Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

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Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 31. Mai 2025, 16:07

Heute vergessen. Aber in den 1960/70ern wurden vor allem in der Sowjetunion, Polen und Rumänien mit heute nicht mehr machbaren Aufwand patriotische historische "Actionfilme" gedreht, besser als jeder italienische Sandalenfilm oder Hollywood, weil sie relativ wirklichkeitsnah erscheinen.
Ich möchte ein Beispiel verlinken, vielleicht habt ihr da auch was.
https://www.youtube.com/watch?v=PwrlrfSQghM
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Gerd Böhmer » 31. Mai 2025, 16:23

auf deutsch "mit Feuer und Schwert", beruhend auf einem Roman von Henryk Sienkiewicz. Viele dieser Filme wurden doch deutsch synchronisiert. Und ja, es gab ja einige dieser Monumentalfilme.
Ganz bekannt auch "Krieg und Frieden" oder "Dr. Schiwago", nur als Beispiele ...
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 31. Mai 2025, 16:27

Gerd Böhmer hat geschrieben:auf deutsch "mit Feuer und Schwert", beruhend auf einem Roman von Henryk Sienkiewicz. Viele dieser Filme wurden doch deutsch synchronisiert. Und ja, es gab ja einige dieser Monumentalfilme.
Ganz bekannt auch "Krieg und Frieden" oder "Dr. Schiwago", nur als Beispiele ...


Den Schiwago würde ich da in unserer kleinen Auswahl nicht nehmen. Hier noch ein Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=G11XyQ3o1Nk
ALEXANDER - Александр. Невская битва (2008) MOVIE TRAILER
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 31. Mai 2025, 17:11

Noch eine Anmerkung zu "Mit Feuer und Schwert": Im Film wurde auf die große Endschlacht, die im Buch vorkommt (ich vermute mal Beresteczko, die größte Landschlacht des 17. Jahrhunderts) verzichtet um die Ukrainer nicht zu verärgern.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Nostalgiker » 31. Mai 2025, 18:13

Als der teuerste Monumentalfilm gilt wohl "Krieg und Frieden" als 4teiler, von Sergej Bondartschuk zwischen 1965/67 nach dem gleichnamigen Romans von L. Tolstoi. Der Film hat eine Länge von 432 Minuten, ca. 7 Std. und wurde in 70mm gedreht.
Rund 12.000 Komparsen stellten die Schlachtszenen nach, besonders der Schlacht bei Borodino werden große teile des dritten Teils gewidmet.
Laut nicht bestätigten aussagen soll der Film inflationsbereinigt rund 700 Millionen Dollar gekostet haben und wäre damit der teuerste Film aller Zeiten.

Bis morgen läuft eine restaurierte Fassung des Filmes in der Arte Mediathek im Original mit deutschen Untertiteln.
Auf DVD gibt es die DDR Synchronisation, dafür aber nicht digital restauriert.

Ich habe den Film damals 1968 im Kino gesehen, in der 70mm Fassung im damals erstem Kino der DDR in dem dieses Format gezeigt werden konnte, der 'Schauburg' in Leipzig. Kurze zeit später wurden das Kosmos und International in Berlin als Kinoneubauten mit 70mm Technik eröffnet. In Leipzig wurde das Capitol auf 70mm umgebaut und Anfang der 7oer Jahre hatte jede Bezirksstadt ein Kino in dem 70mm filme vorgeführt werden konnten.

Dann habe ich den Film nochmal in 70mm im Kino International in der Berlinale in der Reihe "70 mm – Bigger Than Life" im Jahr 2009 gesehen was allerdings die Härte war da der Film im Original lief und das ohne Untertitel, so wie die restlichen 21 Filme welche in der Reihe liefen und die ich mir damals alle angetan habe.

In den letzten Wochen habe ich mir nochmal die restaurierte Fassung von Krieg und Frieden in Arte angesehen.

