In Panama ist im Juli Regenzeit, also würden normalerweise jeden Tag 36 Schiffe den Kanal passieren. Doch seit Wochen herrscht Niederschlagsmangel. Grund ist das Wetterphänomen "El Niño", das durch den Klimawandel verstärkt wird. Das Ausmaß sei "historisch beispiellos", so die Kanal-Behörde. Sie reduzierte die Passage auf 32 Schiffe pro Tag. Seit einem halben Jahr erlebt der Kanal eine ungewöhnliche Dürre mit geringen Niederschlägen und zugleich hoher Verdunstung.
Wegen des anhaltenden Niedrigwassers haben die Behörden die Durchfahrt allerdings eingeschränkt. Deswegen stauen sich immer mehr Schiffe vor der 80 Kilometer langen Wasserstraße, die den Atlantik und den Pazifischen Ozean verbindet. Mittlerweile warten mehr als 200 Schiffe darauf, durch den Kanal zu fahren - einige von ihnen bereits seit knapp drei Wochen.
Der Wassermangel schränkt die Schifffahrt auf dem Kanal auf zweierlei Weise ein: Zum einen müssen die größeren Schiffe ihren Tiefgang reduzieren, indem sie ihre Ladung verringern. Zum anderen ist die Schleusenkapazität reduziert. Denn durch sie werden bei jeder Nutzung knapp 200 Millionen Liter Süßwasser gebraucht, die anschließend in die Ozeane abfließen.
Der Kanal hat für den internationalen Handel eine enorme Bedeutung. Etwa 3,5 Prozent des weltweiten Seehandels werden über ihn abgewickelt. Die meisten Schiffe, die im Stau stecken, sind Tanker etwa für Gas und Chemikalien sowie Massengutfrachter, die beispielsweise Getreide, Eisenerz, Kohle, Zement und Düngemittel transportieren. Sie werden in der Regel kurzfristig gebucht.
Von den Einschränkungen sind der Nachrichtenagentur Reuters zufolge etwa 170 Länder und ziemlich jede Art von Waren betroffen - darunter Sojabohnen und Flüssigerdgas aus den Vereinigten Staaten, Kupfer und frische Kirschen aus Chile sowie Rindfleisch aus Brasilien. Schiffe, die auf dem Weg in die USA sind, haben etwa Barbiepuppen, Autoteile, Solarzellen, Wasseraufbereitungsgeräte und Diabetes-Testsätze an Bord.
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Vor-dem- ... 42013.html
AZ