„Querdenken“-Narrative - Kinderschutz propagieren, aber Kinder als Schutzschilde benutzen
Kinder sind ein beliebtes Mobilisierungsthema, auch für rechtsalternative Kreise. Auf der „Querdenken“-Demonstration gab es neben dieser inhaltlichen Ebene noch eine praktische Funktion für Kinder: Sie dienten als Schutzschilde. Das haben bisher selbst Neonazis selten gemacht.Kinder als Werbeträger und SchutzschildeRund 38.000 Menschen waren in Berlins Mitte auf den Straßen, unter ihnen Verschwörungsideolog*innen, Antisemit*innen, Rechtsextreme, Reichsbürger*innen – und viele Eltern (wobei es da natürlich Überschneidungen gibt). Als Eltern waren diese Menschen nicht etwa wegen ihrer Schilder und Themen zu erkennen, sondern weil sie ihre Kinder dabei hatten, vom wenige Monate alten Säugling bis zum Teenager. Diese Eltern hatten also die Entscheidung getroffen, ihre Kinder mit zu einer Großdemonstration mit unbekanntem Ausgang und unbekannten Gewaltpotenzial zu nehmen und standen dort mit ihnen bisweilen stundenlang bei 26 Grad mit ihnen in der prallen Sonne, auch ohne Sonnenschutz. Etliche nutzten die Kinder als niedliche Botschafter menschenverachtender Ideologie, kleideten sie in ReichsfarbenOder sie ziehen ihnen „Q“-T-Shirts an, denn auch die „QAnon“-Veschwörungserzählung hat nicht nur den auch niedlich gestaltbaren weißen Hasen (vgl. Belltower.News), sondern hat angeblichen Kinderschutz zum Thema, wenn es doch u.a. gegen pädophile Geheimbünde gehen soll, die Kinder unterdrücken und ausnutzen sollen, sogar ihr Blut trinken, was an die antisemitische Narration der Ritualmordlegende angeknüpft (vgl. Adrenochrome, Belltower.News).
Dies alles, damit die Kinder am „Tag der Freiheit“ dabei sind? Nein, es gab dabei auch taktische Hintergedanken:

Kinder als Schutzschilde also, als Schutz vor Wasserwerfern der Polizei und vor Angriffen einer als
gewalttätig in dieser Szene imaginierten „Antifa“, in der Hoffnung also darauf, dass andere Teile der
Gesellschaft rücksichtsvoller und empathischer sind als sie selbst. Das sagt bereits viel über die
Fürsorge solcher Eltern aus. Aber ist das denn geschehen?Weinende Kinder im TVEin Video der Demonstration, dass schnell in rechten Kreisen viral ging: Zu sehen, aber nicht zu hören, ist ein Mann, der mit Polizisten in voller Schutzmontur spricht. Auf seinen Schultern sitzt ein Mädchen, vielleicht sechs, sieben Jahre alt. Es hält sich die Ohren zu, weil die Demo-Menge drumherum laut schreit. Der Polizist scheint den Mann anzuweisen, zurückzutreten. Der redet weiter auf den Polizisten ein, bis dieser ihn mit seiner Hand zurückdrängt. Der Mann stolpert zurück. Das Mädchen, dass auf seinen Schultern sitzt und bisher schon sehr ängstlich geschaut hat, fängt an zu weinen. Der Tenor der Geschichte: So brutal ist die Polizei, nimmt keine Rücksicht auf das Kind.
Interessant ist allerdings, dass es nicht irgendein Mann ist, der das Kind trägt: Rolf Kron ist praktischer Arzt, Impfkritiker und Homöopath, der in zahlreichen Video-Interviews für dubiose Alternativmedien behauptet, der „Hype“ um das neuartige Coronavirus sei schnell vorbei und die Maßnahmen übertrieben. Seine Aussagen sind größtenteils falsch, hat „Correctiv“ geprüft. Er hat bereits auf einer „Querdenken“-Demonstration in Bregenz auf der Bühne gestanden. Ob er da auch ein Kind dabei hatte, ist nicht dokumentiert.Foto im LinkKinder lesen Texte auf der Bühne vorAuf Instagram freut sich die Vereinigung „Wir2020“ darüber, dass Kinder auch auf den Demonstrationsbühnen instrumentalisiert wurden. Sie zeigen ein Foto mit einem etwa 10-jährigen Jungen, der auf der Bühne einen Text vorliest: „An Corona sind mehr Leute verdummt als erkrankt.“ Was 10-Jährige halt so sagen. Deshalb liest er auch den gesamten Text ab. Er ist mit dem Verein “Klagepaten” auf der Bühne, trägt auch ein T-Shirt mit dem Logo des Vereins, ebenso wie eine Frau, die ihn begleitet – mutmaßlich seine Mutter. Die hat auch Dinge zu sagen, etwa: „In Schulen werden die Kinder getestet, ohne unsere Zustimmung. Das ist die Vorstufe zur Impfung!“. „Klagepaten e.V.“ hat sich darauf ausgerichtet, „Querdenken“-Demonstrant*innen gegen den Staat zu helfen: Er will Hilfe bieten, wenn man Ärger mit der Polizei hat, festgenommen wurde oder Übergriffe durch Polizei erlebt hat.
Beheimatet ist der laut Impressum bei einer Rechtsanwaltskanzlei in Leipzig, zu der auch der Rechtsanwalt Ralf Ludwig gehört, der „Querdenken 711“ juristisch vertritt und zu den „Anwälten für Aufklärung“ der Coronaskeptiker*innen gehört.Später kommt noch ein Liedermacher-Paar auf die Bühne, Janin Devi und André Maris. Im Schlepptau: Ein Kleinkind. Sie gehören laut Selbstbeschreibung zur „Yoga-Musikszene Europas“ und reden viel von Liebe und Frieden, aber vor allem vom kritischen Denken, dass man sich nicht verbieten lasse dürfe. Vor den Menschen mit den Reichsflaggen klingt das nicht nach kritischer Auseinandersetzung mit der Realität, sondern nach einen Aufforderung zum Eintritt in die Welt der Verschwörungserzählungen.

Das auch Kinder beim Durchbrechen der Absperrung zum Reichstag dabei waren, belegen diverse Fotos im Link.
Und die Schwangere, die ihr Kind verlor?In rechtsalternativen Kreisen im Internet fleißig geteilt wird nach der Demonstration außerdem das Video der Verhaftung einer schwangeren Frau mit dem Zusatz, diese habe hinterher ihr Kind verloren. Die Berliner Polizei hat dazu inzwischen richtiggestellt: Die 42-jährige Frau hat ihr Kind nicht verloren. Verhaftet wurde sie, weil sie gegen 13.45 Uhr eine Absperrung durchbrechen wollte (!). Außerdem hat sie Polizeibeamte geschlagen und angespuckt. Wir würden dem Kind gern trotzdem viel Glück fürs Leben wünschen.
https://www.belltower.news/querdenken-n ... en-103489/Was für ein mieses und verlogenes Pack.
![bloed [bloed]](./images/smilies/kopfwand.gif)