Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Es gab zwischen beiden deutschen Staaten große Unterschiede in der Sozialpolitik (welche ja eine der Philosophien des DDR-Sozialismus war). Wo lagen die Unterschiede? Wie effektiv waren beide Sozialsysteme? Was war ungerecht, was war gerecht? Wie ist es im Vergleich zu heute?
Der Bereich für Diskussionen zu den Sozialen Systemen der beiden deutschen Staaten.

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 26. September 2011, 13:45

Nostalgiker hat geschrieben:Wäre sie Blond dann....
Nostalgiker



Danke feinst!!!Bild [flash]

LG Kerstin
nightfire64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 13:49

Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 14:14

nightfire64 hat geschrieben:Aber ich kann dir ein Beispiel über einen Täter liefern, was du mir dann im Anschluss, wieder als Unwahr abliefern wirst, oder es übergehst.


Wie kommst du dadrauf Kerstin....steht denn dein geschilderter Fall als einzig relevantes Beispiel da....gab es denn in Torgau nur solche Extremfälle....???? Das genau versuchen Nostalgiker und du uns hier zu verkaufen....kommt jedenfalls so rüber, denn bislang konnte ich nur einen kleinen Einknick erkennen, wo man eventuell einräumte, das es doch ein paar Jugendliche gab, die dort zu Unrecht sassen....

Was mich mal interessiert ist folgendes, damit man sich nich immer stärker im Kreis dreht, was ja wohl nichts bringt...wie beurteilst du denn das Haftregime in Torgau....in den verschiedenen Links, die ich gefunden habe ähneln sich die Aussagen der Erzähler gewaltig....und vielleicht könnten wir uns einigen, das du alle Zeitzeugenberichte des Freds dabei berücksichtigst....es scheinen ja dann doch nicht alle solche Gangsterboys wie von dir geschildert dort gewesen sein....

....und da du ja auch schon im Fred angeschnitten hast, das in der heutigen Zeit mehr verwahrloste Jugendliche ihr Unwesen treiben, ich erinnere an Prügelattaken bis zum Teil mit Todesfolge in U-Bahnen usw....würdest du Stätten wie genau Torgau wieder zurück haben wollen....????

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 26. September 2011, 14:25

SkinnyTrucky hat geschrieben:....und da du ja auch schon im Fred angeschnitten hast, das in der heutigen Zeit mehr verwahrloste Jugendliche ihr Unwesen treiben, ich erinnere an Prügelattaken bis zum Teil mit Todesfolge in U-Bahnen usw....würdest du Stätten wie genau Torgau wieder zurück haben wollen....????
groetjes
Mara



Mara, da brauch ich mich nur selber zitieren, so etwas gibt es doch schon....


nightfire64 hat geschrieben:Davon träumten Politiker 2008, gleiches Modell anderer Name“… ist das auch krank!?
Auch in Deutschland gibt es Einrichtungen nach amerikanischem Vorbild. Nach dem Willen Roland Kochs sollen es mehr werden. Da ist zum Beispiel das Trainingscamp Lothar Kannenberg. Ein strenger Tagesablauf von 5.55 Uhr bis 22.30 Uhr mit Liegestützen, Boxtraining, Dauerlauf und Küchendienst soll hier jugendlichen Straftätern auf ein bürgerliches Leben vorbereiten. Regelmäßig müssen die Jugendliche Aufsätze zum Thema Respekt schreiben.
Kannenberg will aber, nach eigener Aussage, die Jugendlichen nicht brechen. Ihm ginge es auch um Geborgenheit und Liebe. Das Wort Erziehungscamp lehnt er ab und spricht von seiner Einrichtung lieber als Trainingscamp.




LG Kerstin
nightfire64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 14:38

nightfire64 hat geschrieben:Mara, da brauch ich mich nur selber zitieren, so etwas gibt es doch schon....


Naja, das beantwortet aber nicht meine Frage Kerstin....

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 26. September 2011, 15:03

Mara,

die Arbeit von Therese Wiedemann ist hier nun gefühlte 100x verlinkt.
Ein Teil der anderen Links funzt nicht.

Hoffe das Du das Kapitel 5.4. "Die Einweisungsgründe krimineller Jugendlicher und die Einweisungspraxis der Jugendwerkhöfe", aus der verlinkten Magisterarbeit genau gelesen hast und nicht nur den Schlußabsatz wo Behauptungen einer gewissen Sandra Kczymarek vorgestellt werden nach deren Auffassung alles an Einweisungsgründen nichtig ist und es zähle nur die ‘subjektive Sichtweise der Jugendhilfeorgane und vor allem Unangepasstheit und das Abweichen von gesellschaftlichen Normen, die sich strikt an den ‘Errungenschaften des Sozialismus’ richteten, konnten laut Verena Zimmermann zur Einweisung der Betroffenen in ein Spezialheim, also in einen Jugendwerkhof der Jugendhilfe, führen. Besonders gefährdet waren hierbei die so genannten Randgruppen, wie zum Beispiel Obdachlose, Punks oder Prostituierte, die allesamt nicht in das Bild einer homogenen sozialistischen Gesellschaft passten.
Zu finden sind diese weisen Erkenntnisse, besonders ließ mich der Hinweis auf Obdachlose in der DDR jubeln(wir haben ja schon viel gehabt in der DDR aber das mit den Obdachlosen ist mir echt neu], in :
Kaczmarek, Sandra: Dir werd' ich schon helfen! : zur Erziehung in den Jugendwerkhöfen der DDR /
Sandra Kaczmarek. - 2008.
In: Verfolgte Schüler - gebrochene Biographien 2008 S. 121 - 135
Die Schrift befindet sich "dummerweise" in keinem Bestand einer wiss. Bibliothek.
Interessant ist das hie eine weitere Landeszentrale für Politische Bildung ihre Finger im Spiel hat.
Das mit den "Randgruppen" und "Punks" muß Dir doch gleich aufgefallen sein. Keine Poppers, keine Faschos, keine Skins, nur Punks. Die DDR war sogar in ihrem Unrecht gegen Randgruppen ungerecht.

