Langjährige Verbindungen Die Liebe der FPÖ zu Russland Dem Ibiza-Treffen gingen langjährige Kontakte der FPÖ nach Russland voraus. Das Milieu war ihnen vertraut und doch war Gudenus offenbar nicht klar, dass es die Oligarchin nicht geben konnte. Ein Treffen mit viel Alkohol und Macho-Sprüchen - mit dieser Darstellung wollte Heinz-Christian Strache seine Äußerungen rechtfertigen, die zu seinem Rücktritt führten. Doch wurde inzwischen bekannt, dass es vor und nach dem Treffen in der Villa auf Ibiza weitere Gespräche um Investitionen der vermeintlichen russischen Oligarchen-Nichte gab.
Auch war ihm und seinem Parteikollegen Johann Gudenus das Milieu wohl vertraut, aus dem die Oligarchen-Nichte und ihr Begleiter vorgeblich kamen. Beide FPÖ-Politiker pflegen seit Jahren private und politische Verbindungen nach Russland.
Strache war es, der die FPÖ nach seinem Aufstieg zum Parteichef 2005 auf einen pro-russischen Kurs brachte. Dies gipfelte Ende 2016 in einem auf fünf Jahre angelegten Kooperationsvertrag mit der Regierungspartei "Einiges Russland". Vereinbart wurde in Moskau ein Austausch von "Erfahrungen in der gesetzgeberischen Tätigkeit" und über die Erziehung der jungen Generationen "im Geiste von Patriotismus und Arbeitsfreude".Partyabend auf der KrimGudenus, der das Treffen auf Ibiza arrangiert hatte, baute schon früh Verbindungen nach Russland auf. Seinem offiziellem Lebenslauf zufolge absolvierte er zwischen 1995 und 2003 Russischkurse an der Lomonossow-Universität in Moskau. Auch war er Manager eines Unternehmens mit Verbindungen nach Russland.
Politisch positionierte sich Gudenus EU-skeptisch und erzkonservativ, was ihn in die Nähe des russischen Oligarchen Konstantin Malofejew brachte, der sich als "orthodoxer Monarchist" bezeichnet und wegen seiner Aktivitäten in der Ostukraine auf der Sanktionsliste der EU steht.
Malofejew plauderte 2016 in einem Interview mit dem österreichischen Magazin "Profil" über seine Begegnungen mit Gudenus. So erinnerte er sich mit Begeisterung an einen gemeinsamen Abend mit dem FPÖ-Politiker auf der Krim - und zwar am Tag des Referendums, das die russische Annexion der ukrainischen Halbinsel besiegelte. Gudenus war als Beobachter vor Ort und bescheinigte einen ordnungsgemäßen Ablauf.
Auch Strache kenne er, sagte Malofejew und fügte hinzu, dass er das FPÖ-Programm unterstütze. Es sei richtig in Bezug auf die Migranten und in seiner EU-skeptischen Ausrichtung.
Dazu kommen Äußerungen Straches vom "dekadenten Westen" und der "richtigen Lebensweise" im Osten. Gudenus wiederum sprach von der EU als "Homosexuellenlobby".
Ein "liebenswürdiger" PutinNachdem die FPÖ dann 2017 an die Regierung gekommen war, sorgte die Hochzeit von Außenministerin Karin Kneissl für Aufsehen über Österreich hinaus: Russlands Präsident Wladimir Putin kam zu Besuch und tanzte mit der Braut, die sich mit einem Knicks bedankte. Strache verteidigte die Einladung Putins und beschrieb ihn als "liebenswürdig, bodenständig, offen und herzlich". Darüber hinaus sprach sich Strache nicht nur für ein Ende der Sanktionen gegen Russland aus. Er nahm auch an Treffen von Kanzler Sebastian Kurz mit Putin teil. Zudem hatte Kurz der FPÖ die wichtigen Ministerien für Verteidigung sowie Inneres und damit auch die Kontrolle über die Geheimdienste überlassen.
Erst vergangene Woche soll der deutsche Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang auch mit Blick auf die engen Kontakte der FPÖ nach Moskau von "erheblichen Risiken" in der nachrichtendienstlichen Zusammenarbeit mit Österreich gesprochen haben, wie die "Welt am Sonntag" berichtete.
"Provokation von Geheimdiensten"
Erwartbar fielen die Reaktionen in den russischen Medien auf den Ibiza-Skandal und den Rücktritt Straches aus. Der Tenor lautet, die Gegner einer Annäherung Österreichs an Russland hätten Strache und Gudenus eine Falle gestellt. Die kremlnahe "Rossiskaja Gaseta" schrieb, hinter der Provokation stünden Geheimdienste, die alles heimlich aufgenommen hätten.
Der russische Oligarch Igor Makarow stellte klar, er habe keine Nichte mit dem Namen Aljona, als die sich die investitionswillige Frau ausgegeben hatte. Er habe gar keine Geschwister - ein Umstand, von dem Gudenus trotz seiner langjährigen Russland-Verbindungen offenbar nichts wusste.
http://www.tagesschau.de/faktenfinder/a ... d-101.html