Deutschland hat kein Problem mit Reichsbürgern. Es ist viel schlimmer: Wir haben ein Problem mit rechtsradikalen Verschwörungstheorien. Wir haben Probleme mit Menschen, die sich und das deutsche Volk als Opfer dunkler Machenschaften wahrnehmen. Wir haben ein Problem mit Angst, Hass und Wahn.
Die Details dieser wahnsinnigen Theorie sind austauschbar und so unterschiedlich wie die Szene selbst. Manche ihrer Anhänger wollen sich als Selbstverwalter vom verhassten Staat lossagen, andere wollen ihn bekämpfen. Manche halten an den Grenzen von 1937 oder sogar von 1914 fest. Manche berufen sich auf das scheinbare Fehlen einer Verfassung oder eines Friedensvertrages. Wieder andere wollen in der parlamentarischen Demokratie eine heimliche Diktatur erkennen, andere in der BRD eine Firma oder einen Marionettenstaat – gesteuert von sinisteren Weltregenten.
Man glaubt an die Idee einer kleinen Machtelite, die das Weltgeschehen kontrolliert und das deutsche Volk unterjocht. Man glaubt sich im gemeinsamen Überlebenskampf: Wir gegen Die-da-oben.
Der Fiebertraum von bösartigen Weltregenten basiert auf antisemitischen Klischees. Es ist im Grunde derselbe hässliche Dreck wie früher, nur kann der zugrunde liegende Judenhass nicht mehr ganz so leichtfertig in der Öffentlichkeit herumposaunt werden. Er wird also chiffriert.
Weltverschwörung 2.0: Aus Juden werden Illuminaten oder Satanisten
Je nachdem, in welchem Milieu man sich bewegt, ist nun die Rede von der „kosmopolitischen Finanzelite“ oder der „internationalen Logenszene“, von Illuminaten oder Satanisten, von den Rothschilds oder schlicht von den Zionisten.
Verwunderlich ist das nicht. Die Ideen der Reichsbürgerei sind tief im braunen Sumpf verwurzelt.
https://www.focus.de/politik/experten/r ... 33684.htmlAZ