Wie teuer war der Alltag in der DDR

Wie entwickelte sich die Wirtschaft der DDR, wie die der Bundesrepublik während der Teilung Deutschlands. Welche Anzeichen gab es für die Entwicklung? Was waren die Ursachen?
Hier der Bereich für alle wirtschaftlichen Themen.

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Transitfahrer » 19. Oktober 2011, 20:04

Nein Rainer, die meinte ich nicht. [flash]

Ich konnte mir nur mehr Quark kaufen im Monat als Du. Das langt mir schon [hallo]

Gruß
Peter
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon augenzeuge » 19. Oktober 2011, 21:16

Transitfahrer hat geschrieben: Ich konnte mir nur mehr Quark kaufen im Monat als Du. Das langt mir schon [hallo]

Peter


[laugh] Man ist dat ein Thema..... [flash]

@Rainer
Wenn du die Frauenerwerbsquote nicht verstehst, bzw. sie dir nicht gefällt......dann schau mal hier: (bitte nach unten weiter scrollen.....)
http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen ... .html#t2.9
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon karl143 » 19. Oktober 2011, 22:29

65 Beiträge zum Quark. Der ist ja ein Quotenrenner - Wahnsinn [flash]
karl143
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon augenzeuge » 20. Oktober 2011, 08:13

"Wir" könnten jetzt noch schreiben welche Quarkarten es in Ost und West so gab.....und dann vielleicht zum Thema Joghurts übergehen........ [flash]
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Edelknabe » 20. Oktober 2011, 16:50

Wahnsinn Jörg dieser zweite Link über die Frauenerwerbsquote und Danke. Ich werde morgen...mich durchlesen und geht das nicht einfacher mit einer Aussage so wie bei Zicke gleich 91,6 % der DDR Frauen vollbeschäftigt und dagegen sagen wir ...33% der Westfrauen?
Nimm es mir nicht übel, aber diese Links verwässern alles, sie lassen überhaupt keine klare Aussage zu.Ich halte davon überhaupt nichts. Denn ich nehme einmal stark an das die Frauen meiner Westcousins nun nicht die Einzigen Frauen 1990 waren, deren Männer kein Interesse daran hatten das ihre Mädels arbeiten gehen.
Wahnsinn was Karl das mit dem DDR-Quark, was der für Wellen schlug übers Leipziger Plumpsklo bis hin zum Lebensstandard, also ich trinke heute immer Buttermilch wegen der Schönheit die von innen kommen soll? Da bin ich echt eitel...sonst verlässt mich womöglich noch meine Frau, also beuge ich schonmal vor als älterer Mann.

Rainer-Maria der gerade herzlich lacht.
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon manudave » 21. Oktober 2011, 06:54

Dann will ich auch mal meinen Quark dazu geben:

Zum Thema der Hausfrau - es gibt ja Seiten, die gibt es gar nicht... [hallo]

http://www.emanzipation-im-sozialismus.de/seite-6.html
Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein!
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Transitfahrer » 21. Oktober 2011, 11:20

manudave hat geschrieben:Dann will ich auch mal meinen Quark dazu geben:

Zum Thema der Hausfrau - es gibt ja Seiten, die gibt es gar nicht... [hallo]

http://www.emanzipation-im-sozialismus.de/seite-6.html



Genau wie ich schon schrieb über die Rolle der Frau im DDR Haushalt. Nicht anders als in der BRD. [wink]

Gruß
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Edelknabe » 21. Oktober 2011, 17:57

Bringt einmal eine klare Aussage, wieviele Frauen in der BRD vollbeschäftigt waren und dann reden wir so Peter mit seinem"Nicht Anders als im Westen" weiter.
Logisch, das die Ostfrau wohl etwas mehr Belastung hatte und ich bleibe bei meiner gefühlten Vorhersage West, so maximal 30% der Frauen Vollbeschäftigung.
Der Punkt war auch die finanzielle Eigenständigkeit im Osten siehe die vielen Scheidungen. Die Ostfrau brauchte wohl nicht ihren Mann würdelos zu lecken um sich von ihm zu trennen und dann ein neues Glück zu finden.
Das war Emanzipation und Würde pur.

