Insektensterben in Deutschland

Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2017, 06:55

Insekten sterben massenhaft. Sollte der Grund unsere landwirtschaftliche Praxis sein, dann tragen auch wir Verbraucher eine Mitschuld. Ein Kommentar. von Sascha Karberg

Auf jeder Fahrt in den Sommerurlaub klebten sie zu Dutzenden auf der Windschutzscheibe unseres Opel Kadett. Heute, 40 Jahre später, bleibt die Sicht erstaunlich oft frei. Um 76 Prozent ist die Biomasse an Fluginsekten zwischen 1989 und 2016 in Nord- und Nordwestdeutschland zurückgegangen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die britische, holländische und deutsche Forscher veröffentlicht haben.

Es besteht also Grund zur Sorge. Denn so lästig Insekten in der Cola oder auf der Windschutzscheibe sein mögen, so zentral und unverzichtbar ist ihre Rolle in den Ökosystemen. Über die Hälfte aller Vögel ist auf Fluginsekten als Nahrungsquelle angewiesen, 80 Prozent aller Pflanzen werden von den fliegenden Sechsbeinern bestäubt – auch Nutzpflanzen, die Grundlage unserer Ernährung. Fehlen Insekten, verschwinden unweigerlich auch andere Arten. Am Ende dieser Kettenreaktion könnte der Zusammenbruch ganzer Ökosysteme stehen.

Ob es auch am Klimawandel liegt, ist noch unklar

Beunruhigend ist das vor allem deshalb, weil die Ursachen für den Rückgang der Insekten alles andere als klar auf der Hand liegen – auch wenn in den vergangenen Tagen reflexartige Schuldzuweisungen an die Landwirte die Regel waren. Sie seien es, die nicht nur Pestizide über die Felder sprühen, sondern auch noch die letzten Hecken und Rückzugsgebiete für Insekten am Feldrand, auf Brachland oder Wiesen umpflügen.

Doch das ist Ideologie, kein Wissen: Die Studie – die übrigens die Insektenmengen in 63 Naturschutzgebieten, nicht in extensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten gemessen hat – gibt solche Schlussfolgerungen nicht her. Den Forschern fehlen schlicht noch Daten, um zu belegen, ob veränderte Land-, Insektizid- und Düngemittelnutzung die Ursache des Insektensterbens ist oder ob andere Faktoren eine wichtige Rolle spielen – etwa die Klimaerwärmung.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.tagesspiegel.de/wissen/insek ... 86142.html

Wenn das so weiter geht, dann muss der Mensch, wie schon teilweise in Asien, wohl die Blüten selbst bestäuben... [denken]
Interessierter
 

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Volker Zottmann » 22. Oktober 2017, 08:01

Ich sehe schon vor meinem geistigen Auge, wie Heerscharen von Bedigungslosem-Grundeinkommen-Beziehern in Schützenkette zur Bestäubung durch die deutschen Lande ziehen.
Zumindest hier in Mitte Deutschland, wo die Kleinteiligkeit der Landschaft noch Vorrang hat, fehlen noch nicht so viele Insekten. Vor allem Spinnen gibt es heute mehr als je zuvor, so mein Eindruck aus dem Harz.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon pentium » 22. Oktober 2017, 11:03

Bei SPON werden auch Schwächen der Studie betrachtet, so seien die Orte und die Frequenz der Zählungen nicht gleich gewesen.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/n...a-1173525.html

Subjektiv habe ich auch viel weniger Insekten auf der Windschutzscheibe. Was an der besseren Aerodynamik der Autos liegen soll.
Der #factfox-Faktencheck im Ergebnis: Ja, es gibt Hinweise auf ein massives Insektensterben, auch wenn dies noch nicht in jeder Region zu beobachten ist. Auch haben die Autohersteller die Aerodynamik der Fahrzeuge erheblich verbessert. Wer dazu langsamer fährt und in keinen Schwarm dicker Hummeln kommt, hat lange eine klare Sicht.
http://www.br.de/nachrichten/insekte...ctfox-100.html

Ein Grund: die Landwirtschaft mit ihrer montonen Kulturen, die sich über grosse Fläche ergeben. Eine Fläche nur mit Mais und Raps ist wenig attraktiv für Insekten. Auch der englische Rasen mit wenig Bepflanzung ist kaum attraktiv für Insekten.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 45503
Bilder: 133
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Spartacus » 22. Oktober 2017, 13:21

Örtlich bedingt, ist es sicherlich mal so und mal so.

Aber gefühlt? Ich füttere auch schon wieder seit gut 4 Wochen die Vögel bei uns, denn sie scheinen nichts mehr zu finden. Also Vogelhaus schon bei Zeiten raus
und rein mit dem guten Futter. Andererseits habe ich auch Fledermäuse bei mir, die lustig durch die Gegend flitzen, sobald die Sonne untergeht. Die scheinen
also genug zu "schnappen".

Klar ist wohl mal, das Pestizide den Insekten nicht gerade gut tun. Hier wurde das Problem auch schon vor einiger Zeit erkannt, so das die Bauern freiwillig
zwischen ihren Feldern ziemlich breite Grünstreifen stehen lassen. Nicht nur für die Insekten, sondern auch für die Kleintiere.

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



Benutzeravatar
Spartacus
 
Beiträge: 25851
Bilder: 0
Registriert: 28. März 2013, 19:01
Wohnort: Bayern

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Kumpel » 22. Oktober 2017, 13:28

Spartacus hat geschrieben:
Klar ist wohl mal, das Pestizide den Insekten nicht gerade gut tun. Hier wurde das Problem auch schon vor einiger Zeit erkannt, so das die Bauern freiwillig
zwischen ihren Feldern ziemlich breite Grünstreifen stehen lassen. Nicht nur für die Insekten, sondern auch für die Kleintiere.



Kein Bauer lässt einen breiteren Streifen zum Weg stehen als unbedingt erforderlich und die Pflanzenschutzmittel werden durch Verwehung auch auf diesen Streifen
geblasen.
Daher überlebt dort auch kaum ein Insekt oder wird massiv geschädigt und es geht kaum um attraktive Standorte für Insekten , sondern um ihr Überleben
in nennenswerter Menge um das Ökosystem halbwegs stabil zu halten.
Kumpel
 

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Interessierter » 22. Oktober 2017, 14:06

Durch die Veränderung der Umwelt sind auch unsere Singvögel schon sehr stark reduziert. Allein gegen die riesigen Glasfassaden der Hochhäuser knallen jährlich tausende von Singvögeln und liegen dann tot vor den Gebäuden. Das wurde erst kürzlich auf Arte dokumentiert. Ganz zu schweigen vom immer kleiner werdenden Lebensraum und Futtermangel für unsere kleinen gefiederten Freunde.

Ich füttere schon seit 2 oder 3 Jahren die Vögel das ganze Jahr durch und an meinem Futterhaus und der Bodenfutterstelle herrscht ein Flugverkehr wie am Frankfurter Flughafen. ( auch im Sommer )
Ich verfütter jeden Monat ca, 5,5 kg geschälte Sonnenblumenkerne, Nüsse, Rosinen und anderes Körnerfutter.

Die Zeiten, dass unsere Singvögel auch im Sommer genug zum Fressen finden, sind leider längst vorbei.
Interessierter
 

Re: Insektensterben in Deutschland

Beitragvon Interessierter » 2. November 2017, 09:28

Mögliche Auswirkung der Landwirtschaft - Insekten zieht es in die Stadt

Pestizide und Monokulturen vertreiben Falter, Bienen und ihre Artgenossen vom Land. Kleingärten und Parks in Berlin sind bei Insekten beliebt. Jeder kann zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen.

Insekten und Vögel fühlen sich mittlerweile in der Stadt oft wohler als auf dem Land. Das mag seltsam klingen, aber Berlin ist bei fliegenden, kriechenden, summenden und brummenden Tierchen beliebter als Brandenburg. Das erklärt Hannes Petrischak von der Hans-Sielmann-Stiftung, einer Organisation, die sich dem Naturschutz verschrieben hat.

Auch Johannes Steidle, der Leiter des Fachbereichs Tierökologie an der Uni Hohenheim, sieht Hinweise auf einen solchen Trend. „Harte Zahlen sind mir dazu nicht bekannt, aber sie müssen sich nur Berlin ansehen“, sagt er. Hier kämen mehr als 80 Prozent aller nord-ost-deutschen Wildbienenarten vor.

Die Gründe für die Landflucht der Insekten sind die Vielfalt der Stadt und Monokulturen und Pestizideinsatz auf dem Land. Über den Schaden, den die Landwirtschaft an der Insektenpopulation verursacht, wird öffentlich diskutiert, nachdem eine Studie kürzlich zeigte, dass seit 1989 die Biomasse an Fluginsekten um drei Viertel gesunken ist.

Große Teile der Natur auf dem Land sind landwirtschaftlich genutzt in Deutschland. Seien es Äcker, Wiesen, oder Wälder: Um so viel Mais, Heu, oder Holz wie möglich zu bekommen, wird gedüngt und vereinheitlicht. „Störende“ Elemente wie kleine Flüsse, Hecken, Brachen, wo Wildpflanzen wachsen und Insekten sich vermehren, werden beseitigt, um mehr Fläche bewirtschaften und große Maschinen einsetzen zu können, erklärt Petrischak.

http://www.tagesspiegel.de/wissen/moegl ... 24566.html

" Oberschlaue " Klimawandelbestreiter werden sicherlich auch das Insektensterben wieder bestreiten.
Interessierter
 


Zurück zu Natur und Umwelt

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron