Geschichtsunterricht

Weltgeschichte, Geschichte Deutschlands und allgemeine geschichtliche Themen, sowie archäologische Beiträge u.s.w...

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 2. August 2024, 14:53

augenzeuge hat geschrieben:Abel enttarnte sich selbst ...
AZ

Korrekt, weil er Angst vor Repressalien hatte, wenn er in die UdSSR zurück kehrt, so die Aussage in seiner Biografie.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 15. August 2024, 16:12

Hallo,

Gerade habe ich im historischen Forum von Drehscheibe-Online einen Beitrag gefunden, der ein bemerkenswertes Dokument enthält - internationale Güterzugfahrplankonferenz 1949 in Amsterdam. Das der Name Deutsche Reichsbahn auf Grund von Vorgaben der Siegermächte nicht geändert werden konnte war ja bekannt, wollten hier die Herrschaften der Deutschen Bundesbahn ihre Kompetenzen überschreiten ? Immerhin wurde es ja nicht im Sinne der Deutschen Bundesbahn verwirklicht.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 24. August 2024, 10:21

Vor 33 Jahren erklärte die Ukraine ihre Unabhängigkeit. Seitdem ist der 24. August der Nationalfeiertag des Landes.
Die Ukrainer bewohnten um 1700 ein Gebiet, das in sieben unterschiedliche Herrschaftsbereiche aufgesplittert war:
Das linksufrige Hetmanat mit Kiew, eine autonome Region Russlands
Die Sloboda-Ukraine um Charkiw als Teil des Russischen Reichs
Die von Russland weitgehend unabhängige Saporoger Sitsch
Die rechtsufrige Ukraine als Teil Polen-Litauens
Die Gebiete von Galizien, Chełm und Podlachien des polnischen Königreichs
Die ungarische Karpatenukraine der Habsburgermonarchie
Die nördliche Bukowina im Fürstentum Moldau unter Osmanischer Oberherrschaft.
Unter Katharina der Großen, Zarin von 1762 bis 1796, konnte Russland sein Territorium auf dem Gebiet der heutigen Ukraine erheblich ausweiten. Mit Ausnahme der Gebiete um Lemberg, Stanislau und Tarnopol, die 1772 zum habsburgischen Königreich Galizien und Lodomerien kamen, fiel der östliche Teil Polen-Litauens bei den Teilungen des Landes an Russland. Hinzu kam durch Annexion 1783 das Khanat der Krim sowie 1792 das Gebiet um Odessa, das zuletzt zum Osmanischen Reich gehört hatte.
https://www.dw.com/de/als-die-ukraine-u ... a-70014864
https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-116255
https://www.nationalgeographic.de/gesch ... aengigkeit
Viktors Strunskis bei Facebook
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 24. August 2024, 10:36

pentium hat geschrieben:naja, das Fratzenbuch tue ich mir nicht an ... aber sei es drum, an der Stelle einmal einige weiterführende Links:

- Geschichte der Ukraine https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine, beginnend bei den Kiewer Rus,
- Katharina II https://de.wikipedia.org/wiki/Katharina_II., alias Prinzessin Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst,
- die Asow-Bewegung https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Ukraine und Brigade Asow https://de.wikipedia.org/wiki/Brigade_Asow,
- Roman Schuchewytsch https://de.wikipedia.org/wiki/Roman_Schuchewytsch,
- Stefan Bandera https://de.wikipedia.org/wiki/Stepan_Bandera, letztendlich
- Pawlo Schandruk https://de.wikipedia.org/wiki/Pawlo_Schandruk.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 27. August 2024, 16:58

26.08.1989: DDR-Bürger werden zum Bleiben aufgefordert.
https://www.histomich.de/wende/26-08-19 ... gefordert/

SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” fordert DDR-Bürger zum Bleiben auf.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon augenzeuge » 27. August 2024, 18:57

pentium hat geschrieben:26.08.1989: DDR-Bürger werden zum Bleiben aufgefordert.
https://www.histomich.de/wende/26-08-19 ... gefordert/

SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” fordert DDR-Bürger zum Bleiben auf.



Das Beste, was wir tun—unseren guten Kurs fortsetzen... [flash]

AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 28. August 2024, 15:41

pentium hat geschrieben:26.08.1989: DDR-Bürger werden zum Bleiben aufgefordert.
https://www.histomich.de/wende/26-08-19 ... gefordert/
SED-Zentralorgan “Neues Deutschland” fordert DDR-Bürger zum Bleiben auf.

leider nicht barrierefrei, es wird ein kostenpflichtiges Archivabo des nd zum Lesen benötigt ... aber gut.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 29. August 2024, 08:45

29.8. 1944 Beginn des Slowakischen Nationalaufstandes

Am 29. August 1944 brach der Slowakische Nationalaufstand aus, dessen Zentrum Banská Bystrica wurde. Ziel war es, in Zusammenarbeit mit der vorrückenden Roten Armee die Slowakei zu befreien und die Existenz der Tschechoslowakei wiederherzustellen.

Der Aufstand wurde vom Slowakischen Nationalrat zusammen mit dem Militärhauptquartier vorbereitet. Der Aufstand war eine Reaktion auf die schrittweise Besetzung der Slowakei durch die deutsche Armee.

"Die Vorbereitungen liefen zunächst unabhängig voneinander, langsam und im Geheimen ab. Die tschechoslowakische Regierung in London nahm sowohl mit tschechoslowakischen Kreisen als auch direkt mit slowakischen Armeeoffizieren Kontakt auf. Der Aufstand begann jedoch, bevor alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen waren. Die Koordinierung mit der Roten Armee und die Aktionen der Partisanen waren noch nicht geklärt, und die"Jaroslav Pánek und Oldřich Tůma schreiben in ihrem Buch History of the Czech Lands.

Banská Bystrica erhob sich am 30. August 1944 spontan, aber der Aufstand brach vorzeitig und ohne Abschluss der Vorbereitungen aus. Der Aufstand blieb auf das Gebiet der Mittelslowakei mit seinem Zentrum in Banská Bystrica beschränkt. Die Befehlshaber des Aufstandes waren Ján Golian und Rudolf Viest. Die SNP übernahm die Macht in dem aufständischen Gebiet und erklärte den Sturz der Volksregierung und die Wiederherstellung der Tschechoslowakei.

Der langsame Vormarsch der Roten Armee und die Verstärkung der deutschen Armee führten jedoch dazu, dass das von den aufständischen Partisanen kontrollierte Gebiet immer kleiner wurde. "Im September und Oktober 1944 wurde die militärische Lage der Aufständischen kritisch. Sie verfügten nicht über genügend schwere Waffen und die deutschen Truppen nutzten ihre Überlegenheit aus. Heute, vom 18. bis 20. Oktober, haben die deutschen Truppen eine Generaloffensive in der Slowakei gestartet", schreiben Tůma und Pánek.

Um den Slowakischen Nationalaufstand zu unterstützen, unternahmen sowjetische Truppen vom 8. Sie stieß jedoch auf vorbereitete deutsche Verteidigungsanlagen und brachte den angreifenden sowjetischen Truppen und dem 1. tschechoslowakischen Armeekorps schwere Verluste bei. Dieses Korps wurde im Frühjahr 1944 in Wolhynien gebildet, wo die 1. tschechoslowakischen Unabhängigen Brigade und erweitert um zahlreiche Mitglieder der lokalen tschechischen Kolonie und von slowakischen Soldaten, die zuvor in die Reihen der Roten Armee eingetreten waren.

Aber auch die Bemühungen der Roten Armee halfen nicht. Am 27. Oktober 1944 wurde Bánská Bystrica eingenommen, und beide Anführer des Aufstands wurden getötet. Der SNP ist als eine bedeutende antideutsche Aktion zu betrachten, da er eine beträchtliche Anzahl deutscher Kräfte für mehrere Monate an sich band.

Petr Kovář, Allgemeiner Überblick über die Themen, Jaroslav Pánek und Oldřich Tůma, Geschichte der tschechischen Länderwww.historum.com
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 1. September 2024, 14:31

pentium hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Gerd Böhmer hat geschrieben:aus dem n-tv Newsticker
+++ 01.09.2024 09:59 Uhr "Kein gutes Gespür für die Geschichte" - Historiker entsetzt über Wahltermin +++
Der Historiker Peter Oliver Loew kritisiert den Wahltermin für die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen am 85. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen 1939. "Wer auch immer es für eine gute Idee hielt, Wahlen am 1. September abzuhalten, hatte kein gutes Gespür für die Geschichte", sagt der Direktor des Deutschen Polen-Instituts dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Mit Blick auf die in beiden Ländern vom Verfassungsschutz als "gesichert rechtsextremistisch" eingestufte AfD sagte Loew: "Das kann zu sehr unguten Assoziationen führen, wenn in Dresden und Erfurt dann auch noch eine Partei gewinnt, deren Verhältnis zur NS-Zeit alles andere als eindeutig ist."

Ja das sind natürlich Befindlichkeiten, auf die man bei der Planung von Wahlterminen Rücksicht nehmen sollte. Haben sich eigentlich schon französische Historiker gemeldet? 1. September 1870: Im Deutsch-Französischen Krieg unterliegen die Franzosen in der Schlacht von Noisseville. Die Deutschen beginnen erfolgreich die Schlacht von Sedan.

Noisseville sagte mir jetzt auf Anhieb nichts, der Begriff Schlacht von Sedan - 01./02.09.1870 - ist geläufiger, wurde doch der 01. September zu Kaiser Willy's Zeiten als Sedanstag begangen.

