DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon Interessierter » 6. Juni 2013, 07:39

Geheime Pillentests in der DDR: Mit 300.000 Euro beginnt die Aufarbeitung

Historiker an der Berliner Charité-Klinik starten ein erstes Forschungsprojekt zur Aufklärung der Arzneimittelversuche westlicher Pharmafirmen in der DDR. Das System der früheren Geschäftspraktiken soll analysiert werden, für Betroffene soll es zunächst keine Anlaufstelle geben.

Volker Hess, Medizinhistoriker an der Charité, will untersuchen, was zu DDR-Zeiten in den Kliniken im Osten und den westlichen Pharmafirmen passierte. Die Idee des Forschungsprojekts sei es, alle Beteiligten - also auch die Medikamentenhersteller - einzubinden, sagt Hess.

Für rund zweieinhalb Jahre ist das Forschungsvorhaben angesetzt, rund 300.000 Euro werden den Charité-Forschern dafür zur Verfügung gestellt.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 03954.html

Das nur zur neuesten Entwicklung.

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Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon Interessierter » 28. August 2013, 17:03

Pharmalabor DDR: Die Stasi war bestens informiert

Rund um die Medikamenten-Tests westlicher Arzneimittelkonzerne in DDR-Kliniken werden brisante Details bekannt: Forscher berichten, dass auch die Stasi in die zweifelhaften Studien eingebunden war - und zwar in entscheidenden Positionen.

Stasi-Mitarbeiter sollen Studien betreut haben

Der enorme Einfluss des MfS, der in den Akten offenbar wird, habe ihn selbst überrascht, sagte Erices gegenüber SPIEGEL ONLINE. Die Verbindungen hätten direkt in die für die Tests zuständige Abteilung im DDR Gesundheitsministerium, dem Beratungsbüro für Arzneimittel (BBA), gereicht; inoffizielle Mitarbeiter habe es auf allen Ebenen gegeben.

Der Einfluss der Stasi reichte offenbar noch weiter: Mehrere an den Studien beteiligte Lehrstuhlinhaber und Institutsdirektoren seien beim MfS als inoffizielle Spitzel registriert gewesen. In den Unterlagen der Stasi finden sich nach Angaben von Erices auch Hinweise zu Todesfällen.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/medi ... 19104.html
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Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon augenzeuge » 18. Februar 2014, 22:08

Erstmals hat ein größeres westeuropäisches Pharmaunternehmen seine umfangreichen Medikamenten-Tests in der DDR offengelegt:

Der Schweizer Branchenriese Roche stellte in Berlin Archivrecherchen zu den Aktivitäten der Firmen Boehringer Mannheim und Syntex vor, die früher eigenständig waren und in dem Basler Konzern aufgegangen sind.

Nach Roche-Angaben haben die Unternehmen von 1980 bis 1990 46 klinische Tests an 38 Einrichtungen in der DDR durchführen lassen. Dabei seien 51 Patienten gestorben, drei davon vermutlich durch getesteten Medikamente. Die im Firmenarchiv gefundenen Unterlagen enthielten "detaillierte Angaben" über die Aufklärung der Patienten und deren Einverständnis. Die Original-Unterlagen mit den entsprechenden Unterschriften jedoch seien damals in der DDR verblieben.

http://www.mdr.de/nachrichten/roche_med ... ts100.html

Bleibt zu hoffen, dass die anderen noch folgen....

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Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon Interessierter » 16. März 2016, 11:41

Medikamententests in der DDR - „Keine Menschenversuche“

Medikamententests westlicher Hersteller waren in der DDR Alltag. Mindestens 321 Studien wurden durchgeführt. Ein Skandal sei das nicht, sagen Forscher.

Waffen, Menschen, Kunst. Als Alexander Schalck-Golodkowski für die bankrotte DDR Devisen besorgte, ließ er keine Geldquelle aus. Medikamentenstudien für den Westen waren eine von vielen, nur die Hälfte der Erlöse floss zurück ins Gesundheitssystem der DDR. „Wie ein Zuhälter verkaufte die Regierung ihre kranken Bürger und prostituierte das Land als Versuchslabor“, schrieb im Frühjahr 2013 der „Spiegel“.

Die Empörung über die Menschenversuche war groß. Medizinhistoriker wurden beauftragt, den Vorwürfen nachzugehen. Nach gut zweieinhalb Jahren, vielen Dutzend Aktenregalmetern mit Dokumenten aller beteiligten DDR-Behörden, der Stasi, in Firmenarchiven und Unikliniken sowie nach zahlreichen Interviews sei es Zeit für eine vorsichtige Bilanz, heißt es nun im Abschlussbericht des Forschungsprojektes „Klinische Arzneimittelforschung in der DDR“.

Hinweise auf 900 Studien

Insgesamt fanden die Historiker Hinweise auf 900 von westlichen Pharmafirmen beauftragte Studien, bei 321 davon ist die Durchführung hinreichend dokumentiert. Die getesteten Wirkstoffe seien zeittypisch. Die Zusammenarbeit begann bereits in den 1960er Jahren, selbst der Mauerbau konnte die historisch gewachsenen Verbindungen der medizinischen und pharmazeutischen Professionen in den beiden deutschen Teilstaaten nicht unterbinden. Bei den Studien handelte es sich meist um Arzneimittelprüfungen in der Phase drei. Es wurde an den DDR-Bürgern also nicht die grundsätzliche Verträglichkeit der Substanzen getestet. Vielmehr ging es darum, die Wirksamkeit an möglichst vielen Patienten in unterschiedlichen Ländern zu erproben.

http://www.tagesspiegel.de/wissen/medik ... 23840.html
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Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon Spartacus » 16. März 2016, 18:59

Es wurde an den DDR-Bürgern also nicht die grundsätzliche Verträglichkeit der Substanzen getestet. Vielmehr ging es darum, die Wirksamkeit an möglichst vielen Patienten in unterschiedlichen Ländern zu erproben.


Macht es auch nicht besser, wenn die Versuchskaninchen von den Test`s ja gar nichts wußten. [hallo]


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Re: DDR-Bürger als ahnungslose Versuchskaninchen der bundesdeutschen Pharmazie?

Beitragvon augenzeuge » 16. März 2016, 19:31

Heute macht man es "besser". Da bekommt der Arzt von der Pharmabranche dicke Beträge, wenn er deren Medikament verschreibt. Was nicht das Geeignetste sein muss. Und wenn der Arzt einen Patienten für einen völlig ungefährlichen Test "wirbt", dann füllt sich die Kasse, jährlich etwa 100 Millionen Euro werden da verteilt. Für jeden Patienten haben die Ärzte im Jahr 2014 im Schnitt 669 Euro Honorar erhalten.

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