pentium hat geschrieben:Spartacus hat geschrieben:
Der wichtigste Index ist für mich, dass die stark gefallenen Rohstoffpreise immer noch weiter auf Talfahrt sind.
Ein starker Einbruch der Weltwirtschaft muss hier die logische Folge sein!
LG
Sparta
Wieso bricht die Weltwirtschaft zusammen, wenn Rohstoffe billig zu haben sind?
mfg
pentium
Die fallenden Rohstoffpreise zeigen ja die zurückgehende Rohstoff-Nachfrage an. Die Nachfrage geht zurück, weil die Einkaufsmanager der Unternehmen weniger einkaufen, und zwar weil Ihnen der schrumpfende Auftragsbestand bekannt ist. Der Auftragsbestand wird abgearbeitet, die Umsätze und Gewinne der Unternehmen brechen also zunächst noch nicht ein, während gleichzeitig schon weniger Rohstoffe gekauft werden.
Das sinkende Rohstoffpreise für Industriestaaten von Vorteil sind, stimmt zunächst auf den ersten Blick, da die Produktionskosten sinken. Jetzt kommt das "aber". Zum einen sind die Rohstoffpreise nur eine von mehreren Kostenfaktoren; es gibt ja noch Personalkosten, Steuern u.s.w.. Die rohstoffexportierenden Staaten sind aber auch Kunden der Industriestaaten; also geht die Nachfrage der rohstoffexportierenden Staaten bei sinkenden Rohstoffpreisen zurück. Und dann gibt es noch die weltweiten Schulden. Wenn weltweit viele Staaten, Privatpersonen und Unternehmen hoch verschuldet sind, geht deren Nachfrage nach Industriegütern zurück, weil sie weniger Geld für Konsumausgaben zur Verfügung haben oder sparen müssen/wollen. In China z.B. platzt die Blase am Aktien- und Immobilienmarkt, die zum Teil kreditfinanziert ist. Die Aktionäre und Immobilienbesitzer werden ärmer und geben weniger Geld für den Konsum aus. China fragt weniger Rohstoffe in Brasilien, Australien, Chile u.s.w. nach. Die wiederum kaufen weniger in China, Deutschland, Japan u.s.w.. Als Folge gibt es eine steigende Arbeitslosigkeit in allen Staaten; die Arbeitslosen fragen weniger nach, u.s.w.
Wir haben ein System von vielen Variablen, die sich zum Teil gegenseitig beeinflussen. Das ganze wird schwer durchschaubar, da es hochkemplex ist. Aber mein Eindruck ist, dass die hohe und immer weiter steigende Verschuldung weltweit zur Zeit das größte Wachstumshemmnis ist. Es gibt ja wissenschaftliche Untersuchungen (Rogoff/Reinhart), die - obwohl von einigen angezweifelt - zu der Erkenntnis kamen, dass bei einer Staatsverschuldung von über 90 %/BIP das Wirtschaftswachstum dieses Staates schrumpft.
Tatsache ist, dass wir seit Jahren weltweit deflationäre Tendenzen haben, was ein Zeichen für eine schwächelnde Wirtschaft ist. Darum gibt es ja weltweit auch den Abwertungswettlauf bei den wichtigsten Währungen. Jeder versucht auf Kosten des anderen seine Exportindustrie zu schützen. Japan kämpft bereits seit 20 Jahren mit den deflationären Tendenzen und sehr hohen Schulden - als Folge einer kreditfinanzierten und geplatzten Blase am Immobilien- und Aktienmarkt.