Der Sedantag (auch Tag von Sedan oder Sedanstag) war ein Gedenk- und Feiertag, der im Deutschen Kaiserreich (1871–1918) jährlich um den 2. September gefeiert wurde. 2. September.
Schlacht von Noisseville https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_von_Noisseville

es fing ja im Juli 1870 mit der von Bismarck verfälschten Emser Depesche in Bezug auf die spanische Tronfolge an "... wir haben dem Herrn Botschafter nichts weiter mitzuteilen", die Ereignisse vom August und September 1870 waren ja nur der erste Teil und es endete im Januar 1871 mit der Kapitulation Frankreichs und den Ereignissen der Pariser Kommune.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsch-Franz%C3%B6sischer_Krieg und
- https://de.wikipedia.org/wiki/Pariser_Kommune.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 4. September 2024, 13:10

Der Vertrag von Portsmouth vom 5. September 1905 beendete den Russisch-Japanischen Krieg und sicherte Japan die im Krieg errungene Vormachtstellung in Korea und der südlichen Mandschurei.
Nach der Seeschlacht bei Tsushima am 27. Mai, in der die russische Flotte eine verheerende Niederlage erlitten hatte, und nachdem es auch im Inneren zu erheblichen Unruhen gekommen war - Russische Revolution 1905 - sah sich Zar Nikolaus II. gezwungen, einen Verzichtsfrieden abzuschließen. Für die Vermittlung des Friedens stellten sich die USA unter Präsident Theodore Roosevelt zur Verfügung, sodass die Emissäre beider Krieg führender Staaten - Sergei Witte und Roman Rosen für Russland, Komura Jutarō und Takahira Kogorō für Japan - in der Marinewerft Portsmouth zusammenkamen.
Die USA gaben sich als neutrale Unterhändler; tatsächlich sicherten sie sich aber in einer informellen Übereinkunft, im Gegenzug zur Anerkennung der Vorherrschaft Japans in Korea, die Anerkennung ihres Besitzes der Philippinen. Roosevelt selbst erhielt für seine Vermittlerrolle 1906 den Friedensnobelpreis.
https://www.wissen.de/bildwb/nikolaus-i ... n-von-1905
https://www.prlib.ru/history/619512
https://www.nzz.ch/articleD3IY7-ld.358314?reduced=true
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 10. September 2024, 16:09

Haile Selassie....

Vor einem halben Jahrhundert wurde der letzte Negus Negesti von Äthiopien gestürzt
Wolfgang Kaufmann
07.09.2024

Am 12. September 1974 erfuhr die äthiopische Geschichte eine abrupte Wendung. Putschende Offiziere unter der Führung des Majors Mengistu Haile Mariam erzwangen die Abdankung von Kaiser Haile Selassie I. Danach verwandelte der Provisorische Militärverwaltungsrat (PMVR, Derg) die eng mit dem Westen verbundene konstitutionelle Monarchie in eine eng mit dem Osten verbundene marxistisch-leninistische Diktatur. Der gestürzte Herrscher, der als 225. Nachfolger des biblischen Königs Salomo sowie Abkömmling des mythischen äthiopischen Reichsgründers Menelik I. aus dem 1. Jahrtausend v. Chr. galt und die Titel Negusa Negest (König der Könige, Großkönig, Kaiser), Löwe des Stammes von Juda, Verteidiger des Glaubens, Auserwählter Gottes und Großer Führer trug, verbrachte die letzten Monate seines Lebens im Hausarrest, bis er in der Nacht von 27. zum 28. August 1975 auf Befehl des PMVR ermordet und kurzerhand unter den Dielen einer Palasttoilette verscharrt wurde. Damit endete ein 83-jähriger Lebensweg voller Dramatik.

Der spätere Monarch kam am 23. Juli 1892 als Tafari Makonnen auf die Welt. Sein Vater entstammte der kaiserlichen Familie, war aber lediglich Provinzgouverneur. Er verstarb 1906. Danach erhielt Tafari Makonnen eine Erziehung am Hofe von Kaiser Menelik II. und avancierte schließlich im September 1916 infolge etlicher glücklicher Umstände zum Kronprinzen und Regenten des Landes. Dem folgte die Verleihung des hohen Adelstitels Ras.

In seinem neuen Amt bemühte er sich um die Modernisierung Äthiopiens, das 1923 dem Völkerbund beitrat und damals noch meist Abessinien genannt wurde. Fünf Jahre später kam es zu einem Putschversuch konservativer Kräfte, den Ras Tafari Makonnen aber niederringen konnte. Nach dem Tode der Kaiserin Zauditu, die Menelik II. 1916 nachgefolgt war, schlug dann die Stunde des damals 38-Jährigen. Unter dem neuen Namen Haile Selassi (Macht der Dreifaltigkeit) bestieg er am 2. November 1930 in Nachfolge seiner verstorbenen Cousine den Kaiserthron in Addis Abeba.

Bemühen um Modernisierung
Zu den frühen Amtshandlungen des neuen Herrschers gehörte die Verabschiedung der ersten äthiopischen Verfassung. Diese sah zwar ein Parlament mit zwei Kammern vor, beschränkte die Handlungsfähigkeit des Monarchen in der Praxis aber nur ganz unwesentlich. So hieß es ausdrücklich, dass „die Person des Kaisers heilig, seine Würde unantastbar und seine Macht unbestreitbar“ sei.

