Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 12. Februar 2014, 11:25

Zotti, hast Du schon einmal darüber nachgedacht eine eigene Wahrsager-Show in einem der unzähligen Privaten Verkaufskanäle zu starten? Das wäre doch der Renner .......
Für Comedy-Central reicht es allerdings nicht [shocked]

Thoth
Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

Freiheit ist nur ein anderes Wort dafür, dass man nichts zu verlieren hat. Janis Joplin

Psychologen haben herausgefunden, dass Menschen, die immer bei anderen auf die Rechtschreibfehler hinweisen, eine Persönlichkeitsstörung haben und unzufrieden mit ihrem Leben sind. Netzfund
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Loki » 12. Februar 2014, 11:39

@Thoth, lass dich nicht ärgern!

Herr Zottmann ist mir persönlich bekannt, er hat schon immer viel Mist gelabert! [flash]
Loki
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon HPA » 12. Februar 2014, 11:40

Thothi ,zum Thema Jugendwerkhof Torgau lege ich Dir Zurückhaltung ans Herz. Ich hatte einen Klassenkameraden ,der dort einige Zeit einsaß. Und der hat auch über die ZUSTÄNDE DORT geplaudert.
Nach heutigen Maßstäben hätte er einer guten psychatrischen Betreuung und Behandlung bedurft als ihn in dieses LOCH zu sperren!!!
Der Klassenkamerad wurde schwerst traumatisiert ;seine BorderLine Störung mit teilweise extremsten Selbstverletzungen wurden durch den Aufenthalt nicht besser!
Ich kannte ihn recht gut ,weil mein Onkel ,Lehrer für Kunsterziehung an meiner Schule, der Einzigste war ,der so etwas wie Zugang zu ihm fand.

Dieser Klassenkamerad nahm sich übrigens kurz nach der Wende das Leben
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Februar 2014, 12:18

Hier mal als Entgegnung zu Thoths Behauptung, ich würde nur Negatives berichten: (Auszug aus Baupionier)

Chorgründung

... Ein weiterer kluger Mann hatte dann noch die Idee, für unseren Chor einen Profi zu engagieren. So kam es, dass der wirklich perfekte Chorleiter namens Liga gefunden wurde.
SED-Genosse Liga, geschätztes damaliges Alter 50 bis 60 Jahre, war der Klubhausleiter in Torgau. Er leitete bereits einen Chor in besagter Stadt. Das berüchtigte Zuchthaus Torgau (Fort Zinna) stellte diesen Chor. Allerdings trällerten dort nur die Wärter. Herr Liga kam irgendwann zu angesagter Zeit während unseres zweiten Diensthalbjahres in unsere Kompanie. Jetzt musste ihm vorgesungen werden. Erst gruppenweise, dann immer einsamer. Ach was hat mich unmusikalischen Menschen das genervt. Gott sei Dank half es nichts. Befehl ist Befehl! Ich sang auch und wurde nach meiner Gesangsdarbietung noch nicht einmal ausgemustert. Ein Riesenglück für mich, wie sich noch zeigen sollte!
Herr Liga verteilte fortan emsig Text- und Notenblätter. So erfuhr auch ich, warum die russischen Soldaten an der Wolokolamsker Chaussee lagen und fühlte die große Melancholie der getragenen sowjetischen Soldatenlieder.
Oder bekam Einblick in Verdis Oper “Nabucco”, passend für uns der Text des Gefangenenchores: "Fliegt, Gedanken, von Sehnsucht getragen, hin zur Heimat, wo glücklich wir waren…" Es gibt verschiedene deutsche Textfassungen, doch diese, die Herr Liga auswählte, war wohl die melancholischste, genau auf unsere Gemütsverfassung zugeschnitten. Wir identifizierten uns damit. Und dem, der nach persönlich widerfahrener Erniedrigung abends dann mit Hingabe den Gefangenenchor sang, dem konnten schon mal die Tränen kullern…

Unser Repertoire stand bald fest, die Umsetzung sollte länger dauern! Sehr schnell erfasste Herr Liga unsere beschissene Situation, ihm haben wir zu verdanken, dass bereits ab dem 3. Mal in Torgau geübt wurde. Nur durch seine Fürsprache wurden wir nun jede (!) Woche zum Zuchthaus Torgau gefahren. Dem gegenüber stand das Kasino des Wachpersonals. Hat aber nichts mit dem Klubhaus zu tun. Hier wurde nun regelmäßig maximal eineinhalb Stunden geübt. Danach liefen wir nur 100 Meter weiter in die nächste Gastwirtschaft und ölten stundenlang unsere kratzigen Stimmbänder. Immer gegen 22:00 Uhr, manchmal auch später, wurden wir vom Einsatzwagen abgeholt. Service wie für feine Pinkel!
Jede Woche geregelter Ausgang, nicht mehr 7 km laufen müssen! Dafür wurde nun, dem Bierkonsum geschuldet, oft der Wehrsold knapp… Aufrichtigen Dank, Herr Liga. Mir bleiben sie immer in wohlwollender Erinnerung. Unser Leben wurde jeden 7. Tag für Stunden erträglicher…
Volker Zottmann
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Neun » 12. Februar 2014, 12:22

Nun wird's ja spannend. Wilkommen @Loki und erzähl doch mal. [hallo]
Neun
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Februar 2014, 12:26

Neun hat geschrieben:Nun wird's ja spannend. Wilkommen @Loki und erzähl doch mal. [hallo]


Auch ich bin gespannt! [ich auch] [grins]
Volker Zottmann
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 12. Februar 2014, 13:00

Siehe mein Text von heute früh:

"PS: Eigentlich wollte ich ja nen Vorschlag machen, und zwar wieder Jugendwerkhöfe zu eröffnen. Den Text zum Vorschlag schreib ich wenn Zeit ist Mittags dazu."

Dazu einer von in letzter Zeit sich häufenden Artikeln in der Leipziger Volkszeitung.Also LVZ Montag, 10.Februar 2014

Jugendliche treten Rentner zu Boden

Drei Jugendliche haben am hellichten Tag in Gohlis einen 73-jährigen Mann überfallen und ausgeraubt. Gestrigen Polizeiangaben zufolge sprachen sie den Rentner am Sonnabend gegen 15.30 Uhr in der Breitenfelder Straße an, wollten von ihm zehn Cent.Als der Mann sein Portmeonnaie rausholte, traten sie ihn zu Boden, entrissen ihm die Geldbörse. Als sie sich einen zweistelligen Betrag genommen hatten, warfen sie ihrem Opfer das Portemonnaie zu. Der Senior wurde leicht verletzt. F.D.

Also Leute Sonnabend um diese Zeit, das ist beste Ausgehzeit,mit Familie, für Alt und Jung und Kinderlein,übrigens das Viertel sehr solide Leipziger Wohngegend, war schon zu DDR keine Proletengegend ähnlich dem Rabet im Osten der Stadt.

Ich bin also dafür die alten Jugendwerkhöfe wird zu aktivieren,und zwar genau für solche jugendlichen Täter, denen irgendwie vollkommen die Hemmschwelle gegenüber dem Mitmenschen abhanden gekommen scheint.Denn wie geschrieben, es nimmt mittlerweile Formen an, die einfach nicht mehr das Sicherheitsgefühl des Leipzigers in irgend einer Weise positiv beeinflussen könnten, ganz im Gegenteil.

Äh Interessierter,entschuldige einmal, also über den JWH in Torgau hatte ich im Vortext nichts, gar nichts geschrieben, nur über die Stadt Torgau im Allgemeinen.Weil Volker da aber auch Alles wie im schlimmsten Horrorkabinet sah...ausmalte,nur dies wollte ich berichtigen. Wir sind schon freundlich im Umgang miteinander, das musst du zugeben. Sieh es also als Fehler deinerseits, das mit der "Dummheit und Geschmacklosigkeit", ich habe es ja schon vergessen...verziehen.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon karnak » 12. Februar 2014, 16:14

Ich finde die Überschrift in ihrer absoluten Beurteilung eigentlich schon unpassend.Nämlich das DIE Jugendwerkhöfe der DDR -schlimmer als der Knast gewesen sein sollen.Sicher wird man diese Einrichtungen AUCH missbraucht haben.Aber nun hier den Eindruck zu erwecken,diese Einrichtungen wurden ausschließlich betrieben um politisch missliebige Jugendliche "klein zu bekommen",folgt einem altbekannten Schema mit durchschaubarer Zielstellung,die eine sachliche Diskussion schwer macht.Es könnte nämlich auch möglich sein,dass in solchen Einrichtungen Jugendliche ein saßen, die die Kriterien jugendlicher Straftäter erfüllten,denn auch in der DDR waren nicht alle politische Straftäter,es soll auch kriminelles Verhalten gegeben haben.Auf welchen Bereich der Belegung man nun größeren Wert legte,welche Gruppe von"Straftätern"nun dort die Mehrheit hatte,das müsste sich doch aufklären lassen,dann wäre man in der Diskussion schon mal einen Schritt weiter.
Ansonsten,was schwerwiegende Fehler bei der Erziehung von "Problemjugendlichen " angeht,man war wohl überall auf der Welt oftmals überfordert,ist falsche und katastrophale Wege gegangen,tut das manchmal heute noch.Nun der DDR zu unterstellen sie hat das so getan im vollen Bewusstsein,mit der AUSSCHLIESLICHEN Zielstellung politisch Missliebige"klein zu bekommen"ist nicht sonderlich seriös und auch der Hintergrund der Bestrebungen ,das auf Teufel komm raus beweisen zu wollen,ist natürlich leicht zu durchschauen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon karnak » 12. Februar 2014, 16:27

Volker Zottmann hat geschrieben:Entschuldigung Eberhard!

Ich fasse mal zusammen:

Du bist es gar nicht!
Du hast bei der NVA den Ehrendienst freudig geleistet.
Das Allende-Viertel ist nie Deine Heimat gewesen, wie konnte ich nur falsche Schlüsse ziehen…?
Du verstellst Deine Schreibweise auch nicht, denn des Deutschen bist Du doch nicht mächtiger als der Rest der Republik.
Und das Wichtigste, mit Deiner Einschätzung zu meiner Person hast Du immer recht! [flash]

Volker!
Bewusst öffentlich und an dieser Stelle,weil es passt und was den EBERHARD.... oder wenn auch immer,angeht.Ich meine wir haben doch schon mal darüber geredet.In meiner Funktion als Adim bin ich ganz zufrieden,dass sich der Thoth durch die regelmäßige Provokationen,und nichts anderes ist es,nicht reizen lässt.
Also nochmal,wer hier seinen Namen offen legt wie Du,o.k.und ist durchaus ehrenwert,wer das nicht will,anonym bleiben will,ist auch o.k.und zu akzeptieren,egal was er für Vorstellungen von der Welt hat und ob diese in Deine Vorstellungen passen oder nicht.Es wären schön wenn wir hier nicht auf diesen Quatsch rumreiten würden,die ein nicht mehr anwesender User in den Raum gestellt hat und das noch nicht mal glaubhaft belegen konnte.
Solches Tun ist einfach für eine Diskussion und das Forum nicht sonderlich förderlich,weil "Ärger"deswegen früher oder später vorprogrammiert ist.Es wäre also schön wenn Du Thoth ansprichst mit dem Namen den er hier hat,nämlich Thoth.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Februar 2014, 16:36

Das akzeptiere ich Kristian, ich will dieses Reizthema nun nicht weiter befeuern.
Im Gegenzug wäre einem @Thoth angeraten, so auch mich ab sofort ordentlich anzusprechen. Für wie schlau oder wie dumm er den anderen hält, möge der Geheimnisumwitterte dann aber auch für sich behalten.

In dem Sinne, Gruß Volker
Zuletzt geändert von Volker Zottmann am 12. Februar 2014, 16:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon karnak » 12. Februar 2014, 16:43

Danke das Du mir recht gibst und nun hoffen wir einfach mal alle,dass es uns allen weiter gelingt vernünftig miteinander umzugehen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon control » 12. Februar 2014, 19:17

Volker Zottmann hat geschrieben:@Control, warum suggerierst Du falsche Bilder?
Sooft auch etwas angeprangert wird, sind es doch immer wieder "nur" Bestandsaufnahmen bis max.1989… Wenn hier ein Tread bestimmte Fragestellungen thematisiert, und unsereins so ehrlich es geht darauf antwortet, heißt es nicht, dass es nicht auch positive Lebensbereiche gab.
Zu den einzelnen Fragestellungen nehme ich, soweit ich Erlebtes beisteuern kann, gerne Stellung und erwarte genauso gespannt sachliche Gegenfragen. Dann spiegele ich aber Erlebtes, so wie ich und eben kein anderer es wahrnahm.
So und nicht anders entstand auch mein eigener Rückblick. Ein aufmerksamer Leser kann aber zwangsläufig auch positive Lebensmomente herausziehen.
Es ist grundfalsch, aus geschildertem Negativen der damaligen Zeit auf die heutige Lebenseinstellung der Schreiber zu schließen.
Ich selbst bin ein durch und durch positiv eingestellter Mensch, lebensbejahend. Das hindert mich aber niemals, unseren Nachfahren von all den politisch verursachten Fehlern in der DDR zu berichten.

2010 bin ich gelöst und befreiend durch Torgau gelaufen, nach schweren Anfangsschritten immer freier und zufriedener…
Wieso? Weil Torgau heute eine wunderschöne bunte Elbanrainerstadt geworden ist.

Anders war es für mich 1970:
Stell Dir mal Torgau aus der Vogelperspektive vor; Dort waren ringsum einsatzfähige deutsche und sowjetische Truppen. Torgau, grau, eingezwängt zwischen mehreren Truppenübungsplätzen. Ringsum und überall bedrohlich tausendfaches Militär. In der Stadt mit Fort Zinna, eines der größten berüchtigtsten Zuchthäuser der DDR. Am Schloss Hartenfels das schärfste Jugendfoltergefängnis der DDR, der Jugendwerkhof.
Torgau war für mich damals wirklich die Stadt des Grauens! ---Ich schreibe WAR! --- Gott sei Dank.

Wenn Du @Control schöne Aufsätze lesen möchtest, solltest Du Treads mit entsprechender Fragestellung eröffnen.

Gruß Volker


Hallo Volker, wieso suggeriere ich falsche Bilder? in einem Forum wo DDR Jugendorganisationen mit Nazivereinen gleichgestellt werden, wo Gift und Galle über alles und jedes gespuckt wird, bzw. von abartigen Internetseiten der letzte Dreck den nun wirklich keinen normal denkenden nach 24 jahren mehr interessiert, ausgegraben wird, da werden doch solche Worte wohl gelitten sein -- dachte ich jedenfalls.
Dich habe ich nun gleich gar nicht pers. angesprochen.
Ich habe übrigends meine Kindheit auch in der DDR verbracht und weis was ich wie erlebt habe. Da brauche ich mir nichts aus links anzulesen. Bei mir speziell basierte es zB. nicht auf "Glück", daß ich nicht in einem JWhof gelandet bin, sondern auf der Erziehung durch meine Umfeld und meinem Umgang mit Menschen. Ich habe nie jemanden verdroschen und brauchte meinen Abscheu der DDR gegenüber nicht durch stehlen zum Ausdruck bringen.
PS Was meinst Du wie positiv ich eingestellt bin. Ich glaube im Lexikon klebt unter "positiv" mein Bild.
control
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Volker Zottmann » 12. Februar 2014, 19:47

Hallo Control, Ich bezog mich auf den von Dir voran gestellten Beitrag:

Selbst der letzte sollte doch nach hinreichenden Studium der Beiträge in diesem Forum begriffen haben,daß es in der sog. "DDR" keine schöne Kindheit gab, ja ganz einfach nicht geben konnte. Wer etwas anderes behauptet leugnet einiges bzw.alles. Dieser beschönigende User verhöhnt mit seiner Leugnung einige bzw. alle Jugendwerkhofsinsassen und -innen.

Ich vermag schon zu lesen und zu unterscheiden, begreife Deinen hintersinnigen Sarkasmus….
Ich gehe aber davon aus, dass evtl. neue Leser reinschauen. Da kann schnell ein falscher Eindruck entstehen.
Mir wird hier auch so Manches unterstellt… Doch gerade diese User, die das tun, können offenbar bei meinen Beschreibungen einzelner Episoden nicht begreifen, dass auch ich mich meistens wohl fühlte.
Trotz des Wissens um Mängel und Ungerechtigkeiten. Mit einer kritischer Auseinandersetzung, einer Rückschau, habe auch ich erst später begonnen.

Beispiel: Mein erstes Bad habe ich mir auch schön gemacht, mit Ölfarbe gestrichen, weil es keine Fliesen gab. Dennoch war man zumindest kurzzeitig glücklich.
Es muss aber heute erlaubt sein, zu benennen, dass es ein Krampf mit dem Material war, kurz eben "beschissen". Verstehst Du was ich meine?

Wir haben gemacht was ging, haben eben trotzdem verhältnismäßig zufrieden gelebt. Ich kann aber nun wegen der angepinselten Ölfarbe nicht gerade die DDR loben. Das ginge dann wohl zu weit.
Funktionäre, die in ihrem Neubaublöcken wohnten, begriffen und begreifen doch gar nicht, dass es Kümmernisse jeden Tag, jedes Jahr gab. Für die war bei fettem Gehalt die DDR in Ordnung.

Es ging aber im Tread eigentlich um Jugendwerkhöfe.
Und da wurden hier nie die nötigen Erziehungsmaßnahmen für straffällige Jugendliche erörtert. Wenn wir stritten, dann um politische Quertreiber (aus Staatssicht) die gemaßregelt wurden.
Wenn wir über Schule stritten, dann nie um die Schulform, die auch ich bis heute gut finde, besser als alles nach der Wende neu Erfundene. Wenn, dann ging es um politische Erziehungsinhalte und stringente politische Einflussnahme.

Gruß Volker
Volker Zottmann
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 12. Februar 2014, 19:59

Siehe Control mit:

"und brauchte meinen Abscheu der DDR gegenüber nicht durch stehlen zum Ausdruck bringen."

Ich meine Control, Stehlen(in Läden oder Betrieben,Firmen) ist nicht Gesellschaftlich abhängig, ich meine ferner, dadurch bringe ich nicht meine Abscheu gegenüber dem System in dem ich lebe zum Ausdruck. Ich kenne mich aus Control, bin ein Kind der DDR wie du, habe selber zwei Töchter mit entsprechenden pubertären Erfahrungen. (das aber nach der Wende) war selber kein Weißenknabe in der DDR.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 19. März 2014, 16:47

Ich bin mal mit 17 von zuhause ausgebüxt und habe mich in Berlin rumgetrieben. Eigentlich war damals aus reiner Naivität und Unwissenheit mein Ziel über die Mauer zu hüpfen.
Kurz um, dem Versuch so einen Wahnsinn überhaupt umzusetzen, kam die Festnahme durch einen netten Volkspolizisten in Begleitung eines nicht pflegeleicht aussehenden Riesenschnauzers zuvor.
Nach mehrstündigen Verhör auf einem Polizeirevier , gab man es schließlich auf mir einzureden, ich hätte vorgehabt in den Westen abzuhauen.

Da ich noch Minderjährig war konnte man mich nicht einfach wieder laufen lassen. Man entschied sich dann, mich in das Durchgangsheim Alt Stralau zu verfrachten.
Nachdem man mich mitten in der Nacht mit einem Toniwagen durch Berlin bis zum besagten Heim fuhr, empfing uns dann hinter einem riesen Stahltor ein diensthabener unscheinbarer Zivilist, der wohl zur seiner Sicherheit einen Schlagstock am rechten Hosenbund trug.

Es gab dann ein Einweisungsgespräch nebst Belehrung usw. und ich mußte meine Privatbekleidung gegen Anstaltsklamotten tauschen.
Schließlich führte er mich dann zu einer Zelle , wo ich ein Bett zugewiesen bekam und endlich pennen konnte.

Die anderen Insassen, die schon schliefen, lernte ich dann am nächsten Morgen kennen.
Bis auf einen, waren das alles Ausreisser aus DDR-Werkhöfen, die es nach Berlin zog.

Man fand unter ihnen verschiedenste Typen, von Skinheads bis halbe Kinder. Von großkotzig bis eingeschüchtert.


Ich war zum Glück nur einige Tage da drinne und wurde dann via Rostock wieder meiner Mutter übergeben. Die anderen Jungs und Mädels, von denen einige einen wirklich leid tun konnten, mußten irgendwann zurüch in ihren Werkhof.

Der Tagesablauf, die Vorschriften und die Überlegenheitseskarpaden der sogenannten Erzieher in diesem Heim, haben in mir ein Glücksgefühl aufkommen lassen, dass ich schon 17,5 Jahre alt war und mir ein Aufenthalt in einer Einrichtung der soz. Jugendhilfe erspart bleiben wird.
Nichts ist unendlich, so sieh das doch ein.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 20. März 2014, 08:05

Guter Text Hellersdorfer, wirklich realistisch geschildert. Du hast es erlebt, durchlebt. Ich stelle mir das immer heute vor. Wenn man also mit derselben Aufmerksamkeit bei gefährdeten Jugendlichen bereits im Vorfeld reagieren würde und ja, heute gibt es keine Grenze mehr. Sinngemäß könnte man noch anfügen, mittlerweile scheint es überhaupt keine Grenzen mehr zu geben...gerade was den Jugendschutz angeht.

Rainer-Maria und einen guten Tag allen ins Forum
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 11. Juni 2014, 17:51

War heute mal etwas unterwegs, und erstaunt die Mauer steht dort immer noch:

WIE KANN MAN HIER BILDER HOCHZIEHEN?
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Spartacus » 11. Juni 2014, 18:08

Hellersdorfer hat geschrieben:War heute mal etwas unterwegs, und erstaunt die Mauer steht dort immer noch:

WIE KANN MAN HIER BILDER HOCHZIEHEN?


Bilder kannst Du hier hochladen:

http://de.tinypic.com/

Dann Link für Foren hier einfügen, fertich. [hallo]

LG

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon pentium » 11. Juni 2014, 18:15

Zweite Möglichkeit!
Klicke hier im Forum im Antwortmodus die Registerkarte "Dateianhang hochladen" im Bereich unterhalb des Textfelds an. Dann "Durchsuchen" anklicken und die Bild-Datei auf Deiner entsprechenden Festplatte suchen, dann "Datei hinzufügen" anklicken und die Bild-Datei hochladen. Wenn Du dann "Im Beitrag anzeigen" anklickst, bekommst Du das Foto dann in das Textfeld, in dem Du Deinen Beitrag schreibst.

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*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 11. Juni 2014, 19:06

Ok. Leider muss ich die alle erst verkleinern, aber hier ist noch ganz deutlich die Mauer zu erkennen. Das war wie gesagt da, wo ich oben schrieb.^^

Heute morgen fotografiert!
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 11. Juni 2014, 19:14

Aus der Ecke kam im Dunkeln der böse Polizist mit dem lieben Hund:

next!
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 11. Juni 2014, 19:28

Und so sah es von weitem aus, natürlich ohne Westautos und ohne Baustelle, obendrein noch im Dunkeln.
Hinter dem Block war die Mauer. Wer dort gewohnt haben mag ist wohl ein Extrathema [smile] .
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 11. Juni 2014, 20:42

Da haben ganz normale Leute gewohnt, ob du es glaubst oder nicht. Eine Kollegin von mir wohnte in dem Block und sie war eine ganz normale Sachbearbeiterin, nicht in der Partei und so.
Einzige Einschränkung war für die Häuser welche unmittelbar vor der Mauer standen das man dort einen Passierschein brauchte und die Bewohner einen Dauerpassierschein hatten .....
Spontane Besuche waren also Fehlanzeige, mußten beantragt werden.

Ich finde es schon merkwürdig das, wenn man in diesem Fall es nicht weiß, was nichts unehrenhaftes ist, allein durch den Satzbau und die offene aussage einer rein spekulativen Behauptung die Gedanken des Lesers in eine ganz bestimmte Richtung gebracht werden.

Thoth
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hellersdorfer » 12. Juni 2014, 04:11

Thoth hat geschrieben:Da haben ganz normale Leute gewohnt, ob du es glaubst oder nicht. Eine Kollegin von mir wohnte in dem Block und sie war eine ganz normale Sachbearbeiterin, nicht in der Partei und so.
Einzige Einschränkung war für die Häuser welche unmittelbar vor der Mauer standen das man dort einen Passierschein brauchte und die Bewohner einen Dauerpassierschein hatten .....
Spontane Besuche waren also Fehlanzeige, mußten beantragt werden.

Ich finde es schon merkwürdig das, wenn man in diesem Fall es nicht weiß, was nichts unehrenhaftes ist, allein durch den Satzbau und die offene aussage einer rein spekulativen Behauptung die Gedanken des Lesers in eine ganz bestimmte Richtung gebracht werden.

Thoth


Ich habe dort vorher an der Mauer gestanden und abgeleuchtet (hinter dem Block). Von mir hat komischerweise niemand nen Passierschein gewollt.
Wer auch, da war ja keiner? Der Bullizist kam erst ne weile später und hat mich zufällig auf seinem Streifengang da herumstehen sehen. Also das mit Passierschein kannst du dir schonmal klemmen, aber ich denke mal du verwechselst da etwas.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. September 2014, 09:12

Ralf Weber über seine Erfahrungen im Jugendwerkhof Hummelshain sowie im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.





Interview mit Betroffener Kathrin Begoin GJWH Torgau





Interview mit der Betroffenen Sonja Rachow GJWH Torgau





Interview mit Stefan Busse, Psychologe aus der DDR über den GJWH Torgau





GJWH Torgau - Interview mit Torgauer Bürgern





Interview mit der Betroffenen Ute Fuerst GJWH Torgau





Interview mit Wolfgang Engler, Soziologe aus Ostberlin über den GJWH Torgau





Interview mit der Betroffenen Heike Triebel GJWH Torgau





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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. September 2014, 10:09

Interview mit Silke Schün, Erzieherin im ehemaligen JWH Eilenburg über den GJWH




Bitte auch die Reaktion von Ilona Hensel lesen:

Ilona Hensel hat geschrieben:Sehr geehrte Frau Schün,Ihr Kommentar und Ihre Darstellungsweise ist für alle Heimkinder ein Schlag ins Gesicht und auch Sie haben zur Verstümmelung unserer Seelen mit beigetragen. Das sollte Ihnen auch bewusst sein, auch wenn Sie selbstgefällig darüber reden, dass es doch alles nicht so schlimm war. Ich bin entsetzt über Ihre Darstellung...



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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 4. September 2014, 10:51

Interview Doris Denis, Psychotherapeutin in Berlin über den GJWH Torgau




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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 3. Juli 2016, 10:31

Peter Kurjahn - Gedemütigt, erniedrigt, geschlagen

Sieben Jahre in Kinderheimen, Jugendwerkhöfen und Jugendhaftanstalten

Achtzehn Jahre nach ihrem Ende ist die DDR für Peter Kurjahn noch immer so präsent, als ob sie nie zu existieren aufgehört hätte. Bis in seine Träume verfolgt sie ihn, die zweite deutsche Diktatur, die ihm seine Kindheit und Jugend geraubt hat.

Mehr als sieben Jahre seines Lebens hat Kurjahn in Kinderheimen für Schwererziehbare, Jugendwerkhöfen und Jugendhaftanstalten der DDR verbracht. Eine intakte Familie hat der 63jährige nie kennengelernt. 1952 – Kurjahn ist gerade mal sieben Jahre alt – wird er gemeinsam mit seiner kleinen Schwester in das Kinderheim "A. S. Makarenko" in der Königsheide in Berlin-Treptow eingewiesen. Fünf Jahre später heiratet sein Vater zum zweiten Mal. Er holt den Sohn zu sich nach Berlin-Pankow, aber der 13jährige kann und will sich nicht in die neue Familie einfügen.

Peter Kurjahn fängt an, sich herumzutreiben und die Schule zu schwänzen. Immer öfter fährt er zu seiner Großmutter und seinen Tanten, die im Westteil der Stadt wohnen. Dem Vater sind die ständigen Ausflüge seines Sohnes ein Dorn im Auge. Es kommt zum Streit. Doch Kurjahn lässt sich nichts sagen, nicht von einem Mann, der ihn ins Heim abgeschoben hat. "Ich war nicht bereit, mich unterzuordnen", sagt Kurjahn und meint damit nicht nur das strenge Regime seines Vaters. Für den Sozialismus kann er sich schon damals nicht begeistern. Ein Widerstandskämpfer im eigentlichen Sinne ist er nicht. Peter Kurjahn will keine freien Wahlen oder Gewaltenteilung, er will über den Kurfürs­tendamm schlendern, Nietenhosen kaufen und in Ruhe gelassen werden.

Doch damit ist es am 5. Mai 1960 vorbei. Die verstohlenen Blicke am Frühstückstisch, das nervöse Schweigen der Stiefmutter, das unvermittelte Schrillen der Türklingel. "Mach‘ dich fertig. Du kommst weg. Dahin, wo du das Arbeiten lernst." Die Worte seines Vaters hat er noch heute im Ohr.

Kurjahn landet im Durchgangsheim in der Magazinstraße in Berlin-Mitte. Was folgt, sind zwei Wochen Ungewissheit und die Angst, ins Gefängnis zu kommen. Niemand hält es für nötig, ihm zu sagen, was mit ihm passiert, was ihn erwartet, wie es mit ihm weitergeht. Peter Kurjahn ist 15 Jahre alt. Dass er in den Jugendwerkhof Groß Leuthen überstellt werden soll, erfährt er erst auf dem Weg in das kleine, unscheinbare Dorf am Rande des Spreewalds. "Wie lange du dort bleiben musst, hängt davon ab, wie du dich führst und wie du dich entwickelst", gibt ihm die schweigsame Dame, die ihn während der gesamten Zugfahrt nicht aus den Augen gelassen hat, noch mit auf den Weg.

Für Kurjahn beginnt die schlimmste Zeit seines Lebens. "Groß Leuthen war die Vorstufe zum Knast."

Weiter geht es hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -60/06013/
Interessierter
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 15. September 2016, 11:06

Gewalt gegen Kinder. Jugendhilfe und Heimerziehung in der DDR

Junge Menschen, die sich den Normen des Arbeiter- und Bauernstaates nicht fügen wollten, konnten in der DDR zur "Umerziehung" in ein Kinder- und Jugendheim eingewiesen werden. Dort waren Schikane, Demütigung und Gewalt an der Tagesordnung.

Einweisungsgründe nach Torgau waren Auflehnung gegen die Heimordnung und Flucht aus Spezialheimen oder Jugendwerkhöfen, "sexuelle Triebhaftigkeit" und das ähnlich beliebig definierbare "abweichende Verhalten" sowie "Schwererziehbarkeit". Das Schwänzen der Schule war ein Delikt, das ebenso hinter die drei Meter hohen Mauern von Torgau führen konnte wie die versuchte "Republikflucht" oder eine "faschistische Provokation". Darunter wurde etwa "Staatsverleumdung" verstanden oder gar das "Beschmutzen von Bildern von unseren Staatsmännern".[3]

In den 1960er Jahren wurde der Staat gegen Jugendliche, die die "sozialistische Lebensweise" störten, noch rabiater und betrachtete alle jungen Menschen, die Beatmusik liebten, lange Haare trugen, sich betont westlich kleideten, als Gegner. Die Maßnahmen gegen "Gammler" - so der offizielle Terminus der Diffamierung - bestanden in polizeilicher Willkür, gelegentlich zwangsweiser Vorführung beim Friseur oder im Kürzen des Haares durch "Ordnungsgruppen der FDJ". Gerne griff die Volkspolizei auch selbst zur Schere, wie aus Polizeiakten hervorgeht. Im Bericht über fünf Jugendliche, die "wegen groben Unfugs" am 16. Juni 1966 im Berliner Volkspark Friedrichshain mit Geldstrafen belegt wurden, heißt es, sie seien außerdem mit "ordentlichem Haarschnitt entlassen" worden.[4] Gegen Außenseiter, die ihre Distanz zum Regime durch Kleidung, Auftreten und Musikgeschmack zeigten, wurde "Umerziehung" angeordnet und im Jugendwerkhof vollstreckt. Die 14- bis 20-Jährigen wurden reglementiert, diszipliniert, gedemütigt, willkürlich bestraft und wenn sie nicht zu brechen waren, wurden sie in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau, de facto das zentrale Gefängnis für Kinder und Jugendliche der DDR, eingewiesen.[5]

Umerziehung im Sinne der sozialistischen Ideologie

Der Jugendhilfe folgte die Strafjustiz, wenn es darum ging, Menschen durch "Erziehung" auf den vorgesehenen Pfad zu bringen. Dem Strafvollzug an Jugendlichen war im Strafgesetzbuch der DDR ein eigener Paragraph gewidmet, der das Ziel beschrieb: "(1) Der Vollzug der Freiheitsstrafe an Jugendlichen erfolgt in Jugendhäusern unter besonderer Berücksichtigung der Persönlichkeitsentwicklung des Jugendlichen. (2) Der Vollzug der Freiheitsstrafe soll den jugendlichen Täter zu bewußter gesellschaftlicher Disziplin, Verantwortung und Arbeit führen und ihm durch Bildung und Erziehung, berufliche Qualifizierung sowie kulturell-erzieherische Einwirkung einen seinen Leistungen und Fähigkeiten gemäßen Platz in der sozialistischen Gesellschaft sichern.

Der vollständige Beitrag hier:
http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschi ... in-der-ddr

Der ominöse § 249 half den SED Schergen dabei, die Jugendlichen dem unmenschlichen System der Unterdrückung und Gewalt zuzuführen.
Interessierter
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 16. September 2016, 07:25

Siehe Interessierter zu:

Kinderheime - West
von Affi976 » 28. September 2012, 10:48 65 Antworten5633 Zugriffe
Letzter Beitrag von augenzeuge Neuester Beitrag
10. September 2015, 16:49

Textauszug ende

Genau da drin Interessierter fehlen komischerweise deine permanenten Links? Willste das nicht mal langsam berichtigen...Westdeutscher, deine Leichen im eigenen Gesellschaftskeller zu wecken? Schau mal dabei auf das alte Datum oben du krankhaft Einseitiger, schau gut hin dabei.

Rainer-Maria

Und einen guten Tag allen ins Forum
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