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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon augenzeuge » 21. Oktober 2011, 18:06

Edelknabe hat geschrieben:Der Punkt war auch die finanzielle Eigenständigkeit im Osten siehe die vielen Scheidungen. Die Ostfrau brauchte wohl nicht ihren Mann würdelos zu lecken um sich von ihm zu trennen und dann ein neues Glück zu finden.
Rainer-Maria


Max-Planck-Institut: "Die empirischen Analysen auf der Basis des deutschen „Family and Fertility Survey“ (1992) zeigen ein signifikant höheres Scheidungsrisiko
ostdeutscher Frauen, welches in erster Linie auf die geringere Verbreitung religiöser Bindungen, den höheren Anteil von Frauen, die bereits eine Scheidung in der
Elterngeneration erlebt haben und die höhere Frauenerwerbsbeteiligung in der DDR zurückzuführen ist."
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon augenzeuge » 21. Oktober 2011, 18:08

Edelknabe hat geschrieben:und ich bleibe bei meiner gefühlten Vorhersage West, so maximal 30% der Frauen Vollbeschäftigung.
Rainer-Maria


Nee, falsch waren so knapp 55%.
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Zicke » 21. Oktober 2011, 18:21

Edelknabe hat geschrieben:Der Punkt war auch die finanzielle Eigenständigkeit im Osten siehe die vielen Scheidungen. Die Ostfrau brauchte wohl nicht ihren Mann würdelos zu lecken um sich von ihm zu trennen und dann ein neues Glück zu finden.
Das war Emanzipation und Würde pur.

ein großer Teil der Scheidungen im Osten waren gerade die Berufstätigkeit der Frauen , Betriebsfeiern, Dienstreisen, Weihnachts-und Frauentagsfeiern. Denn da war nach reichlicher Weinseeligkeit dem
Trieb das Tor geöffnet.

Aber zu deiner Frage Arbeit Frauen Ost West
siehe hier auf Seite 46
http://www.demogr.mpg.de/publications%5 ... arbeit.pdf
Menschen, die keinen Arsch in der Hose haben, müssen nicht zwangsläufig schlank sein.

Meine Rechtschreibfehler könnt Ihr Samstags ab 17 Uhr bei Rewe gegen eine lecker Senfgurke tauschen.
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Edelknabe » 21. Oktober 2011, 18:49

Damit kann ich leben ihr zwei Jörgs, mit diese Prozentzahlen. Und du liegst bestimmt nicht falsch Zicke mit der weinseligen Feierei. Wir Männer waren da aber auch keine Trantüten und die Ehe keine Einbahnstraße aber alles Geschichte, schöne Geschichte.Aber man musste sich nun nicht gleich scheiden lassen, sowas habe ich bei vielen Bekannten und Freunden nie verstanden.Über soetwas redet man und analysiert gemeinsam, warum soetwas passieren konnte und dann gehts weiter mit der Ehe, schöner wie zuvor, so meine persönliche Meinung zu dem unschönen Thema.

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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Interessierter » 25. Oktober 2011, 14:31

" Die DDR - was war sozialistisch, was nur repressiv ", eine Bestandsaufnahme . Unter dieser Überschrift fand ich diese interessanten Ausführungen hier:

http://www.freiheitpur.i-networx.de/DDR%5B1%5D.pdf

Auch wenn sicherlich die Betrachtungsweise oder die Erfahrungen anderer Personen sich von den Ausführungen unterscheiden, gehe ich grob gesehen davon aus, daß es zutreffend geschildert ist.
Vielleicht können ja andere User zu den Aussagen dieser Bestandsaufnahme, ihre Erfahrungen schildern?
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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Edelknabe » 25. Oktober 2011, 18:20

Ein Wahnsinnstext Interessierter. Ich beginne einmal mit drei Texten aus dem Link, später geht es weiter denn wir haben ja alle Zeit der Welt.
"Ein Leistungsprinzip existierte nicht" so der Autor?
Das ist so nicht richtig, weil es Berufszweige gab, so Textielindustrie, Bauwesen,Bergbau, Lebensmittelverarbeitung ua. wo sehr wohl das Normprinzip, die Leistung am Tag, in der Woche, im Monat gefragt war. Es gab also klare Vorgaben und die wurden entweder erfüllt, nicht erfüllt oder übererfüllt. Was ich zum Beispiel im heutigen System des Kapital vermisse sind Prämienzahlungen die im Sozialismus ein gängiges Mittel waren, um den Werktätigen zur Erfüllung, Übererfüllung der Norm anzuhalten.
Das Kapital dagegen ist geizig...muss ich mal so ehrlich sagen, die "Prämie" würde wohl den Profit schmälern. Und bitte nicht die Prämie mit einer heutigen Ausschüttung bzw. Dividente auf Aktien am Betrieb verwechseln, diese Hungergroschen spotten der damaligen Prämie in teilweise manchmal sehr beachtlichen Höhen jeden Vergleich.