Die weitere Entwicklung des Kaiserreiches wurde am 3. Oktober 1935 gewaltsam unterbrochen, als Truppen Italiens ohne Kriegserklärung aus dessen Kolonien Eritrea und Italienisch-Somaliland ins benachbarte Äthiopien einfielen und damit den bis dahin blutigsten militärischen Konflikt auf afrikanischem Boden auslösten. Durch das brutale Vorgehen der Invasoren, die in großem Stil Giftgas einsetzten und dann ein Terrorregime unter den Vizekönigen Marschall Rodolfo Graziani und Herzog Amedeo von Savoyen-Aosta etablierten, starben möglicherweise bis zu 760.000 Äthiopier. Die Besatzer erklärten ihren Feldzug nach dem Fall von Addis Abeba im Mai 1936 für beendet und vereinigten das bisherige Kaiserreich mit ihren Kolonien Eritrea und Italienisch-Somaliland zu Italienisch-Ostafrika (Africa Orientale Italiana, AOI, A.O.I.).

Haile Selassie zog zu Kriegsbeginn mit der Armee nach Norden und leistete dort zunächst recht effektiv Gegenwehr. Dabei lernte der Monarch auch, die Luftabwehr-Maschinengewehre zu bedienen, die sein Hauptquartier im Felde schützten. Am 31. März 1936 erlitt er jedoch eine schwere Niederlage in der Schlacht von Maychew. Daraufhin beschloss der Staatsrat des Kaiserreiches, dass der Kaiser ins Exil gehen und Italien vor dem Völkerbund in Genf anklagen solle. Seine dort vorgebrachten Forderungen nach Sanktionen gegen den Aggressor verhallten allerdings weitgehend ergebnislos. Letztlich verurteilten nur China, Neuseeland, die Sowjetunion, Spanien, Mexiko und die USA die Annexion Äthiopiens.

Schlagartig änderte sich die Situation, als Italien im Juni 1940 an der Seite Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg eintrat. Nun erhielt Haile Selassie die volle Unterstützung Großbritanniens, weil Mussolini Italienisch-Ostafrika als Sprungbrett für Operationen gegen den Sudan, Kenia und Britisch-Somaliland nutzte. Die Rückeroberung von Äthiopien, an der Haile Selassi ab Januar 1941 persönlich teilnahm, endete im Mai des Jahres mit dem Einzug des Kaisers in Addis Abeba.

Sonderstellung in Afrika
1945 gehörte Äthiopien zu den 51 Staaten, welche die Vereinten Nationen (UN) begründeten. Der als treuer Verbündeter des Westens geltende Kaiser nahm nun die Rolle einer Integrationsfigur und Grauen Eminenz auf dem afrikanischen Kontinent ein und beeinflusste dessen Dekolonialisierung maßgeblich. So initiierte er die Gründung der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU). Und dann wurde er gar noch zum Hoffnungsträger der nach Ras Tafari Makonnen, also nach ihm, benannten Rastafaris, einer in Jamaika in den 1930er Jahren entstandenen und weltweit verbreiteten Bewegung. Die sah in dem zu den äthiopisch-orthodoxen Christen zählenden Kaiser den in der Offenbarung des Johannes angekündigten Erlöser.

Um Haile Selassies Bedeutung auch als Hoffnungsträger zu verstehen, hilft vielleicht ein gewagter Vergleich der Stellung seines Kaiserreichs in Afrika vor dessen Dekolonialisierung mit dem des Königreiches Sardinien in Italien vor dessen Einigung. Sardinien war ab 1848 ein Verfassungsstaat mit einer italienischen Dynastie in einem Italien voller Staaten mit fremdländischen Dynastien. Äthiopien war ab 1931 ein Verfassungsstaat mit einer afrikanischen Dynastie in einem Afrika voller europäischer Kolonien. Während aus dem letzten König von Sardinien schließlich der erste König von Italien wurde, wurde aus dem letzten Kaiser von Äthiopien allerdings nie der erste Kaiser von Afrika – auch wenn die äthiopischen Farben bis heute nicht ohne Grund als die panafrikanischen gelten.

Ungeachtet der internationalen Bedeutung im Allgemeinen und der in Afrika im Besonderen begann der Stern des Kaisers im eigenen Land ab der Mitte der 1950er Jahre zu sinken. Schuld daran waren vor allem wiederholte schwere Hungersnöte und die Unabhängigkeitsbewegung in Eritrea, das ab 1952 erst mit Äthiopien eine Föderation bildete, um dann schließlich von diesem annektiert zu werden. Ebenso die nach wie vor gigantische Machtfülle des Monarchen, an der auch die Verfassungsreform von 1955 nichts änderte. Der alternde Haile Selassie regierte weiter extrem autokratisch und vernachlässigte zusehends die Modernisierung seines überwiegend noch feudalen Reiches. Delegitimiert wurde seine Herrschaft auch durch die vielen Menschenrechtsverletzungen bei der Verfolgung seiner politischen Gegner. Infolge all dessen kam es zu wiederholten Revolten von Bauern und Studenten sowie drei Putschversuchen des Militärs, von denen der letzte dann vor einem halben Jahrhundert zum Erfolg führte.
Dieser Artikel ist ein Beitrag aus der aktuellen PAZ.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 17. September 2024, 15:19

Heute vor 80 Jahren begann eine der grössten Luftlandeunternehmen der Kriegsgeschichte, die Operation "Market Garden", auf n-tv wurde aus diesem Anlass heute eine Bilderserie online gestellt - https://www.n-tv.de/mediathek/bilderserien/politik/Arnheim-Hitlers-letzter-Triumph-im-Westen-article23584560.html - es endete mit einem Fehlschlag für die Alliierten und das Ereignis wurde auch im Dokumentarspielfilm "die Brücke von Arnheim" gezeigt.
Ziel der Operation war "in drei Tagen über den Rhein und bis Weihnachten 1944 den Krieg zu beenden". Hat nur nicht ganz geklappt ...
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 26. September 2024, 14:43

pentium hat geschrieben:
Bernd hat geschrieben:Ossiland wird unregierbar.
Wie meinte der Brite James Hawes?
„Falls es Parteien mit Schwerpunkt in Ostelbien ein weiteres Mal glückt, die gesamte deutsche Politik zu deformieren, werden die Folgen gravierend sein, nicht nur für Deutschland.“

Ich kenne kein Ossiland und Ostelbien gehört nicht mehr zur BRD. Aber gut in Erfurt sieht es im Moment nicht gut aus....

hmmm ... im Geschichtsunterricht meiner Schulzeit wurde Ostelbien als das von slawischer Bevölkerung besiedelte Gebiet zwischen Elbe und Oder definiert, das später von deutschen Bauern besiedelt wurde. Titel des Beitrages im Geschichtsbuch "grosse Güter in Ostelbien".
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 26. September 2024, 14:49

Gerd Böhmer hat geschrieben:
pentium hat geschrieben:
Bernd hat geschrieben:Ossiland wird unregierbar.
Wie meinte der Brite James Hawes?
„Falls es Parteien mit Schwerpunkt in Ostelbien ein weiteres Mal glückt, die gesamte deutsche Politik zu deformieren, werden die Folgen gravierend sein, nicht nur für Deutschland.“

Ich kenne kein Ossiland und Ostelbien gehört nicht mehr zur BRD. Aber gut in Erfurt sieht es im Moment nicht gut aus....

hmmm ... im Geschichtsunterricht meiner Schulzeit wurde Ostelbien als das von slawischer Bevölkerung besiedelte Gebiet zwischen Elbe und Oder definiert, das später von deutschen Bauern besiedelt wurde. Titel des Beitrages im Geschichtsbuch "grosse Güter in Ostelbien".


So Wiki sagt dazu:
Zu Ostelbien gehörten die Länder Mecklenburg-Schwerin, Mecklenburg-Strelitz und Teile Anhalts sowie die preußischen Gebiete Mark Brandenburg, die zur Provinz Sachsen gehörenden Landstriche Altmark, Jerichower Land und die Gebiete zwischen Elster und Elbe im Osten, Pommern, Posen, Westpreußen bzw. die Grenzmark Posen-Westpreußen, Schlesien und Ostpreußen, teilweise auch Schleswig-Holstein.

Es gibt verschiedene Gründe für das Verschwinden der Strukturen, die bis 1945 „Ostelbien“ von den südwestlich der Elbe gelegenen Teilen Deutschlands getrennt haben:

1. Die Umgestaltung der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und später der DDR im Sinne des Realsozialismus: Ab 1946 wurde in der SBZ unter der Parole: „Junkerland in Bauernhand!“ eine Bodenreform durchgeführt, durch die Großgrundbesitzer ihr Eigentum verloren. Zugleich verloren sie als sogenannte „Klassenfeinde“ jeden politischen Einfluss. An die Stelle von landwirtschaftlichen Gütern traten nach einer Phase der Bewirtschaftung von Flächen durch Kleinbauern vor allem Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften. In der Zeit der DDR verlor, wie in allen modernen Industriestaaten, der Landwirtschaftssektor zunehmend an Bedeutung und zwar auch dadurch, dass „ostelbisch“ geprägte Regionen gezielt „nachindustrialisiert“ wurden, was auch wegen der Trennung von den westlich gelegenen Industriestandorten erforderlich war. Die evangelische Kirche verlor ihre bestimmende Rolle durch eine kirchenfeindliche Politik der SED und eine zunehmende Säkularisierung, die bis heute andauert.

2. Die Errichtung der Oder-Neiße-Grenze 1945: Die durchweg preußischen Ostgebiete des Deutschen Reiches, die östlich dieser Grenze lagen, kamen 1945 unter die Verwaltung der Volksrepublik Polen bzw. der Sowjetunion als Resultat des Zweiten Weltkrieges. Die alliierten Siegermächte hatten im Ausgang des Zweiten Weltkrieges auch für das historische Gebiet „Ostelbiens“ Gesetzgebungsmacht und beschlossen Kontrollratsgesetze. Am 25. Februar 1947 wurde zum Beispiel das Kontrollratsgesetz Nr. 46 zur Auflösung des Staates Preußen beschlossen. Nahezu die gesamte deutsche Bevölkerung jenseits der Oder-Neiße-Grenze wurde mitsamt der „Junker“ vertrieben und durch Polen bzw. Bürger der Sowjetunion ersetzt. Die Verringerung Ostelbiens um rund 70 Prozent minderte erheblich seine gesellschaftlich-politische Bedeutung in Deutschland.

