Es ist ein Moment, der wohl in die Geschichte von Belarus eingehen wird. Sicherheitskräfte vor dem Parlament in der Hauptstadt Minsk haben ihre Schilder gesenkt und Frauen laufen auf sie zu. Statt mit brutaler Gewalt die Menschenmenge vom Platz der Unabhängigkeit zu prügeln, machen die Beamten nichts. Die Frauen umarmen sie, verteilen Küsschen und die Leute machen Selfies mit den friedlichen Polizisten, die teilweise sogar lächeln.
Es sind Szenen, die bis vor wenigen Tagen unvorstellbar waren. Denn Belarus ist die letzte Diktatur Europas. Und seit die Präsidentschaftswahl am Sonntag endete und die staatliche Wahlkommission einen Sieg von Machthaber Alexander Lukaschenko verkündete, versuchten die Sicherheitskräfte jeden noch so kleinen Protest der Bevölkerung zu brechen.
Einen Arbeiteraufstand, der fast alle großen staatlichen Betriebe, ja das ganze Land, erfasst, hat das heutige Belarus noch nicht gesehen. Egal ob vor dem Traktorenwerk in Minsk, bei den Kali-Kumpeln in Salihorsk oder auf dem Betriebsgelände der Düngemittelfabrik in Grodno – überall haben sie sich versammelt und fordern ein Ende der Diktatur.
Am Freitag spielten die Menschen Badminton vor dem Hauptgebäude des KGB in Minsk, auf der anderen Straßenseite ist das Denkmal des auf dem Gebiet der heutigen Republik Belarus geborenen Feliks Dserschinski, Gründer der berüchtigten ersten Sowjet-Geheimpolizei "Tschekka", bereits beschädigt worden. Grabkerzen und Blumen liegen nun wie vor einem Grab auf den Treppenstufen des Haupteinganges der gefürchteten Geheimdienstzentrale.
Im Innenhof der Sowetskom-Polizeistation in #Minsk wird eine halbnackte Frau gequält. Sie fleht die Polizisten um Gnade an.
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AZ