Terrorversteher und der IS
Es ist einfach nicht zum Aushalten, das Argument, Europäer und Amerikaner hätten den islamistischen Terrorismus selber heraufbeschworen, weil sie seit Jahrzehnten die arabische Welt kolonisiert und mit Krieg überzogen hätten. Ja, es gab schwere Fehler wie Frankreichs Algerienkrieg.
Von Bosnien bis Aceh haben die Amerikaner und Europäer sich aber auch für Moslems engagiert, in Bosnien einen drohenden religiösen Genozid gestoppt, in Pakistan und Indonesien bei Erdbeben- und Flutkatastrophen geholfen wie kaum ein moslemisches Land es getan hat. Washington beendete 1956 den Sueskrieg brachial zugunsten Ägyptens.
Abgesehen davon, dass die Geschichtsklitterung vom ewigen Opfergang der Moslems eine Erfindung der Islamisten ist, so wie die Geschichtsklitterung vom ewigen Opfergang Deutschlands eine Erfindung völkischer Nationalisten war: Muss man sich die angebliche Alternativlosigkeit einer terroristischen Antwort auf westliche Übergriffe immer weiter anhören? Diesen Sermon von der Mitschuld des Westens daran, dass Islamisten einfach so über Andersdenkende herfallen, sei es im Irak, in Nigeria, in England oder in Frankreich? Nein, das muss man sich nicht immer weiter anhören. Die Terroristenerklärer sind beschämend kurzsichtig.
Jetzt wollen uns welche einreden, der Terrorismus von Gruppierungen wie al-Qaida oder dem Islamischen Staat sei die womöglich einzige folgerichtige Antwort auf westliche Politik?
Welch eine Ignoranz gegenüber der Geschichte. Welch eine Missachtung menschlicher Vielfalt und Gefühle, und welch eine Verzerrung der Alternativen, der Zusammenhänge und der Religion. Es gibt Abermillionen, es gibt Hunderte Millionen Muslime, die friedlich und ohne Mordabsichten leben.
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