Die Massaker von Aussig / Ústi am 31. Juli 1945
Verantwortlich für dieses Verbrechen:
Das Tschechoslowakische Innen- und Verteidigungsministerium, das Bedřich Pokorný, der den Todesmarsch von Brünn (Brno) ausgeführt hatte, auch mit der Durchführung dieser Aktion betraut hatte. (Beweisführung: Dr. Vladimír Kaiser, Direktor des Archivs in Aussig / Ústi)
Nachfolgendes lehnt sich an den Augenzeugenbericht des sudetendeutschen Sozialdemokraten Alois Ullmann an, der in dem Heft "Es gibt nicht nur ein Lidice" (in: Ernst Paul, Es gibt nicht nur ein Lidice, München , 3. Aufl. 1994) veröffentlicht ist. Ullman stammte aus Aussig und war von 1939 bis 1945 im KZ Dachau interniert.
Schon am Vormittag des 31. Juli 1945 waren die Svoboda-Garde sowie ca. 300 sehr zweifelhaft aussehende Personen, die mit einem Zug aus Prag angereist waren, in der Stadt eingetroffen.
Im Stadtteil Schönpriesen lagerte in einem Depot in der Zuckerfabrik eine große Menge verschiedener Munition, die von der Wehrmacht zurückgelassen worden war. Dort beschäftigte man deutsche Häftlinge aus dem tschechischen Koncentračni Tabor (Konzentrationslager) Ùsti-Všebořice (Aussig-Schöbritz), die an diesem Tag bereits um 14.45 Uhr aus der Zuckerfabrik entfernt wurden.
Gegen 15.00 Uhr explodierte das Munitionsdepot. Das war der Startschuß. Die Jagd auf alle Deutschen begann.
Um 15 Uhr war aber auch Betriebsschluß im Industriegebiet Schreckenstein. Die deutschen Arbeiter aus den Schicht-Werken und anderen Betrieben kehrten in die Stadt zurück. An ihren weißen Armbinden waren sie eindeutig als Deutsche zu erkennen.
Wollten sie in die Stadt gelangen, mußten sie über die Elbe-Brücke gehen, weil sie keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen durften. Daher hatten sich in der Nähe des Bahnhofs und des Marktplatzes die wildesten Schläger postiert, um Deutsche dort auch im Wasserreservoir zu ertränken.
Wer auf die 13 Meter hohe Brücke gedrängt wurde, die die Elbe in einem weiten Stahlbogen überspannt, hatte verloren. Männer, Frauen, sogar eine Frau mit einem Kinderwagen, wurden über das Brückengeländer geworfen und waren Zielscheiben, bis sie nicht mehr aus den Fluten auftauchten. Niemand weiß die Zahl dieser Toten, von denen der Fluß viele auf deutschem Gebiet an das Ufer spülte.
Aber auch aus den Häusern wurden die Deutschen herausgetrieben und mit Beilen, Brechstangen und Ähnlichem traktiert, zur Elbe getrieben, erschlagen, erschossen.
Nach dem Bericht eines ehemaligen Funktionärs der tschechoslowakischen Verwaltungskomission in Aussig (Ústi) wurden am Abend des Massakers mehr als 2.000 Tote in der Stadt an mehreren Stellen zusammengetragen, geplündert, von internierten Deutschen auf Autos geladen und zur Kremation nach Theresienstadt (Terezín) gebracht. Die Begleiter der Toten kehrten nicht zurück. Er sagte:
"Lidice war ein lebendiges Denkmal des unseligen <Furor teutonicus>, und Aussig a. E. war eine Rehabilitierung der deutschen nazistischen Mörder. Die Zahl der Opfer war hier fast die vierfache. Wird dieses Verbrechen nicht als <Furor Čechoslowaka plebs> in die Geschichte eingehen?”
(Theodor Schieder, Hg.: Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, Bd. IV/I, Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei, Bonn 1957;)
Schuldige wurden nie gefunden, da Pokorný auf Anweisung der Regierung die Vorkommnisse untersuchte und als erster von einem Sabotageakt der Werwolf-Organisation sprach.
Dekret 115 (siehe unter Dekrete) schützt auch diese Mörder vor Strafe und rechtfertigt ihre Verbrechen als "gerechte Vergeltung".
http://www.egerer-landtag.de/Geschichte ... uli%201945mfg
pentium