Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Alles zum Thema Kirche und Religion in beiden deutschen Staaten

Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon Interessierter » 23. November 2017, 12:24

Volle Bänke, lebendige Musik, provokante Botschaften – das waren die Merkmale vieler Gottesdienste in der DDR. Eine Dokumentation gibt Einblick in das Phänomen Kirche im Sozialismus.

Theo Lehmann, Rainer Eppelmann, Wolf Biermann, Gerhard Schöne, Stephan Krawczyk – Es gibt wohl kaum einen bekannten DDR-Widerständler, der nicht in der Dokumentation „Im Namen des Herrn – Kirche, Pop und Sozialismus“ vorkommt. Schon der Name des 45-minütigen Films macht klar, was die Personen gemeinsam haben: Sie haben sich im Raum der Kirchen aufgehalten. Und zwar ganz unabhängig davon, ob sie Gläubige oder Atheisten waren. So sagt etwa die Sängerin Bettina Wegner, sie sei der Kirche bis heute dafür dankbar, dass sie Künstlern einen Schutzraum geboten habe.

Der Film von Michael Rauhut und Tom Franke zeigt, wie sich nach und nach Jazzgottesdienste in den Ost-Kirchen etablieren, und das, obwohl diese Musikrichtung als absolut „weltlich“ gegolten habe, wie Pfarrer Theo Lehmann in der Dokumentation berichtet. Gemeinsam mit tausenden Jugendlichen feierte er Musik-Gottesdienste in Chemnitz und erinnert sich: „Die Kirche war auf einmal wieder lebendig.“ Rainer Eppelmann veranstaltete Blues-Messen in Ost-Berlin mit 7.000 Menschen.

Der Musiker Frank Gahler würdigt den Einsatz der Kirchen im Nachhinein: „Kirche war in der DDR ein Dach für Andersdenkende.“ Doch nicht nur Atheisten und Andersgläubige traten in den Gottesdiensten der DDR-Zeit auf. Auch aktive Christen wie die Musiker der Gruppe Servi Pacis spielten in der Kirche. Sie aber hätten auch versucht, Jugendliche für den Glauben zu begeistern und ihnen ein neues Erleben des Christentums möglich zu machen, sagen sie selbst heute.



https://www.pro-medienmagazin.de/medien ... die-stasi/

Haben eigentlich User einmal an einem solchen Gottesdienst teilgenommen und können darüber berichten?
Interessierter
 

Re: Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon Olaf Sch. » 23. November 2017, 18:45

ich kenne nur christliche Erweckungsversuche (eine amerikanisch/sächsische Kirchengemeinde) aus meinem Ungarn Urlaub 1988. Die haben uns allerdings auch mit Umtauschschecks weitergeholfen. An Gott glaube ich bis heute nicht. [hallo]
Olaf Sch.
 

Re: Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon andr.k » 23. November 2017, 18:48

Hatten wir schon 2x ....

1. "Programmhinweise"
Werner Thal hat geschrieben:Am Dienstag, 13. Oktober, 20:15 Uhr sendet rbb-TV aus der Reportagereihe:

"Tatort Berlin" - Die Sekretärin und das Fallbeil

Elli Barczatis wurde als letzte Frau in der DDR zum Tode verurteilt.
Für den westdeutschen Geheimdienst war Elli Barczatis eine Top-Agentin.
Für die DDR-Regierung die perfekte Sekretärin von Ministerpräsident Otto Grotewohl.

---------------------------------------------------
Ebenfalls am Dienstag auf rbb-TV, um 22:45 Uhr die Doku:

Kirche, Pop und Sozialismus

Brisante Symbiose: Popmusik und Kirche waren in der DDR auf vielfältige Weise
miteinander verflochten.

Zitate aus HÖRZU - 41/2015


W. T.


2. "in Kirche, Pop und Sozialismus"
SkinnyTrucky hat geschrieben:
ARD hat geschrieben: 28. November 2013, 21:55 Die Dokumentation zeichnet die Entwicklung dieser brisanten Symbiose von den fünfziger Jahren bis zum Mauerfall nach, sie lässt maßgebliche Protagonisten zu Wort kommen und zeigt bislang unveröffentlichte historische Filmaufnahmen.


Wohl noch 'ne Zeitlang auf der ARD-Mediathek anschaubar....


groetjes uit Capua

Mara


[hallo]
Man lebt ruhiger, wenn man nicht alles sagt, was man weiß, nicht alles glaubt, was man hört und über den Rest einfach nur lächelt.
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Re: Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon Interessierter » 24. November 2017, 10:08

Katholische Kirche in der DDR - Priester arbeiteten für die Stasi

Eine Studie enthüllt, wie viele Pfarrer der katholischen Kirche dem DDR-Geheimdienst halfen, die Akten zu füllen


Gott sieht alles, und die Stasi sah vielleicht noch mehr...

Mehrere Dutzend katholischer Priester arbeiteten offenbar für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS).

Zu dieser Erkenntnis kommt Kirchen-Forscher Gregor Buß von der Uni Jerusalem.

Wie der „Deutschlandfunk“ berichtete, untersuchte Buß 86 Stasi-Pfarrer-Fälle. Ihre Decknamen: IM Mönch, IM Dom oder IM Petrus.