3. In Schleswig-Holstein mit ohnehin relativ schwach ausgeprägtem Großgrundbesitz,[4] das zur westlichen Trizone gehörte, gab es keine gesteuerten gezielten Enteignungs- oder Entmachtungsmaßnahmen. Hier sind aufgrund beschleunigter Modernisierung und Demokratisierung diejenigen Gutsbesitzer, die dem Konkurrenzdruck gewachsen blieben, Eigentümer von Unternehmen geworden, die im Prinzip den Gesetzen der Marktwirtschaft unterworfen sind, wozu auch gehört, dass Arbeitnehmer nicht mehr „nach Gutsherrenart“ behandelt werden können. Auch ist ihr politischer Einfluss deutlich zurückgegangen.

4. Heute befinden sich (neben Schleswig-Holstein, das zu den Gründungsländern der Bundesrepublik Deutschland gehört) von dem Teil des ehemaligen Ostelbiens, der bis 1990 zur DDR gehörte, noch das Land Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, die zu Sachsen-Anhalt gehörende Altmark, der östlich der Elbe gelegene Teil Sachsen-Anhalts und Teile der früher niederschlesischen, mittlerweile aber zum Freistaat Sachsen gehörenden Landkreise Görlitz und Bautzen auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland. Heute wird die Gebietsbezeichnung Ostelbien fast nur noch für historische Sachverhalte benutzt.

5. Die abschließende Regelung hinsichtlich der Oder-Neiße-Grenze (als deutsche Ostgrenze nach dem Zweiten Weltkrieg) wurde im sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag beschlossen und trat am 15. März 1991 völkerrechtskonform in Kraft.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 20. Oktober 2024, 13:18

Gedenktafeln der Stalin-Opfer verschwinden aus Russland

Erst erlaubt, verbietet Putins Führung nun die Plaketten zur Erinnerung an die Opfer des Großen Terrors
Das Projekt „Die letzte Adresse“ ist eine zivile Initiative der Organisation „Memorial“, die ab 2014 in der Russischen Föderation gestartet wurde. Ziel des Projekts ist es, die Erinnerung an Menschen zu bewahren, die während des Großen Terrors Opfer politischer Repressionen waren und später rehabilitiert wurden. Die Idee stammt vom deutschen Künstler Gunther Demnig, Initiator der Holocaust-Gedenkinitiative „Stolpersteine“.

Eine kleine Tafel aus Edelstahl enthält dabei ein Minimum an Informationen über eine Person: Name, Beruf, Geburtsdaten, Verhaftung, Hinrichtung und Rehabilitation. Die wichtigste Informationsquelle für das Projekt ist eine Datenbank mit mehreren Millionen Namen, die Memorial ab den 1990er Jahren gesammelt hatte. Bis 2023 wurden mehr als 1500 Gedenkschilder an Häusern in Dutzenden von Städten installiert.

2017 wurde das Projekt sogar international. Die Tafeln werden seitdem auch in der Tschechischen Republik, der Ukraine, Moldawien, Georgien, Deutschland und Frankreich verlegt. Allein in St. Petersburg wurden von 2015 bis 2023 434 „Die letzte Adresse“-Tafeln an 243 Häusern angebracht. Viele davon befanden sich auch an der Wand des berühmten Moskauer Puschkin Museums, wo sie inzwischen jetzt entfernt wurden.

Aus dem „Haus der Spezialisten“ am Lesnoj Prospekt 61 in St. Petersburg wurden in den Jahren 1936–1938 mindestens 40 Menschen willkürlich erschossen. Seit 1989 sind alle rehabilitiert worden. Von 2016 bis 2023 wurden zum Gedenken an die Opfer 34 Tafeln mit den Namen von Wissenschaftlern, Philosophen, Ingenieuren und Arbeitern am Haus angebracht. Die Bewohner behandelten die Tafeln mit Ehrfurcht, denn auch heute noch leben oft Verwandte in diesen Häusern. Doch plötzlich wurden die Tafeln 2023 ohne jede Vorwarnung abmontiert.

Die Schilder hingen und störten nicht nur niemanden, sondern passten auch in die Umgebung und den Kontext. Viele Menschen haben sie ihren Kindern gezeigt und erklärt, was sie bedeuten. Da der Staat die Anbringung der Tafeln erlaubte, gab er gleichsam seine Schuld an den Verbrechen zu und rehabilitierte parallel die Menschen rückwirkend. Ein Akt der Anerkennung, des Gedenkens, der das begangene Unrecht nicht entschuldigt, aber die übernommene Verantwortung dafür bezeugt und dokumentiert.

Diese Menschen des Stalinterrors haben – wie die ermordeten Juden in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten – keine Gräber. Durch die Tafeln bleibt die Erinnerung an sie erhalten. Die Erinnerung an das Unrecht soll dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht. Doch genau das passt den heutigen Machthabern in Russland nicht.

