen genutzten Kirche.

Groß war das Erschrecken der Rostocker Katholiken, als sie nach der Stadtverordnetenversammlung vom 16. Januar 1969 plötzlich von den Plänen zur Neugestaltung des Stadtzentrums erfuhren, aus denen ganz klar und eindeutig der geplante Abbruch ihrer Kirche am Schröderplatz, der einzigen katholischen Kirche im Stadtzentrum, hervorging. Ein Stadtverordneter hatte bei einer Wohnbezirksversammlung im kleineren Kreis geäußert: „Das machen wir wie in Leipzig. Morgens wachen die Rostocker auf, und dann ist ihre Kirche weg!“

http://www.myheimat.de/rostock/gedanken ... 08026.html
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Re: Die Zerstörung der Rostocker Christuskirche 1971

Beitragvon Merkur » 12. August 2012, 10:22

Interessierter hat geschrieben: Morgens wachen die Rostocker auf, und dann ist ihre Kirche weg!“


Ist ja fast wie mit dem Palast der Republik. Will damit sagen, jedes System trennt sich leicht von Bauten, mit denen es nicht verbunden ist.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Die Zerstörung der Rostocker Christuskirche 1971

Beitragvon karnak » 12. August 2012, 10:25

Hat sicher auch was damit zu tun,was man Arroganz der Macht nennt.
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Re: Die Zerstörung der Rostocker Christuskirche 1971

Beitragvon Habicht-3 » 12. August 2012, 11:28

Merkur hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben: Morgens wachen die Rostocker auf, und dann ist ihre Kirche weg!“


Ist ja fast wie mit dem Palast der Republik. Will damit sagen, jedes System trennt sich leicht von Bauten, mit denen es nicht verbunden ist.

Eher nein. Der Abriss des Palast der Republik war siegermentalität und westlich/politisches Muss.
Bei der Kirche war es praktischer Art. Baumaterial war rar und erschlossenes Baugelände auch. Und wenn ich wenig Geild und wenig baumaterial, aber eine Kirchenruine habe, werde ich letztere logischerweise in Geröll umwandeln.
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Re: Die Zerstörung der Rostocker Christuskirche 1971

Beitragvon Interessierter » 12. August 2012, 13:56

Merkur hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben: Morgens wachen die Rostocker auf, und dann ist ihre Kirche weg!“


Ist ja fast wie mit dem Palast der Republik. Will damit sagen, jedes System trennt sich leicht von Bauten, mit denen es nicht verbunden ist.


Einfach toll Merkur, was Dir immer so einfällt. Nur hast Du vergessen zu erwähnen, daß auch gleich die Bürger auf verschiedenste Weise bearbeitet wurden, die sich dem DDR - Regime nicht verbunden fühlten.

[hallo]
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