Ich nehme zur Kenntnis, das ich einer Generation angehöre, deren Hoffnungen zusammengebrochen sind.
Aber damit sind diese Hoffnungen nicht erledigt. Stefan Hermlin

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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Nostalgiker » 31. Mai 2025, 18:58

Mir ist noch ein Monumentalfilm eingefallen.
Der Film "Die Kreuzritter" von 1960 aus Polen nach einem Roman von Henryk Sienkiewicz.
Im Film wird die Schlacht von 1410 bei Grunwald thematisiert in der litauisch/polnische/russische Heere das Heer des Deutschen Ordens besiegen.

Kein Trailer verfügbar
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Gerd Böhmer » 31. Mai 2025, 19:33

pentium hat geschrieben:Noch eine Anmerkung zu "Mit Feuer und Schwert": Im Film wurde auf die große Endschlacht, die im Buch vorkommt (ich vermute mal Beresteczko, die größte Landschlacht des 17. Jahrhunderts) verzichtet um die Ukrainer nicht zu verärgern.

ergänzend - hing vielleicht auch mit dem 30-jährigen Krieg (1618 bis 1648) zusammen, ist ja durch den Vierteiler "Wallenstein" des ZDF aus dem Jahr 1978 bekannt. Im 30-jährigen Krieg gab es ja einige grosse Schlachten in Mitteleuropa ...
... ansonsten ist es ja nicht unüblich, das auf gewisse Ereignisse aus Romanen in den Verfilmungen verzichtet wird.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 13:14

Ein rumänischer Film von 1970
https://www.youtube.com/watch?v=GCAkIeErCNo
Den gibts auch auf Deutsch. "Michael der Tapfere" hiess der in der DDR.
Auch aus Rumänien "Der letzte grosse Sieg der Daker" und die Serie "Römer, Daker, fremde Götter" mit einem gewissen Pierre Brice.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Edelknabe » 1. Juni 2025, 14:15

Eine Frage für die Massenszenen noch. Damalige Streitkräfte und heutige? War das denn damals sinngemäß " kostenlos" die Armee für solchen Szenen einzusetzen, weil "gegessen und getrunken" den Tag über hatte Soldat in normaler Ausbildung auch nur, nur war der dann halt im Film statt im Manöver zu Gange. Denn selbst die "Bundespolizei" was früher im Sozialismus die Bereitschaft, die Bepo war, die kostet doch heute Geld.

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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon Gerd Böhmer » 1. Juni 2025, 14:34

Edelknabe hat geschrieben:Eine Frage für die Massenszenen noch. Damalige Streitkräfte und heutige? War das denn damals sinngemäß " kostenlos" die Armee für solchen Szenen einzusetzen, weil "gegessen und getrunken" den Tag über hatte Soldat in normaler Ausbildung auch nur, nur war der dann halt im Film statt im Manöver zu Gange. Denn selbst die "Bundespolizei" was früher im Sozialismus die Bereitschaft, die Bepo war, die kostet doch heute Geld.
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Bei diesen Massenszenen kamen Komparsen zum Einsatz, ohne Unterschied ob zivil oder militärisch. Der Einsatz dieser Komparsen war auch nicht "kostenlos" und machte einen erheblichen Teil der Kosten dieser Monumentalfilme aus.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 14:35

Stimmt, es war üblich Soldaten als Statisten abzukommandieren. Heute undenkbar und unbezahlbar.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 15:35

Mit Feuer und Schwert (polnisch Ogniem i Mieczem) ist ein historischer Roman des polnischen Schriftstellers Henryk Sienkiewicz und der erste Teil einer Trilogie, die durch die Romane Sintflut (1886) und Herr Wołodyjowski (1888) fortgesetzt wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Mit_Feuer_und_Schwert

Im Jahr 1962 entstand eine italienische Verfilmung des Romans mit dem Titel Col ferro e col fuoco.

