Sinti in der DDR »Man nennt uns Zigeunerbrut«Arbeitsscheu und kriminell – mit solchen Vorurteilen waren Sinti in der DDR konfrontiert, wegen ihrer Herkunft wurden sie vom Staat drangsaliert. Viele Details aus ihrem Alltag werden erst jetzt öffentlich. Für Janko Lauenberger war die Schulzeit in der DDR eine schlimme Erfahrung. »Jude, Zigeuner, Kubaner, Araber, Türke, Kanake« – so beschimpften ihn seine Klassenkameraden im Ostberliner Bezirk Lichtenberg. Der schwarzhaarige Junge mit dem dunklen Teint wurde zum Außenseiter, weil seine Eltern Sinti waren.
Eines Tages packte ihn ein älterer Mitschüler und drückte seinen Kopf unter einen Wasserhahn. »Wenn du noch einen Ton sagst, dann vergas ich dich«, rief er höhnisch. Jankos Eltern protestierten, doch niemand entschuldigte sich bei ihrem Sohn. Die Lehrer bestraften ihn sogar, statt ihn vor weiteren Attacken zu schützen. »Eine Schande, dass du in der DDR geboren bist«, bekam er zu hören.
Wegen seiner Herkunft galt der Junge als unbequemer Störenfried. Als die Quälereien durch die Mitschüler zunahmen, wehrte er sich und schlug zu.
Der Familie entrissenDaraufhin wurde er zwangsweise in ein Kinderheim für Schwererziehbare nach Thüringen gebracht, weit entfernt von seinen Eltern. Die Direktorin des Heims leitete Informationen über ihn an die Stasi weiter.
Auch andere Sinti, die durch das ideologische Raster des sozialistischen »Arbeiter- und Bauernstaats« fielen, wurden tagtäglich diskriminiert. In der DDR lebten nur etwa 300 Angehörige dieses Volkes. Mit den Roma, die sich über Osteuropa verteilt hatten, wollten sie nicht in einen Topf geworfen werden.
Doch selbst wer regelmäßig einem Beruf nachging, wurde mit hartnäckigen Vorurteilen konfrontiert: In den Augen vieler ihrer Mitbürger galten sie als faul, unehrlich und geschickte Trickdiebe.Im Gegensatz zu den Sorben waren die Sinti vom SED-Regime nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Die Ausreise in den Westen, wo viele ihrer Verwandten lebten, wurden ihnen zumeist verwehrt.
»Synonym für Gesindel und Assis«»Zigeuner war für uns ein Synonym für Gesindel und Assis.« Solche Vorurteile schlugen der in Quedlinburg geborenen Autorin Simone Trieder entgegen, als sie für ein Buch über die Sinti in der DDR recherchierte.
»Man sieht in uns Tagesdiebe, nennt uns Zigeunerbrut, und doch singt und spielt man unsere Weisen«, beklagte sich 1965 eine Sintiza in einem Leserbrief an die damals sehr beliebte Zeitung »Die Wochenpost«.Weitere Details und Fotos gibt es hier:
https://www.spiegel.de/geschichte/sinti ... 0f3aeb4869