Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Diskussionen über die Schlagzeilen in den Medien

Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon pentium » 8. Mai 2023, 11:52

Nach Rückgabe
Auswärtiges Amt sieht Verantwortung für Benin-Bronzen in Nigeria

Das Auswärtige Amt sieht die Verantwortung für die Benin-Bronzen nach deren Rückgabe an Nigeria in dem afrikanischen Land. Die Rückgabe der Bronzen sei nicht an Bedingungen geknüpft gewesen, hieß es. Zuvor war bekannt geworden, dass der scheidende Präsident Muhammadu Buhari die wertvollen Bronzen an den Oba als Oberhaupt des Königreichs von Benin übertragen hatte.

Nun wurde publik, dass Nigerias Präsident Mohammedu Buhari das Eigentumsrecht auf Oba Ewuare II (Oberhaupt des Königreichs Benin) übertragen hat.
Prompt wird ein Raubkunst-Skandal beschworen und befürchtet, die Bronzen könnten nicht im Museum, sondern in Privatbesitz enden. In der FAZ kommentiert die Schweizer Ethnologin Hauser-Schäublin, dass damit die deutsche Rückgabepolitik in einem Fiasco geendet sei.

Das Auswärtige Amt nimmt Stellung: Die Rückgabe der geraubten Bronzen wurde nicht an Bedingungen geknüpft. Wo die Bronzen verbleiben, wer die Verantwortung trägt, das sind Fragen, über die Nigeria nunmehr entscheidet. Und die Einbeziehung des Königshauses beim Rückgabeprozess entspreche den Massgaben einer Beteiligung der Herkunftsgesellschaften. Man stehe in Kontakt mit der Nationalen Museumskommission Nigerias, und es gibt wohl Unklarheiten bzgl des Präsidialdekretes.

Der Artikel des Deutschlandfunks verdient es, komplett gelesen zu werden.
https://www.deutschlandfunk.de/auswaert ... a-100.html

Die Internetbloggerin Anabel Schunke schreibt:

“Das Fiasko um die Benin-Bronzen fast für mich die ganze Naivität des linken Weltbildes zusammen. Und wenn man sich jetzt überlegt, dass genau diese Menschen mit demselben Weltbild auf die Migration in Deutschland schauen, wundert einen nichts mehr. Linke geben sich immer als so unfassbar weltgewandt und aufgeklärt und sind doch gerade in Bezug auf andere Länder und Kulturen von einem selbstherrlichen Eurozentrismus geprägt, wie er stumpfer nicht sein könnte.”

“Wo die Benin-Bronzen sich befinden, ist mir persönlich egal, aber derzeit sind sie in Privatbesitz, also bald auf dem europäischen Schwarzmarkt. Aus dem Museum in Privatbesitz: Gut gemacht, verhaltensoriginelle Claudia, gut gemacht, Völkerrechtlerin der Herzen!”, so die Twitter-“Laudatio” von Michael Klonovsky
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon Ari@D187 » 8. Mai 2023, 15:44

pentium hat geschrieben:[...]
Die Internetbloggerin Anabel Schunke schreibt:

“Das Fiasko um die Benin-Bronzen fast für mich die ganze Naivität des linken Weltbildes zusammen. Und wenn man sich jetzt überlegt, dass genau diese Menschen mit demselben Weltbild auf die Migration in Deutschland schauen, wundert einen nichts mehr. Linke geben sich immer als so unfassbar weltgewandt und aufgeklärt und sind doch gerade in Bezug auf andere Länder und Kulturen von einem selbstherrlichen Eurozentrismus geprägt, wie er stumpfer nicht sein könnte.”
[...]

Wenn es ja nur das Thema Migration wäre...

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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon pentium » 11. Mai 2023, 15:18

Was in der Raubkunst-Debatte zu kurz kommt
Veröffentlicht am 18.09.2021

Im folgenden sollen die Geschichte der Beninbronzen und des Luf-Bootes erzählt und lediglich zwei grundsätzliche Themen behandelt werden: der Unterschied von Raub und Beute sowie der Zusammenhang von Kolonialismus und Sklaverei in Afrika. Zuletzt soll es um die Frage der Rückgabe gehen.