Im Jahr 1999 entstand auf Basis des Buches der gleichnamige polnische Film Ogniem i Mieczem (deutscher Verleihtitel: Die Kreuzritter 5 – Mit Feuer und Schwert) unter der Regie von Jerzy Hoffman. Der rund dreistündige Monumentalfilm ist die letzte der drei – übrigens in chronologisch umgekehrter Reihenfolge entstandenen – Verfilmungen der Roman-Trilogie. Die weibliche Hauptrolle wurde mit der international bekannten polnisch-schwedischen Schauspielerin Izabella Scorupco besetzt.

Der Film wurde von der Kritik vor allem wegen seiner aufwendigen Ausstattung positiv beurteilt; Kostüme und Kulissen entsprächen exakt den historischen Vorbildern und unterschieden sich so deutlich von vielen Hollywoodproduktionen. Hoffmans Team wurde von namhaften polnischen und ukrainischen Historikern und Waffenforschern beraten, die im Abspann genannt werden. Der Film wurde 2000 mit dem Polnischen Filmpreis ausgezeichnet.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 16:14

"Mit Feuer und Schwert" (1999)

Eine ältere Rezension...

"Mit Feuer und Schwert"/"Ogniem i mieczem" 1999 (Jerzy Hoffmann)

Jan Skrzetuski (Michał Żebrowski) ist ein polnischer Adliger in den Diensten des Fürsten Jeremi (Andrzey Seweryn). Nachdem er sich mit der jungen Adligen Helena (Izabella Scorupco) verlobt hatte, um welche bereits ihr Verwandter, der Kosakenanführer Bohun (Aleksander Domogarow) angehalten hatte, begibt sich Jan als Gesandter des Fürsten zu den Kosaken. Diese planen unter ihrem obersten Hetman Chmelnyzkyj (Bohdan Stupka) einen großen Aufstand, da sie mit der polnischen Herrschaft unzufrieden sind. Jan wird ihr Gefangener, aber von Bohdan Chmelnyzkyj nicht getötet, auch weil er in Jans Schuld steht. Jan muss mitansehen wie die Kosaken zusammen mit den Tartaren von Tuhaj Bej (Daniel Olbrychski)über die Polen in der Schlacht bei Schowti Wody siegen. Daraufhin freigelassen erfährt Jan davon, dass Bohun die Familie seiner Verlobten niedergemetzelt und diese nach einer Verfolgungsjagd gefangen hatte. Der Krieg zieht sich dahin und Jeremis Unnachgiebigkeit scheint die Polen an den Rand der Katastrophe zu führen. Ein großes Heer der Osmanen und Kosaken unter Khan İslâm Giray (Adam Ferency) und Chmelnyzkyj belagern schließlich Jeremi und seine Getreuen in einer Stadt. Jan gelingt es durch die Linien zu schlüpfen und er alarmiert den polnischen König, Johann II. Kasimir (Marek Kondrat). Jeremi wird gerettet und Jan findet Helena wieder, welche ehedem von Jans Knappen Rzędzian (Wojciech Karol Malajkat)befreit und danach vor Tartaren bewahrt worden war. Jurko Bohun wird als Gefangener von Jeremi an Jan und seine Gattin Helena ausgeliefert. Trotz seiner Taten schenken beide ihm die Freiheit. Am Ende wird ein Ausblick auf den Fotgang des Krieges nach 1649 gewährt.

