Interessierter hat geschrieben: Goebbels-Vergleich bei Pegida-Demo: SPD-Generalsekretärin nennt Bachmann "wahnsinnigen Faschisten"
Ein Kommentar des Journalisten Horst KläuserFür einen wie mich, für den Sprache nicht nur ein Mittel der Verständigung ist, klingt das furchtbar: Da ist von KZ die Rede, die "derzeit leider geschlossen sind", es werden Vergleiche mit Joseph Goebbels herangezogen - von ultrarechten Pegida-Sympathisanten. Aber auch renommierte Bundespolitiker greifen daneben, sprechen mal von "Pack", mal von "wahnsinnigen Faschisten". Das geht nicht!
Worte können töten. Schleichend, aber genauso unerbittlich wie Schwerter oder Raketen. Es sind Worte der Erniedrigung und Schuldzuweisung, des Verachtens und der Relativierung von Gewalt. "Wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen", sagt Heinrich Heine schon 1821. Jetzt rufen einige dazu auf, selbst die erfolgreichen Katzen-Bücher des fanatischen Schriftstellers Pirinci zu verbrennen, der in diesen Tagen gegen Muslime und Schwule wettert. Was der ruft, ist schwer erträglich, dennoch dürfen wir niemals Bücher verbrennen. Wohin das in der Nazidiktatur führte, muss jedermann wissen.
Leichtfertig wird jetzt wieder mit Begriffen aus dem Nationalsozialismus operiert. Es ist eine Verniedlichung. Manches bei Facebook klingt so wie 1937 im "Stürmer". Halt!! Wir müssen bei uns selbst anfangen. Wir tragen zunächst nur eine Gedankenlosigkeit im Mund, die verletzt, scheinbar harmlos, ein hingehuschter Satz. Dann kippt der Ton. Die sogenannten Gutmenschen gegen die als "braun" titulierten Ausländerfeinde, diese mit unsäglichen Parolen gegen Helfer oder die Kanzlerin. Niemand weiß, wann aus Hetze Hass, wann aus Phrasen Fackeln werden. Fast jede Nacht brennen Flüchtlingsheime. Dass auch das Auto der Vize-Chefin der AfD von Storch angezündet wurde, ist aber keinen Deut besser. Unbedachte Sprache geht der wirklichen Gewalt voran. Daran muss ich als Journalist denken, täglich. Aber auch alle anderen: im Freundeskreis, am Tresen, beim Elternabend und auf dem Schulhof. Wer Hass sät, wird nämlich Taten ernten. Das darf niemanden überraschen.