Verhältnis der AfD zu den Medien - Fake News aus dem BundestagDie AfD nutzt die Medien, untergräbt ihre Glaubwürdigkeit und arbeitet am Aufbau einer rechten Öffentlichkeit. Der 7. April war ein guter Tag für
Leif-Erik Holm. Stolz twitterte er: „BILD, Tagesschau und Co. berichten heute über meine Anfrage zum ‚Sponsoring‘ der Bundesregierung bei Facebook.“ Holm ist stellvertretender Vorsitzender der AfD-Fraktion im Bundestag, doch das spielte in der allgemeinen Wahrnehmung seiner Anfrage keine Rolle: Mehrere Medien berichteten, sachlich und nüchtern – für Holm ein Grund zur Freude.
Verantwortlich für diesen medialen Erfolg sind Mitarbeiter der AfD wie Henning Hoffgaard, Büroleiter von Holm.
Er war Redakteur der rechtspopulistischen Wochenzeitung Junge Freiheit, bevor er erst in die AfD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern und anschließend zu Holm ins Büro wechselte.Die mediale Vermarktung ist für die AfD, die vom Populismus lebt, von zentraler Bedeutung.Denn das ist die andere Seite der Strategie, die die AfD in Bezug auf die Presse verfolgt: Sie will in den etablierten Medien Gehör finden und stellt dafür Personen ein, die wissen, wie seriöser Journalismus funktioniert. Gleichzeitig arbeitet sie seit Jahren daran, das Vertrauen in ebenjene etablierten Medien zu unterhöhlen: Dass diese die Helfershelfer von Merkels „Umvolkung“ sind, gehört spätestens seit 2015 zur zentralen Erzählung von Pegida und AfD.
Der Hass auf die MedienDer Hass auf die Medien, insbesondere die öffentlich-rechtlichen, aber auch alle anderen, wird dabei auch zum Bindeglied zwischen extrem Rechten und bürgerlich-rechtspopulistischen Kreisen: „Lügenpresse auf die Fresse“, schallt es seit jeher auf Neonazi-Demos, das nur leicht abgewandelte „Lügenpresse, Lügenpresse“ ist einer der beliebtesten Sprechchöre von Pegida & Co.Die Hetze gegen die angebliche Lügenpresse hat auch ganz konkrete, physische Auswirkungen – die Zahl der Angriffe auf Journalisten im Kontext von Demonstrationen und Kundgebungen ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Gleichzeitig bedeutet der Vertrauensverlust für die etablierten Medien einen wachsenden Markt für die Presseerzeugnisse der „Gegenöffentlichkeit“, die der AfD vorschwebt: Nicht nur wimmelt es im Internet vor verschwörungstheoretischen, neurechten Blogs mit teils beachtlicher Reichweite. Auch am Bahnhofskiosk kann der interessierte Leser aus einer breiten Palette neurechter Angebote wählen – die rechte Nachrichtenblase muss weder digital noch analog verlassen werden.
Mindestens 41 Verbindungen, so zeigt es die taz-Recherche, bestehen zwischen den Büros der Abgeordneten und Medien der neuen Rechten, die Verbindungen zu den althergebrachten rechtsextremen Medien, wie etwa dem Presseorgan der NPD, der Deutschen Stimme, kommen noch dazu.Neben Henning Hoffgaard beschäftigt die AfD-Fraktion weitere Mitarbeiter der
Jungen Freiheit. Zu mindestens sieben Abgeordnetenbüros bestehen Verbindungen.
Doch die Medienkontakte der Mitarbeiter der AfD-Abgeordneten reichen noch weiter in andere Publikationen hinein, wie in das rechte Magazin
Compact und die rechtslibertäre Monatszeitung
eigentümlich frei.
Das Compact-Magazin um
Jürgen Elsässer ist schon seit Langem ein Forum für AfD-Politiker. Wie eng das Magazin und die Partei miteinander verbandelt sind, zeigt sich schon an ihrem Slogan. Beide werben mit „Mut zur Wahrheit“.
Lutz Bachmann, den unter anderem wegen Volksverhetzung verurteilten Pegida-Mitbegründer, nennt man einen „Bürgerrechtler“.
Die taz-Recherche zeigt: Mit den öffentlichen Geldern, die der Fraktion dank des Einzugs in den Bundestag zustehen –
jeder AfD-Abgeordnete verfügt über ein Personalbudget von rund 20.000 Euro im Monat, dazu kommen die Mittel für die Fraktion –, kauft sich die AfD einerseits Medienkompetenz ein, die ihr dabei hilft, ihre Botschaften in den etablierten Medien zu platzieren.
http://www.taz.de/Verhaeltnis-der-AfD-z ... /!5495583/So weit ein Einblick in die Ergebnisse dieser Recherche. Für diejenigen Menschen, die sich interessiert und intensiv mit dieser Partei, ihrem Agieren und ihren Verbindungen zu " Neu-Rechten " oder Rechtsextremen befassen, ist das allerdings nicht neu.