Studie zur Thüringen-Wahl - AfD vor allem in NPD-Hochburgen stark
Die NPD hat den Weg für den Erfolg der AfD bereitet, besagt eine neue Studie. Die Forscher warnen vor der Bildung geschlossener rechter Räume - wirtschaftlich schlechtergestellt seien AfD-Wähler keineswegs.Der Wegbereiter für den Erfolg der AfD bei den Thüringer Landtagswahlen war die NPD. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Studie des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, die den Titel trägt: "Rechtsradikale Landnahme - Analyse des AfD-Wahlerfolgs zur Landtagswahl 2019 in den Thüringer Gemeinden". Sie wird heute veröffentlicht und liegt dem SPIEGEL zuvor vor.
Auftraggeber ist die Amadeu Antonio Stiftung. In der Studie werden die statistischen Einflussfaktoren auf die vorläufigen Wahlergebnisse der AfD in allen 664 Gemeinden des Freistaats Thüringen analysiert. "Dort, wo schon bei der Landtagswahl 2014 ein erhöhtes Klima von Demokratieverdrossenheit und rechtsextremer Normalisierung existierte, wurde langfristig die Saat bereitet, die nun die AfD ernten kann", schreiben die Wissenschaftler. Die AfD konnte vor allem dort gut abschneiden, wo zuvor die NPD schon 2014 stark war.
"Die AfD profitiert in den Orten, wo die politische Entfremdung und die Apathie bereits vorangeschritten sind", sagt Mitautor der Studie, Axel Salheiser, dem SPIEGEL. Er warnt davor, dass sich langfristig geschlossene rechte Räume bilden könnten.
"Abgehängten"-These lässt sich nicht bestätigenWeiter bestätigte die Studie einige Annahmen, die bereits erforscht wurden. Etwa, dass AfD-Wähler nicht wirtschaftlich schlechter gestellt sind (Lesen Sie hier ein Interview dazu). Entscheidender sei eher die Demografie in den Orten. "In Regionen mit höherem Frauenanteil oder mit hohen Anteilen der über 65-jährigen erzielte die AfD geringere Stimmenanteile", heißt es in der Studie. Von der gestiegenen Wahlbeteiligung konnte vor allem die AfD profitieren.
Die größte Gefahr für die liberale Demokratie gehe von "der Normalisierung von Akteuren und Positionen der radikalen und populistischen Rechten aus", schreibt der Forscher Matthias Quent. "Überlegungen, die AfD in Thüringen zum Mehrheitsbeschaffer oder gar Koalitionspartner zu adeln, sind ein Rückschlag für die demokratische Mehrheit in Thüringen, die rechtsradikale Positionen entschieden ablehnen." In den vergangenen Wochen hatten einige CDU-Politiker in Thüringen gefordert, mit der AfD zu sprechen. Innerhalb der Bundes-CDU und im eigenen Landesverband gab es erhebliche Kritik an dem Vorstoß.
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 96063.html