Desinformation auf Twitter - Russische Trolle für und gegen Merkel Russische Trolle haben versucht, auf Twitter den Wahlkampf in Deutschland zu beeinflussen. Datenanalysen zeigen, wie sie Stimmung für und gegen Merkel machen wollten. Russische Trolle haben versucht, die Diskussionen in sozialen Medien vor der Bundestagswahl zu manipulieren. Das zeigt eine Analyse aus den USA. Dort wird eine russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf 2016 untersucht.
In diesem Zusammenhang wurden dort Daten von Twitter-Profilen veröffentlicht, die als russische Trolle gesperrt worden waren. Twitter hatte zuvor durch Analysen Tausende Konten identifiziert, die mit der russischen Internet Research Agentur (IRA) in Verbindung stehen sollen. Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags bezeichnet die IRA in St. Petersburg als "staatliche Trollfabrik". Aussteiger berichteten zudem über ihre Arbeit für die russische Propaganda.
Trolle machen Merkel für Terror verantwortlichWie in den USA war es zudem offenkundig Ziel der Trolle, Diskussionen zu polarisieren und politische Debatten anzuheizen. Denn während die russischen Trolle auf Deutsch vorgeblich Stimmung für Merkel machten, verbreiteten sie auf Englisch Inhalte, die sich sehr klar gegen die Kanzlerin richteten.
So machten entsprechende Profile Merkel direkt verantwortlich für den Terroranschlag am Berliner Breitscheidplatz, den Anschlag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum sowie sexuelle Übergriffe durch Flüchtlinge. Häufig setzten sie Hashtags wie #RefugeesNotWelcome und #IslamKills ein oder bezeichneten die Kanzlerin als die "deutsche Hillary Clinton" - eine weitere Parallele zum US-Wahlkampf.
Troll-Profil schaltete sich in Debatten einZu den erfolgreichsten Troll-Profilen der russischen Internet Research Agency gehörte "Jenna Abrams". In ihren drei Jahren auf Twitter sammelte sie eine Gefolgschaft von mehreren zehntausend Accounts um sich.
Der russische Troll-Account "Jenna Abrams" war es auch, der eine der bekanntesten Falschmeldungen über Merkel international verbreitete.
Die Behauptung: Ein syrischer Flüchtling, der ein Selfie mit Merkel gemacht hatte, habe einen Terroranschlag in Brüssel verübt. Kurz nachdem rechtsradikale deutsche Medien diese Falschmeldung samt Foto veröffentlicht hatten, stieg auch "Jenna" auf das Thema ein. Ihr Tweet dazu wurde mehr als 1000 Mal geteilt und auf der ganzen Welt verbreitet. Die russischen Trolle verbreiteten zudem Falschmeldungen über eine Brandstiftung an einer Dortmunder Kirche durch Muslime und eine angeblich durch die Regierung forcierte Zensur in Deutschland.
Lokale Nachrichtenseiten aufgebautOhne größeren Widerhall blieben mehrere vermeintliche Lokalnachrichtenseiten, die von den russischen Trollen aufgebaut wurden. Sie nannten sich HamburgBote, BerlinBote oder DresdenBote. Durch eine lokale Verankerung sollte wohl die Glaubwürdigkeit der Quellen erhöht werden.
Deutschland ein HauptaktionsfeldKurz vor der Bundestagswahl verstummten die 2752 identifizierten Accounts. Twitter löschte sie. Ein Schritt, den Wissenschaftler in einer Untersuchung kritisierten, da dies die Analyse der Troll-Netzwerke erschwere.Die internationale Forschergruppe kam bei Analysen zu dem Schluss, dass Deutschland neben den USA ein Hauptaktionsfeld der russischen Trolle sei. Wie viele neue Accounts seitdem in den Büros der russischen Trollfabrikanten erstellt wurden, ist nicht bekannt.http://faktenfinder.tagesschau.de/inlan ... r-101.html