Nachdem sich die Aufregung um Rainers kreative "Umverteilung" von Volkseigentum wieder etwas gelegt hat,
also nein und dreimal pfui Teufel, zu dem Thema kann ich wirklich nicht sagen....
Auch wenn die Preise für die Grundbedürfnisse optisch klein waren, so klein, dass in der Endphase der DDR sogar über
höhere Preise für offensichtlich viel zu billige Sachen laut nachgedacht wurde, muss man diese DDR- Mischkalkulation
aus Billig- Nahrungsmitteln und astronomisch hohen Preisen etwa für Farb- Fernseher, Kubareisen, modische Kleidung
aus dem Exquisit usw kritisch hinterfragen.
Mir ist es jedenfalls lieber, wenn der Staat mir nicht das 5 Pfennig- Brötchen aufdrängt und mich dafür im Gegenzug
für eine japanische TV- Radio- Kassettenkombination theoretisch fast 2 Jahre im VEB malochen läßt.
Wobei ich dann bei dieser Rechnung sogar auf die tollen Billigbrötchen verzichten und nackig auf der Parkbank schlafen müsste.
Nun könnte man sagen, sowas alles braucht man nicht täglich. Aber was ist mit den anderen Sachen, die einem in der DDR nur
und wenn überhaupt lieferbar, als "für gehobene Ansprüche" verkauft wurden und die aber auch zum Alltag gehörten.
So als wenn "gehobene Ansprüche" was Besonderes gewesen sind und wofür man in Dankbarkeit kniend die SED- Fahne küssen müßte.
In Wirklichkeit war das Ware in ganz normaler Durchnittsqualität, die sich im Westen höchstens auf dem Grabbeltischen
oder im Versandhaus als Hausmarke wieder fand.
Lammfell- Stiefel aus dem EXQUISIT und täglichen Einkauf im Delikat- Laden konnten sich auch nur ganz wenige Leute leisten.
Überhaupt die ganzen Ungerechtigkeiten, die aus dem Besitz von genug und gleich besser noch dem richtigem Geld
in der DDR entstanden sind. Wer sich richtig drehte und über DM verfügte, konnte es sehr gut aushalten in der DDR.
Eine einfache Verkäuferin konnte da höchstens mal etwas Bückware "zurücklegen" aber niemals erwähnenswert reich damit werden.
Das war doch ganz schön ungerecht in diesem Arbeiter- und Bauernparadis, oder ?
Und das ist es, was solche wie Rainer motiviert hat, in gewisser Weise eine recht schöne Übung für die Zeit nach der Wende.
Nicht das Kriminelle, das meine ich nicht, sondern so Sachen wie unternehmerisches Denken und Handeln an sich.
Als ich auf dem Schwarzmarkt am Berliner Ostbahnhof in wenigen Stunden für damalige Verhältnisse ungeheure Summen verdient habe,
war das auch eine Erfahrung, die ich heute nicht missen möchte. Und verwerflich halte ich das heute auch nicht, weil ich die Käufer damals
ganz offensichtlich gut bedient und ihre sonst unerfüllten Bedürfnisse nach Modeschmuck und Spiegel- Sonnenbrillen befriedigt haben muß.
Und der Rainer wird auch genau solche unerfüllten Bedürfnisse bedient haben, für die etwa eine KWG schlicht zu unfähig war.
Und wenn nun jemand hinterfragen sollte, ob solches Handeln nicht einfach nur kriminell war, so mag das zwar laut Gesetzbuch der DDR
so gewesen sein. Aber zu (fast) allem was dieser Diktatur geschadet hat ist mein Beifall garantiert, ich könnte auch gar nicht anders.
Diese Ungerechtigkeiten wären immer mehr gewachsen und hätten zum Hassaufbau gegen die Regierenden beigetragen.
Da hätten dann der schön billige Alltag und die sozialpolitschem Maßnahmen auch nicht mehr lange was genützt.
Der ganze Laden wäre mangels Bewohner implodiert und hätte höchstens noch einige Jahre als ein zweites ärmliches Nord- Korea existiert.
So, und nun bin ich gespannt, was es noch so alles über den viel gelobten billigen Alltag in der DDR herauszuarbeiten gibt.
@Wosch
Deine Beiträge und Wertungen sind wieder mal äußerst zutreffend.
@Rainer
Lass dich für die Geschichten über deine ersten marktwirtschaftlichen "Taten" als junges Kerlchen damals nicht aufziehen.
Sollen doch die Nörgler den Mumm haben und selber zugeben, wo sie schon alles einmal in ihrem Leben gesündigt haben.
Und was der DDR geschadet hat, das finde ich sowieso gut. Da kannste dir 2 oder 3 anmontierte Tötungsautomaten für abziehen
würd'sch mal so sagen, wenn das Thema denn nicht so traurig wäre.
Herzlichst
Dr. 213