Die Europäer haben in Afrika keine Sklaven gejagt. Dazu waren sie militärisch und gesundheitlich (Tropenkrankheiten) nicht in der Lage. Das Innere Afrikas war ihnen bis ins 19. Jahrhundert verschlossen – von Südafrika abgesehen. Sie haben die Sklaven an der Küste von schwarzafrikanischen Sklavenhändlern erworben.

Bezahlt haben sie vor allem mit sogenannten Manillen, auch Sklavengeld genannt, die für diesen Zweck zunächst in Portugal, später in Bristol und Birmingham zu -zig Millionen Stück produziert wurden. Das waren massive Armreife zunächst aus Kupfer, dann aus Messing und Bronze, die in West- und Zentralafrika bis Anfang des 20. Jahrhunderts als Zahlungsmittel dienten. Solches Sklavengeld aus Europa lieferte den Beniner Bronzegießern auch das Metall für ihre Kunstwerke von höchster Meisterschaft.

Wie kamen die Beninbronzen in die Museen des Westens? Wir folgen hier der Darstellung von Karl-Ferdinand Schädler in seinem Buch „Raubkunst“ Wirklich geraubt? von 2019, dem das Folgende auch sonst viel verdankt.

1862 erklärte Großbritannien die Stadt Lagos und ihre direkte Umgebung zum Protektorat und 1886 zur Kronkolonie. Das Verhältnis zum benachbarten Königreich Benin war nicht grundsätzlich feindlich, aber die Briten versuchten auch in diese Richtung ihren imperialen Einfluss auszudehnen, besonders durch die Forderung des Freihandels und des freien Besuchsrechts für Europäer.

1896 wurde der unerfahrene Robert Phillips als stellvertretender Generalkonsul nach Lagos entsandt, der sogleich den erfahrenen Generalkonsul während dessen Heimaturlaubs vertreten musste. Er fasste den Entschluss, dem Oba (König) von Benin einen Besuch abzustatten, „on a peace Palaver“. Der Oba erklärte, dass ihm der Besuch derzeit ungelegen sei wegen eines großen Opferfestes für seinen Vater. Er werde sich in zwei Monaten melden.

Trotz mancher Warnungen blieb aber Phillips bei seinem Vorhaben, wahrscheinlich aus Ehrgeiz. Er stellte eine unbewaffnete Delegation aus zehn Engländern und 240 Schwarzafrikanern (Träger, Diener, Dolmetscher) zusammen, die sich am 2. Januar 1897 einschiffte. Mit dem Oba wurden während der Anreise Botschaften ausgetauscht. Er war schließlich doch bereit, ihn zu empfangen, aber hinterher ergab sich, dass seine Häuptlinge damit nicht einverstanden waren.

Obwohl vom ersten Benin-Dorf an drei Abgesandte des Oba die Delegation begleiteten, auch sahen und dem Oba meldeten, dass sie unbewaffnet sei, wurde sie beim Gänsemarsch durch den Busch am 4. Januar 1897 aus dem Hinterhalt überfallen. Acht Briten wurden getötet, zwei Briten und 55 Afrikaner konnten fliehen. 130 Afrikaner wurden gefangen und später in Benin umgebracht. Von den Getöteten nahmen Benins Truppen die abgeschnittenen Köpfe mit.

London betrachtete diesen Überfall, den man durchaus Massaker nennen kann, als Kriegserklärung und beschloss eine „Strafaktion“, die man heute Vergeltungsschlag nennen würde. Die Briten schickten 1500 Soldaten in die Königsstadt. Als sie dort am 17. Februar 1897 eintrafen, hatten sich der Hofstaat und die Bevölkerung im Busch versteckt. Nach einem heftigen Gefecht von zwei Stunden war die Stadt erobert. Dabei sind auf britischer Seite vier Engländer, drei afrikanische Soldaten und drei Träger gefallen. Auf der anderen Seite werden mehr gefallen sein, man weiß es nicht.

Hier die weitere Geschichte:
https://www.welt.de/debatte/kommentare/ ... kommt.html
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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon augenzeuge » 13. Mai 2023, 11:16

Benin-Bronzen: Das denkt ein Mitglied der Königsfamilie über Annalena Baerbock

„Hören Sie auf, die Intelligenz des Volkes der Edo zu beleidigen“, sagt Prinz Okpame-Edward Oronsaye. Er reagiert in der Berliner Zeitung auf die Empörung in Deutschland.