"Arbeit-und Pausenzeiten wurden häufig selber bestimmt" so der Autor weiter?
Stimmt auch nicht ganz, denn Zeiten waren sehr wohl vorgegeben aber was zum Beispiel die Pausenzeiten angeht einfach nicht eingehalten auf die Länge hin. War also eine Frühstückspausenzeit von 15 Minuten vorgegeben wurde schonmal fünf Minuten vorher losgelaufen von der Werkstatt/Büro zur Kantine und dann einfach mindestens fünf bis zehn Minuten länger sitzengeblieben.(Dazu später mal ein Vergleich zu einer Riesenwestbaubude in der DDR, mit der wir Seite an Seite auf der Baustelle waren)
Arbeitszeiten waren sehr wohl vorgegeben, nur eben die Auslastung dann sehr variabel siehe hatte ich meine Norm rein, so auf dem Bau dann wurde für den Rest der Woche im Bauwagen Karten gespielt, gesoffen, auch schonmal eher die Baustelle verlassen. Und ja, wir rechneten in unserer Jugendbrigade und auch die Alten (anderen Brigaden) nach Normkatalog ab, lagen immer über der Norm was am Ende in der Lohntüte kräftig klingelte.(Und da war schweißtreibende Arbeit dafür angesagt und wahrlich kein Däumschendrehen)Und die Arbeit machte Spass...so komisch das klingt, ganz im Gegensatz zu heute, manchmal heute und ich habe es erlebt auf Großbaustellen und in der Lebensmittelverarbeitung, wie der Mensch heute verschlissen wird. Diese Ausbeutung des Menschen durch den Menschen gab es in der DDR nicht, das muss ich mal sehr ernsthaft anmerken.

Dies ersteinmal für den Anfang zur Diskussion.

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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Edelknabe » 25. Oktober 2011, 18:25

Sorry, das waren nur zwei Texte aus dem Link...aber wie geschrieben, wir haben Zeit.

Rainer-Maria der auch die Pausenzeiten überzog.
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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Dille » 25. Oktober 2011, 20:49

Also @RMR, das Thema heißt ja, konnte man in der DDR.....

Und nun mußt Du natürlich auch den Vergleich mit der damaligen Bundesrepublik suchen !

Ich habe meine gesamten Gehaltsunterlagen des großen bundesdeutschen Konzerns noch in meinem Ordner, ich kann Dir gern mal meine Prämien aus den Jahren 1972 bis 1989 hier einstellen -- für eine gute Arbeit bekam man gutes Geld hier, und bei Erreichen der "Milestones" (in der DDR war es der Plan oder die Norm), noch gut was obendrauf. Du verharrst auf Deinem Stamokap- Ausbeuter- Denken -- so war das eben nicht hier. Jener Arbeitgeber (in Deiner Denke der "Ausbeuter") wäre doch bescheuert, würde er nicht seine guten Leute noch durch Extras motivieren. Und nicht nur Geld, auch Werkswohnungen, wir hatten kulturelle, technische, sportliche Arbeitsgemeinschaften, einen Riesen- Sportpark in München zur kostenlosen Nutzung durch die Arbeitnehmer (die ausgebeuteten), außer Tennisclub, der kostete was.
Ich war 1990 zu einer 3 1/2 wöchigen kostenlosen (für mich) Kreislauftrainingskur im Bayerischen Wald, wohlgemerkt von meiner Firma, nicht Krankenkasse oder so, ich mußte 8 Tage von meinem Urlaub einbringen, 10 Tage gab die Firma gratis dazu.

Ich bin 1971 mit einer kleinen Reisetasche hier in Bayern (und nicht wie Du zu tönen meinst, einem kleinen bayerischen Kaff) angekommen, ich habe eine kleine Anfangsunterstützung bekommen (ich schrieb schon mal drüber), habe 1972 bei jenem, seinerzeit wirklich sozialen Arbeitgeber, als junger Ingenieur in der Softwareentwicklung begonnen, habe mich hochgewurschtelt, und mir dann 1978 einen Reiheneckhaus (nein, wieder nicht in jenem bayerischen Kaff) gekauft, unter Schmerzen, ja. Die Hütte war dann etwa 1985 schuldenfrei -- so war mein Werdegang. Und ich kenne ja noch etliche andere Lebensläufe aus meiner (geschichtlichen) Umgebung (also z.B. "Republikflüchtige"), die ähnlich waren. Und ich lebe heute noch hier, und kenne die Nachbarschaft seit über 30 Jahren -- und es sieht auch bei den "eingeborenen" Bundesbürgern hier ähnlich aus.