Zu den Kostümen kann ich nicht viel sagen, weil ich keine Ahnung von polnischer, kosakischer oder gar tartarischer Kleidung in jener Zeit habe. Ganz selten sieht man auch Soldaten oder eben den König in westlicher Tracht, was ganz schön ausschaut. Was mir sehr gut gefiel, das waren die Frisuren, die jeweils zu den Charakteren passen. Man hat sich offensichtlich an zeitgenössischen und anderen Gemälden orientiert, v.a. was die bedeutenden historischen Figuren wie den Polenkönig oder Fürst Jeremi anbelangt. Als Einziges fand ich die Schminke von Helena total unpassend. Da blitzten mal die 1990er durch.
Die Handlung nimmt es nicht so 100% genau mit den historischen Ereignissen. Überhaupt scheint es ein Spagat zwischen Historie, Romanvorlage von Nobelpreisträger Sienkiewicz und filmischer Machbarkeit binnen 175 Minuten.
Was mir sehr gut gefiel war die Unterhaltung. Die teilweise sehr derben Witze können auch schonmal mitten im Schlachtgetümmel vorkommen. Aber das entspricht nunmal der polnischen Literatur. Ebenso wie in "Potop" (1974) spritzt reichlich das Blut und der Film ist sicher nichts für Zartbesaitete.
Auch macht er es dem Zuseher nicht eben leicht, dass er auf eine Seite gezogen wird. Natürlich hat Jan für sich, dass seine Gefährten überwiegend ungemein launige Charaktere sind. Auf der anderen Seite ist aber auch Chmelnyzkyj und seine Ziele nachvollziehbar. Die Polen stehen den Kosaken an Grausamkeit an nichts nach und Fürst Jeremi wird nicht extra sympathisch porträtiert, um den Helden besser aussehen zu lassen. Nein, Jeremi ist ein grausamer Herrscher, der Gesandte pfählen lässt und die Zivilbevölkerung massakriert, Dörfer verbrennt und durchaus seine Grausamkeit auch vorgehalten bekommt.
Es ist schön, dass man nicht eine Sichtweise vorgekaut bekommt. Aber noch mehr gefiel mir, wenn bspw. solche Details vorkamen wie die wirklichen Nöte der kleinen Adligen in Polen für welche dann Rzędzian steht, der einmal vom Streit seiner Familie mit einer anderen wegen eines Apfelbaums erzählt. Hier kriegt man ebenso wie in den Sauf- und Fressgelagen so etwas wie ein Feeling vom Zeitgeist des 17. Jahrhunderts in Polen.

Ich würde den Film jedem Geschichtsinteressierten empfehlen, v.a. aber weil er ungemein unterhaltsam ist. 8 von 10 blutigen Säbeln unter Vorbehalt, weil ich mich mit poln. Kleidung, Rüstung etc. nicht wirklich auskenne.

....
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 16:27

"Potop"/"Sintflut" (1974)

