Die Sprengung des letzten Kohle Schornsteins in Leipzig

Diskussionen über die Schlagzeilen in den Medien

Die Sprengung des letzten Kohle Schornsteins in Leipzig

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2023, 14:48

Die Leipziger Stadtwerke haben damit am Sonntag den Schlot des ehemaligen Heizwerkes „Max Reimann“ auf ihrem Gelände erfolgreich gesprengt. Er galt zuletzt als höchstes Wahrzeichen der Braunkohle-Zeit in der Region Leipzig, war aber bereits seit einem Vierteljahrhundert außer Betrieb.


Ex-Kohle-Chef enthüllt Schornstein-Schummel der DDR [flash]

Der diplomierte Fördertechniker Drey zu BILD: „Es lief lange alles nach Plan, wie es in der DDR eben sein musste. Die Inbetriebnahme des Heizwerks 'Max Reimann' war für den 19. Dezember 1986 festgelegt worden. Aber im letzten Moment fehlten sicherheitsrelevante Bauteile.“

An eine Absage der feierlichen Übergabe des damals höchsten Bauwerks im Leipziger Stadtgebiet sei aber nicht gedacht worden. „Solche Pannen, wie heutzutage beim Berliner Flughafen, durften damals nicht passieren. Es waren ja schon alle Ingenieure, Generaldirektoren, Bauarbeiter, die Presse und der damalige Minister für Kohle und Energie geladen.“

Letzterer sei es dann auch gewesen, der die absurde Anweisung gegeben habe, einen intakten Schornstein vorzugaukeln – mithilfe eines großen Lagerfeuers am Fuße des Schlots. Drey: „Nachdem in der letzten Kontrollberatung herausgekommen war, dass das Heizwerk noch nicht in Betrieb gehen kann, stellte der Minister die Frage, ob das Feuer vorbereitet sei. Er müsse dem Zentralkomitee Vollzug melden. Das war mir mehr als suspekt.“
Sofort seien acht Mann losgegangen, um Holz und wohl auch alte Autoreifen aufzuhäufen. Als damaliger Abteilungsleiter für die Bekohlungsanlage beim Hauptauftragnehmer „TAKRAF“ habe er mitgehen sollen, um den Schornstein-Schummel zu überwachen. „Es war mir aber zuwider, diesen Schwindel mitzumachen.“

Nach kurzer Zeit stieg endlich Rauch auf. [laugh]

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Re: Die Sprengung des letzten Kohle Schornsteins in Leipzig

Beitragvon pentium » 10. September 2023, 15:29

Wahrzeichen der Braunkohle-Ära mit kurzer Karriere

Auf dem heutigen Gelände Arno-Nitzsche-Straße 35 hatte es seit Ende des 19. Jahrhunderts bereits ein Gaswerk gegeben. Der Schornstein selbst ist aber wesentlich jünger, sein Grundstein wurde erst 1984 gelegt. Zu dieser Zeit war aus dem alten Gaswerk längst ein Heizkraftwerk geworden, das seit 1952 den Namen „Max Reimann“ trug – eine Erinnerung an den kommunistischen Politiker und NS-Widerstandskämpfer (1898–1977). Zu DDR-Zeiten wurde vor Ort Braunkohle zur Wärmeversorgung verfeuert, insgesamt mehr als 20 Millionen Tonnen. 1987 ging der Schornstein in Betrieb, um Rauchgase abzuführen.

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Re: Die Sprengung des letzten Kohle Schornsteins in Leipzig

Beitragvon Icke46 » 10. September 2023, 15:38

Hat zwar nicht direkt mit dem Schornstein zu tun, aber weil es gerade so passt:

Bei meinem Leipzig-Besuch war ich ja mit dem Edelknaben im Panometer und habe natürlich auch drum herum Fotos gemacht. Dabei kam mir eine Büste vor die Linse, habe mich angepirscht und gesehen, dass es eine Büste von Max Reimann war. War etwas verblüfft, was die vor dem Leipziger Gasometer macht, habe dann aber die Geschichte der Benennung gegoogelt.

Das verrückte war ja, dass Reimann zum Zeitpunkt der Benennung Abgeordneter im Bundestag war - vermutlich der einzige Bundestagsabgeordnete, nach dem zu seiner aktiven Zeit etwas in der DDR benannt wurde.
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Re: Die Sprengung des letzten Kohle Schornsteins in Leipzig

Beitragvon augenzeuge » 10. September 2023, 15:52

Das war mir unbekannt. Aber interessant.

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