Noch ein Wort zur Normerfüllung und den daraus resultierenden Prämien. Ich schrieb ja mal, ich habe im VEB Funkwerk.... Funkmechaniker gelernt, und auch ein halbes Jahr auch dort noch als Funkmechaniker gearbeitet. Ich war des Brigadier's bestes Pferd im Stall, weil ich die Intelligenz besaß, mich glaubhaft dumm zu stellen -- umgekehrt geht das nun mal ja nicht ! Wenn also der Normer kam, war Dille gefragt, er hat dann Kabelbäume gebunden und eingelötet, immer schön mit dem Zahnarztspiegel die Lötstellen von hinten angeschaut usw. usw., --- so kamen dann die Normen zustande, die ihr Prämien- trächtig dann überbieten konntet ! (nein, ich behaupte auch nicht, daß es hier etwa anders zuging -- der Beschiß gehört zum Normen- System)

Und noch ein Punkt aus meiner Praxis nach dem Studium, ich habe ja in Ost- Berlin noch 1 1/2 Jahre in einem Rechenzentrum gearbeitet : erzähl mir doch nicht über die Pausen, wir mußten zum Mittagessen in die Kantine 200 m über den Alexanderplatz laufen, und zurück mußte man einfach durch das Centrum- Warenhaus gehen, das war System- immanent, das war sozusagen Notwehr, denn wenn ich nach Feierabend ging, war doch das, was es möglicherweise mittags noch gab, längst weg.
Also wurde die Mittagspause immer, in Worten : immer, überzogen. (also bittschön, wenn während der Arbeitszeit 'ne Zeitungsschau drin war oder der Genosse P. zum Kampf um den Staatstitel referieren konnte, mußte auch "drin" sein, daß ich in der Mittagspause nach Erdnußlocken oder Weinbrandbohnen ohne Kruste schauen konnte.....)

Um auf das Thema direkt nochmal zurückzukommen : ja, man hat in der DDR gut leben können, man hat sich einrichten können mit den Gegebenheiten. Und wenn Du den Vergleich eben auf die DDR beziehst und jene Bundesrepublik zu jener Zeit -- überhaupt keine Frage für mich wo ich besser (nicht unbedingt nur materiell) und lieber gelebt habe, und meine damalige Entscheidung niemals bereut habe

Gruß, Dille
Dille
 

Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Edelknabe » 26. Oktober 2011, 06:57

Da lagst du irgendwie falsch Dille, ich schrieb vom heutigen System mit den Prämien zum Beispiel, nicht vom Damals. Mein Pausenbeispiel war auch nur vom Stammbetrieb in Leipzig, wenn wir für die Kesselhäuser in den Kasernen vorbereiteten und alles zusammen stellten. Aber eingekauft während der Arbeitszeit hatte meine Frau,ich steuerte nur das Feinzeug aus den Magazinen der Kasernen bei so Fischbüchsen oder Konserven,gutes Bier und Glasbläserzeug aus Thüringen oder Zeug für die Wohnung so Teppiche von wirklich sehr guter Qualität.Und dafür und da liegst du nicht falsch wurde natürlich die Arbeitszeit genutzt, denn unser Meister kam nun nicht jeden Tag auf den Bau, zumal die Kasernen weit ab vom Schuss in der Pampa lagen, so nahe bei so "kleinen Kaffs...sächsischen Dörfern", denn die gabs nicht nur in Bayern.

Und deren großes Kollektiv von meiner Frau, von so ein Dutzend Frauen stellte immer zwei bis drei Frauen ab, die so eine Art "Kollektiveinkauf"vollzogen, das ging von der Esserei bis hin zur Kinderbekleidung in der HO oder im Kaufhaus. Der Buschfunk in der Leipziger Ecke wo wir wohnten, also der funktionierte wunderbar, man wusste genau wo es für den Tag die Schmeckerchen gab, sowas sprach sich herum in den Betrieben.

Du bist oder besser warst auch so ein Feiner was Dille..."Kreislauftrainingskur" bei der leichten zarten Ingenieursarbeit mit dem ganzen Tag auf dem schmalen Hintern sitzen? Ein" Sesselfurzer "sozusagen und sieh es bitte..bitte mit Humor.
Dafür gabs ja in der DDR kostenlose Kuren für den Werktätigen und nein, ich habe nie eine bekommen für das tagtägliche Herumgekrauche in kilometerlangen abgedeckten Rohrkanälen mit Dampfleitungen drin die schon mal mehrere Hundert Grad Celsius drauf hatten. In Kanälen wo du nicht mal richtig stehen konntest und nur gebückt eine Fortbewegung möglich war, wo dir der feine Staub im Hals durch uralte defekte Kieselgurisolierung mit Asbestbestandteilen drin die dann wohl noch vom alten Adolf Hitler stammen musste die Luft nahm,auch weil die Kanäle nur aller zwanzig Meter geöffnet wurden, wo du im Winter und im Sommer geschwitzt hast wie ein Schwein und deine Arbeitssachen normalerweise jeden Tag reif waren für die Wäsche, wo es so eng war, das dir Abends die Glieder schmerzten aber ich war jung, da steckte man das locker weg nur heute merke ich meine Glieder schon sozusagen zur Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
Und gut, das es in den Heiz oder besser Kesselhäusern der Freunde Duschen gab die auch funktionierten, also wir gingen oder fuhren immer geschniegelt und gebügelt aus dem Kasernentor und nein, ich beschwere mich ja nicht, denn die Drecksarbeit wurde wenigstens ordentlich und gut bezahlt.(Das wieder ganz im Gegensatz zu heute)