Ich weiß echt so langsam nicht was das ganze vorgekrame soll.
In der Magisterarbeit von D. Krausz werden Seitenlang genau die gleichen Gründe genannt welche hier schon s51, ABV, Merkur und einige mehr aufführten aber das interessiert doch unsere Mara nicht weiter. Was scheren Sie diese Aussagen da sie so überhaupt nicht in ihr vorurteilsfreie Denken passen.

Nachtrag für Mara:
Möchtet absolute Zahlen oder reicht Dir eine prozentuale Aussage?
Was ich bisher gesehen habe sind 4 oder 5 Leute die explizit über ihre Erfahrungen in Torgau berichten. Selbstverständlich unschuldig und wegen Nichtigkeiten dort gewesen. Nehmen wir an das stimmt.
In der Zeit von Torgau waren, gerundet, 4000 Jugendliche bis zu 6 Monaten dort. Dann wären es ca. 0,125% aller dort einsitzenden Jugendlichen welche als Unschuldig in Deinem Sinne gelten. Zufrieden?

----------------------------------------------------------------

Kerstin,
meine Aussage mit dem Blond bezog sich auf einen Sketch von Jeff Dunham in dem er über seine 16jährige Tochter spricht und an einer Stelle meint; um ihre Frage zu beantworten, ja sie ist blond! - Aber das ist das gute daran. - Denn wenn sie es nicht wäre dann wäre sie einfach nur blöd!

Von J Dunham stammt auch Achmed, um mal völlig in den OT abzugleiten, The Dead Terrorist.

Gruß
Nostalgiker
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 16:09

Nostalgiker, du hast deine Ansichten, ich hab die meinen....und vom ewigen im Kreis drehen wird mir möglich nachher noch schwindelig....dir doch sicher auch....du mußt zum Beispiel nicht an meiner Denkweise herummäkeln und schon garnicht drüber aufregen, es ist nämlich meine und ich stehe da nich gerade alleine mit da....ich schreibe hier auch sehr privates, wo auch nachher noch drin rumgebohrt wird....von dir wissen wir zB so garnichts....

....aber weiter..was du über Punks schreibst....ich stimme dir zu, das es in dieser Gruppe auffällig viele Lebenstotalverweigerer gibt....und klar, das das den staatlichen Stellen schwer aufstieß und man sie *umerziehen mußte*(mußte man das wirklich..?)....allerdings sah man andere Randgruppen eher lässiger....und ja, das ist mir damals schon aufgefallen, da brauch ich heut nich für recherchieren....

....achja, dein Nachtrag ist ja mal voll daneben....wissenschaftlich dann....denn diese Berechnung schließt nur einige ein, die sich getraut haben über ihr Schicksal öffendlich zu berichten....du unterschlägst da völlig, das dieses Haftregime dort für Heranwachsende schwer traumatisierend war....

....ein bisken Zucht und Ordnung hat noch niemand geschadet...oder was....???

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2011, 16:47

SkinnyTrucky hat geschrieben:...und ich stehe da nich gerade alleine mit da....ich schreibe hier auch sehr privates, wo auch nachher noch drin rumgebohrt wird
Mara


Hi, Mara-
nein, allein stehst du nicht da! [wink]

Und du hast recht, in allem was man schreibt, wird gern rumgebohrt. Mal mehr mal weniger, das hängt immer von der Intention des "Bohrers" ab.

Man wird hier keine Einigkeit erzielen, Beispiele für sicher jede Meinung gibt es genug. Der geschlossene JWH Torgau gehört auf jedem Fall mit zu dem Schlimmsten, was man Jugendlichen antun konnte. Er war nie eine Lösung dafür, einen besseren Menschen aus einem Problemkind zu machen. Das hat man bereits noch vor der Wende auch erkannt, sonst hätte der JWH weiter bestanden. Allen Zweiflern täte ein Besuch der Gedenkstätte sicher gut, aber ob sie dort auch den Mut aufbringen würden ihre Zweifel anzubringen, weiß ich nicht. Vielleicht würden wir aber auch Zweifel bekommen, wenn wir manches Schicksal hinterfragen würden.

Zusammenfassend- kann man das Resümee ziehen- ja die Überschrift des Threads wurde für "Torgau" bestätigt. Unabhängig davon, warum man hier hinein kam, die Behandlungsmethoden können nicht gerechtfertigt werden, sie sind falsch gewesen, sie wären es auch in einer anderen Gesellschaft.
AZ
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 26. September 2011, 17:21

Zitat nightfire64
Hallo Mara und eigentlich auch für dich Interessierter,

@nightfire64
Du scheinst nicht begriffen zu haben, daß weder Mara noch ich bestreiten, daß es auch solche Fälle in Torgau gab und daß auch für solche Jugendliche eine derartige menschenunwürdige Behandlung nicht angebracht war.
Daher kein Kommentar.

[hallo]
Interessierter
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon nightfire64 » 26. September 2011, 17:22

Jetzt bin ich aber erstaunt über dich, Jörg!

Es zählen also nur Opfer…, die in euren Augen „Opfer“ sind.

Ich hoffe nur, dass niemand von den wirklichen Opfern…, der Schläger, Diebe, Räuber u.s.w. von diesen zum überwiegenden Teil in Torgau eingesessen Jugendlichen, eure Beiträge lesen müssen.

