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Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

BeitragVerfasst: 21. März 2018, 16:40
von Interessierter
Ukrainer, Polen, Russen und Italiener: In Bykiwnja bei Kiew wurde das wohl größte Massengrab des Sowjet-Terrors in der Ukraine entdeckt.

Das wäre doch ein schönes Naherholungsgebiet: Kiefernwald auf sandigem Grund, Beeren und Pilze, der frische Duft des Harzes. Am östlichen Stadtrand von Kiew mit seinen Wohntürmen liegt die Siedlung Bykiwnja, dahinter beginnt der Wald. Der Wald von Bykiwnja birgt ein schreckliches Geheimnis.

Seit Perestrojka und Wende hatten Bürgerrechtler, Historiker und Journalisten auf beiden Seiten der Grenze nach Verschollenen gesucht. Die Ukrainer vermuteten, dass sich im Wald von Bykiwnja (russisch: Bykownja) Massengräber aus der Stalinzeit befinden. Bisher war auf einer Gedenktafel, um die Spuren zu verwischen, von „Opfern der Faschisten“ die Rede gewesen. Jetzt meldeten sich immer mehr Angehörige der Opfer und Augenzeugen zu Wort, die Presse berichtete, am Ende stürzte darüber 1988 der Innenminister der damals noch existierenden Sowjetrepublik, der die Medien bei ihrer Arbeit behindern wollte.

Auf den Gruben standen Kiefern

Die Polen schickten erstmals 1994 Archäologen in die Ukraine, die nach im Zweiten Weltkrieg verschwundenen polnischen Offizieren suchten. Nach und nach wurden beide Seiten fündig: Die Verschollenen waren von der sowjetischen Geheimpolizei NKWD in den Jahren 1937 bis 1941 ermordet und im Wald von Bykiwnja verscharrt worden. Auf viele der Gruben wurden junge Kiefern gepflanzt, die jetzt, 30 Meter groß geworden, gefällt werden mussten, damit die Gräber geöffnet werden konnten.

Am Freitag wird ein Sonderzug aus Warschau 300 Angehörige der Opfer nach Kiew bringen. Teresa Dangel, Jahrgang 1927, wird dabei sein. Ihr Vater war Oberst der polnischen Kavallerie gewesen. Als im September 1939 nach der Wehrmacht auch die Rote Armee Polen überfiel, geriet er, wie etwa 250.000 polnische Soldaten, in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Dann verlor sich seine Spur. „Bis in die Neunzigerjahre hatten wir keine Gewissheit über sein weiteres Schicksal“, erzählt die rüstige alte Dame. „Erst jetzt bekommt er ein würdiges Begräbnis.“

Erst jetzt ist klar, was mit ihm geschehen war. Wie etwa 22.000 Offiziere, höhere Beamte und Polizisten wurde er für längere Zeit interniert. Dann wurden die Gefangenen in Lager im Westen Russlands und in der Ukraine gebracht. Stalins oberster Geheimpolizist Lawrentij Berija schlug am 5. März 1940 vor, diese Angehörigen der polnischen Eliten, weil sie im Falle ihrer Freilassung sofort „den Kampf gegen die Sowjetmacht aufnehmen“ würden, präventiv zu erschießen. Stalin und das Politbüro der KP sagten Ja. Im westrussischen Katyn und anderen Waldgebieten wurden die Erschießungen vollzogen. Die Angehörigen der Toten, etwa 60.000 Personen, wurden nach Kasachstan deportiert.

Von 5000 polnischen Opfern fehlt jede Spur

2001 begann der polnische Archäologe Andrzej Kola, bei Kiew zu graben. Er erzählt sehr nüchtern davon: „Das ist für unsereinen Routine. Wo schriftliche Quellen fehlen, hilft die Archäologie.“ Immer wieder blockierten die ukrainischen Behörden jahrelang weitere Grabungen. Doch die Polen ließen nicht locker. Am Ende konnten die Archäologen anhand von 5400 Uniformteilen, Stiefeln und Gegenständen fast 2000 polnische Leichen identifizieren, jedoch nur neun eindeutig mit Namen. Bei gut 5000 der 22.000 Ermordeten fehlt immer noch jede Spur, ihre Massengräber werden an anderen Orten in der Ukraine und vor allem in Weißrussland vermutet.

Mit diesem Bericht aus dem Jahre 2012 geht es hier weiter:
https://www.welt.de/kultur/history/arti ... -Kiew.html

Re: Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

BeitragVerfasst: 21. März 2018, 19:44
von Volker Zottmann
Auch meine Frau hat inzwischen durch polnische Seite die Gewissheit, dass ihr Opa, der Vater meiner Schwiegermutter in Katyn von den Russen erschossen wurde.
Diese Schicksale zu verfolgen, soweit noch Angehörige belegbar sind, ist fürchterlich. Ich wundere mich immer noch und immer wieder, wie meine Schwiegermutter das alles weggesteckt hat. Selbst wurde sie 80 km vor Warschau von den Nazis nach Ostpreußen bei Tilsit verschleppt und dann 1945 in Dänemark interniert. Ihren wahren Namen und ihre volle Identität erhielt sie erst 1954 wieder. Die DDR aber ließ sie damals nicht mal zum Begräbnis der gerade wiedergefundenen Großmutter nach Polen.

Für mich ergibt sich betrachtend das Fazit, dass die Russen und die deutschen DDR-Kommunisten keinen Deut besser waren als die faschistischen Nationalsozialisten. Umnenschlich eben.

Gruß Volker

Re: Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

BeitragVerfasst: 21. März 2018, 22:12
von Ari@D187
Interessierter hat geschrieben:Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

Bykiwnja, Babyn Jar, schwere Rückzugsgefechte 1943...Kiews Boden war bzw. wurde in diesen Jahren blutgetränkt.

Ari

Re: Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

BeitragVerfasst: 22. März 2018, 19:55
von augenzeuge
Ari@D187 hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

Bykiwnja, Babyn Jar, schwere Rückzugsgefechte 1943...Kiews Boden war bzw. wurde in diesen Jahren blutgetränkt.

Ari

Thema....?
... wurde das wohl größte Massengrab des Sowjet-Terrors in der Ukraine entdeckt. 

AZ

Re: Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

BeitragVerfasst: 22. März 2018, 20:12
von Ari@D187
augenzeuge hat geschrieben:
Ari@D187 hat geschrieben:
Interessierter hat geschrieben:Stalins Golgatha – das größte Massengrab bei Kiew

Bykiwnja, Babyn Jar, schwere Rückzugsgefechte 1943...Kiews Boden war bzw. wurde in diesen Jahren blutgetränkt.

Ari

Thema....?
... wurde das wohl größte Massengrab des Sowjet-Terrors in der Ukraine entdeckt. 

AZ

Das du den Zusammenhang mit dem Thema nicht verstehst ist in Ordnung. Dies in deinem Beitrag zu dokumentieren war hingegen unnötig.

Ari