Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Kumpel » 14. August 2016, 08:49

Das mit der friedlichen Koexistenz ist eine typische SED Propagandaphrase mit der der SED Staat sein aggressives Vorgehen gegen abweichende Meinungen kaschieren wollte.
Das Anliegen der SED was es von Anfang an dieses reaktionäre bürgerliche Überbleibsel Kirche in ihrem Einflussbereich systematisch auszurotten.
Von einen Pfarrer wie Brüsewitz konnte dieser atheistisch militarisierte Staat , der sich über seine Feindbilder definierte und den Hass auf Andersdenkende schürte nur abgelehnt
werden und er versuchte mit seinen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln gegen zu halten.
Für die SED war es schon nicht hinnehmbar , wenn ein Pfarrer in seiner Gemeinde Zuspruch erhielt und eine erfolgreiche Jugendarbeit durchführte.Daher war auch die ev. Kirche von der Stasi erheblich unterwandert und wurde überwacht und man versuchte in diesen Orten das Gemeindeleben systematisch zu stören.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 08:53

Das kann man so und so sehen, beide Seiten wollten die andere Seite"ausrotten", diese Aktonen der einen Seite haben Reaktionen der anderen Seite ausgelöst,es war letztlich eine Wechselwirkung.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Kumpel » 14. August 2016, 09:01

Nun , das sieht vielleicht ein ehemaliger MfS-Mann so.Allerdings entspricht es nicht dem damaligen Alltag in den Gemeinden der DDR , dort wollten die Menschen frei, ohne Gängelung und Überwachung
ihren Glauben leben und sich unbefangen von staatlicher Indoktrination austauschen.
Die Aggression ging stets von staatlicher Seite aus sobald sie ihre Deutungshoheit berührt sah.
Wäre es nach der SED gegangen hätte sich die Kirche lediglich um die letzten Alten und die immer weniger werdenden Kirchenmitglieder kümmern sollen , bis es keine Kirche mehr gegeben hätte.
In Ost-Deutschland ist dies in 40Jahren auch fast gelungen , übrigens ein fast einmaliger Vorgang auf der Welt.Der Osten Deutschlands leidet heute um so mehr unter diesen Auswirkungen.
Zuletzt geändert von Kumpel am 14. August 2016, 09:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2016, 09:01

karnak hat geschrieben:es blieb also nur etwas wie friedliche Koexistenz


Und die Massen von IM's etc. sorgten dafür, das dieses "friedlich" von ihnen selbst definiert und gelebt wird, nicht wahr? Gehörte dazu auch die Studienablehnung der Tochter mit Zeugnis 1,0? Was hatte die eigentlich damit zu tun? Gehörte dazu die umgehende Zerstörung jeglicher Aktivitäten (Bibelstunde, Fussball) für die Menschen, welche sich ihm in ihrer Freizeit zuwenden wollen?

Karnak, diese friedliche Koexistenz ist nie bei Brüsewitz umgesetzt worden. Man hat ihm, wo immer es ging, gezeigt, dass man ihn bekämpft, auch dann wenn er es friedlich versuchte. Man hat ihm nie gesagt oder gezeigt, dass man eine echte friedliche Koexistenz wirklich wollte. So richtig, versteh ich nicht, warum man das heute noch nicht begreifen kann. Gerade hier ist es doch eindeutig.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 09:10

augenzeuge hat geschrieben:
karnak hat geschrieben:es blieb also nur etwas wie friedliche Koexistenz


Und die Massen von IM's etc. sorgten dafür, das dieses "friedlich" von ihnen selbst definiert und gelebt wird, nicht wahr? Gehörte dazu auch die Studienablehnung der Tochter mit Zeugnis 1,0? Was hatte die eigentlich damit zu tun? Gehörte dazu die umgehende Zerstörung jeglicher Aktivitäten (Bibelstunde, Fussball) für die Menschen, welche sich ihm in ihrer Freizeit zuwenden wollen?

