Polizist fragt Nazi-Anwalt in Gerichtspause: „War das in Ordnung, was ich gesagt habe?“Bilder vom Angriff zeigen einen der Neonazis, wie er mit einem großen Schraubenschlüssel in der Hand, mit schwarzen Handschuhen, das Gesicht durch ein Tuch und dunkle Sonnenbrille verhüllt, die Verfolgung der beiden Journalisten aufnimmt. (Quelle: MM)Parteiische Polizeiarbeit: Ein Polizist steht als Zeuge vor Gericht. Er hat nach dem Überfall auf Journalisten durch die Neonazi-Angreifer in Fretterode nicht verhindert, das Gegenstände aus dem Tat-Auto geräumt wurden. Die Beweislage wurde damit verschleiert. Nach seiner Aussage fragt er den Neonazi-Verteidiger: „War das in Ordnung was ich da gerade gesagt habe?“Vor dreieinhalb Jahren machten Neonazis aus dem Umfeld des NPD-Kaders Thorsten Heise in Thüringen Jagd auf zwei Journalisten und verletzten sie schwer. Während des Prozesses gegen die mutmaßlichen Angreifer vor dem Landgericht Mühlhausen wurden am Montag vier Polizeibeamte vernommen. Sie waren an den Ermittlungen am Tatort beteiligt. Am Tattag, dem 29. April 2018, waren sie konkret damit betraut, an den Häusern des Neonazis Thorsten Heise zu ermitteln. Erfolgreich waren sie dabei nicht. Mehr noch: Für die Ankläger:innen und die Opfern des Überfalls taten sich dabei jedoch enorme Abgründe der Ermittlungsarbeit auf. Denn die Aussagen der Streifenpolizisten zeigten eklatante Mängel in den Ermittlungen direkt nach dem Tatgeschehen auf. Es scheint, als hätten sie ohne jeden Versuch des Eingreifens zugesehen, wie die Beschuldigten und weitere Personen aus deren Umfeld kurz nach der Tat Beweise vernichteten. „Die Qualität der Ermittlungsarbeit der Polizeibeamten vor Ort ist abgründig, grenzt an Arbeitsverweigerung und ist einzig mit schlechter Ausbildung nicht mehr zu erklären,“ ärgert sich Rechtsanwalt der Anklage, Sven Adam, über die Ermittlungsfehler der Eichsfelder Polizei.
„War das in Ordnung was ich da gerade gesagt habe?“Doch die „Polizeipannen“ sind damit noch nicht zu Ende: Nach ihren Aussagen sprachen zwei der Beamte in einer Verhandlungspause mit dem Verteidiger von Heises Sohn, dem Szeneanwalt Wolfram Nahrath, damals Pflichtverteidiger des NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben. Zeugen berichten, dass einer der bereits vernommenen Beamten Nahrath fragte: „War das in Ordnung was ich da gerade gesagt habe, oder war das total kacke?“ Die Eichsfelder Polizei sei keine Hilfe gewesen, meint Rechtsanwalt Adam. Außerdem lässt „das Gespräch mit einem der Verteidiger in einer Verhandlungspause unangenehm viel Raum für Spekulationen hinsichtlich der Gründe für dieses Versagen“ so Adam.Wie genau das Verhältnis der Beamten in dieses klandestine Neonazi-Szene um Thorsten Heise ist, darüber können auch wir nur spekulieren. Vor Gericht gab einer der Beamten an, man habe öfter mit dem Haus der Heises zu tun. Ab und an kämen Leute von der Göttinger Antifa, die sich als Journalisten ausgäben.
Über diese Aussage sind die beiden Journalisten besonders sauer. „Das ist nur ein weiteres Beispiel für die von den Nazis vorangetriebene Täter-Opfer-Umkehr, da frage ich mich schon ob dem Beamten die Wichtigkeit der journalistischen Recherche über das Netzwerk bewusst ist“ so einer der Angegriffenen gegenüber Belltower.News.
Angriff hätte tödlich enden könnenDas Verfahren am Landgericht Mühlhausen ist keine Lappalie, es wurden mit Baseballschläger, Messer, einem großen Schraubenschlüssel und Pfefferspray auf die Journalisten eingewirkt, die nur mit Glück keine tödlichen Verletzungen erlitten. Das ergab auch das Gutachten der Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Jena, Frau Prof. Dr. Gita Mall, das am achten Verhandlungstag, am Dienstag, den 5. Oktober, gehört wurde. Es ging um die Frage, ob der Angriff der beiden Täter auch hätte tödlich enden können. Sowohl der Messerstich im Bein des einen Journalisten, wie auch der Schlag mit dem Schraubenschlüssel, der einen Bruch des Stirnknochens des anderen Journalisten verursachte, hätten lebensbedrohlich sein können, so das Gutachten. „Es ist sehr belastend zu wissen, dass der Angriff auch tödlich hätte enden können, wenn ich mich im Auto nur anders bewegt hätte“, sagt einer der beiden Journalisten gegenüber Belltower.News. „Aber eigentlich wusste ich es auch schon vor dem Gutachten, schließlich können Angriffe mit Messern immer tödlich enden.“
Angreifer geben sich selbstbewusstEs sei sehr belastend nun im Prozess dreieinhalb Jahre später wieder auf die beiden mutmaßlichen Angreifer zu treffen, erzählt der Journalist. „Die beiden strotzen nur so vor Selbstsicherheit und scheinen sich keine großen Sorgen wegen einer Verurteilung zu machen.“ Zum Prozess kommen die beiden Angeklagten mit dem Tatfahrzeug.
https://www.belltower.news/fretterode-p ... be-122133/ Datenmissbrauch und viele andere Delikte, die man schon lange nicht mehr als Einzelfälle deklarieren kann und die man gerne weiter
intern geklärt hätte. Schon mehr als erstaunlich was aus Polizeikreisen so alles ans Tageslicht kommt.