von pentium » 14. April 2015, 17:38
14. April
1639
In der Schlacht von Chemnitz bringen die Schweden unter Johan Banér im Dreißigjährigen Krieg den kaiserlichen Truppen unter Matthias Gallas eine Niederlage bei.
Verlauf
Bereits zwei Tage vor der Schlacht hatte sich das Heer Johan Banér mit dem vom Lennart Torstensson zusammenschließen können. Daraufhin bewegte sich die Streitmacht einen Tag später Richtung Chemnitz. Die kaiserlichen und kursächsischen Truppen, die davon erst am nachfolgenden Tag erfuhren, verließen sodann ihr Quartier bei Hohenstein-Ernstthal und zogen sich zurück. Noch beim Rückzug wurde die kaiserliche Nachhut Gallas von dem schwedischen Heer überrascht und geschlagen. Durch den Zeitgewinn konnten sich aber die kaiserlichen Truppen unter Gallas in Schlachtordnung aufstellen.
Positioniert in zwei Flügeln, der linke vor Chemnitz, der rechte hinter dem gleichnamigen Fluss, traf die Armee mit der schwedischen Kavallerie zusammen. Zunächst griffen die Schweden nur den linken Flügel an, nachdem die Kaiserlichen dem ersten Angriff noch standhalten konnten, brach der linke Flügel beim zweiten Angriff der Kavallerie auseinander.
Bestärkt durch den Erfolg, ließ Banér die Chemnitz überqueren, um den rechten Flügel noch am selben Tag anzugreifen. Der rechte Flügel Gallas ergriff daraufhin die Flucht, somit war die Schlacht mit einer vernichtenden Niederlage für die Kaiserlichen und Kursachsen verloren. Auch konnten die Schweden, die ihre Artillerie und Infanterie gar nicht eingesetzt hatten, die Artilleriegeschütze und den Tross ihrer Gegner erbeuten. Nach dem Sieg war für Johan Banér der Weg nach Böhmen geöffnet, zunächst belagerte er jedoch ein zweites Mal (ebenso erfolglos) die Bergstadt Freiberg.
Über die kaiserliche Niederlage am 14.4.1639 berichtet der Erzgebirgschronist Lehmann in seiner Kriegschronik unter „Das gröste Unglück vor Chemnitz“[1]:
„Der Schwedische General Leonhart Torsten-Sohn wahr nun mit der hinderstellichen Armee und Artollerey auß dem Stift Halberstadt[2] aufgebrochen, Nach dem Fürstenthumb Altenburg[3] gerückt und zue Zeitz[4] den 2. April mit Banern sich conjungiret, und weil er kundtschaft eingezogen, daß die keyßerlichen und Chur-Sächsischen zwischen Zwicke[5] und Chemnitz stünden und sicher legen, brach er den 3. April von Zeitz auf und eilte auf die keyßerlichen zue, ehe Hatzfeld, der schon ezliche Regiementer zum Succurs vor Freyberg[6] geschickt hatte und nunmehr in March wahr, von Eichsfeld[7] durch Düringen mit den Chur-Sächsischen zuesammenzuestoßen, sich conjungiren kundte, schickte von Altenburg den General Schlangen [Slange; BW] uff Zwicka und von dar mit wenig reutern mittin unter die Marzinischen [Morzin; BW] und Chur-Sächsischen. Der recognoscirte alles, wie sie lagen, und ritte wieder zum Baner. Der General Marzin wuste nicht, daß Baner so nahe, und daß Torstensohn zu ihme gestoßen sey. Doch bekam er 3. April abendts umb 5 Uhr kundtschaft, ließ seine Regiementer zuesammenziehen und befahl, daß Sie Morgens alle solten vor Chemnitz stehen. Des abendts zuevor war das keyßerliche Haupt-Quartier zum Honstein[8] gewesen; dohin kam Baner, der sich 4. April viel früher aufgemacht, mit aufgang der Sonne, traf doselbst in der retrogarden 300 Pferde und jagte Sie ins Corpus, das vor Chemnitz stunde. Marzin hatte den Paß an einen Morast vor Chemnitz, den er durchmuste, mit Trajonern besezt, damit der feind nicht da durchbreche, aber es halfe nichts. Baner sezte an, brachte in der eil uber 4 Regiementer zue Pferde, Sein leib Regiement, des Torsten-Sohns, Hans Wachtmeisters und Hans Wittenberg(s), darzue viel Wagehälse, die theils in nachjagen ermüdeten und sich in Marrast durchwuhleten, uber den Marrast hatte (er) die andere Armee ihme nach commandirt, jagte die Trajoner weg, hiebe durch, machte das felt unsicher und nahmb dem Marzin die Höhe, welcher unter deßen, Ehe der feindt uber den Pas kommen, Zeit gehabt, sich zue stellen.
Gegen die Statt sazte er an einen Marrast den lincken Flügel, der meist von Curaßiren bestundte, hinder Chemnitz aber uber den fluß den rechten flügel, die wahren viel stärcker an Volck, den der feindt, hatten stücke und Munition bey sich, welches dem feinde noch zur Zeit fehlte. Baner thete mit seinen regiement den ersten angrif an Lincken flügel und litte schaden, die andern 3 Regiementer entsazten ihn, und kamen andere Regiementer mehr darzue und jagten den Lincken flügel in disordre an 2 marrastigen graben, drüber Sie nicht kommen kunten, zum großen Vortheil der Schwedischen; den was nicht gegen Chemnitz zum rechten flügel entkam, das wurde alles entweder gefangen oder Niedergehauen. Weil nun der Schweden volle Armee auch ankommen wahr, wurde commandirt, wer reiten kundte, sezten derowegen die Schwedischen regiementer durch den fluß Chemnitz und chargirten den rechten flügel, der schon gewichen und sich hinder 3 Morrastigte Dämme gesetzet hatte, gingen doch fort und wurden meist niedergehauen. Das Fußvolck drengte Sich an ein Wäldlein nach der Stadt und trachtete ferner an Walt 400 schrit gegen den gebirge und wolte außreißen. Baner ließ ihnen vorbeugen durch General-Major Stalhansen [Stålhandske; BW], Herr Major Pfulen [Pfuel; BW], Obrist Schlangen [Slange; BW] Regiement und 1 Esquadron von Konigsmarck untter Obrist-Leutenant Hammerstein, die hohleten Sie ein, machten ezliche 100 nieder, nahmen den Rest gefangen und richteten damit die keyßerliche, Chur-Sächsische und Salische armee auf einen tag hin, verfolgeten die flüchtigen Nach Leipzig,[9] Freyberg, Annen[10]- und Marienberg.[11] Der General Marzin kam kümmerlich darvon ohne hut und mit einen Pferd biß an die Seigerhütte an die Flöhe. 800 blieben auf der Walstat, 2000 zue fuß wurden gefangen, 40 standtarten, 20 fahnen, alle stücke, munition und Pagage bliebe in stich. Das thaten die Schweden nur mit der Avangardia von lauter Reutern, und ist kein Canonschuß darzue kommen, welches der Churfürst dem General Marzin, den er mit den Calenbergischen [Reinecke von Callenberg; BW] Regiement nach Dresden[12] confoiren ließe, heftig verwiese, von seinen Reutern 400 wiedersamlete und den rest von allen seinen Regiementern den Obristen Wachtmeister Trautischz [Trauditsch; BW.] ubergabe, der reformirte Sie und nahm sie mit sich in Böhmen. Da hatte des Marzins Commando ein Ende.
Die keyßerlichen gingen nach Pirn,[13] Frauenstein,[14] in Böhmen nach Brüx[15] und Prag. Viel wahren nach diesen gebirgen geflohen und gingen die gantze Nacht durch Elterlein[16] auf Annenberg mit blutigen Köpfen, ferner hienunder biß nach Dresden, darüber alles rege und furchtsam wurde in Gebirge, alle Flecken und Dörfer rißen auß nach den Wäldern und in die Städte. Den 5. April sahe mann noch immer einzlich die geschlagenen reuter auf allen straßen nach Böhmen reiten, die leute untterwegens angreiffen, den Sie sehr hungrich thaten und wurden eines theils an Päßen mit Pulver und bley gespeist, daß Sie des hungers vergaßen, ehe sie in Böhmen kommen. Die Schweden haben ihnen auch nachgesezet in das gebirg undt vor Annenberg etliche Chur-Sächsische weggenommen“.
quelle:
30jaehrigerkrieg.de/quelle-28-lehmann-schlacht-bei-chemnitz-14-4-1639/
mfg
pentium
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Anton Günther
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