Karnak, diese friedliche Koexistenz ist nie bei Brüsewitz umgesetzt worden. Man hat ihm, wo immer es ging, gezeigt, dass man ihn bekämpft, auch dann wenn er es friedlich versuchte. Man hat ihm nie gesagt oder gezeigt, dass man eine echte friedliche Koexistenz wirklich wollte. So richtig, versteh ich nicht, warum man das heute noch nicht begreifen kann. Gerade hier ist es doch eindeutig.

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Das Erste gehörte zu dem von mir erwähnten misstrauischem Beäugen,war in großen Teilen dumm,Zeichen von Unfähigkeit und bornierten Nichtverstehen, dass mit der Tochter eine Form von Sippenhaft mit der man wohl für die Zukunft für "Ruhe"sorgen wollte,dass ist nur abzulehnen,und man hat letztlich das Gegenteil erreicht und selbst produziert, dass Dritte, die "friedlichen Versuche" des Pfarrers,die würden mich interessieren.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2016, 09:22

War eine Bibelstunde oder ein Fussballspiel etwa nicht friedlich? Fakt ist doch, der wollte seine religiöse Welt ausbauen, Verständnis finden für seine Ideen, friedlich war Brüsewitz immer. Oder hat er einmal Gewalt angewendet?

Stattdessen provozierte die DDR wo es ging. Die SED schreibt auf ihren Plakaten:"Ohne Gott und Sonnenschein fahren wir die Ernte ein"...Brüsewitz reagiert mit eigenem Slogan:

"Ohne Regen ohne Gott geht die ganze Welt bankrott". Wo ist da der Angriff gegen die SED? Aber genau so wurde es gewertet.

Wie friedlich es die DDR meinte, erkannte man später, als er gegen den Tod kämpfte und man nicht einmal seine Frau zu ihm lies. Stattdessen sollte sie behaupten, dass er für den westlichen Geheimdienst gearbeitet habe und die DDR destabilisieren wollte. Auch der Kirchenkreis wird unter Druck gesetzt. Das Verhalten der DDR-Verantwortlichen war vom Anfang bis zum Ende falsch und ist zu verurteilen. Dagegen war Brüsewitz ein friedliches Märtyrerschaf.

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 09:33

Kumpel hat geschrieben:Nun , das sieht vielleicht ein ehemaliger MfS-Mann so.Allerdings entspricht es nicht dem damaligen Alltag in den Gemeinden der DDR , dort wollten die Menschen frei, ohne Gängelung und Überwachung
ihren Glauben leben und sich unbefangen von staatlicher Indoktrination austauschen.

Das durften sie,solange sie das in ihren Kreisen taten,nicht versuchten zu missionieren und sich in anderer Weise in die atheistische Gesellschaft einmischten,es war eine konsequente Durchsetzung der Trennung von Staat und Kirche,vielleicht manchmal etwas überzogen,dass will ich gerne zugeben,aber ihr Gemeindeleben durften sie leben,nicht weniger aber eben auch nicht mehr,im Gegensatz zu einigen anderen Staaten des Soz. Und das dieses Prinzip konsequent eingehalten wird,man fühlte sich genötigt das zu Überwachen,dazu wurden dem System allerdings auch Gründe geliefert unter anderem durch solche Leute wie dem Pfarrer und damit bleibt es bei dem Wechselspiel,bei Aktion und Reaktion. Das ist alles nur eine eigentlich logische Beschreibung von Geschichte und kein"typisches MfS-Denken".
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 09:43

augenzeuge hat geschrieben:War eine Bibelstunde oder ein Fussballspiel etwa nicht friedlich?

[grin] Na ja,friedlich in dem Sinne nicht aktiv gegen den Staat vorzugehen schon,anderes konnte man natürlich nicht so einfach belegen und das man das nicht können soll,dass war ja auch der "Plan".Wenn der der die Meisten mitbringt einen Hahn und ein Schaf geschenkt bekommt [flash] ist die Missionierung durch die Hintertür durchschaubar und übrigens auch gegenüber den zu missionierenden nicht sonderlich seriös, es vermittelt eher den Eindruck mit Korrumpieren "Verführen" zu wollen. Man sollte vielleicht davon ausgehen, dass die Leute von der XX nun auch nicht gerade mit dem Klammerbeutel gepudert waren.
Und es dürfte auch nicht die vordergründige Aufgabe eine Pfarrers sein Fußballspiele zu organisieren, außer vielleicht welche zwischen Gemeindemitgliedern.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Interessierter » 14. August 2016, 10:02

Da schreibst Du, dass ja alles schon 25 Jahre oder länger her sei und es Dir am Ar... vorbei gehen könnte und dann begibst Du Dich trotz anstrengender Nacht und Müdigkeit nach Marienborn, um dort den Hauptmann des MfS heraushängen zu lassen !? [denken] [flash]

Da scheinen die User wohl doch richtig zu liegen, die in Deinem tiefsten Inneren immer noch die alte " MfS - Denke ", meinen orten zu können.

Eine Ähnlichkeit in Teilen Deiner Denkweise und dem nachstehend abgebildetem Reiter, könnte ich mir gut vorstellen [grins]

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Schönen Sonntag noch
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 14. August 2016, 10:05

karnak hat geschrieben:Wenn der der die Meisten mitbringt einen Hahn und ein Schaf geschenkt bekommt ist die Missionierung durch die Hintertür durchschaubar


Das nennst du friedliche Koexistenz? Also wer Angst hat, dass man durch einen Hahn oder Schaf Reduzierungen in der eigenen Mission entstehen, der hat ein echtes Problem.
Ich kann nicht von friedlicher Koexistenz sprechen, wenn ich anderen vorschreibe, wer was geschenkt bekommen darf und wer mit wem spielen kann.

Wie kann man den Kirchen etwas in der Richtung zugestehen, wenn man ihnen dieses Recht abspricht?

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 10:09

Interessierter hat geschrieben:Da schreibst Du, dass ja alles schon 25 Jahre oder länger her sei und es Dir am Ar... vorbei gehen könnte und dann begibst Du Dich trotz anstrengender Nacht und Müdigkeit nach Marienborn, um dort den Hauptmann des MfS heraushängen zu lassen !?

Da scheinen die User wohl doch richtig zu liegen, die in Deinem tiefsten Inneren immer noch die alte " MfS - Denke ", meinen orten zu können.

Eine Ähnlichkeit in Teilen Deiner Denkweise und dem nachstehend abgebildetem Reiter, könnte ich mir gut vorstellen [grins]

Bild

Schönen Sonntag noch

[flash] Mit dem Bild hast Du sicher recht, wenn bei mir auch der Verdacht aufkommt in Deiner "Not" willst Du mich zu dem Trottel machen wie dieser selbsternannte Ritter mit seiner Barbierschale auf dem Kopf [grin] , und Nee deswegen fahre ich nicht dort hin,ich fahre dort hin weil ich Euch das nicht durchgehen lasse,da verzichte ich auch mal auf Schlaf,wenn es um die"Sache"geht,so sind wir vom MfS Und ich habe meine Frau als Chauffeur angeheuert, ungern aber eben im Interesse der"Sache" notgedrungen.
Ich lasse nicht den Hauptmann raushängen,ich war das nun mal und ich habe,im Gegensatz und in aller Bescheidenheit,das Kreuz dazu mich damit öffentlich zu machen und zwar unter anderem weil ich weiß von was ich rede,keinen Quark zur Sache erzähle und deswegen mit großer Gelassenheit die Gegenargumente erwarten kann,es mir im Weiteren als "Gegenmaßnahme" zur Abrechnung meiner "Gegenspieler" nicht um Verharmlosung,Verklärung und um ähnliche Dinge geht,sonderm um ein realistische Beschreibung von Geschichte durch einen,wenn auch"verdächtigen"Zeitzeugen.
Wenn das nämlich noch 20 Jahre so weitergehen sollte wird dann feststehen, dass MfS-Mitarbeiter gerne Menschenfleisch gegessen haben.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 14. August 2016, 10:19

karnak hat geschrieben: und übrigens auch gegenüber den zu missionierenden nicht sonderlich seriös, es vermittelt eher den Eindruck mit Korrumpieren "Verführen" zu wollen.

[grin] Hättest natürlich das auch noch zitieren können,dann wäre der gesamte Hintergrund des Ganzen begreifbarer.Das die Reaktionen in vielerlei Hinsicht dabei oftmals völlig überzogen und "ungeschickt" waren will ich noch nicht mal bestreiten, aber es gab eben die Aktion und die Reaktion. Ich hätte vielleicht hygienische oder tierschützerische Probleme vorgeschoben. [flash]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Rei » 19. August 2016, 19:47

Hier könnt Ihr seinen Abschiedsbrief lesen

http://www.stasi-mediathek.de/medien/ab ... /blatt/61/
Ich staune nur das immer mehr Themen die hier behandelt werden,in einen allen bekannten Forum auftauchen.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Bahndamm 68 » 19. August 2016, 19:57

Zeremonie zum Gedenken an Brüsewitz „Er wollte wachrütteln“
Zeitz -
Menschen versammeln sich am Donnerstagvormittag vor der Zeitzer Michaeliskirche zum Gedenken. Denn auf den Tag genau vor 40 Jahren hatte sich Pfarrer Oskar Brüsewitz an jener Stelle mit Benzin übergossen und angezündet - aus Protest gegen die Kirchen- und Bildungspolitik in der DDR. Unter den Anwesenden ist auch Dankward Hoffmann. „Er kam mit dem Rettungswagen zu uns ins Krankenhaus und war in einem schlimmen Zustand“, erinnert sich Hoffmann, der damals der erste Arzt war, der Brüsewitz behandelte.
Mit dem Trabant das Feld gepflügt

Selbstverbrennung führte zum Umdenken der DDR-Spitze

Reiner Haseloff bewundert den Mut Brüsewitz'

http://www.mz-web.de/zeitz/zeremonie-zum-gedenken-an-bruesewitz--er-wollte-wachruetteln--24616014

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Wer die Vergangenheit nicht kennt,
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 20. August 2016, 09:56

Hat mir mal ein Pfarrer nach ewiger Diskussion geschenkt,aber so richtig gefruchtet hat es auch nicht. [flash]
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon zonenhasser » 19. August 2018, 16:17

Die Selbstverbrennung von Pfarrer Oskar Brüsewitz - Allein gegen die DDR

Vor rund 40 Jahren in Zeitz: Ein evangelischer Pfarrer übergießt sich auf dem Marktplatz mit Benzin und verbrennt sich. Das DDR-Regime verunglimpft ihn als Psychopathen. Bis heute ist die Erinnerung an Oskar Brüsewitz ein heißes Eisen. War er verrückt? Oder ein christlicher Widerstandskämpfer?

Von Carsten Dippel

Bild

Ein Feature des Deutschlandfunks 2018

Bild

https://www.deutschlandfunk.de/die-selb ... _id=423832

Zum Nachhören: https://www.deutschlandfunk.de/aus-reli ... 77.de.html
Die “Rote Fahne” schrieb noch “wir werden siegen”, da hatte ich mein Geld schon in der Schweiz.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 10. April 2019, 19:00

Bis heute ist die Erinnerung an Oskar Brüsewitz ein heißes Eisen. Bald wäre sein 90. Geburtstag.

Es gibt kein einziges Hinweisschild in der Stadt, kein Denkmal, das an den Fall Brüsewitz erinnert. Bis vor kurzem gab es lediglich eine kleine Erklär-Tafel. Doch auch die gibt es nicht mehr, sie wurde geklaut oder heimlich abgeschraubt. Keiner hat es bemerkt. Nicht mal Werner Köppen, der Pfarrer der Michaeliskirche.


Den lokalen Medien ist das Verschwinden der Tafel nicht mal eine Nachricht wert. Selbst der Zeitzer Oberbürgermeister Christian Thieme hat von dem Verschwinden nichts mitbekommen, obwohl er nur wenige Meter von der Gedenksäule entfernt wohnt.

Thieme: „Oh, da war eine Gedenktafel…“

Reporter: „... und keinen scheint es in der Stadt zu interessieren…“

Thieme: „Ich behaupte, das Thema ist gar nicht so relevant in der öffentlichen Diskussion, weil es die öffentliche Diskussion gar nicht gibt.“

Wer in Zeitz allerdings jüngere Menschen nach Oskar Brüsewitz fragt, erntet nur Schulterzucken. Die Selbstverbrennung scheint in den Schulen so gut wie kein Thema zu sein.