"Potop" (Jerzy Hoffman) 1974

Das erste Drittel des geradezu epischen 315 Minuten langen Films hat erstmal gar nichts mit der sogenannten Sintflut zu tun. Andrzej Kmicic (Daniel Olbrychski) begibt sich zu der bedeutenden Landadligen Aleksandra Billewicz, genannt Oleńka, (Małgorzata Braunek), die ihm durch eine testamentarische Verfügung als seine Braut zusteht. Nachdem sich die beiden ein wenig näher gekommen sind, wird alles von Kmicics Mission, die Region zu befrieden, und auch durch die Frevel seiner ruchlosen Offiziere überschattet. Als diese Offiziere im Streit mit ortsansässigen Adligen erschlagen werden, schwört sich Kmicic Rache und lässt ein Dorf niederbrennen. Statt die Bevölkerung damit einzuschüchtern wird er aber selber zum Gejagten, da seine Männer von den Einwohnern getötet werden. Kmicic flieht daraufhin zu Oleńka, die ihn nun allerdings verabscheut. Zwar versteckt sie ihn vor ihren Nachbarn, die ihn töten wollen. Aber sie will nichts mehr mit ihm zu tun haben. Kmicic sieht daher kein anderes Mittel als Oleńka zu entführen, worauf er von Oberst Michał Wołodyjowski (Tadeusz Łomnicki) zu einem Zweikampf gestellt wird. Hier zeigt sich schon, dass Michał einer der besten Säbelfechter Polens ist. Schwer verwundet unterliegt Kmicic dem wackeren Oberst. Dieser vergibt ihm, wenn sich Kmicic dem Fürsthetman Janusz Radziwiłł (Władysław Hańcza) unterstellt, um gegen die wahren Feinde Polens zu kämpfen.
Kmicic schwört Janusz Radziwiłł einen Treueeid auf das Kreuz. Doch bald sieht er sich in einer Zwickmühle, als die Schweden einmarschieren. Denn nun zeigt Janusz Radziwiłł sein wahres Gesicht, als er zum Schwedenkönig überläuft. So muss auch Kmicic wegen seines Eides ein Verräter an seinem eigenen König und an seinen Freunden um Oberst Wołodyjowski werden. Immerhin gelingt es ihm diese vor der Flucht zu bewahren. Um sich Kmicics Treue zu bewahren, holt sich der Fürsthetman von Litauen Kmicics Geliebte an den Hof, wo sie zusehends in die Fänge von Bogusław Radziwiłł (Leszek Teleszyński) gerät, der in eine Art Obsession zu ihr verfällt. Als Kmicic endlich die ganze Wahrheit über die Radziwiłłs einzusehen vermeint, beschließt er die Seiten zu wechseln. Ein Versuch Bogusław zu entführen und dem polnischen König auszuliefern misslingt zwar, aber dafür kann sich Kmicic nach Jasna Góra durchschlagen, wo er die Eroberung des Klosters durch die Schweden maßgeblich selbst verhindern kann, weil er ein großes Belagerungsgeschütz zerstört.
Dennoch gilt er noch immer vor allem als ein rücksichtsloser Offizier und Gefolgsmann des Janusz Radziwiłł. Kmicic kommt an den Hof des polnischen Königs (Piotr Pawłowski), dem er auf dessen Rückkehr aus dem Exil in Schlesien irgendwo auf der Straße das Leben rettet. Ein weiteres Mal ist Kmicic dem Tode nahe, erholt sich aber, um am Krieg gegen die Schweden teilzunehmen. Während der von den Konföderierten bedrängte Janusz Radziwiłł unterdes gestorben ist, sieht es auch für König Karl Gustav von Schweden (Leon Stanisław Niemczyk) zusehends düsterer aus. Er muss sich vor den Polen zurückziehen. In einer Schlacht unterliegen die Schweden, die hierbei von Bogusław Radziwiłł angeführt werden, einem polnischen Heer. Bogusław Radziwiłł wird von Kmicic gefangen genommen und verspricht ihm, die Wahrheit über Kmicic verlauten zu lassen, wenn der Oberst ihn nur am Leben lässt. Kmicic nimmt weiterhin am Krieg gegen die Schweden teil, wird wieder schwer verwundet und trifft zufällig Oleńka. Sie war unterdessen aus Bogusław Radziwiłłs Schloss entkommen und auf ihr Gut zurückgekehrt. Am Schluss, 1658, wird bekannt gemacht, was Kmicics wahre Verdienste sind und ihm wird nicht nur von Oleńka, sondern auch von ihren ehemals gegen Kmicic so erzürnten Nachbarn verziehen.