Und nein, ich meckere ja nun nicht immer über den alten Westen, eher jetzt übers neue Kapital und wenn Dille, dann ist das wohl mehr hinterfotzige Ironie vom Rainer-Maria mit doch leichter Absicht, damit ihr mal langsam mit euren Erlebnissen herüberkommt und damit wir Ossis (warst ja auch mal Einer) also nicht nur alleine erzählen aus unserem "harten" aber schönem Leben was wir natürlich auch euch zugestehen, da sind wir doch garnicht so...merkst du es, schon wieder dieses Hinterfotzige, also ich ändere mich wohl nie.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum
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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Transitfahrer » 26. Oktober 2011, 09:58

Edelknabe hat geschrieben:Du bist oder besser warst auch so ein Feiner was Dille..."Kreislauftrainingskur" bei der leichten zarten Ingenieursarbeit mit dem ganzen Tag auf dem schmalen Hintern sitzen? Ein" Sesselfurzer "sozusagen und sieh es bitte..bitte mit Humor.
Dafür gabs ja in der DDR kostenlose Kuren für den Werktätigen und nein, ich habe nie eine bekommen für das tagtägliche Herumgekrauche in kilometerlangen abgedeckten Rohrkanälen mit Dampfleitungen drin die schon mal mehrere Hundert Grad Celsius drauf hatten. In Kanälen wo du nicht mal richtig stehen konntest und nur gebückt eine Fortbewegung möglich war, wo dir der feine Staub im Hals durch uralte defekte Kieselgurisolierung mit Asbestbestandteilen drin die dann wohl noch vom alten Adolf Hitler stammen musste die Luft nahm,auch weil die Kanäle nur aller zwanzig Meter geöffnet wurden, wo du im Winter und im Sommer geschwitzt hast wie ein Schwein und deine Arbeitssachen normalerweise jeden Tag reif waren für die Wäsche, wo es so eng war, das dir Abends die Glieder schmerzten aber ich war jung, da steckte man das locker weg nur heute merke ich meine Glieder schon sozusagen zur Erinnerung an längst vergangene Zeiten.
Und gut, das es in den Heiz oder besser Kesselhäusern der Freunde Duschen gab die auch funktionierten, also wir gingen oder fuhren immer geschniegelt und gebügelt aus dem Kasernentor und nein, ich beschwere mich ja nicht, denn die Drecksarbeit wurde wenigstens ordentlich und gut bezahlt.(Das wieder ganz im Gegensatz zu heute)

Und nein, ich meckere ja nun nicht immer über den alten Westen, eher jetzt übers neue Kapital und wenn Dille, dann ist das wohl mehr hinterfotzige Ironie vom Rainer-Maria mit doch leichter Absicht, damit ihr mal langsam mit euren Erlebnissen herüberkommt und damit wir Ossis (warst ja auch mal Einer) also nicht nur alleine erzählen aus unserem "harten" aber schönem Leben was wir natürlich auch euch zugestehen, da sind wir doch garnicht so...merkst du es, schon wieder dieses Hinterfotzige, also ich ändere mich wohl nie.

Rainer-Maria und allen einen guten Tag ins Forum


Hallo Rainer-Maria,

deswegen war die Lebenserwartung in der DDR ja auch geringer als in der BRD. Und Kuren gab es auch kostenlos. Der Kurbetrieb in der BRD galt weltweit als vorbildlich.
Wie Dille schon schrieb, es gab Zuschläge, Prämien und Zuzahlungen (für Zahnersatz, Brillen, Fahrtkosten u.s.w.). Die heutige BRD, und da gebe ich Dir uneingeschränkt recht, ist heutzutage sozial ungerecht. Aber, du bist ungerecht wenn Du die heutige BRD mit der damaligen DDR vergleichst (das schrieb ich Dir schon öfter!).
Wie sähe denn die DDR heutzutage aus? Der Sozialstaat überhaupt? Von was für ein Geld? Wie hätte die DDR das alles noch weiter finanzieren können? Dieser Staat war ja schon in den 70iger Jahren Bankrott. Ach ja, das haben ja die sowjetischen Freunde zu verantworten. Die wollten Reparationsleistungen haben und haben deshalb alles abmontiert was nur ging. Dieses in die UdSSR verfrachtet und vergammeln lassen. Tolle Freunde [laugh] Und die Grenzbefestigung und ihr Unterhalt haben das übrige dazu beigetragen.

