Starbatty warnt vor einer europäischen Katastrophe
Der renommierte Ökonom und AfD-Kandidat Joachim Starbatty spricht über den Hass auf die Deutschen, Schuldenschnitte in Griechenland und Portugal und die wirtschaftliche Schwäche Frankreichs.
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Die Welt: Warum klammern die anderen Parteien Ihrer Meinung das Thema Europa im Wahlkampf aus?
Starbatty: Weil sie die Leute für dumm verkaufen wollen. Wenn man darüber wirklich diskutierte, was in Griechenland, Portugal, Spanien und Italien los ist, dann müsste man lauter unangenehme Sachen aufdecken und über die schweren Belastungen sprechen, die den Bürgern nach der Bundestagswahl drohen. Angela Merkel hat das übrigens sehr geschickt angefangen. Sie hat die Deutschen Stück für Stück an die sich verändernde Lage gewöhnt.
Die Welt: Sie widersprechen sich: Einerseits behaupten sie, die Regierung unterschlage das Thema, andererseits sagen sie, Merkel habe die Menschen mit den Problemen vertraut gemacht.
Starbatty: Das ist kein Widerspruch. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus der Tierwelt: Wenn Sie einen Frosch in kochend heißes Wasser werfen, dann springt er sofort wieder heraus. Wenn Sie diesen Frosch aber in ein Wasser geben, das allmählich erhitzt wird, dann passt er sich seine Temperatur an. Und wenn es kocht, kann er nicht mehr heraus, dann verkocht er einfach.
Die Welt: Aber noch lebt der Frosch?
Starbatty: Noch lebt er. Wenn Sie vor drei Jahren gesagt hätten, was an Belastungen auf Deutschland zukommt, wäre die Hölle los gewesen. Jetzt haben sich alle langsam daran gewöhnt und glauben, es sei ja noch gar nichts passiert. Und bald ist es zu spät zum herausspringen; dann sind wir mitten drin im Schuldensumpf und in der Haftungsgemeinschaft.
Die Welt: Nun mal konkret: Was kommt nach der Wahl auf die Bürger zu?
Starbatty: Zuerst kommt der Schuldenerlass für Griechenland, der die öffentlichen Gläubiger trifft. Das heißt, die Bundesregierung muss im Bundeshaushalt einen Forderungsausfall in zweistelliger Milliardenhöhe verbuchen. Dann wird es einen Schuldenschnitt in Portugal geben – mit weiteren Milliardenverlusten für den deutschen Steuerzahler. Und die Franzosen sind auch am Ende ihres Lateins.
Die Welt: Heißt das, Frankreich braucht auch Hilfe?
Starbatty: Die Arbeitslosigkeit in Frankreich ist auf elf Prozent gestiegen, die Wirtschaft stagniert, weil die Industrie international nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Außerdem haben die Franzosen großen Reformbedarf in der Sanierung der Sozialpolitik. Internationale Beobachter sagen auch, Frankreich sei mit einem AA bei der Kreditwürdigkeit völlig überbewertet. Sobald das klar wird, muss das Land bei der Refinanzierung höhere Zinsen zahlen. Und das wird es nicht durchstehen.
Die Welt: Was bedeutet die Entwicklung in Frankreich für die drohende Belastung durch die von Ihnen prognostizierten Schuldenschnitte?
Starbatty: Wenn Frankreich sagt: Wir können unseren Anteil nicht mehr tragen, ist es zu Ende. Dann bricht die Währungsunion in sich zusammen. Dann bekommen wir Zustände, die man sich gar nicht vorstellen mag.
Die Welt: Was verstehen Sie darunter?
Starbatty: Sozialsysteme werden zusammenbrechen und in der Folge sicher auch die bisherige politische Konstruktion Europas. Es wird dann nicht leicht sein, Europa wieder aufzubauen. Aber die Menschen werden es versuchen. Denn unser Europa ist ja etwas Großartiges. Darum sage ich: Wir müssen Europa vor diesem totalen Zusammenbruch bewahren.
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Die Welt: Mit Ausnahme der Linkspartei tragen alle im Bundestag vertretenen Parteien diese Politik mit ...
Starbatty: ... und werden mit ihr scheitern! Sie müssen sich der Wahrheit stellen, dass es Schuldenschnitte in Griechenland und Portugal geben wird mit der Folge, dass auch Deutschland höhere Zinsen zahlen muss. Wenn Deutschland sich stärker verschulden muss, werden auch die Rentner bluten. Sie haben mit ihren Rentenbeiträgen nur Ansprüche erhoben, die gekürzt werden müssen, wenn aus den Bürgschaften finanzielle Verpflichtungen werden.
Die Welt: Die Renten werden sinken?
Starbatty: Die Renten werden sinken, und die Sparer werden kalt enteignet. Schon heute werden die Spareinlagen mit höchstens 1 Prozent verzinst, die Inflationsrate beträgt aber 1,9 Prozent. Außerdem müssen die Sparer ihre Zinserträge noch versteuern.
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