Details zum angeblichen Mord am regierungskritischen Journalisten Khashoggi
Verfasst: 10. Oktober 2018, 18:44
Der Journalist hat Saudi-Arabien im vergangenen Jahr verlassen, weil er fürchtete, für seine Berichterstattung eingesperrt zu werden. Er floh ins Exil in die USA. In das Konsulat in Istanbul wagte er sich Vertrauten zufolge nur, um die Papiere zu bekommen, die er braucht, um seine türkische Lebensgefährtin heiraten zu können.
Bevor Khashoggi verschwand, fingen US-Geheimdienste Absprachen saudischer Beamter ab. Das berichtet die "Post" mit Verweis auf eine anonyme Quelle aus Geheimdienstkreisen. Die Saudis wollten Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien locken und dort Hand an ihn legen, zitiert die "Post" die Quelle. Es sei nicht klar, ob sie ihn festnehmen, verhören oder umbringen wollten. Unklar sei auch, ob die US-Behörden Khashoggi angesichts ihrer Erkenntnisse gewarnt haben.
Die "Post" zitiert damit die erste nicht-türkische Insiderquelle in diesem Fall. Das ist wichtig, denn Ankara und Riad liegen seit geraumer Zeit im diplomatischen Clinch. Die gegenseitigen Vorwürfe sind daher mit besonderer Vorsicht zu genießen. Der Bericht der "Post" erhöht überdies den Druck auf Kronprinz bin Salman erheblich. Der ist in einem "Bloomberg"-Interview in der vergangenen Woche der Frage ausgewichen, ob Khashoggi in Saudi-Arabien strafrechlich verfolgt wird.
Wie in Pulp Fiction
Zusätzliche Details kommen von einer Reihe weiterer Medien. Die "New York Times" berichtet unter Verweis auf türkische Beamte, dass es einen Mordauftrag für Khasshoggi von den höchsten Ebenen des saudischen königlichen Gerichts gegeben habe. Mit Verweis auf türkische Quellen berichtet die "Times" auch, der Leichnam Khashoggis sei mit Knochensägen zerschnitten worden, um ihn unbemerkt aus dem Konsulat zu schmuggeln. "Es ist wie in Pulp Fiction", zitiert das Blatt den Beamten, der auf den mit Splatter-Szenen gespickten Filmklassiker des Regisseurs Quentin Tarantino anspielt.
Zu diesem Horrorszenario passen die Berichte von "Hurriyet". Der türkischen Zeitung zufolge kaufte ein Teil der Männer, die extra für den mutmaßlichen Mord an Khashoggi eingeflogen worden sein sollen, in Istanbul Koffer. Angeblich hatten die Männer die neuen Gepäckstücke bei ihrem Abflug dann nicht mehr dabei.
Die türkische Zeitung "Sabah" hat zuerst Fotos der Mitglieder des "Killerkommandos" samt Namen, Alter sowie Ein- und Ausreiseuhrzeit veröffentlicht. Das Blatt berichtet auch ausführlich über den Aufenthalt der 15 Männer, darunter angeblich auch ein Forensiker, in der Türkei. Laut "Sabah" kamen sie in zwei Gulfstream IV Privatjets in Istanbul an. Einige der Männer checkten in Hotels in der Nähe des Konsulats ein. Sie blieben demnach aber nicht über Nacht, sondern stiegen noch am Tag ihrer Ankunft wieder in das Flugzeug, in dem sie gekommen sind. Die Maschine flog erst nach Dubai, dann nach Riad. Ein zweites Flugzeug kam später an jenem Tag in Istanbul an. Die sechs Passagiere daraus machten sich direkt auf den Weg zum Konsulat und flogen im gleichen Jet wieder ab. Das Flugzeug nahm die Route über Kairo nach Riad.
Was geschah in der Residenz des Botschafters?
Brisanter als Ankunft, Abflug und der Checkin bei den Hotels ist vielleicht, was in der Zwischenzeit passierte. "Sabah" zufolge verließen eineinhalb Stunden, nachdem Khashoggi das Konsulat betreten hatte, sechs Fahrzeuge mit Beamten das Konsulatsgelände. Zwei weitere Fahrzeuge, darunter ein schwarzer Mercedes Vito mit getönten Scheiben, fuhren vom Konsulatsgebäude zur Residenz des Konsuls, das nur ein paar Minuten entfernt liegt. Bilder, die von Überwachungskameras zu stammen scheinen, führt "Sabah" als Beleg auf. Dem Blatt zufolge befand sich Khashoggi - oder das was von ihm übrig geblieben ist - in dem schwarzen Van. Der blieb, wie auch das andere Fahrzeug, vier Stunden vor der Residenz des Botschafters.