Mann: „Ich würde sagen, nach so vielen Jahren, dass man es jetzt mal ruhen lassen sollte...“

Reporter: „Warum?“

Mann: „Es liegt doch nun so viel Jahre zurück. Viele Leute berührt es nicht. Das ist meistens von außerhalb hier reingetragen worden, durch die West-Journalisten.“

Reporter: „Durch wen?“

Mann: „Durch die West-Journalisten, die zuhauf über die Sache berichtet haben.“


„Ja, ich glaube, dass an dieser Stelle die Propaganda der SED-Medien sehr stark nachwirkt. Es wirkt ja ähnlich auch in anderen Fällen nach. Also, wenn man sich anschaut, bei denen die an der Grenze erschossen worden sind, da gab es dieselbe Propaganda. Sie sind kriminalisiert worden, es sind Legenden um ihren Tod berichtet worden. In diesem Sinne hat die Propaganda einen sehr langen Schatten.“

https://www.deutschlandfunk.de/selbstve ... _id=445742

Ein seltsamer Umgang mit der Geschichte..... [blush]

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon HPA » 10. April 2019, 19:10

Die Propaganda begann 1976, als im „Neuen Deutschland“ in großen Lettern und im geifernden Ton Brüsewitz als Psychopath, als sexuell pervers, als BND-Agent bezeichnet wird, als ein Mann, der „nicht alle fünf Sinne beisammen hatte“.


Da wurden selbst Tote noch systematisch zersetzt.

Stasi-Akten sind natürlich Materialien mit den man arbeiten muss und sollte, aber sie sind historisch kritisch einzuordnen. Und sie können nicht als wahrheitsbegründende Quellen an dieser Stelle verstanden werden, sondern sie müssen kritisch gesehen werden


gell,@merkur ? [wink]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 10. April 2019, 21:08

Ein BND Agent, der verrückt ist?
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. April 2019, 11:56

Das er nicht alle 5 Sinne beisammen hatte wird in jedem Fall gestimmt haben. Einfach ein völlig überzogener Eiferer, die gibt es in jeder Religion und in jedem System, es kommt das " Opium für das Volk "zum Tragen. Deswegen hat niemand, auch im Westen und in der Kirche des Brüsewitz zu keiner Zeit über die Maßen Theater gemacht. Dem " Abrechner" an sich gefällt das natürlich nicht, der will abrechnen und zwar auf Teufel komm raus und nicht nüchtern bewerten, zumindest wenn es um die Zone geht. [grin]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon HPA » 11. April 2019, 12:18

Deswegen hat niemand, auch im Westen und in der Kirche des Brüsewitz zu keiner Zeit über die Maßen Theater gemacht


Das lag aber auch zum großen Teil an der Mission eines gewissen Herrn Stolpe aka IM"Sekretär" ,welcher im Zusammenhang mit diesem Fall ( unter Zahlung einer großzügigen Tagespauschale von 150 DM)im Westen die Interessen des MfS vertrat
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. April 2019, 12:21

Und damit hat sich im Westen die Politik und die Öffentlichkeit abhalten lassen? Was soll der denn unternommen haben? Der gesunde Menschenverstand ist nun mal vorrangig bei ideologischen Eiferern auf ein Feindbild fokussiert, da fällt links und rechts daneben nicht mehr viel auf, darf es ja gar nicht sonst ist das ganze schöne Feindbild im A... [flash]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon pentium » 11. April 2019, 12:45

karnak hat geschrieben:Das er nicht alle 5 Sinne beisammen hatte wird in jedem Fall gestimmt haben. Einfach ein völlig überzogener Eiferer, die gibt es in jeder Religion und in jedem System, es kommt das " Opium für das Volk "zum Tragen. Deswegen hat niemand, auch im Westen und in der Kirche des Brüsewitz zu keiner Zeit über die Maßen Theater gemacht. Dem " Abrechner" an sich gefällt das natürlich nicht, der will abrechnen und zwar auf Teufel komm raus und nicht nüchtern bewerten, zumindest wenn es um die Zone geht. [grin]