Aber was für Erlebnisse willst Du denn hören? Das es alles zu kaufen gab. Man mußte sich nicht auf Verdacht irgendwo anstellen. Das in der Regel der Samstag arbeitsfrei war. Das man von der 42 Std. Woche schrittweise auf die 35 Std. Woche kam. Das man ab Anfang der 80iger nur noch 15 mon. zum Bund mußte. Oder gleich verweigern und Zivildienst machte. Wenn man in der Schule zu faul war und den Abschluß versaut hatte, den 2. Bildungsweg einschlagen konnte.

Aber Du weist ja Rainer, "kein Schwanz ist hart wie das Leben" in Ost wie West (damals)

Gruß
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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Dille » 26. Oktober 2011, 14:13

Edelknabe hat geschrieben:Du bist oder besser warst auch so ein Feiner was Dille..."Kreislauftrainingskur" bei der leichten zarten Ingenieursarbeit mit dem ganzen Tag auf dem schmalen Hintern sitzen? Ein" Sesselfurzer "sozusagen und sieh es bitte..bitte mit Humor.


Keine Panik @RMR, ich nehm' das schon mit Humor, zumal ich ja besser weiß, welche Art "Sesselfurzer" ich in meinem Berufsleben war ! Meine Kreislauf- Trainingskur hast Du auch (absichtlich ?) mis- interpretiert, ich wollte Dir damit sagen, welche Art sozialer Leistungen vom Betrieb angeboten wurden, es steht außer Frage, daß ich bei wirklichem Bedarf auch eine Kur von Krankenkasse oder BfA bekommen hätte ! Mein ehemaliger Arbeitgeber unterhielt zu diesem Zweck 3 große Einrichtungen mit eigenem Personal (also Betriebsangehörige), incl. Ärzte, Therapeuten, Küchen- und sonstiges Personal. Meine heutige Liebe zum Bayerischen Wald stammt noch aus dieser Zeit, ich war dort zu dieser Kur, und die Therapeuten haben uns auf langen Märschen (sollte ja Kreislauftraining sein) ihre Heimat nahegebracht -- mit sehr viel Engagement.
Ich behaupte jetzt auch nicht, daß ich jedes Jahr dort hinkonnte, aber so alle 10 Jahre konnte man mal einen Anlauf versuchen, und bevor ein Einwand kommt -- dies konnten alle Mitarbeiter !

Ich hatte ja geschrieben, daß ich alle meine Gehaltsunterlagen noch habe, ich hab' jetzt mal durchgeblättert und summiert, zwischen 1972 und 1995 habe ich in Summe 50.200,- DM an Prämien bekommen, zu meinem 25.- jährigen Firmenjubiläum eine "Zuwendung" von 8.500,- DM (steuerfrei) -- und jetzt bist Du dran mit Fakten !

Volle Zustimmung auch mit @Transitfahrer, heute sieht dies leider ganz anders aus, die Kreislauf- Trainingskur- Heime gehörten nicht zum "Kerngeschäft" und wurden verkauft, der große Sportpark steht auch zur Disposition und soll "outgesourced" werden, wenn ich mich mit alten Kollegen unterhalte -- ich kenne meine Firma nicht wieder, ganz abgesehen mal davon, daß es meinen alten Bereich schon gar nicht mehr gibt.

Die Fragestellung "Hat man in der DDR gut leben können ?" und @RMR's Anmerkungen zu gutem Geld und Prämien etc. haben mich zu diesem Ausflug in meine Vergangenheit animiert, um nämlich gleiches mit gleichem (DDR und Bundesrepublik zu jener Zeit) zu vergleichen, lautet der Vergleich aber "DDR mit heute", dann sind das Äpfel mit Birnen verglichen !
Devisen- geil wie die DDR damals schon war, wäre sie doch heute auch im Würgegriff der Globalisierung, IKEA als Beispiel würde längst in Timbuktu fertigen lassen, der Ölpreis hat sich ver-x-facht (und auch die "Freunde" brauchten ja dringend Devisen und haben lieber zu Weltmarktpreisen gegen Dollar verkauft).

Will sagen, auch eine heutige DDR könnte sich Sozialklimbim (das ist nicht abwertend gemeint) nicht mehr leisten, auch das Brot hätte einen Preis, der kostendeckend sein würde (kann kein Staat durchhalten, daß Brot direkt vom Bäcker in die Schweinemast wandert) und wollte man die Städte vor dem Verfall retten, hätte das Geld auch irgendwoher kommen müssen....

Selbstverständlich kann man das alles auch nostalgisch sehen und einigen liebgewordenen Dingen nachtrauern -- aber ein Vergleich ala "..und damals hab' ich noch so schöne Prämien bekommen..." zum ruppigen Heute ist nicht fair....

