Versicherungen in der DDR

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Versicherungen in der DDR

Beitragvon Interessierter » 7. Dezember 2013, 10:01

Offen gestanden, habe ich mich gedanklich mit diesem Thema bisher kaum befasst und hier über die Suchfunktion auch keinen entsprechenden Thread gefunden. Ich habe mich lediglich geärgert wie westdeutsche Versicherungsmitarbeiter damals wie die Heuschrecken in die neuen Bundesländer einfielen und dort Verträge verkauften, oftmals ohne die Gegebenheiten und finanziellen Möglichkeiten der Versicherungsnehmer zu berücksichtigen. Die seinerzeit von mir prophezeiten Stornoquoten ließen dann ja auch nicht lange auf sich warten.

In wie weit unterschieden sich denn eigentlich die Verträge gegenüber ähnlichen Versicherungen in der BRD ?

Wenn ich richtig informiert bin, gab es beispielsweise in der DDR - Kfz. Versicherung keine Schadenfreiheitsrabatte, oder?

Auch sollen keine Rückstellungen mit Ausnahme von Lebensversicherung gebildet worden sein. Das bedeutete, dass bei einer Schadenquote von 50% - 60% und nach Abzug der in der DDR geringen Kosten, der Staat die Überschüsse in seine Staatskasse fließen ließ.

Vielleicht können ja einmal User aus eigener Erfahrung über die Unterschiede auch anderer Versicherungen berichten ?

" Der Interessierte " [hallo]
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Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon augenzeuge » 7. Dezember 2013, 10:35

Günter Ullrich, Hauptdirektor der Staatlichen Versicherung berichtet:

"Für die Staatliche Versicherung mit ihren etwa 13.000 Mitarbeitern und 30 Millionen Verträgen war der Fall der Mauer 1989 existenzbedrohend, denn die Staatliche hatte ihre Überschüsse stets an das Ministerium der Finanzen der DDR abgeführt - und folglich für einen eigenständigen Auftritt auf einem neu entstehenden Markt keinerlei Rücklagen. "

http://einestages.spiegel.de/external/S ... /l0/F.html

AZ
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Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 7. Dezember 2013, 13:37

Sehr interessant das Thema, Interessierter!

Bei meinen DDR-KFZ Haftpflicht-und Kaskopolicen gab es, soweit ich mich erinnere, keine Rabatte.

Genauestens weiß ich noch, wie lang die Schlangen in und vor dem Versicherungsgebäude in Quedlinburg war, als die Allianz die Staatliche schluckte. (Friedlich übernahm). Da sind wir wieder bei den Schlangen…. Diesmal aber wirklich gut 100m auf dem Gehsteig, dann durchs ganze Villengebäude bis in den 1. Stock. 5 bis 6 Stunden Wartezeit waren da normal.
Es wurden Verträge storniert, sehr viele sogar. Ich ließ aber alles unverändert weiterlaufen. Also Gebäudeversicherungen. Die letzteren sind der Allianz beim größten Kundenfang aller Zeiten aber mächtig auf die Füße gefallen. Und fallen noch.
Die DDR Hausrat-und die Gebäudeversicherung umfasste wirklich ALLE Möglichkeiten eines Schadens. Der Versicherte brauchte kaum Kleingedrucktes zu lesen. Es gab im großen Ganzen keine Fallstricke.

Darum muss die Allianz auch bei Hochwasser im Osten proportional öfter bei Schäden eintreten. Als ich in meine "neue" Behausung 2005 umzog, galt natürlich neues Allianzrecht in den Policen. DDR ade!
Fest steht, dass selbst bei den Versicherungen die Menschen allumfassender ohne ihr Zutun geschützt waren. Das Leben diesbezüglich war sorgenfreier.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon Spartacus » 7. Dezember 2013, 20:09

Ja Volker, vor allem die Gebäudeversicherung ist sehr gut, denn meine Eltern haben die auch noch, was ja als
Hausbesitzer in der Nähe der Mulde auch Sinn macht.

Man hört ja auch immer wieder, das hier die alten DDR - Versicherungen greifen, während die Neu _ Versicherten
im Schadensfall in die Röhre schauten. DDR - Versicherungen waren halt nicht profitorientiert!

Mein Onkel - schon lange tot - arbeitete auch bei so einer Versicherung und hat die ganze Familie vorbildlich
versichert / abgesichert.

Das war eine der guten, ja sogar sehr guten Sachen in der DDR.

Die heutigen Versicherungen zocken nur noch ab und versuchen sich im Schadensfall zu drücken. Einfach schändlich,
denn was will man eigentlich mit diesen Versicherungen.

Ich persönlich besitze nur eine KFZ, Haus und Haftpflicht - Versicherung. Ende vom Lied.

LG

Sparta


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Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon Edelknabe » 7. Dezember 2013, 21:11

Ich erinnere mich einer Tankstelle im Leipziger Osten/irgendwo unterhalb der Kohlgartenstrasse, so ne Art Anlaufpunkt für Unfallschäden am KFZ. Du fuhrst mit dem Unfallgegner hin, eure Autos wurden vor Ort begutachtet ähnlich der Dekra heute, das Geld wurde vor Ort ausbezahlt, dann konntest du dir als KFZ-Besitzer nen Kopf machen wo du deine Karre reparieren lässt, ob privat oder mit Werkstattermin.

Übrigens mein Vater mit seinem Trabant kam immer kurzfristig in einer Werkstatt unter, die gegenüber der Markuskirche war...ging wohl von heute auf morgen, wie heute auch.

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Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon pentium » 7. Dezember 2013, 21:22

Ich kenne die Geschichte etwas anders, die Versicherung hat dir einen Gutachter geschickt. Wie meinen Schwiegervater zum Beispiel. Der hat zu DDR-Zeiten Unfallschäden begutachtet, aber nicht an Tankstellen.

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Re: Versicherungen in der DDR

Beitragvon Interessierter » 8. Dezember 2013, 07:05

Pentium, so ist es auch heute noch. Du kannst als Anspruchssteller Deinen Schaden nach Gutachten abrechnen lassen und dann selber entscheiden, ob und bei wem Du die Reparatur durchführen lassen willst, wenn Du nichts anderslautendes in Deinem Versicherungsvertrag vereinbart hast.

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