Umweltzerstörung Wie Greta unser Denken prägt
Verfasst: 28. Juli 2019, 08:43
Als ich im Smog von Delhi auf meine Frau wartete, wurde mir klar, wie sehr Greta Thunberg inzwischen mein Denken beeinflusst. Und vermutlich nicht nur meins. Das macht Hoffnung für den Klimaschutz.
Von Stefan Schultz, Delhi
Indiens Hauptstadt hat von ihren Einwohnern einen wenig schmeichelhaften Spitznamen bekommen. Manche nennen die Metropole Dirty Delhi. Kürzlich, als ich meine Frau vom Flughafen abholte, machte die Stadt diesem Namen alle Ehre.
In Europa gilt ein Wert von mehr als 50 Feinstaubpartikeln auf eine Million Luftpartikel (PPM) als gesundheitsschädlich. Am Flughafen von Delhi zeigte der Index 436 PPM. "Hazardous Air", gefährliche Luft, warnte mich meine App und zeigte ein Männchen mit Gasmaske, das röchelnd am Boden liegt.
Umweltwissenschaftler warnen schon lange vor den verheerenden Folgen, die uns drohen, wenn wir die Belastungsgrenzen unseres Planeten überschreiten. Sie versuchen schon lange, einen ökologisch vertretbaren Handlungsspielraum für die Menschheit abzustecken.
Dank Greta Thunberg und "Fridays for Future" verwandelt sich dieses rationale Konzept nun in eine emotional mitreißende Geschichte. Das Mädchen mit Asperger, das gegen die Zerstörung des Planeten kämpft. Die Klimaschützer haben endlich ein wirksames Narrativ - mit einer starken Protagonistin, die die Massen mobilisiert.
Ich glaube, dass ich im Smog von Delhi dieses Narrativ gespürt habe. Ich glaube sogar, dass wir inzwischen alle - auch Sie - das Greta-Narrativ verstärkt spüren. Dass es - zum Beispiel als schlechtes Gewissen - am Wirken ist, wenn wir eine Fernreise buchen oder im Supermarkt brasilianische Mangos kaufen.
Ich glaube, dass dieses Greta-Narrativ dazu beiträgt, dass plötzlich Millionen Menschen für das Klima demonstrieren. Dass die mediale Berichterstattung über Klimaschutz zunimmt. Dass die deutschen Grünen in Wahlumfragen zeitweise vor der CDUlagen. Dass der politische Druck für einen Systemwandel insgesamt zu wachsen scheint.
Genau das macht mir etwas Hoffnung. Wenn das Greta-Moment lange genug anhält, könnte Klimaschutz zu einem zentralen politischen Erfolgsfaktor werden, zu einem Thema, das letztlich Regierungsmehrheiten beeinflusst. Die Chance auf eine wirksame Lösung für den Klimaschutz würde dann zumindest in Europa etwas steigen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 75229.html
Übrigens auch über Gretas Äußeres meinten bestimmte User hier im Forum herziehen zu müssen. Peinlicher und primitiver geht es wirklich nicht mehr.
Von Stefan Schultz, Delhi
Indiens Hauptstadt hat von ihren Einwohnern einen wenig schmeichelhaften Spitznamen bekommen. Manche nennen die Metropole Dirty Delhi. Kürzlich, als ich meine Frau vom Flughafen abholte, machte die Stadt diesem Namen alle Ehre.
In Europa gilt ein Wert von mehr als 50 Feinstaubpartikeln auf eine Million Luftpartikel (PPM) als gesundheitsschädlich. Am Flughafen von Delhi zeigte der Index 436 PPM. "Hazardous Air", gefährliche Luft, warnte mich meine App und zeigte ein Männchen mit Gasmaske, das röchelnd am Boden liegt.
Umweltwissenschaftler warnen schon lange vor den verheerenden Folgen, die uns drohen, wenn wir die Belastungsgrenzen unseres Planeten überschreiten. Sie versuchen schon lange, einen ökologisch vertretbaren Handlungsspielraum für die Menschheit abzustecken.
Dank Greta Thunberg und "Fridays for Future" verwandelt sich dieses rationale Konzept nun in eine emotional mitreißende Geschichte. Das Mädchen mit Asperger, das gegen die Zerstörung des Planeten kämpft. Die Klimaschützer haben endlich ein wirksames Narrativ - mit einer starken Protagonistin, die die Massen mobilisiert.
Ich glaube, dass ich im Smog von Delhi dieses Narrativ gespürt habe. Ich glaube sogar, dass wir inzwischen alle - auch Sie - das Greta-Narrativ verstärkt spüren. Dass es - zum Beispiel als schlechtes Gewissen - am Wirken ist, wenn wir eine Fernreise buchen oder im Supermarkt brasilianische Mangos kaufen.
Ich glaube, dass dieses Greta-Narrativ dazu beiträgt, dass plötzlich Millionen Menschen für das Klima demonstrieren. Dass die mediale Berichterstattung über Klimaschutz zunimmt. Dass die deutschen Grünen in Wahlumfragen zeitweise vor der CDUlagen. Dass der politische Druck für einen Systemwandel insgesamt zu wachsen scheint.
Genau das macht mir etwas Hoffnung. Wenn das Greta-Moment lange genug anhält, könnte Klimaschutz zu einem zentralen politischen Erfolgsfaktor werden, zu einem Thema, das letztlich Regierungsmehrheiten beeinflusst. Die Chance auf eine wirksame Lösung für den Klimaschutz würde dann zumindest in Europa etwas steigen.
https://www.spiegel.de/politik/ausland/ ... 75229.html
Übrigens auch über Gretas Äußeres meinten bestimmte User hier im Forum herziehen zu müssen. Peinlicher und primitiver geht es wirklich nicht mehr.