Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Soziale Ungleichheit im Staatssozialismus

Beitragvon Interessierter » 19. Mai 2019, 13:26

1. Zur Aktualität eines klassischen Themas
2. Leistungsegalitarismus und staatssozialistische Intersektionalität – die gewollte Stratifikation
3. Politisch-bürokratische Verteilungsverfahren
4. Von „Veksláky“, Handwerkern und Außenhändlern – soziale Effekte der Welt- und Schattenwirtschaft
5. Versteckter Reichtum, versteckte Armut – Inszenierungen und subkutane Diskurse über Gleichheit und Ungleichheit
6. Später Staatssozialismus als Vorgeschichte des Postkommunismus
7. Ausblick


Anmerkungen

1. Zur Aktualität eines klassischen Themas

Bild
Stolzer Besitzer: „Hauswirt P.“ mit seinem hochwertigen Horch P 240 („Sachsenring“), dem letzten Oberklassemodell der Zwickauer Horch-Werke, 1958 in Potsdam
(Bundesarchiv, N 1648 Bild-KF12801, Foto: Manfred Beier)


Wie ungleich waren staatssozialistische Gesellschaften? Das ist die Ausgangsfrage dieses Themenhefts.1 Folgt man gängigen Darstellungen, so scheint die Antwort klar zu sein: Bei den staatssozialistischen Ländern habe es sich um „nach unten nivellierte“, egalitäre Gesellschaften gehandelt,2 die durch den Kontrast zu den scharfen Gegensätzen von Reichtum und Armut in der kapitalistischen Umwelt geprägt gewesen seien, durch eine gleichmäßige und breite soziale Sicherung, die sogar dem Westen in der Systemkonkurrenz sozialpolitische Zugeständnisse abgenötigt habe, durch Vorzüge wie ein hohes Maß an Frauenerwerbstätigkeit und eine alles durchdringende Kultur der „Arbeiterlichkeit“.3

Wie ein Blick in Standardwerke der Sozialgeschichte und international vergleichende Sammelbände zeigt, erschien die Frage sozialer Ungleichheit damit abgearbeitet oder jedenfalls von nachrangiger Relevanz gegenüber einer Vielfalt anderer Fragen, wie den verschiedenen Arrangements mit der diktatorischen Herrschaft, der Abfolge von Erfahrungskohorten vor dem Hintergrund der Gewaltkatastrophen des 20. Jahrhunderts oder der kulturellen Modernisierung in Design und Konsum.4 Wenn es im Staatssozialismus in dieser Hinsicht etwas Bemerkenswertes gegeben habe, so die Argumentation unter dem Eindruck der Digitalen Revolution und des Marktliberalismus, dann einen ruinösen Mangel an Ungleichheit und Differenzierung als Triebmittel für ökonomische und gesellschaftliche Modernisierung.5 Dieses Bild wird in den Beiträgen des vorliegenden Hefts auf den Prüfstand gestellt.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen finden Soziologen den Traditionstopos „soziale Ungleichheit“ wieder interessant. Vertikale Stratifikation in den Gesellschaften der Gegenwart steht individualisierten Lebensstilen, dem Auftreten von gesamtgesellschaftlichen Risiken oder „horizontalen“ Funktionsdifferenzierungen sozialer Teilsysteme keineswegs nach.6 Zudem werden die unterschiedlichen Dimensionen der Verteilung von Vor- und Nachteilen als „intersektionales“ Geflecht zusammengedacht: vor allem Beruf und Vermögen, Qualifikation, Geschlecht, die körperliche Fähigkeit zur Erwerbstätigkeit, ethnische und andere kulturelle Differenzen.7 Auch jenseits des Entstehungskontextes dieser Perspektive im US-amerikanischen Feminismus und Anti-Rassismus ergeben sich daraus beachtenswerte Gesichtspunkte für den Staatssozialismus

Den interessanten langen Beitrag findet man hier:
https://zeithistorische-forschungen.de/2-2013/id=4493
Interessierter
 

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