Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 27. September 2011, 19:50

Nein Rainer, hier gehe ich nicht mit dir überein.
Es ist schlimm, wenn es solche PNs gibt, aber ich finde es nicht ihn Ordnung …, wie es geschrieben ist.
Ihr wisst von wem diese PNs sind, dann klärt es mit dem Schreiber und hängt es nicht wie ein Damoklesschwert über alle!!
Das ist nicht die feine englische Art!

Kerstin
nightfire64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon manudave » 27. September 2011, 19:54

Da einige Hinweise in der Mahnung für mehrere User interessant sind, wird es auch öffentlich eingestellt.
Nur wer gemeint ist, wird sich auch angesprochen fühlen. [hallo]
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 27. September 2011, 20:00

Ich geh ins Bett denn morgen ist auch noch ein Tag. PM von wem? Keine Ahnung, ist mir auch schnuppe und wie geschrieben, öffentlich und meinetwegen im Mitgliederbereich könnte sowas ausdiskutiert werden. Und ja, wenn schon denschon mit Namen, das schafft Klarheit.

Rainer-Maria und eine gute Nacht allen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon ex-maja64 » 27. September 2011, 20:41

Das ich mit dem PN-Käse nicht viel am Hut habe, dürfte ja wohl bekannt sein. Ich trage irgendwelche Zwistigkeiten am liebesten immer offen aus, liegt wohl an meiner Erziehung, mit offen ist hier aber keine Gewaltanwendung gemeint.
Ich habe auch in diesen Thread nicht allzu viel geschrieben, es war nicht mein Thema, ich kenne niemanden der in Torgau war. Aber ich denke auch mal Mara oder AZ kennen niemanden persönlich der dort war.
Aber hier schrieben auch Leute, die welche kennen oder kannten die dort waren. Ihre Beiträge wurden von einer bestimmten Gruppe zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht.
Mir sind Erlebnisberichte wichtiger, wie irgendwelche zu Hauf eingestellte Links oder Videos.

In letzter Zeit mußte ich hier auch feststellen, dass manche User das letzte Wort bzw. den letzen Beitrag für sich gepachtet haben.

Wundert mich nicht wenn so ein Thread fast entgleist....!!!



Mario
ex-maja64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon vs1400 » 27. September 2011, 21:45

Interessierter hat geschrieben:Ein Mensch, der die " Torgauer Methoden ", die an Jugendlichen praktiziert wurden, nicht als unmenschlich empfindet, sollte sich nicht über andere unmenschliche Methoden aufregen, nur weil diese besser in sein politisches Weltbild passen.


nur verstehen die wenigsten, warum über zb. torgau diskutiert wird und man findet, findet, findet ...

gruß vs
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 27. September 2011, 21:52

Sorry @vs, du verstehst auch etwas nicht richtig...!

Kerstin
nightfire64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon vs1400 » 27. September 2011, 21:54

nightfire64 hat geschrieben:Sorry @vs, du verstehst auch etwas nicht richtig...!

Kerstin



... [ich auch]

gruß vs
vs1400
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 27. September 2011, 23:24

augenzeuge hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Ein Mensch, der die " Torgauer Methoden ", die an Jugendlichen praktiziert wurden, nicht als unmenschlich empfindet, sollte sich nicht über andere unmenschliche Methoden aufregen, nur weil diese besser in sein politisches Weltbild passen.


[super] Genau so isses. Wie man den Republikaner Cheney hier anführen kann, ist kaum nachvollziehbar. Werden jetzt schon Verbrechen mit Verbrechern (wer unmenschl. Methoden befürwortet ist das für mich) bekämpft bzw. verharmlost?
AZ


Torgau betrachte ich nicht als Verbrechen.
Einmal, weil ich erlebt habe, wie gering der Prozentsatz jener war, die danach noch zu "unseren Kunden", sprich straffällig wurden.
Zum Zweiten, weil mir nicht nur ein Ehemaliger gesagt hat, dass er es ohne diesen Schock nie geschafft hätte.
Zum Dritten, weil ich aus meiner Tätigkeit eben nur zu gut weiß, das es Menschen gibt, mit denen man reden kann. Dass es aber auch Menschen gibt, die alles, was nicht sehr physisch ist einfach nur abtun. Mit denen man eben nicht reden kann oder schon dadurch zum Opfer wird. Und weil ich weiß, das es wirklich böse Menschen gibt. Da hilft nichts.
Torgau betrachte ich als einen sehr krassen Versuch, durch harte aber eben noch nicht brutale Einwirkung ein Umdenken, eine Anpassung und damit die Voraussetzung für ein halbwegs achtungsvolles Zusammenleben zu bewirken. Eine Variante, die aus meiner Sicht besser gewirkt hat als bundesdeutsche Jugendgefängnisse dies heutzutage auch nur annähernd können.Torgau, hier der GJWH war für seine Insassen ein harter Schock, der oft immer noch nachwirkt. Nicht selten jedoch zum Wohl unschuldiger Dritter.
Ein Rundgang durch die Ausstellung hinterläßt immer ein eigenartiges Gefühl. So etwas wie ein panisches "nur nicht hierher..." Ähnlich wie in der großen Politik zeitweise jedoch die gegenseitige Abschreckung das Einzige war, was den großen Crash wirklich zu verhindern in der Lage war, glaube ich, das es für manche Zeitgenossen solche Orte braucht.
Doch es fehlte damals eine unabhängige Instanz, die Fehler ausbügeln konnte. So dass, wer nicht dort hin gehörte aber fehlerhaft dort hin geschickt wurde eine Chance gehabt hätte. Das war der aus meiner Sicht einzige Fehler.
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 23:32

Das ist ein sehr interessanter Beitrag S51....und ja, es gibt wirklich grundböse Menschen, wo man persönlich geradezu hilflos ist in der Bemessung einer gerechten Strafe....

....und ja, das Wort Fehler und wie du es benutzt, gefällt mir....

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 28. September 2011, 05:30

Wer ist das Opfer von wem – der Geschichte 3. und letzter Teil
Kleiner Hinweis noch, der erste Teil befindet sich auf Seite 18, der zweite Teil auf Seite 21, viel Spass beim lesen.

Meine Schwiegermutter zog aus. Eine Fürsorgerin holte das Kind ab, denn Monika wollte es nicht zu Gesicht kriegen, bestand aber darauf, daß es auf den Namen Karl –Georg getauft würde. Wehe, wenn es nicht getauft wird. Das überlebt sie nicht. Die Fürsorgerin muss es ihr schwören bei allem, was ihr heilig ist. Karl – Georg wird getauft werden. Karlinchen kommt zur Schule. Meine Schwiegermutter zieht immer noch aus. Ereignisse, von denen man hinterher sagt, sie hätten sich überstürzt.
Mittlerweile war es Oktober geworden, und Monika fing an, sich wahnsinnig auf Weihnachten zu freuen. Das sie zum ersten Mal in ihrem Leben in einer Familie feiert, denkt mal, sagte Klaus - Georg. Monika musste schwer rechnen, obwohl wir ihr Gehalt erhöht hatten. Das zweite Kind war auch noch nicht adoptiert. Nach dem neuen Nichtehelichengesetz ist nur derjenige nicht unterhaltspflichtig, der bei Berücksichtigungseinersonstigen Verpflichtungen außerstande ist, ohne Gefährdung seines angemessenen Unterhaltes den Unterhalt zu gewähren. Trotzdem kaufte Monika Geschenke für uns, die wir gar nicht würden annehmen können, so groß waren sie. Die Wäschekammer reichte nicht aus, sie zu verstecken. Ich durfte diese Schranktür nicht öffnen, hinter jenes Möbel nicht sehen. Monika erging sich in Andeutungen.
Leer ausgehen würde nur Karlinchen. Die verwöhnte Göre war immer am Petzen, außerdem hatte sie schon ein paar Mal gesagt, Monika solle sich dahin scheren, woher sie gekommen ist. Wer ist denn schon Karlinchen. Die hat überhaupt kein Recht, so was zu sagen. Darum existiert sie auch für Monika nicht und kann gefälligst ihren Dreck alleine weg machen. Monika denkt ja gar nicht daran, auch nur ein Stück, das Karlinchen gehört, in die Hand zu nehmen. Mit spitzen Fingern fischt sie jeden Schlüpfer jeden Strumpf, der Karlinchen gehört, aus der schmutzigen Wäsche und drapiert ihn um das neue Schreibpult im Kinderzimmer. Oder sie versteckt Karlinchens Fibel. Oder ihre Steiftiere. Sogar die Zahnklammer, die über tausend Mark gekostet hat. Sind Sie verrückt? Nein, katholisch.
Es half auch nichts, das es Karl- Georg zu bunt wurde .Mit einemmal wollte er von Anfang an gewarnt haben. Hatte er nicht schon immer gesagt, das könne nicht gut gehen und ich sei mal wieder das Opfer meiner Wünsche. Er sprach ein sehr ernstes Wort unter vier Augen mit Monika. Ich weiß nicht, was für Worte da gefallen sind, auf jeden Fall muss im Eifer des Gefechts von „ sich nie mehr hier blicken lassen“ die Rede gewesen sein.
Karl- Georg war mit seiner Geduld am Ende. Monika nannte es das größte Donnerwetter ihres Lebens, schmiß einfach den ganzen Kram hin und schloß sich drei Tage und drei Nächte in der Wäschekammer ein, aß nicht, trank nicht, schlief nur, lief, als der Zigarettenvorrat erschöpft war, nachts in die Kneipe, die noch geöffnet hat um diese Zeit, und ließ noch noch mal ordentlich vollaufen.
Dort muß sie, meiner Rechnung nach, einem Kerl in die Hände gefallen sein, jedenfalls war sie unversehens wieder in anderen Umständen. Meine Schwiegermutter begriff meine Engelsgeduld nicht mehr und zog endgültig aus, man könne sich ja in diesem Hause noch sonst was holen. Ich sagte nicht, Monika solle sich auf ihr Kindchen freuen. Die Tür vor der Nase zuschlagen können wir ihr nicht. Pillen schluckt Monika nicht. Zum Arzt geht sie nicht, da würde sie ja in den Boden sinken vor Scham. Das Kind behalten will sie um nichts in der Welt. Wer hat die Stirn, ihr zu sagen, sie müsse nun Verantwortung übernehmen, für das, was da in ihrem Bauch passiert. Mittlerweile ist das Kind schon kein Embryo mehr, sondern ein Fötus. Die Hauptstadien der Entwicklung des Lebens hat es schon hinter sich, den Sprung an Land schon geschafft auf der wunderbaren Stufenleiter der Evolution. Die Kiemen sind verknöchert, an den Händen die Schwimmhäute verschwunden, die seitlichen Augen zur Mitte gewandert, es wird atmen, greifen, einen wieder ansehen mit Blicken. Ich will damit nicht sagen, das es bis zum zweiten Monat ein Molch gewesen ist.
Von Anfang an steuern die Gen – Kommandos das Endziel Mensch an. Monikas Kind ist auf dem Wege, ein Warmblüter zu werden. Mutter Natur macht das schon.
Was dabei herauskommt, ist ein Säugetier, hilfloser als die meisten Tiere, dessen Bindung an die Mutter lebensbestimmend ist. Woher soll Monika das wissen. Die Fürsorgerin wird das Kind abholen, das irgend jemanden ähnlich sehen wird, und es wird wie Monika und wie schon Monikas Mutter und vielleicht deren Mutter in Heime kommen. Von Vätern ist keine Rede.
Heime müssen sein. Heime sind das Armutszeugnis einer Gesellschaft, deren Strukturen mehr als fragwürdig sind. Die Gesellschaft ist das Opfer ihre Strukturen. DieStrukturen sind das Opfer falschen Denkens, kapitalistischen zum Beispiel, individualistischen zum Beispiel. Ich bin das Opfer kapitalistischen individualistischen Denkens, sonst würde ich ja das Kind adoptieren, dies oder das davor .Nun aber wird das Kind wieder das Opfer von Heimen. Wer ist das Opfer von wem.
Monika schuftet für zwei. Bloß damit ich nicht sage: Was machen wir jetzt mit dir. Aus Angst, Karl- Georg könnte sagen, sie solle sich nie mehr hier blicken lassen. Monika ist uns ausgeliefert. Sie macht mir alles recht. Mein Haushalt glänzt, weil einer um sein Leben putzt. Ich kann mir meinen Herzenswunsch erfüllen und wieder auf der Hörbank sitzen. Ich bin Monika ausgeliefert. Wenn ich erst mitverdiene, werde ich ihr Gehaltserhöhung geben. Monika hält uns in Atem. Eines Tages ist der silberne Serviettenring mit dem eingravierten Karl – Georg verschwunden. Monika betet:

Heiliger Antonius, voll Vertraun
Wir auf deine Hilfe schaun
Gib, dass Gottes Wunderkraft
Den Serviettenring wiederschaft.

Aber diesmal versagte Gottes Wunderkraft. Das ist Monika noch nie passiert.
Mit einem silbernen Kuli, der noch aus der Zeit von vor Monika stammt, fülle ich Verdienstbescheinigungen aus, denn Monika ist ja keineswegs außerstande, sich selbst auszuhalten, und infolgedessen unterhaltspflichtig für die beiden letzten Kinder, die noch nicht adoptiert sind.
Außerdem bestätige ich, dass Monika auch mir gegenüber Tommy als den Kindesvater des dritten Kindes bezeichnet hat. Aber Tommy bestreitet die Vaterschaft und ist nicht bereit, seinen Unterhaltsverpflichtungen nachzukommen. Das soll ihm erst einmal einer beweisen, das er der Vater ist. Mit anderen Worten: Solange dieser strittige Punkt nicht geklärt ist – und nach Monikas Erfahrung wird er nie geklärt -, kann Monika von ihrer Unterhaltspflicht gegenüber Karl- Georg nicht entbunden werden. Zur Beurteilung ihrer Unterhaltsfähigkeit ist es unerläßlich, Auskunft über ihre wirtschaftlichen und persönlichen Verhältnisse auf beigefügten Vordruck zu erhalten.
Monika reißt alle beigefügten Vordrucke kurz und klein. So ist sie immer noch am besten gefahren. Ich beantrage neue Vordrucke und fülle sie aus, den Monikas Auskunftspflicht ergibt sich nach Paragraph116 des BGHG.

Monika unterschreibt nicht. Monika schließt sich in der Wäschekammer ein. Ihre Flucht in den Schlaf. Wir kennen das. Wir haben eine Engelsgeduld. Was lassen wir uns nicht alles bieten. Ich gebe ihr schon jetzt Gehaltserhöhung. Ich stelle ihr einen Fernseher in die Wäschekammer.

Ich gebe mir große Mühe mit ihr.
Ich sage: Nun seien Sie doch vernünftig.
Ich rede ihr gut zu.
Ich lege meinen Arm um ihre Schultern.
Ich schüttele sie ein bisschen.
Ich tätschele sie.
Ich klopfe ihr auf die Schulter
Unterschreiben Sie doch schon.
Nun stellen Sie sich doch nicht so an.
Monika stellt sich an. Monika steht stocksteif. Schließlich hat sie noch nie jemand in den Arm genommen.
Ich nehme sie in den Arm.
Ich bin barmherzig.
Ich bin verlegen.
Monika ist jemand, den man sich warm halten muß.
Monika ist jemand, den man warm halten muß.

Rainer- Maria der meint , der Zeitraum der Entstehung der wunderschönen Erzählung liegt nun schon gute 47 Jahre( 1.Auflage der Bände Erkundungen erfolgte 1964) zurück, aber sie ist in ihrer gnadenlosen Gesellschaftskritik aktueller denn je.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Merkur » 28. September 2011, 08:52

augenzeuge hat geschrieben: Merkur, kann man hier nun sagen, der irre Typ hätte das immer wieder getan, oder kann man auch sagen, dass die "Maßnahmen" Im JWH überhaupt nicht gegriffen haben, ja alles noch verschärft haben? Aber bei diesem schlimmen Beispiel muss man auch resignierend sagen, was wäre die echte Alternative gewesen?
AZ


Um die Diskussion hier wieder etwas zu versachlichen, kurz ein paar generelle Zeilen. Ich bin mir der Ambivalenz des Themas durchaus bewusst.
Vielleicht erst einmal kurz zur Frage, was waren die JWH und wie kam man dort hinein.
Die JWH dienten der Umerziehung schwererziehbarer und bereits straffällig gewordener Jugendlicher. Die Einweisung konnte durch Greichtsbeschluss oder durch eine amtliche Verfügung der Jugendhilfe erfolgen. Die pädagogische Konzeption beruhte auf der Erziehung durch Arbeit im Kollektiv (politische Erziehung, Schulunterricht, Berufsausbildung, straff organisierte Freizeit).

Die JWH wurden regelmäßig durch Inspektionsgruppen des Ministeriums für Volksbildung überprüft. Der geringe Wirkungsgrad bzw. die erzieherischen Erfolge wurden mehrfach bemängelt. Die Gründe dafür waren verschiedener Art. Das Ergebnis war aber oftmals, dass bei Jugendlichen Aversionen und Renitenzen gefördert wurden, wodurch sich die Besserungsbereitschaft vieler Jugendlicher minimierte. Das hatte auch zur Folge, dass die strafrechtliche Rückfallquote unter den entlassenen Jugendlichen hoch war. Die ganze Problematik blieb bis zum Ende der DDR ein ungelöstes Problem.

Eine wirkliche Alternative für kriminelle Kinder und Jugendliche kann ich nicht aufzeigen, denn auch die heutigen Konzepte halte ich für untauglich.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 30. September 2011, 20:03

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon vs1400 » 30. September 2011, 23:00

hallo Merkur,

könntest du mir bitte erklären, was ich falsch verstehe (... aus deiner sicht ...)? ... bezüglich des themas: klickmich.

gruß vs
vs1400
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon vs1400 » 1. Dezember 2011, 13:53

Kerstin Kuzia, 1967 in Ost-Berlin geboren, hat eine schwierige Jugend hinter sich. Bereits mit sechs Jahren wird Sie von Ihrer Mutter für ein ¾ Jahr das erste Mal von zuhause fortgeschickt – in eine kinderpsychiatrische Einrichtung, angeblich wegen Bettnässerei.

1981 wird Sie dann zum zweiten Male von der Mutter abgeschoben, diesmal in das Spezialkinderheim „Adolf Reichwein“ in Pretzsch. Von hier aus beginnt ein langer Weg durch das gesamte Jugenderziehungssystem der DDR. 1983, mit 15 Jahren, wird Sie übergangsweise für die Sommerferien in das Durchgangsheim Alt Strahlau gebracht, bevor Sie bis zu Ihrer Volljährigkeit in dem offenen Jugendwerkhof Hummelshain untergebracht wird. Unterbrochen wird dieser Aufenthalt für vier Monate, in denen Kerstin Kuzia die schlimmsten Erfahrungen mit dem staatlichen Erziehungssystem der DDR machen muss: der geschlossene Jugendwerkhof (GJWH) Torgau.

Der GJWH Torgau war der einzige geschlossene Jugendwerkhof der DDR und war dem Volksbildungsministerium der DDR, unter Führung von Margot Honecker, untergeordnet. Die Einweisung in den GJWH erfolgte ohne Gerichtsbeschluss. ...

http://www.deinegeschichte.de/mediathek ... istory_pi4[pidBack]=690

http://www.deinegeschichte.de/mediathek ... istory_pi4[pidBack]=690

http://www.deinegeschichte.de/mediathek ... istory_pi4[pidBack]=690

gruß vs ... ein bericht, der echt unter die haut geht.
vs1400
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 1. Dezember 2011, 18:25

Das ist einfach erschütternd und darf nie wieder passieren. Daher muß es auch immer wieder den nachfolgenden Generationen vor Augen geführt werden.
Interessierter
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Hamiota » 2. Dezember 2011, 23:09

Hallo Interesierter, wa sollte man denn mit kriminellen Jugendlichen machen? Hätscheln und Tätscheln oder vielleicht ein Segelkurs in der Karibik?
Hamiota
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2011, 10:08

Hamiota hat geschrieben:Hallo Interesierter, wa sollte man denn mit kriminellen Jugendlichen machen? Hätscheln und Tätscheln oder vielleicht ein Segelkurs in der Karibik?


In welcher Beziehung war die junge Dame kriminell?
AZ
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Beitragvon Ganzunten » 3. Dezember 2011, 11:12

Landgericht Halle hebt Unterbringungsbefehl im Maßregelvollzug Uchtspringe gegen 26-Jährigen im Wiederaufnahmeverfahren auf

"Stimmen im Kopf" erfunden: Mann sieben Jahre zu Unrecht in "Geschlossener"
02.12.2011 05:19 Uhr


Artikel

Von Bernd Kaufholz


Tristan H.

Tristan H. | Foto: Bernd Kaufholz

Halle/Uchtspringe l Ein heute 26 Jahre alter Mann aus Gräfenhainichen (Kreis Wittenberg) hat sieben Jahre zu Unrecht hinter den Gittern des Maßregelvollzugs für kranke Straftäter in Uchtspringe (Kreis Stendal) gesessen. So urteilte gestern die 6. Große Strafkammer des Landgerichts Halle in einem Wiederaufnahmeverfahren.

Der Fall ist kurios. Auch deshalb, weil Tristan H. selbst Anteil daran hat, dass er 2004 wegen "paranoider Schizophrenie" in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden war und im Landeskrankenhaus längere Zeit wegen dieser seelischen Störung therapiert wurde.