Gut, ich hab' da leichter drüber reden, bin ich aus all diesen Zwängen heraus, irgendein netter Mensch von der BfA und noch einer von meiner Ausbeuter- Firma hinterlassen zum Monatsanfang immer positive Spuren auf meinem Konto.....

Aber auch von meinen Neffen höre ich nur positiv -- allerdings sind sie auch abgewandert dorthin, wo es gute Arbeit gab, und vor allem sind sie auch in einem gefragten Alter, wogegen eine ganze Generation in den NBL eben ziemlich durch "die Ritzen" gefallen ist, beispielsweise gehört auch meine Schwester dazu.

Gruß, Dille








I
Dille
 

Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon augenzeuge » 26. Oktober 2011, 16:43

Auch wenn es Seltenheitswert hatte, ich hatte einen Betrieb in der DDR kennengelernt, wo man sich an die Pausen genau halten musste, Einkaufen während der Arbeitszeit, unmöglich. Und wenn du Mist gemacht hattest, hieß es nacharbeiten......nach Feierabend.

Ich kenne aber auch Baustellen, wo das Bier schon 9 Uhr auf dem Tisch stehen musste, und wo der Trabbi um 14 Uhr mit Material beladen wurde, was man zuhause brauchte. Im VEB Waggonbau Halle war es üblich, nach der Norm nach hause zu gehen, das war so mind. 1-2h vor regul. Ende, die Zeitkarten haben andere gestempelt. Und wer ein Motorrad fuhr, brachte die Teile die verchromt werden sollten früh mit, abends war alles fertig gegen kleines Geld.

Und im Bergbau (KFZ-Instandsetzung) legten sich manche erst mal noch 1 h aufs Ohr, der Beginn 4:30 Uhr war auch so ungewöhnlich, dass man dort nie Kontrollen zu befürchten hatte.

Ich find es heute selbst erstaunlich, was ich alles für Betriebe in einer relativ kurzen Zeit kennen lernen konnte, aber daran hatte ich keinen Anteil, das schrieb ich schon einmal....das war eben der "Lohn" für mein Anliegen.
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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon Edelknabe » 26. Oktober 2011, 17:07

Das war das Gemütliche an der DDR Jörg, der Werktätige wurde als Mensch gesehen und nicht als Sklave seiner eigenen Arbeit. Und ohne Frage, viele Arbeitsbedingungen waren mehr als widrig, dafür haben Menschen mit ihrer Gesundheit bezahlt auch in dieser DDR.
Ohne einmal auf die Texte von Dille und Peter(Transitfahrer) jetzt einzugehen, das mach ich auch noch hier eine schöne Geschichte zu des Autors Aussage in dem Link von Interessierter vom gestrigen Tag um 15.31 Uhr.

"Offiziell gab es keine Obdachlosen, einige kurzzeitige Fälle waren mir aber bekannt"...in dieser DDR(füge ich an noch an)

Dazu nehme ich die Geschichte(hier aus einem anderen Fred )von meinem Freund Rudi in den 80er Jahren her und erzähle sie. Wo er heute wohnt? Keine Ahnung, und sollte er noch lebend unter uns weilen oder auch nicht widme ich sie ihm, meine erste selbstverfasste Geschichte, ihm und den vielen Frauen, die der schöne Rudi beglückte.

