Aus dem Spiegel
Ein Kommentar zur Meinung von Herrn Lobo
7. Nicht Schweigen ist das Problem. Sondern das kakophone Konzert der emotionalen Empörungs-Gutmenschen, die alles mit allem vermengen und dadurch jede Orientierung verlieren. Am Ende bleibt nur eine irritierende Orientierungslosigkeit. Aktuell besonders gut zu beobachten an der Causa Özil. Zur Einordnung:
1. Herr Özil ist der in Deutschland geborene Enkel türkischer Einwanderer. Er ist in Deutschland aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat Fußball gespielt, einen Beruf draus machen können und diese Chance ergriffen.
2. Als Herr Özil im Fußball so gut war, daß man ihn in der deutschen Nationalmannschaft haben wollte hat er die türkische Staatsangehörigkeit abgelegt und durch eine bewußt abgegebene Erklärung die deutsche Staatsangehörigkeit angenommen. Und ist mit der deutschen Nationalmannschaft auch "Weltmeister" geworden. Der DFB und Deutschland haben ihm also alle Chancen geboten, die man sich im Fußball wünschen kann als Spieler. Und - ja - er hat sie ergriffen und was draus gemacht.
3. Herr Özil hat sich dann aber hingestellt vor eine Kamera, sein Trikot auf Türkisch signiert mit der Widmung "Meinem Präsidenten Erdogan - hochachtungsvoll . . . ". Für einen, den man sicher als den gefährlichsten Potentaten seit Hitler bezeichnen kann. Einen, der eine Machtergreifung hingelegt hat, die ganz deutliche zu der Hitlers aufweist. Eine solche Widmung hat nichts zu tun mit einer Resprektsbezeugung gegenüber dem Land seiner Großeltern. Das ist Özils dumme Ausrede.
Und Herr Özil verkennt, wer sein "Präsident" ist: Der Bundespräsident.4. Mit dieser Widmung distanziert sich Herr Özil jedenfalls von Deutschland, dessen Staatsangehörigkeit er trägt, dem Land, das ihm die Lebenschancen geboten und das ihn reich gemacht hat. Und das auch noch per Twitter in englischer Sprache.
Damit wird erkennbar, daß er Deutschland gegenüber keine Loyalität empfindet.
Mag er doch jetzt so konsequent sein, und nach seinem Rückzug aus der Nationalmannschaft des Landes, für das er keine Loyalität empfindet, auch die deutsche Staatsangehörigkeit ablegen. Sein Präsident Erdogan wird ihm die türkische sicher gern wieder erteilen - wenn er sie nicht längst schon wieder angenommen hat.
5. Die deutsche Staatsangehörigkeit ist - im Vergleich zu vielen anderen in der Welt - ein echtes Privileg. Wir sollten sie nicht verschleudern an irgendwelche Fußball-Söldner, die sie nur um der Vorteile willen annehmen, die damit verbunden sind. Sondern zu dem Land stehen, das ihnen den Schutz der Staatsangehörigkeit bietet, mit allen weiteren Chancen, die damit verbunden sind.
6. Diese Einordnung sollte der Bundeskanzler und/oder Innenminister (der zugleich für Sport zuständig ist) vornehmen. Klar und öffentlich. Der Justizminister oder auch das Außenministerium sind gar nicht zuständig und sollten sich deswegen auch nicht äußern. Schon gar nicht mit Kommentaren, die an der Sache vorbeigehenden.
Es wird nicht zuviel geschwiegen, sondern zu viel undurchdachtes Zeug geredet.
Quelle
http://www.spiegel.de/forum/netzwelt/ra ... 223-1.html