Der Fall Peggy wird neu aufgerollt
Der rätselhafteste Kriminalfall in Bayern wird neu aufgerollt. Im Fall Peggy gibt es bis heute keine Leiche. Dafür einen Täter, der vielleicht unschuldig ist.
Zitat:
Die Staatsanwaltschaft Bayreuth hat am Montagmittag bekannt gegeben, dass das Verfahren komplett neu aufgerollt wird. Die Jugendkammer stützt sich auf zwei Gründe, welche die Wiederaufnahme notwendig machen.
So habe sich ein – zwischenzeitlich verstorbener – Zeuge mit seiner Aussage vor dem Landgericht Hof einer vorsätzlichen falschen uneidlichen Aussage zu Ungunsten des Angeklagten Ulvi Kulac schuldig gemacht. Dieser Zeuge hat seine Falschaussage im Jahr 2010 vor dem Ermittlungsrichter eingeräumt. Es könne auch nicht sicher ausgeschlossen werden, dass die Aussage dieses Zeugen auf die Urteilsfindung Einfluss hatte. Die Aussage dieses Zeugen habe auch als Tatsachengrundlage für das seinerzeitige psychiatrische Sachverständigengutachten gedient.
Als weiteren Grund für die Wiederaufnahme führt die Jugendkammer das Vorliegen einer sogenannten Tathergangshypothese an, welche dem Gericht in Hof nicht bekannt gewesen sei. Diese Tathergangshypothese sei erheblich, weil der Sachverständige, der im Verfahren vor dem Landgericht Hof die Glaubhaftigkeit der Geständnisse des Angeklagten zu beurteilten hatte, ausgeschlossen habe, dass deren Inhalt ihm durch vernehmende Kriminalbeamte suggeriert worden sei. Der Sachverständige begründete dies damit, dass den Beamten selbst zum Zeitpunkt der Geständnisse ein hypothetisches Tatszenario gefehlt habe, das sie dem Angeklagten hätten vorhalten können. Eine solche Tathergangshypothese hat es aber, wie sich im Wiederaufnahmeverfahren herausgestellt hat, tatsächlich gegeben.
Der Fall Peggy geht unter die Haut
Der Fall Peggy ist eine Geschichte, die unter die Haut geht. Sie erzählt von Verlust, einem Verbrechen und einem leeren Kindergrab. Von einem Täter und einem Gerichtsurteil. Und davon, dass sich viele Jahre später immer mehr die Erkenntnis durchsetzt: Vielleicht war alles ganz anders.
Fängt man diese Geschichte von hinten an, dann ist da die Rede von einem neuen Tatverdächtigen in Sachsen-Anhalt und einer großen Durchsuchungsaktion vergangenen April im Örtchen Lichtenberg im Landkreis Hof. Dort ist 2001 das Mädchen Peggy spurlos verschwunden. Mehr als ein Jahrzehnt später wird immer noch ermittelt. Obwohl längst offiziell Recht gesprochen wurde. Ulvi Kulac, ein geistig behinderter Gastwirtssohn aus Lichtenberg, ist 2004 als Peggys Mörder verurteilt worden.
Vielleicht wird man auch irgendwann sagen: Zum Glück wird wieder ermittelt. Und zum Glück wird nun alles neu aufgerollt.
Ist der Verurteilte wirklich Peggys Mörder?
Das Grab von Peggy Knobloch befindet sich in der Marktgemeinde Nordhalben im Kreis Kronach. Auf dem Grabstein steht: „Wer nicht an Engel glaubt, der ist dir nie begegnet.“ Das Grab selbst ist leer. Peggy wurde nie gefunden. Irgendwann hat man ihr Todesdatum festgelegt: auf den 7. Mai 2001. Das ist der Tag, an dem die Neunjährige aus Oberfranken auf dem Weg von der Schule nach Hause verschwand. Was wirklich geschah, ist umstritten. Die Diskussionen ebbten auch nicht ab, als Ulvi Kulac am 30. April 2004 wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. War der Sonderling wirklich ein Mörder?
Der Frankfurter Rechtsanwalt Michael Euler hat zusammen mit Kulac’ gerichtlich bestelltem Vormund Gudrun Rödel jahrelang mit hohem Aufwand recherchiert. Sie kommen zu dem Ergebnis: Kulac kann es nicht gewesen sein.
Euler hat im April beim Landgericht Bayreuth einen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens eingereicht, dem jetzt stattgegeben wurde. Die Staatsanwaltschaft hatte schon vor knapp drei Wochen signalisiert, sie werde sich einer Wiederaufnahme nicht verschließen.
Rechtsanwalt hat neue Zeugen an der Hand
Michael Euler stützt sich unter anderem auf die Aussagen „zweier neuer Zeugen“, wie er sagt. Sie wollen Peggy am Tag ihres Verschwindens an der Seite eines unbekannten Mädchens gesehen haben. Daraus könnten sich neue Anhaltspunkte dafür ergeben, was an jenem Tag wirklich geschah – und welche Rolle Ulvi Kulac dabei spielte, so Euler.
quelle:
http://www.augsburger-allgemeine.de/bay ... 48977.htmlebenfalls zum Fall Peggy K.
http://www.heise.de/tp/artikel/39/39190/1.htmlIst das nur mein Gefühl, oder treten solche Ermittlungs-und Justiz Pannen gehäuft gerade in Bayern auf?
mfg
pentium