https://www.n-tv.de/politik/Der-Druck-a ... 64449.html
AZ
Bevor Khashoggi verschwand, fingen US-Geheimdienste Absprachen saudischer Beamter ab. Das berichtet die "Post" mit Verweis auf eine anonyme Quelle aus Geheimdienstkreisen. Die Saudis wollten Khashoggi zurück nach Saudi-Arabien locken und dort Hand an ihn legen, zitiert die "Post" die Quelle. Es sei nicht klar, ob sie ihn festnehmen, verhören oder umbringen wollten. Unklar sei auch, ob die US-Behörden Khashoggi angesichts ihrer Erkenntnisse gewarnt haben.
Die "Post" zitiert damit die erste nicht-türkische Insiderquelle in diesem Fall. Das ist wichtig, denn Ankara und Riad liegen seit geraumer Zeit im diplomatischen Clinch. Die gegenseitigen Vorwürfe sind daher mit besonderer Vorsicht zu genießen. Der Bericht der "Post" erhöht überdies den Druck auf Kronprinz bin Salman erheblich. Der ist in einem "Bloomberg"-Interview in der vergangenen Woche der Frage ausgewichen, ob Khashoggi in Saudi-Arabien strafrechlich verfolgt wird.
Wie in Pulp Fiction
Zusätzliche Details kommen von einer Reihe weiterer Medien. Die "New York Times" berichtet unter Verweis auf türkische Beamte, dass es einen Mordauftrag für Khasshoggi von den höchsten Ebenen des saudischen königlichen Gerichts gegeben habe. Mit Verweis auf türkische Quellen berichtet die "Times" auch, der Leichnam Khashoggis sei mit Knochensägen zerschnitten worden, um ihn unbemerkt aus dem Konsulat zu schmuggeln. "Es ist wie in Pulp Fiction", zitiert das Blatt den Beamten, der auf den mit Splatter-Szenen gespickten Filmklassiker des Regisseurs Quentin Tarantino anspielt.
Zu diesem Horrorszenario passen die Berichte von "Hurriyet". Der türkischen Zeitung zufolge kaufte ein Teil der Männer, die extra für den mutmaßlichen Mord an Khashoggi eingeflogen worden sein sollen, in Istanbul Koffer. Angeblich hatten die Männer die neuen Gepäckstücke bei ihrem Abflug dann nicht mehr dabei.
Die türkische Zeitung "Sabah" hat zuerst Fotos der Mitglieder des "Killerkommandos" samt Namen, Alter sowie Ein- und Ausreiseuhrzeit veröffentlicht. Das Blatt berichtet auch ausführlich über den Aufenthalt der 15 Männer, darunter angeblich auch ein Forensiker, in der Türkei. Laut "Sabah" kamen sie in zwei Gulfstream IV Privatjets in Istanbul an. Einige der Männer checkten in Hotels in der Nähe des Konsulats ein. Sie blieben demnach aber nicht über Nacht, sondern stiegen noch am Tag ihrer Ankunft wieder in das Flugzeug, in dem sie gekommen sind. Die Maschine flog erst nach Dubai, dann nach Riad. Ein zweites Flugzeug kam später an jenem Tag in Istanbul an. Die sechs Passagiere daraus machten sich direkt auf den Weg zum Konsulat und flogen im gleichen Jet wieder ab. Das Flugzeug nahm die Route über Kairo nach Riad.
Was geschah in der Residenz des Botschafters?
Brisanter als Ankunft, Abflug und der Checkin bei den Hotels ist vielleicht, was in der Zwischenzeit passierte. "Sabah" zufolge verließen eineinhalb Stunden, nachdem Khashoggi das Konsulat betreten hatte, sechs Fahrzeuge mit Beamten das Konsulatsgelände. Zwei weitere Fahrzeuge, darunter ein schwarzer Mercedes Vito mit getönten Scheiben, fuhren vom Konsulatsgebäude zur Residenz des Konsuls, das nur ein paar Minuten entfernt liegt. Bilder, die von Überwachungskameras zu stammen scheinen, führt "Sabah" als Beleg auf. Dem Blatt zufolge befand sich Khashoggi - oder das was von ihm übrig geblieben ist - in dem schwarzen Van. Der blieb, wie auch das andere Fahrzeug, vier Stunden vor der Residenz des Botschafters.
https://www.n-tv.de/politik/Der-Druck-a ... 64449.html
AZ