Unterschiedlichste Motive


Die Gründe für ihre Zusammenarbeit mit den Schnüfflern der DDR-Diktatur waren durchaus unterschiedlich: Manche Kirchenleute wurden erpresst – etwa, wenn sie Alkoholprobleme oder das Zölibat verletzt hatten. Sie mussten als Inoffizielle Mitarbeiter (IM) mit der Stasi kooperieren, um nicht aufzufliegen.

Andere taten es freiwillig, wollten sich dem System anpassen oder sich Vorteile verschaffen. Ein Pfarrer aus Leipzig, IM Frank, hatte sich der Stasi angedient, um an Karten für ein Konzert der Wiener Philharmoniker zu kommen.

Viele Geistliche ließen sich offenbar leicht von den extra für diese Aufgabe geschulten Stasi-Offiziere um den Finger wickeln. Ihnen wurde vorgegaukelt, sie täten mit ihrer Mitarbeit etwas Gutes.

Immer wieder soll es zu fast freundschaftlichen Treffen zwischen Geistlichen und den theologisch geschulten Offizieren gekommen sein. Man habe sich gut unterhalten, stellt Buß fest. So wurde der Geheimdienst-Kontaktmann für manchen Priester sogar zum „Seelsorger für den Seelsorger.“

Aber es gab auch solche Priester, wie der Leipziger Probst Günter Hanisch, die nicht wussten, dass sie als IM geführt werden, betont Buß.

Aufarbeitung kommt spät


Wie sich die Mitarbeit der Priester auf die Opfer der Stasi-Schnüffelei auswirkte, ist noch nicht erforscht. Anders als die evangelischen Kirche wehrte sich die katholische Kirche lange gegen eine Aufarbeitung ihrer DDR-Geschichte.

Dies hat sich nun geändert: Die Amtskirche fördert ein Forschungsprojekt, das ihre Mitarbeit mit den Geheimdiensten in der DDR, aber auch in Polen und der damaligen Tschechoslowakei untersucht.

http://www.bild.de/politik/inland/stasi ... l#fromWall

Die Stasi als " Seelsorger für den Seelsorger "... [laugh]
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Re: Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon augenzeuge » 24. November 2017, 13:14

Stasi-Pfarrer-Fälle. Ihre Decknamen: IM Mönch, IM Dom oder IM Petrus.


[laugh] Humor hatten einige tatsächlich.

AZ
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Re: Mit Kirche und Popmusik gegen die Stasi

Beitragvon Interessierter » 5. September 2018, 12:32

Lesung: Pfarrer von der Stasi überwacht

Keine leichte Kost wurde am Mittwochnachmittag im Wusterhausener „Literaturcafé“ serviert: Der Pfarrer im Ruhestand, Dietmar Linke, und seine Frau Barbe lasen aus dem Buch „Bedrohter Alltag“. Das Buch gibt tiefe Einblick in ihr von der Staatssicherheit überwachtes Leben.

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Dietmar Linke benötigte wenig Manuskript, legte dem Zuhörenden aber sein Buch „Bedrohter Alltag“ wärmstens ans Herz. Quelle: Wolfgang Hörmann

Das Wusterhausener „Literaturcafé“ hat am Mittwochnachmittag seine Eingangstür für dieses Frühjahr geschlossen. Bibliotheksleiterin Kerstin Jonas und ihre Helfer verstanden es auch 2017, drei Nachmittage im „Café“ bei Kaffee, Kuchen und geistiger Nahrung kurzweilig zu gestalten. Das haben etwa 200 Besucher genutzt.

Zum Finale im „Alten Laden“ des Herbst’schen Hauses kamen noch einmal etwa 50 Zuhörer. Dabei hatte es schon die Einladung verraten: Mit Schonkost durfte diesmal niemand rechnen. Dietmar Linke und seine Frau Barbe gaben gut eine Stunde lang Einblicke in ihr überwachtes Leben. Beide lasen aus seinem Buch „Bedrohter Alltag“. Darin erinnert sich der 1944 in Breslau Geborene, wie er als Pfarrer mit seiner Familie in den Fokus des Ministeriums für Staatssicherheit geriet. Für viele Passagen musste der heute in Berlin Beheimatete sein Manuskript nicht bemühen. „Die Eindrücke sind in meinem Gedächtnis abgespeichert.“

Die Linkes studierten an der Berliner Humboldt-Universität Theologie. Von 1971 bis 1978 war der streitbare Kirchenmann Pfarrer in einer kleinen Gemeinde im damaligen Kreis Jüterbog. Eine Versetzung bescherte ihm dann einen Umzug nach Neuenhagen bei Berlin. Das Ehepaar zählte zu den Mitbegründern der „Friedenswerkstatt“ in Ostberlin und arbeitete mit kritischen Schriftsteller wie Jürgen Fuchs zusammen. Kontakte bestanden auch zu Stefan Heym.

Dietmar und Barbe Linke gehörten zu den Rundum-Bewachten durch hauptamtliche und inoffizielle Mitarbeiter des MfS, einschließlich einer vermeintlich „wirklich guten Freundin“, verwanzter Telefone und einer nicht entdeckten Abhöranlage in der Wohnung in Neuenhagen. Zwei Tage vor Heiligabend 1983 wurde die Familie „ausgebürgert“ und fand sich im Westteil von Berlin wieder. Gleichzeitig galt ein Einreiseverbot in die DDR bis 1999. Dass es zehn Jahre früher endete, weil die Mauer fiel, hatte auch mit Menschen wie dem Ehepaar Linke zu tun.

http://www.maz-online.de/Lokales/Ostpri ... ueberwacht
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