Wie müssen sich diese Menschen (Opfer) dann heute fühlen??

Ich kann nur sagen, sehr traurig wirklich mehr als traurig!!


Mehr werde ich jetzt auch nicht mehr schreiben, da es keinen Sinn hat, es zählt nur eure Meinung und mehr nicht!!

Kerstin
nightfire64
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2011, 17:29

Ich weiß nicht, Kerstin, ob du es so verstehst wie ich meine. Interessierter hatte oben geschrieben: .....und daß auch für solche Jugendliche eine derartige menschenunwürdige Behandlung nicht angebracht war." Da steh ich dahinter!

Wenn man das verwirklichen würde, was du forderst, dann könnte es sein, dass sich mancher auf dem Marktplatz auf dem Scheiterhaufen wiederfinden würde.
Das kann es nicht sein. Wir reden hier von Jugendlichen, oft in pubertärer Entwicklung. Haft und Erziehung ja, aber nicht so wie in Torgau. Wenn du das wirklich für richtig empfindest, dann trennen uns leider Welten und Einstellungen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Merkur » 26. September 2011, 17:30

SkinnyTrucky hat geschrieben: ....wo sind diese Fälle von unsagbar schlimmer Kriminalität der Insassen von Torgau, wann kommt hier mal jemand und wird konkret oder stimmt nachher dann doch das kurze Wikitat, das die dort Einsitzenden doch in der Regel nicht kriminell sondern doch nur stark verhaltensauffällig waren....


Mara, nimm den Fall J.S. aus der Nähe von Hoyerswerda.
Dieser damals jugendliche Täter vergewaltigt 1983 zwei Mädchen. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch nicht strafmündig, er kommt in den JWH.
Nach der Entlassung aus dem JWH nimmt die kriminelle Entwicklung ihren weiteren Lauf. Im Mai 1988 sticht er eine junge Frau nieder und vergewaltigt sie. Durch einen von zehn Stichen wird das Rückenmark unheilbar geschädigt, die junge Frau (inzwischen verstorben) hat den Rest ihres Lebens im Rollstuhl zugebracht. J.S. wird wegen schwerer Vergewaltigung und versuchten Mordes zu lebenslänglichen Freiheitsentzug verurteilt. Nach der Wende wurde das Urteil kassiert und zu einer Jugendstrafe von zehn Jahren umgewandelt. Im Jahre 1994 kommt J.S. frei, 1998 wird er wegen schweren Raubes zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
Das ist nur eine "Karriere". Ein paar habe ich noch auf Lager.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
Merkur
 
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 17:30

nightfire64 hat geschrieben:Mehr werde ich jetzt auch nicht mehr schreiben, da es keinen Sinn hat, es zählt nur eure Meinung und mehr nicht!!


Na, dann werd ich wohl auch keine Antwort mehr auf meine letzte Frage an dich erhalten, was Kerstin....?

....mach aber nichts, ich kann da prima mit leben....

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 26. September 2011, 17:39

Kerstin mal hin zur Hilfe für deinen Text. Über das "Schwule in Leipzig abziehen" habe ich bei Angelo drüben schonmal getextet. Der Chef von meiner Schwiegermutter war so ein Schwuler. Verheiratet, aber jeder konnte es sehen, das der Junge stockschwul war. Und so ging er immer in den Clara-Zetkin Park und kam des öfteren mit blauem Auge früh auf Arbeit und ein Kumpel von mir in der 10ten Klasse, der wurde einmal in so einer Männertoilette zusammengeschlagen. Der war nun nicht schwul, der hatte nur ein Mädchen Nachhause bringen wollen woraug zwei Andere Spitzbuben scharf waren.
Sein Glück, nach etlichen Wochen erkannte er Einen der Jungs (Als Zeuge trat das Mädchen auf)auf dem Tanzboden wieder und alle Beide wurden ein Fall für die Kripo, wurden auch verurteilt wegen schwerer Körperverletzung denn mein Kumpel sah nach der brutalen Attacke aus wie ein Rummelboxer nach 13 Niederschlägen.
Aber nochmal hin zu Mara.
Wir setzen einmal voraus, der spätere Insasse im Jugendwerkhof hatte eine schlechte traumatische Kindheit damals in dieser DDR. Elternhaus so wie du es beschreibst. Wir nehmen einmal diesen Fall als Beispiel.
Sollte nun die geknechtete Kinderseele aus der Rolle des Opfers heraus berechtigt sein, wieder Andere vielleicht schwächere Menschenkinder wie er wieder zum Opfer zu machen und dies alles entschuldigen können mit seiner eigenen Opferrolle?
Gutes Fallbeispiel dazu der Mörder vom jungen Mirco, dieser Typ mit den X falschen Ausreden und Geständnissen bzw, Beschreibungen des Tatvorgang.
Denn der wurde auch einmal...so seine Angaben in seiner Kindheit vergewaltigt nur Mara, berechtigt ihn das nun auch zur Vergewaltigung und Tötung eines Kindes? Sozusagen als Ausgleich und zur Ruhigstellung seiner geschundenen Seele?
Die Logik leuchtet mir irgendwie nicht ein.
Und Mara, höre auf hier ständig mit deiner schweren Kindheit zu kommen, denn sonst kommen mir wirklich noch die Tränen und das schrieb ich auch schon öfters wenn auch bei Angelo drüben:" Ich liebe mein altes Mütterchen heute mit ihren über achtzig Jahren nur damals in jungen Jahren zerbrach aber auch alles auf meinem Rücken was sie irgendwie in die Hand bekam und ich war beileibe nicht schuldlos daran und sie war eine junge Frau, die auch nur eigene Probleme hatte, so sehe ich es heute älter geworden und eine junge Frau eben, die mit vielem einfach überfordert war."
Deswegen habe ich genau wie du mein Elternhaus sehr zeitig verlassen und bin gut damit gefahren nur war es eben meine Mutter nicht alleine, denn auch ich war ein junger Sturkopf und habe sie bis zur Weißglut gereizt.
"Ich deswegen ein Opfer?" Mitnichten, denn da gehören auch Zwei dazu und eine ganz genaue Betrachtung der Umstände gehört da ebenfalls dazu.

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Merkur » 26. September 2011, 17:40

SkinnyTrucky hat geschrieben:
Merkur hat geschrieben:Was ist denn konkret unternommen worden, um diese Taten zur Anzeige zu bringen ?


Nichts Merkur,


Dann verstehe ich den Vorwurf " Mein Erzeuger mußte sich kein Stück dafür rechtfertigen zB....er tat es jahrelang und wurde nie dafür belangt...."
nicht.
Selbstverständlich muss jeder seine individuelle Sicht bzw. Meinung haben und schreiben. Quelle: Augenzeuge.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 26. September 2011, 18:21

Merkur hat geschrieben:Zu diesem Zeitpunkt ist er noch nicht strafmündig, er kommt in den JWH.
Nach der Entlassung aus dem JWH nimmt die kriminelle Entwicklung ihren weiteren Lauf. Im Mai 1988 sticht er eine junge Frau nieder und vergewaltigt sie.


Merkur, kann man hier nun sagen, der irre Typ hätte das immer wieder getan, oder kann man auch sagen, dass die "Maßnahmen" Im JWH überhaupt nicht gegriffen haben, ja alles noch verschärft haben? Auch wenn es etwas weit hergeholt ist, wenn ich Tiere so wie in "Torgau" behandle, werden sie dann zahmer oder beisswütiger?
Aber bei diesem schlimmen Beispiel muss man auch resignierend sagen, was wäre die echte Alternative gewesen?
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 18:50

Merkur hat geschrieben:Dann verstehe ich den Vorwurf " Mein Erzeuger mußte sich kein Stück dafür rechtfertigen zB....er tat es jahrelang und wurde nie dafür belangt...."
nicht.


Das mußt du auch nicht verstehen Merkur, ich habe ihn nicht angezeigt, nein ich habe das Weite gesucht....

Rainer Maria...na dann heul doch....

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon S51 » 26. September 2011, 20:54

[
SkinnyTrucky hat geschrieben:[...S51, du hattest mit Insassen von Torgau zu tun....??? Warum nennst du dann nicht einige Beispiele....
...konkret will ich dich fragen, etwas dazu zu sagen, wieviele der Kinder und Jugendlichen, die selbst Opfer von Familiengewalt waren jemals eine Chance hatten gegen ihre Peiniger vorzugehen
....und überhaupt, was veranlaßte den JWH so überstürzt aufzulösen und ihn in einer Nacht und Nebelaktion umzustalten kurz vor dem Fall der Mauer....


Ich habe zu DDR-Zeiten eine ganze Reihe von jugendlichen Tätern "eingetütet" (Szenebegriff für Festnahmen aber auch Verhaftungen).
Von denen waren 8 danach eben auch im GJWH Torgau. 6 Diebe und Einbrecher, 1 Schläger und Räuber und 1 Einbrecher und Schläger. 7 von ihnen sind danach nicht wieder straffällig geworden. So nach und nach, ich habe öfter in Berlin und Umgebung zu tun, sind wir uns wieder aber ganz zivil begegnet. Da unterhält man sich schon mal und so habe ich von den Folgen meines Einschreitens erfahren. Es muß bei dem bleiben, was ich hier so an allgemeinen Beispielen angeführt habe. Bis auf einen Fall. Der letztere, P. M. aus Berlin-Pankow ist mir das erste Mal in Berlin-Lichtenberg 1986 in der Marie-Curie-Allee begegnet. Geräusche in einer Wohnung kamen uns komisch vor und wir haben nachgesehen. Er ist mit einem Messer auf uns losgegangen und kündigte an, uns "kalt zu machen". Mein "Ach ja" war angesichts seines scheinbar jugendlichen Alters genauso wenig vorschriftsmäßig wie das metallische Geräusch in meiner Hand. Aber er hat aufgegeben und wir haben ihn ganz einfach festgenommen. Ohne jeden weiteren Streß, was nachher keiner im Revier an der Sewanstraße glauben wollte. Denn er war schon für massiven Widerstand bekannt. Ihm verdanke ich den Namen "Wumme".
Er war dafür bekannt, nicht nur einzubrechen sondern auch auf Zeugen und Komplicen massiv mit Gewalt vorzugehen. Letztere hat er immer dann, wenn ihm die Beute zu mager erschien, verprügelt und ausgenommen.
Ich bin ihm erst nach der Wende 1991 vor dem Bärenschaufenster in Berlin-Lichtenberg wieder begegnet. Anläßlich unseres Einschreitens bei einer Schlägerei nach einem Autoaufbruch. Das alte Lied eben. Dann noch einige Male. Gegenüber uns war er immer äußerst (auffällig) friedlich und so habe ich dann auch von ihm erfahren, dass er in Torgau war. Zuletzt habe ich ihn 1994 in Pankow in einer Wohnung gesehen. Es war nicht seine Wohnung und er war tot. Anscheinend in Notwehr von einem vorher von ihm verletzten Komplicen erschossen. Darauf deutete die Spurenlage hin aber sowohl Waffe wie auch Täter waren verschwunden. Lange nach meinem Ausscheiden habe ich 2007 erfahren, dass der Komplice, ein Spanier, gefunden wurde und sich unsere Annahmen bestätigt haben.

Theoretisch war es ganz einfach, sich in der DDR gegen solche Gewalttätigkeiten in den Familien zu wehren. Zum Lehrer oder der Jugendhilfe gehen und den Sachverhalt mitteilen. Schon wäre die Maschine angelaufen und dafür gibt es auch genug Belege.
Wenn wir als Polizisten bei Befragungen, Vernehmungen zu Hause, Durchsuchungen so etwas festgestellt hätten, wäre immer auch eine Anzeige fällig gewesen. Allerdings ist mir etwas derart Extremes nicht untergekommen. Ich kann dazu nichts Eigenes beitragen.
Praktisch ist mir schon klar, wie schwierig es sein musste, innerhalb der eigenen Familie jemanden anzuzeigen. Doch ist so etwas eben nicht systembedingt sondern menschlich.

Es ist und war überall, wo derartige Erziehungsprobleme beruflich bedingt auftreten, schon fast "normal", dass da auch Leute arbeiten können, deren Absichten nicht "sauber" sondern strafrechtlich relevant sind. Nach dem Motto "Gelegenheit macht Diebe", ziehen solche Objekte solche Leute an. Konkret ist mir aus dem Spezialkinderheim Eilenburg ein solcher Fall, der aktenkundig wurde, bekannt. Da war es ein Hausmeister, der obwohl ohne Fachausbildung aber eben auch als Hilfserzieher eingesetzt wurde und entsprechend anfiel. Aus Torgau ausdrücklich nicht.
Anders, als offensichtlich in anderen Gegenden Deutschlands bekannt geworden, wurden in der DDR solche Personen, sobald sie erkannt wurden, von dort entfernt und zur Verantwortung gezogen. Sprich, es gibt chronolgisch geführte Unterlagen.
Nach der Wende, nicht vorher(!), gab es auch Torgau betreffend entsprechende Vermutungen. Es konnte ja nicht sein, dass sich Erzieher für die Zöglinge dort eingesetzt haben. Das war denn auch alles, was konkret wurde. Gleich nach der Wende haben sich die Staatanwaltschaft unter anderem unterstützt durch die ZERV darauf gestürzt. Alles wurde als unbegründet eingestellt, alles.
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, ist es seit dem üblich, dass bei Rundgängen solche Vermutungen natürlich ganz ohne Belege in den Raum gestellt werden. Immer wieder und immer wieder ist es Essig, wenn man Fakten verlangt. "Es könnte ja sein... und überhaupt..."
Das habe ich letztmals im Frühjahr diesen Jahres anläßlich einer Veranstaltung dort selbst erlebt. Meine Frage nach einer eventuellen strafrechtlichen Relevanz solcher Behauptungen, wenn sie nicht bewiesen werden, steht seit dem im Raum. Mal sehen.

Ja, warum geriet die DDR zu ihrem Ende derart in Panik? Vielleicht, weil man selbst im umgekehrten Falle Recht und Gesetz nach Interessenlage angewendet hätte und sich umgekehrt nichts anderes vorstellen konnte?
S51
 

Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 26. September 2011, 21:40

Danke S51 für deinen anschaulichen Beitrag und die Beantwortung meiner Fragen....und ja, theoretisch klingt es immer einfach, wie man sich gegen Gewalt wehren kann....aber eben nur theoretisch....

....naja, aus mir ist dann doch trotz der Umständig was Vernünftiges geworden auch wenn ich damals beiweitem kein Unschuldslamm war aber strukturelle Gewalt bzw Androhung von Heimeinweisung waren völlig überzogen....

....zur überhasteten Auflösung will ich nur soviel sagen, man war sich an entscheidener Stelle sicher bewust von den mittelalterlichen Zuständen in Torgau und fürchtete sich zu recht eine öffendliche Kritik....

groetjes

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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 27. September 2011, 05:06

Guten Morgen zusammen im Forum der qualifizierten Leserkultur und es folgt...Wer ist das Opfer von wem – der Geschichte 2. Teil
Der interessierte Leser findet den ersten Teil hier im Fred auf Seite 18/ 26.Sept.2011, 6.57Uhr


Wohin? In die Wäschekammer. Sie benötigte dafür noch einen zweiten Stuhl, falls sie mal Besuch bekäme, und an den Fenstern Vorhänge, sonst könne ja jeder sehen, wie sie sich aus – und anziehe. Auch eine Decke auf dem Tisch wäre nicht schlecht. Und wenn wir eines Tages vielleicht einen Fernseher….
Das Kind? Ach, du grüne Neune, das gebe sie dann wieder weg wie die beiden anderen. Da sollte ich mir mal keine grauen Haare wachsen lassen. In dem Zustand sei sie mit zweihundert Mark im Monat zufrieden und Kost und Schlafen. Oder? Hinterher könne man dann weitersehen. Mein Haushalt glänzte. Monika ging in alle Ecken und sang dabei Let it be, Let it bihi. Meine Schwiegermutter sagte, dieses Mädchen habe mir der Himmel geschickt, es würde mir alles abnehmen und ich könnte mir endlich meinen Herzenswunsch erfüllen und mich wieder auf die Hörbank setzen. Meine Schwiegermutter zitierte in diesem Zusammenhang sogar die Bibel, es hätten schon etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Freilich fielen solche Äußerungen lediglich in den ersten Wochen nach Monikas Erscheinen. Später kam das Wort Engel nur noch in Zusammenhang mit Geduld vor.
Ich bewundere deine Engelsgeduld mit diesem Frauenzimmer. Meine Schwiegermutter fand keine Worte für so ein Biest. Es dauerte auch nicht lange, da verließ nicht etwa Monika, sondern meine Schwiegermutter das Haus.
Solange Monika in anderen Umständen war, gestanden wir ihr Alüren zu. Monika aß keine Suppen, keine Kartoffeln, keinen Pudding, kein Gemüse. Monika aß hauptsächlich Fleisch und Wurst. Eben weil sie das in Heimen wenig bekommen hatte, erklärte Karl – Georg den Kindern die alles zu essen hatten, was auf den Tisch kam; und setzte hinzu, die Kinder wüssten ja gar nicht, wie gut sie es hätten.
Monika aß aber auch kein Obst, keinen Salat. Ihr Kind braucht Vitamine, gab meine Schwiegermutter zu bedenken, aber Monika meinte, sie sei schließlich kein Rindvieh, die Oma könne das Grünzeug essen, solange sie lustig sei.
Monika brennt beim Zigarettenausdrücken Löcher in Tisch – und Schreibtischplatten, und immer reißt sie alle Türen auf, den sie kann nicht so eingesperrt sein, das macht sie wahnsinnig. Monika schläft so fest, das kein Wecker sie zu wecken vermag. Aber bloß, wenn sie schwanger ist, beteuert sie. Sie habe sich da ein prima Patent ausgedacht. Der Wecker ( der lauteste, den ich hatte auftreiben können) kommt auf den Hals einer Flasche zu stehen, die Flasche auf ein Kuchenblech, und wenn es klingelt, fällt der Wecker auf das Blech, ohne kaputtzugehen .Monika schläft weiter. So glücklich ist sie, endlich ein eigenes Bett zu haben, sagt Karl- Georg zu den Kindern. Ach, ihr müsst ja von morgens bis abends Gott auf Knien danken, so gut habt ihr es.
Monika kann sogar kochen. Gelernt hat sie das in dem vorletzten Heim. Es hieß Haus zur Allergnädigsten Hilfe Mariä und war eigentlich das beste aller Heime gewesen. Dahin hatte man sie mit der Geschichte mit Tommy gebracht, weil sie seelisch zu verwahrlosen drohte. Eine Schwester war da, so richtig nach Monikas Geschmack . Die redete nicht immer so geschwollen daher. Kein einziges Mal hat sie: Was machen wir jetzt mit dir gesagt. Der konnte man aber auch alles sagen, ohne dass sie gleich in Ohnmacht fiel.
Auch die Geschichte mit Tommy. Aus dem Heim davor, da war Monika ja ausgerissen. Das hatte kein Mensch aushalten können, den ganzen Tag eine einzige Zigarette und so gut wie kein Taschengeld. Gefängnis ist nichts dagegen. Da ist sie mit noch einer anderen aus dem Fenster im ersten Stock gesprungen – wie im Krimi-, mit einer, die sie eigentlich gar nicht leiden konnte, weil die immer geschminkt bis dorthinaus gewesen war.
Aber der Freund von der hatte von draußen alles vorbereitet. Auf Matratzen sind sie gesprungen und haben einen guten Schutzengel gehabt, das sie nichts abgekriegt haben. Direkt schade, das sie da nicht schwanger gewesen ist, das wäre dabei garantiert hops gegangen.
Mit den Matratzen sind sie dann in einen Lagerschuppen gezogen, und dafür, dass der Freund Monika mit rausgeholt hat, wollte er natürlich was haben, und dann sind noch mehr Jungs gekommen, einer musste immer Schmiere stehen. Männer sind ja alle Tiere und wollen alle dasselbe, Monika hat noch nie was davon gehabt, und von ihr aus können ihr die Herren der Schöpfung, wie man so sagt, im Mondschein begegnen. Falls sie mal heiratet, und heiraten tut sie, klar, dann nur einen, der sie in Gottes Namen auch mal zum Schlafen kommen lässt. Aber der muss erst noch geboren werden.
Am schlimmsten war, dass die anderen Jungs immer zusehn wollten, also Monika denkt, sie steht im Wald, das ist ja nun das wohl das letzte. Bloß einer war dabei, der hat sie wirklich geliebt. Er hieß Tommy und war genau ihr Typ, groß und mit schwarzen Locken, der hat sie dann auch zu seinem Bruder mitgenommen, der ein Stukkateurgeschäft hatte, aber geheiratet hat sie auch keinen von beiden, und da ist sie dann einfach zurück ins Heim, wie ihr das zu bunt wurde, und die haben sie gar nicht erst behalten und ins Heim Zur Allergnädigsten Hilfe Mariä gebracht, und was die Schwester gewesen ist, die ist richtig dufte gewesen und hat das alles nicht so tragisch genommen und sich nicht so angestellt wie die Schwester in dem Heim davor, die hatte vielleicht Nerven und hat gesagt, Monika soll mal nicht den Mut verlieren und sich auf ihr Kindchen freuen.
Nicht das ich in Ohnmacht viel. I wo. Die Zeiten, wo unsereins von Unterhosen als von Unaussprechlichen sprach, sind gottlob vorbei. So ein armes Ding ist doch nur das Opfer unserer Gesellschaft, und das Herz dreht sich einem im Leibe um. Ich versprach Monika, ihr die Pille zu besorgen, wenn sie ihren Bauch erst mal los ist. Ich dachte, Monika würde mich nun dufte finden. Aber wo denke ich hin. Pillen nimmt Monika zum Verrecken nicht. Da weiß man nie. Sie hatte mal eine Freundin, die hat von Pillennehmen Zwillinge gekriegt.
Monika tut vieles nicht. Zum Beispiel zum Zahnarzt gehen. Lieber kriegt sie noch mal drei Kinder. Die Zahnlöcher stopft sie mit Kaugummi zu, und früher, da hat sie einen Zwirnsfaden um den kranken Zahn gebunden, den Zwirnsfaden an die Türklinge, und ihre Freundin hat die Tür aufgerissen, zack, der Zahn war raus.
Die Kinder hängen an Monikas Lippen. Monika spricht von ersten, zweiten und dritten Kindesvätern. Wenn sie etwas sucht, betet sie zum heiligen Antonius, und wie gerufen findet sich daraufhin das Gesuchte. Ehe sie einkaufen geht, sagt sie: Na den bis neulich. Karlemanns ausgefallene Zähne wirft sie mit geschlossenen Augen hinter sich über die Schulter, damit Karlemann neue Zähne wachsen, die besser beißen, und tatsächlich kann er bald die scharfen Spitzen der neuen Zähne mit der Zunge fühlen.
Das Schönste aber ist: Monika hat ihre Leiche verkauft, ob ihr das nun glaubt oder nicht. Ihr könnt eure auch verkaufen .Warum verkauft ihr eure Leiche nicht? Monika trägt die Bestätigung, dass sie ihre Leiche der Universität vermachte, immer bei sich. Man weiß ja nie. Eine Freundin hat ihr erzählt, man bekäme tausend Mark für seine Leiche. Die tausend Mark bekam Monika leider nicht, wohl aber die Zusicherung, dass das Anatomische Institut der Universität die Überführungs- und Bestattungskosten übernimmt sowie auch die Anfertigungskosten für ihre Grabplatte und die Grabpflege für zwei Jahre. Das ist doch auch was wert, wenn man sich darum nicht kümmern braucht. Der Zusicherung beigefügt ist der Brief eines berühmten Professors, der Monikas idealistische, selbstlose Einstellung lobt, mit der sie der Forschung einen wertvollen Dienst erweist.
Monika sagt ungestraft Wörter wie Scheiße und Arsch. Kalinschen dachte zuerst, Arsch sei das katholische Wort für Pode. Meine Schwiegermutter sagt, Monika habe ja einen herrlichen Ton am Leib und wir würden schon sehen, was die Kinder da für Schaden nähmen an ihrer Seele. Das sei nie im Leben wieder gut zu machen. Karl- Georg sagt, das seien eben Wörter aus Heimen. Karlemann sagte, am Bauch habe Monika eine Narbe, die stamme aus einem Fernlaster, der fürs Mitnehmen gewollt war, aber Monika habe nicht gewollt. Mit der Narbe kann Monika Wellen machen und ein bisschen Bauchreden, auch mit den Ohren wackeln kann sie und kann dreist mit Lockenwicklern zu Tisch erscheinen. Monika versetzt uns permanent in Verlegenheit. Unser mit allen Kinkerlitzchen ausgepolstertes Dasein. Monika kriegte ihr Kind in der Wäschekammer, weil sie die Wehen verschlief. Noch zwei Presswehen und zack, das Kind war da. Es war ein Junge. Er war 52 Zentimeter lang und hatte schwarze Locken. Dann ist bestimmt Tommy der Vater, sagte Karlemann.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 10:25

Im aktuellen "Spiegel" steht ein Interview mit dem ehemaligen Vize Präsident der USA, Dick Ceney.
Auf Verhörmethoden bei der Terrorbekämpfung angesprochen; diese schlossen teilweise Waterboarding ein,( simuliertes Ertränken - diese Folter wurde von Obama verboten.) antwortet er singemäß das
es keine Folter sei, es wäre ein Programm, das mit großer Vorsicht zusammengestellt wurde. Es wurde von Präsident George W. Bush, dem Nationalen Sicherheitsrat, dem Justizministerium genehmigt, und stand im Einklang mit internationalen Verpflichtungen und Abkommen. Um das Waterboarding wurde immer ein großes Getöse veranstaltet. Er würde es sofort wieder tun. Diese Techniken haben funktioniert.....
Soweit der inhaltliche Auszug aus dem Spiegelgespräch das Waterboarding keine Folter sei.

Offensichtlich ist Herr Ceney nie in seinem Leben in die Verlegenheit gekommen "Häschen hüpf", "Beuge- Strecksprünge" und "Dauerlauf" bis zur körperlichen Erschöpfung auzuführen. Denn das würde er sofort als Folter erkennen, geißeln und verurteilen.
Seltsam da werden also Soldaten, Polizisten, Mitglieder von Spezialeinheiten bei denen solche Leibesübungen durchaus zum Training körperlicher Kondition dienen heimlich gefoltert?
Denn was für den Einen als allerschlimmste Folter gilt, kann doch nicht für den Anderen nur ein Aspekt von Konditionstraining sein.

Diese Frage stellte sich mir beim Lesen des oben genannten Gespräches und den hier mehrfach gefallenen Behauptungen in den JWHs der DDR wurde munter drauflosgefoltert.

Wenn Heutzutage 'Waterboarding' keine Folter sei und ich halte sie übrigens für Folter, wo fängt dann Folter an? Bei Häschen hüpf?
Hier noch ein erschreckendes Videodokument wie diese Folter selbst bei den Kleinsten angewendet wird:

Das natürlich ein sehr bewegungsresistenter Jugendlicher jegliche Art von Bewegung als Zumutung und Folter ansieht, wer hat dafür kein Verständnis.

Falls jemand irritiert ist und meint sich wieder echauffieren zu müssen weil damit die ach so unschuldigen Opfer verhöhnt werden, ja der letzte Absatz ist ironisch gemeint und nicht jeder hatte eine schwere Kindheit nur weil er mal verkehrt herum auf den Pisstopf gesetzt wurde und dies Heutzutage offensichtlich als Generalentschuldigung für jeglichen Mist der anschließend im Leben gebaut gilt.
Besonders wenn sich dies auch noch im "Unrechtsstaat" ereignete.

Gruß
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 10:42

Jaja, du harter Kerl....das du aber garnich dran denkst, das das Gesamtpaket mit Einschüchterung und allem eher der Wahrheit näher kommt, soweit denkst du einfach nicht....

....sag mal, was machst du eigendlich mit Kindern, die über die Stränge schlagen....???

Da ich ja nun erkennen kann, das du die Zustände in Torgau eher gutheißt, sie sogar zu rechtfertigen suchst, frag ich mich das wirklich....

Und ausserdem, das du das Ganze in's Lächerliche ziehst, sagt viel über dich....und das du eher Hohn übrig hast für Menschen, die wirklich unschuldig in der DDR gelitten haben, ist auch deutlich....

Mach nur weiter so und zeig uns dein wahres Gesicht....

groetjes

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 11:32

Mara,

werden wir jetzt ein wenig persönlich?

Wenn ich mich richtig erinnere habe ich Dir schonmal zu verstehen gegeben das Du Dich nicht den Vermutungen hingeben solltest meinen zu wissen wie und was ich denke.
Nehme ich Deine Beiträge und resultiere daraus wie Du "tickst", dann gute Nacht.
Das mache ich im Gegensatz zu Dir nicht.

Wenn Dir irgendwann als "Argumente" nur noch Unterstellungen, billige Provokationen und Anmache a la "zeig Dein wahres Gesicht" einfallen, zeigt mir das auf welchem geistigen Niveau Du Dich damit bewegst.
Tiefflieger befinden sich dagegen in der Stratosphäre, so scheint es.

Übrigens ist der Spruch mit dem Gesicht für mich mit einem der dumfsten, primitivsten und niveaulosesten Menschen verbunden der je sein Gesicht/Körper in die Kameras dieser Welt gehalten hat.
Vielleicht kommst Du darauf wen ich meine und wenn ja willst Du bestimmt nicht das ich Dich so sehe wie diesen Typen.

Gruß
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 11:45

Ach....und du wirst nicht persönlich...oder was.... [laugh]

Okee dann....dann schlaf ma gut.... [wink]

Mara... [hallo]
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Nostalgiker » 27. September 2011, 11:53

... werden wir jetzt ein wenig persönlich ...

Falls es nicht aufgefallen ist: ich verwendete die Pluralform (1.Person/Nominativ) des Personalpronomens. [hallo]

Gruß
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon SkinnyTrucky » 27. September 2011, 12:00

Ja, du bist sehr intelligent....oops, das war schon wieder persönlich....

sorry

Mara
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Interessierter » 27. September 2011, 12:03

Wenn gewisse User nicht weiter wissen und zur Sache nichts beitragen können, werden immer Fälle aus anderen Ländern herbeigezogen oder es wird versucht andere Personen, die es wagten anderer Meinung zu sein, mit Häme und Spott zu überziehen.
Man könnte ja auch einen eigenen Thread über " Waterboarding " aufmachen, macht es aber nicht, weil dort ja wohl niemand widersprechen würde, daß es Folter ist.
Ein Mensch, der die " Torgauer Methoden ", die an Jugendlichen praktiziert wurden, nicht als unmenschlich empfindet, sollte sich nicht über andere unmenschliche Methoden aufregen, nur weil diese besser in sein politisches Weltbild passen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon augenzeuge » 27. September 2011, 16:00

Interessierter hat geschrieben:Ein Mensch, der die " Torgauer Methoden ", die an Jugendlichen praktiziert wurden, nicht als unmenschlich empfindet, sollte sich nicht über andere unmenschliche Methoden aufregen, nur weil diese besser in sein politisches Weltbild passen.


[super] Genau so isses. Wie man den Republikaner Cheney hier anführen kann, ist kaum nachvollziehbar. Werden jetzt schon Verbrechen mit Verbrechern (wer unmenschl. Methoden befürwortet ist das für mich) bekämpft bzw. verharmlost?
AZ
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon manudave » 27. September 2011, 19:30

Und nun mal eine Mahnung als Moderator:

Besonders dieser Thread hat dazu geführt, dass persönliche PM`s mit Inhalt unterhalb der Gürtellinie geschrieben und auch dem Forenteam gemeldet wurden. Weiterhin ist der Ton innerhalb des Threads aktuell dermaßen scharf, dass es für einige besser wäre, sich hier zurück zu nehmen.
Wir werden nicht zulassen, dass hier einzelne User gemobbt werden und sich manch ein Bappsack nur auf Beiträge von einer bestimmten Person spezialisiert... - das hat nämlich nichts mit dem Sinn des Forum zu tun.

Egal wer - aber persönliche Angriffe haben hier im Forum nichts verloren. Und wenn PM´s mit Beschimpfungen an uns getragen werden, behalten wir uns Maßnahmen vor.

Es gibt Grenzen - und die werden von niemandem eingerissen.
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Re: Schlimmer als Knast - Die Jugendwerkhöfe der DDR

Beitragvon Edelknabe » 27. September 2011, 19:45

Das war Klartext vom Feinsten David, also in dem Sinne, nicht hinterherum sondern vorneherum und bleibt auf dem Teppich. Wenn mir jemand persönlich nicht symphatisch ist geht das auch höflich und sogar öffentlich, da bedarf es keiner PM.
Könnte jetzt Jemand meinen:"Nun der Dussel auch noch..."
Ja, das wollte ich nur einmal beitragen aber David hatte eigentlich schon sehr gut getextet.

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