Gutachter Egbert Held, damals Psychiater in Uchtspringe, hatte den 18-Jährigen, der wegen räuberischer Erpressung und Diebstahls in Untersuchungshaft saß, untersucht und festgestellt, dass H. an "paranoider Schizophrenie" leidet. Sein Gutachten war für das Dessauer Landgericht ausschlaggebend, den jungen Mann am 7. Juli 2004 zu zwei Jahren Jugendhaft zu verurteilen. Die 2. Große Strafkammer berücksichtigte dabei die "seelische Krankheit" und billigte Tristan H. verminderte Schuldfähigkeit zu. Das brachte dem Deliquenten die Unterbringung in der "Geschlossenen" ein.

Von H. gewollt, wie gestern deutlich wurde. Er ließ während des Wiederaufnahmeverfahrens vorm Landgericht Halle die Katze aus dem Sack. Er habe die ganze Sache geplant und dem Gutachter "etwas vorgespielt". Auf die Idee gekommen sei er während der Untersuchungshaft. In einem "Beratungskreis" sei er von Mitgefangenen gefragt worden, ob er wirklich so dumm sei und in den Knast wolle. "In Uchtspringe sind Betten und Essen besser, außerdem die Lage, hat man mir gesagt." Und weil er als Patient in der Wittenberger Kinder- und Jugendpsychiatrie Jahre zuvor bereits Erfahrungen gesammelt habe, sei es ihm nicht schwer gefallen, "den Gutachter zu überzeugen".

Held passten dann sowohl die Diagnose der Wittenberger Bosse-Klinik als auch die Angaben während seiner ärztlichen Befragung ins Krankheitsbild. Und H. hatte sich auch wirklich Mühe gegeben. So wartete er mit "Stimmen im Kopf" auf. Eine davon habe seiner tödlich verunglückten Freundin gehört, mit der er sich - besonders nach Drogengenuss - angeregt unterhalten habe. Während des Überfalls auf einen Rentner, dem H. gemeinsam mit einem Kumpel die EC-Karte wegnahm und von dem Alkoholiker die PIN erpresste, habe ihm eine andere Stimme sogar befohlen, seinen Mittäter umzubringen. Wovon er jedoch Abstand genommen habe. Die Stimme des "Finanzberaters" sei ebenfalls sein ständiger Begleiter gewesen: "Du bist der Einzige in deiner Familie, aus dem nichts geworden ist." Doch gestern gab H. zu, Drogenkonsum vor der Tat und Stimmen erfunden zu haben.

Der Mann aus Gräfenhainichen kam nach Uchtspringe. Doch seine Freude über den gelungenen Coup währte nicht lange. Denn nach einiger Zeit bekam er mit, dass er sich ins eigene Fleisch geschnitten hatte. "Niemand hat mir in der U-Haft gesagt, dass Maßregelvollzug open end ist." Die zwei Jahre Jugendhaft hätte er bereits 2006 abgesessen.

Erst ein externer Gutachter, Thomas Kasten aus Wandlitz, musste vor einigen Monaten kommen, um festzustellen, dass keine paranoide Schizophrenie vorgelegen hat, dass die Einweisungsdiagose eine glatte Fehldiagnose war. Dem schloss sich gestern die geballte psychiatrische Kraft von drei weiteren Seelenärzten beziehungsweise Therapeuten aus Uchtspringe an. Und selbst Erstgutachter Held musste einräumen, dass er "nach heutigem Kenntnisstand eine Einweisung nicht empfohlen" hätte.

Der Vorsitzende Richter Peter zu Nieden sprach in der Urteilsbegründung von einer "Schnapsidee" des Angeklagten. Doch ebenso deutlich nannte er die Unterbringung "eine glatte Falscheinweisung". Der Unterbrinungsbefehl wurde aufgehoben.

Entschädigt wird H. nicht. Das verbiete das Gesetz, wenn der Untergebrachte "vorsätzlich oder fahrlässig gehandelt" habe. H. werden zwei Drittel der Jugendstrafe auf die Unterbringung angerechnet. Ob die 243 Resttage zur Bewährung ausgesetzt werden, muss die Strafvollsteckungskammer Stendal entscheiden.

http://www.volksstimme.de/nachrichten/s ... sener.html
Ganzunten
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 3. Dezember 2011, 13:47

Ja, Bergmensch, daran kann mal doch wunderbar erkennen, wie leicht sich Gutachter austricksen lassen....also, das war nix mit sicherer Methodik....
AZ
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 3. Dezember 2011, 16:09

augenzeuge hat geschrieben:
Hamiota hat geschrieben:Hallo Interesierter, wa sollte man denn mit kriminellen Jugendlichen machen? Hätscheln und Tätscheln oder vielleicht ein Segelkurs in der Karibik?


In welcher Beziehung war die junge Dame kriminell?
AZ


Das frach ich mich auch grad Jörg....meiner Meinung nach war die Dame doppelt gestraft....einmal weil se in einem kaputten Elternhaus aufwuchs und sie se dort nich haben wollten....und zweitens ist wohl in der Jugendhilfe alles falsch gelaufen....

....aber wat soll's, meine Meinung hat hier eh bisher nie gezählt und ich geh mal von aus, das der Grossteil der Deutschen so denkt, das wenn ein Jugendlicher aus der Bahn geworfen ist(verschuldet oder unverschuldet), dann muss man ihn nur ordendlich hart drannehmen, dann wird er superlieb....dieser Gedanke liegt wohl noch drin aus der Kaiserzeit....richtig schön drillen die Gäste....Sprüche wie ein bisken Sport hat noch niemand geschadet und ähnliches, lässt darauf schliessen....

war'n ja eh allet Kriminelle.... [muede]

Ich glaube, dat Thema war eh durch....ich bin eh bang, dat die Emotionen hier wieder hochschäumen....

groetjes uit Chiasso

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 3. Dezember 2011, 17:18

Mara, wir sollten vielleicht alle nocheinmal in Ruhe die schöne Geschichte "Wer ist das Opfer von wem" von Eva Zeller lesen, die ich hier in den Fred eingestellt hatte.
Die passt so schön, so wunderbar zum Thema, ich könnte die Frau Zeller küssen vor soviel gnadenloser Systemoffenbahrung, einem Sittenbild, zumindest was den Westen Deutschlands damals betraf.Der Osten dachte eben im Gegenzug, mit Makarenko klappts und in der Sowjetuinon nach 1917 hatte das wohl auch geklappt mit den vielen Kriegswaisen und verwahrlosten Kindern.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 6. Dezember 2011, 02:00

augenzeuge hat geschrieben:...In welcher Beziehung war die junge Dame kriminell?
AZ


angeblich ist sie in den GJWH eingewiesen worden, weil sie lediglich gedroht habe aus dem normalen JWH abzuhauen.

http://kerstinkuzia.jimdo.com/

An anderen Orten wird als Grund ziemlich verblümt eine Beziehung zu einer Angestellten genannt:

http://www.grit-poppe.de/zeugen.html

Trifft es schon eher. Damals war eben nie nur einer schuld...
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 6. Dezember 2011, 07:09

Hmmm, dat sind ja wirklich schwerwiegende Gründe, was S51.... [shocked]

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 6. Dezember 2011, 17:43

S51 hat geschrieben:Damals war eben nie nur einer schuld...


Nicht nur damals....
AZ
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 6. Dezember 2011, 18:13

SkinnyTrucky hat geschrieben:Hmmm, dat sind ja wirklich schwerwiegende Gründe, was S51...


Ja.
- Beziehungen zwischen Insassen und Erziehern (oder eben Erziehern in spe) erfüllten einerseits u.U. strafrechtliche Tatbestände und galten als moralisch extrem verwerflich. Heutzutage irgendwie auch...
- In einem Alter von 17 Jahren ist dies nie eine einseitige Sache (außer bei diagnostiziertem Schwachsinn oder Hilflosigkeit vielleicht) und dies bedeutet, dass auch der rechtlich eher nicht betroffene Teil eine gewisse Gefahr für den Frieden in einer solchen Einrichtung darstellt. Jedenfalls, wenn die Uneinsichtigkeit so offensichtlich ist.
- Hier kamen ja auch noch extremes Folgeverhalten (Kummer ist schon schwierig zu meistern...) verbunden mit der Notwendigkeit hinzu, in einer Zeit der sozialistischen Überflussgesellschaft Küchengeschirr massenhaft zu erneuern. Sowie der Begeisterung der örtlichen Heimleitung darüber. Spaßfreie Zeitgenossen sahen dies womöglich als vorsätzliche schwere Sachbeschädigung. Immerhin ist beachtlich, dass man dies dem Mädchen in der Begründung offensichtlich nicht vorgehalten hat, es mit der Einweisung nach Torgau also als erledigt gelten konnte. Heute kommt ihr dies offensichtlich sehr zu Gute. Ist ein typisches aber gar nicht seltenes Beispiel für, nun ja, etwas frisierte Lebensläufe.
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 6. Dezember 2011, 18:30

Is schon klar S51, wegsperren die strafrechtlich schuldige Pubertierende, am liebsten bis 18....se könnte sich ja wieder verlieben....

....da war ja Torgau genau das Richtige zum Entlieben....

Was macht man eigendlich heute mit Mädchen, die sich zB in einen Lehrer verlieben....soll's ja geben.... [denken]

groetjes uit Trofarello

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 6. Dezember 2011, 18:37

SkinnyTrucky hat geschrieben:[...meiner Meinung nach war die Dame doppelt gestraft....einmal weil se in einem kaputten Elternhaus aufwuchs und sie se dort nich haben wollten....und zweitens ist wohl in der Jugendhilfe alles falsch gelaufen....

... Grossteil der Deutschen so denkt, das wenn ein Jugendlicher aus der Bahn geworfen ist(verschuldet oder unverschuldet), dann muss man ihn nur ordendlich hart drannehmen, dann wird er superlieb...


Nein, kaputtes Elternhaus und so waren mit dem normalen JWH gewissermaßen abgegolten. Es gab und gibt wenig Alternativen. bei Pflegeeltern hättet ihr ja auch wieder wegen "Zwangsadoption" losgelegt. Es ist nun mal so, dass ein gewisses Maß an Abweichung von der Gesellschaft toleriert wird und ab einen bestimmten Punkt eben nicht. Ideologisierte Gesellschaften, das waren wir nun mal, reagieren da härter und der Stammtisch eben auch.
Wird er oder sie dafür auch nocht "belohnt", fragt sich der "normale" Rest der Gesellschaft nicht ganz zu Unrecht, wofür er oder sie sich denn da noch Mühe gibt. Ergo landen wir immer mal mehr, mal weniger bei Zwangsmaßnahmen. Je mehr jemand aufdreht, um so mehr scheppert es halt. Leben ist nun mal so.
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 6. Dezember 2011, 18:43

SkinnyTrucky hat geschrieben:...Was macht man eigendlich heute mit Mädchen, die sich zB in einen Lehrer verlieben....soll's ja geben...


Ab in die Zeitung mit den drei großen Buchstaben oder als Bunny auf die Bühne bzw. hinter´s Fenster? Wegens dem netten gesellschaftlichen Skandal?
Wenn es dann so schiefgeht wie dazumal, dann bleiben ja heutzutage immer noch die Straße, goldene Schüsse oder eben der Jugendknast? So unähnlich sind sich die Verhältnisse doch gar nicht.
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 6. Dezember 2011, 18:51

S51 hat geschrieben:Ideologisierte Gesellschaften, das waren wir nun mal, reagieren da härter und der Stammtisch eben auch.


Das ist ein ganz wichtiger Satz, den du da sagst S51....so waren se wirklich, die HardcoreGesellschaften....

...Bestrafungen als Lenkungsmittel....aber ich bin mir nicht richtig sicher, ob das wirklich immer so gut war, denn gerade bei rebellisch veranlagten Menschen wirkt das averechts und das wollte ich hier in diesem Fred mal gesagt haben....hab es aber auch schon mal probiert, aber das kam nich so gut....

Ich bin selber kaum zu bändigen gewesen....und schon garnicht steuerbar durch Repression....und es wird immer so sein, das ich mich eher auf diese Seite stelle, wenn ich mal wieder von pädagogische *Höchstleistungen* lese...

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon manudave » 23. Januar 2012, 19:33

Opferentschädigung 1. und 2. Klasse? DDR-Heimkinder ringen weiter

Jahrelang wurden sie in Heimen und Werkhöfen drangsaliert. Heute fürchten viele frühere DDR-Heimkinder, dass die geplante Entschädigung für Ostdeutschland an ihren Bedürfnissen vorbeigeht.

Sie waren allein im Dunklen eingesperrt, bekamen Prügel oder durften nicht miteinander sprechen. Es gab drakonische Strafen und Akkordarbeit. Was Jungen und Mädchen in DDR-Heimen und Jugendwerkhöfen erlebten, hat viele von ihnen für ihr Leben gezeichnet. Nun ist eine Entschädigungsregelung in Arbeit, die sich am neuen Fonds für ehemalige Heimkinder aus Westdeutschland orientieren soll. 40 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Doch eine West-Kopie mit Verzichtserklärung und reinen Sachleistungen wollen viele ostdeutsche Betroffene nicht. Sie fordern eine andere Form der Entschädigung - zum Beispiel Monatsrenten in Höhe von 300 Euro.

http://www.n-tv.de/panorama/DDR-Heimkin ... 95786.html
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