Die Anwohner der Lesniy Avenue 61 meldeten das Verschwinden der Schilder bei den St. Petersburger Koordinatoren von „Die letzte Adresse“. Diese begannen, den Vorfall zu untersuchen. Schließlich wurden die fehlenden Schilder im Büro der Verwaltungsgesellschaft gefunden. Deren Manager gaben zu verstehen, dass sie gezwungen worden seien, die Schilder auf Anweisung der Bezirksverwaltung für Wohnungswesen und kommunale Dienstleistungen zu entfernen. Die Bezirksbeamten wiederum erhielten eine solche Anweisung von „ganz oben“.

Das Projekt „Die letzte Adresse“ wurde von der Organisation „Memorial“ initiiert, die 2013 den Status eines ausländischen Agenten erhielt und am 29. Dezember 2021 vom Moskauer Stadtgericht aufgelöst wurde. Zum ersten Mal wurden im Herbst 2020 auf Antrag zweier Mieter 16 Schilder vom berühmten Dowlatow-Haus in der Rubinsteinstraße 23 entfernt. Vier Jahre lang, ab 2015, hatten diese Schilder niemanden gestört. Sie wurden sogar mit dem Einverständnis der damaligen Bewohner des Hauses angebracht.

Unter den Opfern von 1937 und 1938 befanden sich sowohl Nicht- als auch Mitglieder der Partei der Bolschewiki. Bedienstete, Ingenieure, ein NKWD- Offizier, ein Musiker, ein Militärmatrose. Es waren Russen, Juden, Deutsche, Polen, Letten, Griechen. Keine berühmten Persönlichkeiten, sondern Opfer des Großen Terrors. Aber statt der Gedenktafeln stecken nun die Bewohner der Häuser Blumen in die leeren Dübellöcher der Tafeln.
Dieser Artikel ist ein Beitrag aus der aktuellen PAZ.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon augenzeuge » 21. Oktober 2024, 16:30

Deren Manager gaben zu verstehen, dass sie gezwungen worden seien, die Schilder auf Anweisung der Bezirksverwaltung für Wohnungswesen und kommunale Dienstleistungen zu entfernen. Die Bezirksbeamten wiederum erhielten eine solche Anweisung von „ganz oben“.


Oh, gefährlich. Das trauen die sich zu sagen? [angst]
AZ
"Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist."
„Wer A sagt, der muss nicht B sagen. Er kann auch erkennen, dass A falsch war“.
„Jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, aber nicht auf eigene Fakten“.
Benutzeravatar
augenzeuge
Flucht und Ausreise
Flucht und Ausreise
 
Beiträge: 91340
Bilder: 20
Registriert: 22. April 2010, 07:29
Wohnort: Nordrhein-Westfalen

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 17. November 2024, 16:26

von @ pentium geschrieben
Dann solltest du den Satz aber auch richtig zitieren:
Emser Depesche – Pressemitteilung
Die von Bismarck veröffentlichte Pressemitteilung lautete wie folgt:
Berlin, den 13. Juli 1870
Nachdem die Nachrichten von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern der Kaiserlich Französischen Regierung von der Königlich Spanischen amtlich mitgeteilt worden sind, hat der französische Botschafter in Ems an Seine Majestät den König noch die Forderung gestellt, ihn zu autorisieren, daß er nach Paris telegraphiere, daß Seine Majestät der König sich für alle Zukunft verpflichte, niemals wieder seine Zustimmung zu geben, wenn die Hohenzollern auf ihre Kandidatur wieder zurückkommen sollten. Seine Majestät der König hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschafter nochmals zu empfangen, und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, daß Seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe.
Sie wurde noch am Abend des 13. Juli 1870 in einer Sonderausgabe der "Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" veröffentlicht und am Morgen des 14. Juli 1870 in der regulären Ausgabe des "Königlich Preußischen Staats-Anzeigers".

Dann sollte aber auch hinzugefügt werden, das die Emser Depesche von Bismarck auf den Satz "seine Majestät dem Botschafter nichts weiter mitzuteilen habe" gekürzt wurde, es ging nicht um einen nochmaligen Empfang des französischen Botschafters in Preussen. Dadurch fühlte sich Napoleon III provoziert und hat in Abstimmung mit seiner Regierung Preussen den Krieg erklärt und damit begann dann auch im August 1870 der französisch-deutsche Krieg. Insofern ist die von Dir genannte Pressemitteilung historisch nicht ganz korrekt, aber gut. Laut Wikipedia:
Die Emser Depesche war ein internes Telegramm der Regierung des Norddeutschen Bundes vom 13. Juli 1870. Darin berichtet Heinrich Abeken, ein Mitarbeiter des norddeutschen Auswärtigen Amtes, seinem Vorgesetzten Bundeskanzler Otto von Bismarck über die jüngsten Geschehnisse im Kurort Ems. Dort hatte der französische Botschafter bezüglich der spanischen Erbfolge Forderungen an König Wilhelm von Preußen gestellt.
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 17. November 2024, 16:55

Die Emser Depesche erreichte Paris erst am Morgen des 14.Juli 1870 und wurde zunächst falsch verstanden, denn man wertete diese zunächst als diplomatischen Erfolg.
Abends um ca. 20:00 Uhr empörte sich das Blatt Soir über die vermeintliche Beleidigung Frankreichs durch den preußischen König. Am 15.Juli setzte sich die Deputiertenkammer mit dem Thema auseinander.