„Die Religion ist das Opium des Volkes.“ – So lautet das Zitat richtig, nicht: „Opium für das Volk“

Zu seiner nicht angekündigten Beerdigung kamen fast 400 Menschen, darunter unzählige Pfarrerinnen und Pfarrer. Die SED-Medien wollten den Fall totschweigen. Als er sich jedoch immer weiter verbreitete, druckten sie einen hasserfüllten Artikel voller Verleumdungen und stellten Brüsewitz als Geisteskranken hin. Die Kirche stellte sich geschlossen hinter ihren Pfarrer, wenn auch nicht hinter seine Tat. Noch heute jedoch wird Brüsewitz' Flammentod bisweilen als Tat eines psychisch Kranken gedeutet. Doch die Selbstverbrennung lässt sich nur vor dem Hintergrund der DDR verstehen, so Freya Klier.

Das ist in der Diktatur als Zeichen glaubhaft. In einem Terrorregime werden die Menschen krank. Ich kenne etliche Fälle, wo die Menschen einfach zermürbt werden in solchen Systemen."
Freya Klier
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. April 2019, 13:04

Ja nun, für mich hat der Mensch jedenfalls Merkmale eines Fanatikers und psychisch Angeschlagenen , auch ohne ND Stasi. [grin] Und natürlich kommen die " Kollegen " zur Beerdigung, dass macht man nun mal, und man redet auch nicht schlecht über den Kollegen, auch wenn er zu Lebzeiten genervt hat. Ansonsten, in der DDR galt es als schick und hipp ein kleines bisschen dagegen zu sein, irgend was gut zu finden, man setzte sich dem Verdacht aus ein " roter Propeller" zu sein, gerade und besonders in den Kreisen der Kirche, aber das weißt Du auch alles alleine. [hallo]
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon Sperrbrecher » 11. April 2019, 13:27

karnak hat geschrieben:Das er nicht alle 5 Sinne beisammen hatte wird in jedem Fall gestimmt haben. Einfach ein völlig überzogener Eiferer, die gibt es in jeder Religion und in jedem System, es kommt das " Opium für das Volk "zum Tragen. Deswegen hat niemand, auch im Westen und in der Kirche des Brüsewitz zu keiner Zeit über die Maßen Theater gemacht. Dem " Abrechner" an sich gefällt das natürlich nicht, der will abrechnen und zwar auf Teufel komm raus und nicht nüchtern bewerten, zumindest wenn es um die Zone geht. [grin]

Bei der Selbstverbrennung des buddhistischen Mönchs 1963 in Saigon, aus Protest gegen
den Machthaber in Süd-Vietnam, wurde das von der DDR aber ganz anders bewertet.
In der DDR wussten 90% der Bevölkerung, dass sie verarscht werden.
In der Bundesrepublik haben es 90% der Wähler immer noch nicht gemerkt.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon karnak » 11. April 2019, 14:08

Ich bewerte nicht als Staat oder politisches System und schon gar nicht als Terrier von einem der Beiden.
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Re: Das Fanal von Zeitz - Die Selbstverbrennung von Pastor Oskar Brüsewitz

Beitragvon augenzeuge » 11. April 2019, 14:37

Brüsewitz muss vieles auch gut und richtig gemacht haben, sonst hätte man nicht so eine Angst vor ihm gehabt. [grin] Und irgendwie fürchten sich einige Mitläufer immer noch. Sonst hätte man nicht so eine Angst vor einer Hinweistafel, die an ihn erinnerte, so dass man sie nicht mal heute stehen lassen kann.

Und das, was nach der Selbstverbrennung an DDR-weiter Solidarität aufkam, die Kirche in der DDR eine neue Standortbestimmung erlebte, sollte gewürdigt werden. Der Mann war auch irgendwo ein Vorreiter. Nach ihm entwickelte sich ein Widerspruchsdenken. Es fing mit Biermann an, lief über zig tausende Ausreiseanträge, endete mit Karnaks Einsicht zur "Flucht nach Westberlin". Das er sich am Ende dieser Kette nicht sieht, ist nicht tragisch.

Auch heute gilt: Und wenn man etwas verändern will, muss man nerven. Das ist nun mal so. [wink]

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