Was hier ins Auge sticht, ist der gewaltige Aufwand an Statisten, Pferden, Kutschen, Kanonen und so weiter. Bei der Ausstattung wurde ein enormer Aufwand betrieben und teilweise ist es erstaunlich wie tief man das Bild der Truppen beider Seiten durchdachte. Beispielsweise sieht man in den Massenszenen, als erstmals die schwedischen Truppen gezeigt werden, dass die Soldaten überwiegend recht alt und erfahren aussehen - offensichtlich sollen es Veteranen aus dem Dreißigjährigen Krieg sein. Beeindruckend auch die Massen an Kanonen, die anders als in vielen Filmen, dann auch von bis zu 6 Pferden gezogen werden wie es für die schwereren Geschütze der Zeit auch korrekt ist, aber viel zu selten in Filmen vorkommt. Bei den Polen sieht man auch alle möglichen Facetten an Truppen: ein wenig Fußvolk, die charakteristischen Hussaria, aber auch die Pancerni mit ihren Kettenhemden, Mizurka, Schilden etc.. Kmicic ist in weiten Teilen des Films ein Oberst der Pancerni. Er kommandiert aber auch gegen Ende Tataren, die dem polnischen König von ihrem Khan unterstellt wurden. Bei den Schweden hat man sich oftmals viel Mühe mit den Bärten und der Haartracht der Soldaten gemacht. Nur König Karl Gustav hätte ruhig ein bisschen pfundiger sein dürfen. ;) Ansonsten hat man sich ja wie auch in "Mit Feuer und Schwert" recht stark an den Gemälden orientiert.
Auffällig ist hier wieder, dass von Russen beispielsweise keine Rede ist. Die entscheidende Niederlage der Polen in der Schlacht bei Warschau im Juni 1656 wird gar nicht erwähnt. Auch die Rolle des Seitenwechsels der Brandenburger nach dieser Schlacht im Vertrag von Wehlau auf die polnische Seite fehlt. Wahrscheinlich hätte das nicht ins Konzept gepasst, weil ja der Tod von Janusz Radziwiłł (1655) und die erfolgreiche Behauptung von Jasna Góraan der Jahreswende 1655/56 zu Wendepunkten im Krieg stilisiert werden.
Mich überraschte bei der Akribie der militärischen Ausstattung der beiden Parteien, dass die Tataren nicht eher in ihrer damaligen Kampfweise dargestellt wurden, die ja sehr gut überliefert ist. Dass sie einmal auf der Flucht mit ihren Bögen zurück schießen, ist dann schon alles.
Sehr spannend fand ich an sich die Handlung, vor allem weil der Konflikt immer wieder in Kmicic selbst stattfand. Die Rolle seines Mentors, des Fürsthetmans, war bis zuletzt undurchsichtig. Kmicic wird in dem Film letztlich erwachsen, auch wenn er bereits am Anfang Obrist ist. Aber er hing ab Beginn auch immer stark von seinen Freunden ab bzw. ließ sich rasch von einer Vaterfigur, egal ob der ältere Radziwiłł oder Wołodyjowski leiten.
Meine beiden Hauptmankos, weshalb ich dem Film trotz der deutlich komplexeren und spannenderen Handlung als "Mit Feuer und Schwert" nicht genauso gute Noten geben würde, sind teilweise die Kostüme. Wenn man westliche Kleidung sieht, sehen die Hemdskrägen einfach oftmals wie Omas Häkeldecke und nicht wie ein Spitzenkragen des 17.Jh. aus. Die westlichen Damenkleider am Hof der Radziwiłł waren einfach nur gruselig. Da trug ja offenbar keine eine Schnürbrust und diese Schnitte sahen auch eher karnevalesk aus. Seltsam auch immer diese Frisuren von der Oleńka, teilweise mit offenen Haaren - da hat man sich in "Mit Feuer und Schwert" mehr Mühe gegeben. Die Schminke der weiblichen Hauptrolle wirkte ungefähr genauso wie in dem Film von 1999.
Die besten Szenen waren für mich in den Holzgebäuden, auf dem Gutshof von Oleńka genauso wie dann einmal im Wald.
Die Nebenrollen schienen mir irgendwie mehr geschauspielert zu haben als die übrigen.

Ein trotz der paar weniger tollen Aspekte beeindruckender Film, den man nicht nur als "Fan" des 17. Jahrhunderts mal gesehen haben sollte, allein schon wegen dem Aufwand, der da betrieben wurde.
7 von 10 Säbeln.
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Re: Verfilmte patriotische "Schlachten" im Ostblock

Beitragvon pentium » 1. Juni 2025, 16:47

"Pan Wołodyjowski" (1968)

Pan Wołodyjowski (Jerzy Hoffman) 1968

Die letzte Folge der Triologie. Ich habe eine deutsche Fassung mit nur 142 Minuten gesehen, wo vieles gar nicht erklärt wurde. Plötzlich war da eine Belagerung, man erfuhr nicht den Anführer der Belagerer und auch der Name des poln. Kommandeurs wurde nur mal beiläufig erwähnt. Aber hier zur Handlung wie ich sie verstanden habe.

Herr Zagłoba (Mieczysław Pawlikowski), der genauso wie Wołodyjowski in allen 3 Filmen auftritt, kommt in die Stadt, wo der Sejm zusammentreten soll. Er erhält dort die Aufgabe den Oberst Wołodyjowski (Tadeusz Łomnicki) davon zu überzeugen, dass er das Kloster verlassen soll, in das er nach dem Tod seiner Frau eingetreten ist. Durch eine List gelingt dies auch. Wieder unter seinen Freunden packt ihn Jan Sobieski (Mariusz Dmochowski) bei der Ehre und bringt ihn dazu wieder als Offizier ins polnische Heer einzutreten. Bald verliebt er sich in Krystyna Drohojowska (Barbara Brylska) und will sich mit ihr vermählen, wenn er aus dem umkämpften Gebiet zurückgekehrt ist.
Wołodyjowski lernt nun im Grenzgebiet den alten Nowowiejski (Władysław Hańcza) kennen, der ihm seine Lebensgeschichte erzählt und wie er seine Frau verloren und einmal fast den Sohn des Tuhaj Bej als Geisel genommen hätte. Bei der Gelegenheit verrät fast Azja (Daniel Olbrychski), ein Kommandierender der Tataren unter Wołodyjowski, seine wahre Identität.
Wieder bei seiner geliebten Krystyna muss Wołodyjowski erkennen, dass sie ihm untreu geworden ist und sich in seinen alten Kampfgefährten Ketling (Jan Nowicki) verliebt hat. Statt ihn wie beabsichtigt im Zweikampf zu töten, verzeiht Wołodyjowski ihm und erfährt zufällig, dass ihn die burschikose Basia (Magdalena Zawadzka-Holoubek), Krystynas Schwester, stattdessen liebt.
Daraufhin nimmt Wołodyjowski sie zur Frau und kehrt mit ihr in das Kampfgebiet zurück, wo sie sogar ein Gefecht mitmacht in dessen Verlauf sich Azja in sie verliebt. Da der stolze Azja von Nowowiejski gedemütigt wurde, um dessen Tochter Ewa (Irena Karel) er angehalten hatte, schwört sich Azja Rache zu nehmen. Denn Azja beginnt die Tataren der Umgebung gegen die Polen aufzuwiegeln. Basia will nun Azja, weil sie von Ewa dazu gedrängt wird, bei Nowowiejski Gehör verschaffen. Deswegen reist sie mit den beiden zu Ewas Vater. Auf der Reise gibt Azja gegenüber Basia seine wahren Absichten zu erkennen. Er will Basia entführen, doch diese streckt ihn mit einem Schlag mit dem Knauf einer Pistole nieder, so dass er ein Auge verliert. Sie kann durch den Schnee, verfolgt von Tataren in die Festung ihres Gatten fliehen. Azja sucht nun den alten Nowowiejski auf, den er tötet und dessen Tochter er erniedrigt und dann an die Osmanen verschenkt. Nowowiejski Sohn (Marek Perepeczko) legt sich nun auf die Lauer, um allsbald mit Azja abzurechnen. Tatsächlich gelingt Adam Nowowiejski ein Überraschungsangriff auf Azjas Lager, wobei er den Tatarenanführer in seine Gewalt bringt, um ihn an schließlich grausam durch Pfählen zu töten.
Hier bricht die Handlung ab und man sieht danach Wołodyjowski im Kriegsrat des Generals Potocki (Wiktor Grotowicz), der Wołodyjowski die Verteidigung der beiden Burgen von Kamjanez überträgt während Kettling die Artillerie befehligen soll. Es war ehedem Wołodyjowski nicht gelungen seine Frau zu überzeugen nach Warschau zu fliehen. Nun beginnt die Belagerung der Stadt, wobei es die Osmanen vermögen unter hohen Verlusten die untere Burg zu zerstören, vor allem da sie Minen einsetzen. Potocki und vor allem Bischof Lanckoroński (Andrzej Tadeusz Szczepkowski) werden mehr und mehr von der Bevölkerung, vor allem den Kaufleuten, dazu gedrängt zu kapitulieren. Als sie nach längeren Kämpfen die Stadt den Angreifern übergeben, sprengen sich Kettling und Wołodyjowski mit dem Pulverlager des oberen Schlosses in die Luft.
Am Ende sieht man Jan Sobieski in einer Art Kirche den Säbel blank ziehen und darauf einen Reiterangriff von den Hussaria.

Dieser Film ist ganz anders als die zwei anderen, weil deutlich stärker die Handlung gestrafft wurde. So gibt es im Grunde keine so komplexe Handlung. Man könnte sagen, der Film besteht aus 3 Kapiteln, die streng nacheinander abgearbeitet werden: 1. der Oberst findet seine Gattin Basia, 2. Azja und Basia, 3. die Belagerung von Kamjanez. Deswegen hat mir der Film auch von der Spannung her gar nicht gefallen. Die Hauptfigur des Oberst Wołodyjowski ist in allen 3 Filmen eine geradlienige Figur, die in sich eigentlich nie so was wie Selbstzweifel oder dergleichen trägt. Im Feld ist er ein geschickter Taktiker, der beste Fechter der Polen, aber anders als beispielsweise Kmicic nicht irgendwie gerissen oder für eine Überraschung gut. Außerdem schien es, als ob der Film immer wieder eine Saite anreißt, auf der er dann gar nicht spielt. Bspw. erwähnt einmal Sobieski, dass er Wołodyjowski bis zum nächsten Sejm wieder bei sich haben muss. Aber irgendwie kommt es dann zu keiner Auflösung, weil der Film nach der Rückkehr Wołodyjowskis aus dem Feld dann nur die Liebesgeschichte zwischen ihm und Basia behandelt.

Die Kostüme sind hier noch deutlich schlechter als in "Potop". Diese rothaarige Perücke des "schottischen" Obersts Kettling sieht einfach nur albern aus. Sie soll ja eigentlich sein eigenes Haar andeuten. Aber man sieht eindeutig, dass es eine Perücke ist - genauso wie beim Bischof. Und die meisten Rollen wie Sobieski, Wołodyjowski und andere hatten auch gar nicht die typische polnische Frisur des 17.Jh., sondern einfach einen ganz modernen Haarschnitt. Die westlichen Kostüme sahen überwiegend einfach greißlich aus wie vor allem das Wehrgehänge von Kettling, aber auch die Kleider der Gemahlinnen von Kettling und Wołodyjowski. Man sieht schon eindeutig wie die Verfilmungen von Hoffman von 1968 über 1974 und dann hin zu 1999 einen merklichen Fortschritt hinsichtlich Ausstattung gemacht haben. So sehen auch einige Bauten in "Pan Wołodyjowski" schlichtweg nach Pappe aus. Die Figuren laufen oftmals in leeren, weiß ausgetünchten Räumen rum. Die Szenen haben keinesfalls diese großartige Atmosphäre wie in weiten Teilen in "Potop" und noch stärker die Wirtshäuser in "Mit Feuer und Schwert".

Insgesamt ein nur eher mäßiger Film, der weder durch spannende Charaktere, noch durch eine spannende Handlung bestechen kann. Die patriotischen Reden sind hier deutlich nerviger als in "Potop". Nur 5 von 10 Kanonenkugeln.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

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