Aber am 14.Juli hatte schon, den ganzen Tag über, der französische Ministerrat getagt. Thema war Krieg oder Frieden. Der britische Botschafter kam zu dem Schluss, das unabhängig von der Emser Depesche, der öffentliche Druck, von Außenminister Gramont wesentlich befeuert, einen Krieg mehr als wahrscheinlich mache.
Am Abend des 14.Juli entschloss sich der Ministerrat für den Krieg und bat die Deputiertenkammder, am 15.Juli die entsprechenden Kredite zu bewilligen.

Die Emser Depesche spielte also nicht die Rolle, wie sie ,vor allem gerne in deutschen Geschichtsbüchern, zugewiesen bekommt.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 17. November 2024, 16:58

@ Neuer Beitragvon pentium » 17. November 2024, 16:55 Uhr,

einverstanden, darauf können wir uns verständigen [hallo]
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 18. Januar 2025, 13:53

GhkWlwyX0AMER9Q.png

Heute vor 154 Jahren, am 18. Januar 1871, wurde im Spiegelsaal des Schlosses Versailles der preußische König Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert, der 18.1. gilt daher als "Reichsgründungstag".
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon pentium » 30. Januar 2025, 18:37

Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler

Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg den damaligen NSDAP-"Führer" Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler – eine Entscheidung mit Vorgeschichte und weitreichenden Folgen.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergru ... hskanzler/

Als Adolf Hitler im Januar 1933 zum Reichskanzler der Weimarer Republik ernannt wurde, hatte die junge Republik schon eine fast vierjährige Krisenphase in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft hinter sich. Ein maßgeblicher Motor eben dieser Phase war die Interner Link: Weltwirtschaftskrise
von 1929. Vor allem die rasant ansteigende Arbeitslosigkeit war eine Herausforderung für demokratische Systeme weltweit. Die Krise destabilisierte auch die Weimarer Republik, die bereits zuvor von hohen Reparationsverpflichtungen des Versailler Vertrags und einem fehlendem Rückhalt in weiten Teilen der Gesellschaft belastet war.

1930 Interner Link: zerbrach die Große Koalition
aus SPD, Deutscher Demokratischer Partei (DDP), Bayerischer Volkspartei (BVP), Deutscher Volkspartei (DVP) und Deutscher Zentrumspartei (Zentrum) am Streit über die Frage, ob die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung erhöht oder die Leistungen im Falle der Arbeitslosigkeit gekürzt werden sollten.

Nach dem Rücktritt der Regierung ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg nur wenige Tage später den Zentrumspolitiker Heinrich Brüning zum Reichskanzler und beauftragte ihn mit der Bildung eines neuen Kabinetts. Brünings Regierung, die ohne Verhandlungen der Parteien gebildet wurde, war die erste der sogenannten fünf Präsidialkabinette der Weimarer Republik. Damit wurden die Regierungen zwischen 1930 und 1933 bezeichnet, die mit Rückhalt des Reichspräsidenten, aber ohne und teils auch gegen die parlamentarische Mehrheit mittels Notverordnungen regierten. Das machte die Präsidialkabinette instabil – die Zeit bis 1933 war daher von einem Hin und Her zwischen Notverordnungen, deren Aufhebung durch das Parlament, mehrfachen Auflösungen des Reichstags und anschließenden Neuwahlen geprägt.
*Dos Rauschen in Wald hot mir'sch ageta, deß ich mei Haamit net loßen ka!* *Zieht aah dorch onnern Arzgebirg der Grenzgrobn wie ene Kett, der Grenzgrobn taalt de Länder ei, ober onnere Herzen net!* *Waar sei Volk verläßt, daar is net wert, deß'r rümlaaft of daaner Erd!*
Anton Günther

Freundeskreis Schloss Hubertusburg e. V.
http://www.freundeskreis-hubertusburg.de
https://www.schloesserland-sachsen.de/de/startseite/
Benutzeravatar
pentium
 
Beiträge: 50117
Bilder: 152
Registriert: 9. Juli 2012, 16:12
Wohnort: Sachsen/Erzgebirge

Re: Geschichtsunterricht

Beitragvon Gerd Böhmer » 31. Januar 2025, 16:15

pentium hat geschrieben:Hindenburg ernennt Hitler zum Reichskanzler
Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg den damaligen NSDAP-"Führer" Adolf Hitler zum deutschen Reichskanzler – eine Entscheidung mit Vorgeschichte und weitreichenden Folgen.

KdF-Schiff "Wilhelm Gustloff"
am 30. Januar 1945, somit vor achtzig Jahren wurde vom sowjetischen U-Boot S 13 das KdF-Schiff "Wilhelm Gustloff" auf dem Weg von Gotenhafen in Richtung Westen vor der Ostseeküste bei Stolpmünde versenkt - https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Gustloff_(Schiff).
MfG Gerd Böhmer,
Reichsbahninspektor aD
http://www.gerdboehmer-berlinereisenbahnarchiv.de
Benutzeravatar
Gerd Böhmer
 
Beiträge: 3437
Registriert: 30. August 2018, 19:43

Vorherige

Zurück zu Geschichtliche Themen

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast