@Zicke: Wenn du nicht immer nur in deine teilweise merkwürdigen Quellen schauen würdest, dann würdest du bemerken, dass der größte Teil der Medienlandschaft sich mit genau diesem Thema beschäftigt. Wie zum Beispiel auch die Zeit.
"Wo die NSDAP erfolgreich war, ist es heute die AfD"Der Historiker Davide Cantoni hat Wahlergebnisse in 11.000 Gemeinden untersucht. Sein Ergebnis: Es gibt eine Kontinuität in der Vorliebe für extrem rechte Parteien. Der AfD-Erfolg hat viele Faktoren – politische Tradition ist einerCantoni: Ja. Wo die NSDAP erfolgreich war, ist es heute die AfD. Das erklärt natürlich nicht den ganzen Wahlerfolg der AfD. Aber es ist ein wichtiger Faktor, ähnlich wichtig wie andere Erklärungen, die man bislang oft hören konnte: Arbeitslosigkeit, Verlust von gut bezahlten Jobs im Industriesektor, Unsicherheit wegen der Zuwanderung.
ZEIT ONLINE: Kann man das wirklich trennen, die Gewalt, der Antisemitismus, die Einschüchterungen, die von der NSDAP ausgingen, und rechtspopulistische Erzählungen, die ebenfalls von der Partei verbreitet wurden? Und kann man das dann mit der AfD von heute vergleichen?
Cantoni: Ein direkter inhaltlicher Vergleich der AfD mit der NSDAP ist extrem problematisch, sogar falsch. Die Frage ist eher: Wenn wir eine Korrelation sehen, woran kann das liegen?
Was die beiden Parteien gemeinsam haben, ist, dass sie offensichtlich Menschen mit ihren rechtspopulistischen Denkweisen ansprechen, mit relativ schnellen und national gefärbten Lösungen für Probleme und Krisen der Zeit, mit ihrem Insider-Outsider-Denken. ZEIT ONLINE: Zwischen den Dreißigerjahren und 2017 sind mehr als 80 Jahre vergangen, es ist viel passiert. Haben wir in dieser lange Zeit die von Ihnen beschriebene Korrelation nur nicht gesehen oder ist es eben doch Zufall, der da mitspielt?
Cantoni: Immer, wenn man Korrelationen findet, die über 70, 100, 200 Jahre hinweg reichen, muss man sich fragen: Ist das doch nur ein Zufall? Es gibt jedoch gute Gründe anzunehmen, dass es eine Kontinuität in der Denkweise gab, die wir aber bisher nicht gesehen haben.
Sozialwissenschaftliche Umfragen belegen, dass sich die Gemeinden, in denen in den Dreißigerjahren stärker NSDAP gewählt wurde, über die vergangenen 20 Jahre selbst eher rechts bis rechtsradikal einschätzten oder auf Fragen zur Einwanderung, zu Muslimen, zu Juden, zu Gastarbeitern eher solche Antworten gaben. Diese Orte sind also eher ausländerfeindlich, eher fremdenfeindlich als Gemeinden, in denen die NSDAP nicht so stark gewählt wurde. Das hat sich nur lange nicht in den Wahlergebnissen widergespiegelt. Es gab einfach keine Partei, die Menschen mit solchen Einstellungen stark genug angesprochen hätte.ZEIT ONLINE: Was haben diese Leute dann gewählt, bevor es die AfD gab?
Cantoni: Gar nicht. Ein großer Teil der AfD-Stimmen kommt von Nichtwählern. Auch da sehen wir eine Korrelation. Orte, die in den Dreißigerjahren Nazihochburgen waren, hatten lange Zeit eine eher niedrige Wahlbeteiligung. In diesen Orten ging die Wahlbeteiligung dann zwischen 2013 und 2017 hoch, zugunsten der AfD, während in Deutschland als Ganzes die Wahlbeteiligung eher abnahm. ZEIT ONLINE: In Ostdeutschland war das AfD-Wahlergebnis 2017 überall sehr hoch. Doch es gibt große Unterschiede, wie stark die NSDAP in den verschiedenen ostdeutschen Landschaften gewählt wurde. Wie passt das zu Ihrer These der Kontinuität?
Cantoni: In Ostdeutschland ist das Niveau des AfD-Ergebnisses überall mindestens zehn Prozentpunkte höher als in Westdeutschland. Aber auch innerhalb von Ostdeutschland gibt es schon Unterschiede, je nach dem, wie dort in den Dreißigerjahren gewählt wurde. Wenn man dann wieder auf die Ebene der einzelnen Gemeinden zoomt, zeigt sich, dass die Korrelation meistens sehr hoch ist. Die ostdeutschen Bundesländer passen noch sehr viel besser zu unserer Hypothese als zum Beispiel Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit im Osten ein anderer war als in Westdeutschland.ZEIT ONLINE: Sie haben das AfD-Wahlergebnis der einzelnen Gemeinden auch mit der Zahl an Flüchtlingen verglichen, die dort jeweils angekommen ist.
Cantoni: Ja, wir wollten unsere Hypothese überprüfen, ob der Kontakt zu Fremden Einfluss hat auf die politische Einstellung. Viele Menschen hat die Frage der Flüchtlinge seit 2015 ja sehr beschäftigt.
Erstaunlicherweise können wir nun belegen, dass das AfD-Ergebnis in Orten, wo Flüchtlinge untergebracht wurden, deutlich niedriger ist als in Orten, wo keine Flüchtlinge ankamen. Der Kontakt mit Flüchtlingen führt also eher dazu, dass weniger Menschen die AfD wählen.https://www.zeit.de/politik/deutschland ... ettansichtSo und nun kannst du gerne wieder einen deiner sinnfreien Einzeiler absondern.