„Es tut mir leid, aber Ihre Außenministerin ist zu jung. Sie hat keine Erfahrung, und manchmal merkt man das, wenn sie spricht.“


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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon pentium » 13. Mai 2023, 15:01

augenzeuge hat geschrieben:
Benin-Bronzen: Das denkt ein Mitglied der Königsfamilie über Annalena Baerbock

„Hören Sie auf, die Intelligenz des Volkes der Edo zu beleidigen“, sagt Prinz Okpame-Edward Oronsaye. Er reagiert in der Berliner Zeitung auf die Empörung in Deutschland.


„Es tut mir leid, aber Ihre Außenministerin ist zu jung. Sie hat keine Erfahrung, und manchmal merkt man das, wenn sie spricht.“


AZ


Der Prinz war auf Baerbocks feierliche Rückgabe der Benin-Bronzen in Nigeria angesprochen worden. Sie wolle ein Unrecht wieder gutmachen, hatte die Außenministerin erklärt. Ob der Prinz auch so empfinde, fragte die Berliner Zeitung. „Sie hat es übertrieben. Das ist das Problem mit Ihrer Außenministerin. Sie weiß nicht, wie man sich diplomatisch ausdrückt. Und anscheinend hat sie keine guten Berater. Die Deutschen haben uns nichts gestohlen. Das waren die Briten.“

Ob Geschichte, Mathematik oder Geographie: Dass es um die Allgemeinbildung der deutschen Außenministerin wohl nicht allzu gut bestellt ist, hat sich bereits herumgesprochen. So kennt Annalena Baerbock etwa Länder, die „Hunderttausende von Kilometern“ entfernt liegen, spricht von Panzerschlachten im 19. Jahrhundert, und erwartet von Wladimir Putin eine „Wende von 360 Grad“.

Einer ihrer Patzer hat allerdings ein Land und eine dortige Königsfamilie vor den Kopf gestoßen – und das wirkt nach, bis heute. Die deutsche Außenministerin hätte sich besser mit der Geschichte Nigerias befassen sollen.
https://exxpress.at/koenigsfamilie-von- ... t-zu-jung/

Prinz Okpame Oronsaye hat ein Buch über die Geschichte des Königshauses von Benin verfasst. Im Interview erklärt er auch, warum die Bronzen nicht in dem Edo Museum for African Art gezeigt werden, das Deutschland bereits mit vier Millionen Euro finanziert hat. „Das ist nicht unser Museum“, sagt er. „Der Oba wird ein Museum gegenüber von seinem Palast bauen. Und der nigerianische Präsident hat das verstanden, er ist ein traditionsbewusster Mann.“ Jedes Volk in Nigeria habe einen König. Der scheidende Präsident gehört einem anderen Volk an. „Er ist Fulani. Aber er versteht, dass die Bronzen dem Oba von Benin gehören.“
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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon Spartacus » 13. Mai 2023, 18:56

Ja die Baerbock. Null Ahnung von der Geschichte Afrikas, null Ahnung von der eigenen deutschen Geschichte, null Ahnung von Diplomatie, aber die vorlaute Fresse aufreißen,
dass kann sie.

Sparta


Ich bin stolz darauf, kein Smartdingsbums zu besitzen.
Nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Deutschland schaltet sich ab.
Habeck und Baerbock in die Produktion. Die Grünen sind eine fortschrittsfeindliche Sekte.



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Re: Das Fiasko um die Benin-Bronzen...

Beitragvon pentium » 14. Mai 2023, 16:10

Noch ein Beispiel:
Aus dem Aachener Dom sind während der französischen Besetzung des Rheinlands durch Napoleon wertvolle bronzene karolingische Säulengitter herausgebrochen und nach Paris geschafft worden.
Die wertvollsten Stücke befinden sich heute noch im Pariser Louvre!
Hört man irgendwie davon, daß Claudia Roth sich hier um eine Rückgabe bemühen würde?
Fehlanzeige.

Oder die Bibliotheca Palatina, die in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges aus Heidelberg geraubt wurde und sich heute in Rom (Vatikan) befindet…

Deutschland soll halt nur geben und herschenken, aber keine eigenen Interessen und Ansprüche haben.
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