Ich nenne sie Kumpanei ist Lumperrei von Rainer Maria Rohloff

Rudi kam zu uns, da war ich schon eine Weile in diesem Privatbetrieb beschäftigt, über den ich hier schon einmal oder mehrmals geschrieben habe. Er war ein „ Ungelernter“, das hieß einer, der sich aus irgendwelchen Gründen in den Bereich der Privatwirtschaft zurück gezogen hatte. Derer Gründe gab es in den 70 / 80er Jahren in der DDR viele, eventuell aktuelle Ausreiseanträge, Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehova, ehemalige Konfirmanden, Politikverweigerer ohne oder mit Hang zu Oppositionsgedanken, Einzelkämpfer so wie mich, Leute vom anderen Ufer und Krankheiten wie leichte und schwere Alkoholsucht, wohl bemerkt, damals war das noch keine anerkannte Krankheit, eher ein Laster und noch X andere Gründe mehr. Es war eine Nische im Arbeiter und Bauernstaat, in der sich gut leben ließ, gehe ich einmal von mir aus.
Rudi gehörte zu den leichten Laster- Fällen und was er früher einmal gearbeitet hatte weiß ich heute nicht mehr, nur Eines weis ich noch, sein ehemaliger Chef war ein „ Kleiner alter Krauter“. So nannte man die, die schon immer private Betriebe in Erbfolge betrieben, so ab 18. Jahrhundert bis mitten in die DDR hinein. Die, die nach 1945 blieben, ich nenne Sie die Bodenständigen. Man ließ sie Werkeln oder Schaffen, die Republik war auf sie angewiesen. Ob gut oder schlecht lag wohl an jedem selbst, an seinem diplomatischen Draht zu den „ Obersten Zehntausend“ und den Kombinaten. Die Großen mit bis zu 100 Beschäftigten verstaatlichte man ab Anfang der 70er Jahre oder besser ausgedrückt auf den Stuhl des Direktor kam ein geschulter Leiter mit Bonbon am Revers, für die Schüler als Erklärung, das war das Parteiabzeichen der SED. Der Alteigentümer konnte bleiben aber ohne Funktion weiter mitschaffen.. So im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler, diese ganze Verstaatlichungsaktion, meine ich. Aber Fehler sind menschlich.
Unsere Auftragslage im Kleinstbetrieb war gut, mehr wie gut und so wurde für die Helfertätigkeiten jede Hand gebraucht. Am Anfang merkte ich nichts, ach so, ich vergaß noch zu schreiben, mir oblag die Funktion des Brigadier. So hieß das eigentlich im Volkseigenen Betrieb, beim Privatmann eher Vorarbeiter, der Westen sagt Polier dazu. Ist auch egal, es ist der, der sich mit dem Kunden, seinem Chef und mit seinen eigenen Kollegen herumärgert, es gehört jedenfalls eine gewisse Diplomatie dazu und ich dachte, die hätte ich. Wie gesagt, ich dachte….
Es passierte schon mal, das Rudi früh zu spät auf die Baustellen kam. Seine Ausreden waren immer sehr akkurat, und mein Chef Harald, der kam sowieso etwas später. Bei seiner jungen Frau war das menschlich, sie war eine studierte Ingenieurin, er übrigens auch und zwar für Automatisierung, und hatte den VEB satt, wollte mal etwas Anderes machen, aber was, das wusste sie auch nicht so richtig. Sie probierte noch und Harald brachte die Kohle, das Geld nach Hause. Wir waren immerhin stellenweise so bis zu acht Mann. Wenn man es so will, waren sie Beide „Ungelernte“, stürzten sich da auf ein völlig neues Feld aber sie hatten ja mich und meine Kollegen, wir waren die Fachleute, in der DDR sagte man Facharbeiter dazu.
Was wollten sie mehr, Harald hatte zwei linke Hände aber war ein guter Kaufmann, Bruni führte die Bücher, sie führte sie gut. Mein Lohn stimmte, und der, der Anderen auch..
Mein Chef, damals noch mein Freund sagte einmal zu mir: „ Eigentlich sind wir schön blöd, das wir so mühevoll produktiv Schaffen, Handel bringt doch viel mehr ein“. Am Wochenende, wenn ich zum Pfuschen fuhr, holte er vom Großhandel drei Fässer rote Limonade, stellte sich bei Veranstaltungen vor das Zentralstation in Leipzig und verkaufte das Brausewasser mit sehr gutem Gewinn, er hatte wohl damals schon leichte Aldi-Gene im Blut. Keine Behörde wollte eine Standgebühr von ihm haben ,und wenn, waren es nur Pfennige.
„Schlechte Zahlungsmoral“, diese zwei Worte gehörten in meinem Land zu den Fremdwörtern, aber das hatte ich meinem Handwerksfreund Transitfahrer schon einmal geschrieben. Natürlich, Peter, in deinem Westdeutschland auch, zumindest vor1989 , erst danach fing der Ärger mit den säumigen Zahlern an. Jedenfalls war ich froh, das Rudi kam, wenn auch verspätet kam, manchmal schon mit leichter Alkoholfahne aber egal, auf Arbeit trank er selten, eher viel Kaffee..
Jetzt werden manche sagen, ja, ja der Alkohol und die DDR. Dazu ein kleines Gegenbeispiel. Nach der Wende, nach 1990 war ich im Zuge meines Berufes mehrere Jahre in Brauereien der alten Bundesländer unterwegs, dort standen die Bierkästen im Frühstücks und Mittagsraum gestapelt zum Zugreifen herum und……Lange Rede, kurzer Sinn. Gesoffen wurde hüben und drüben während der Arbeit und das nicht zu knapp. Das war doch das mit dem „ an die eigene Nase fassen“, Peter, mein Freund, aber ich schweife ab.
Es kam der Tag, da kam Rudi früh nicht, nicht später, nicht Mittag, überhaupt nicht. Mein Chef Harald gab mir die Adresse, es lag auf meinem Weg und so fuhr ich nach der Arbeit vorbei. Wieder eine Episode aus meinem vorherigen VEB- Betrieb. Langschläfer, die früh nicht aus dem Bett kamen wurden in der DDR geholt, auf Arbeit geholt! Müller, Meier, Schulze bekamen den Auftrag und sofern Derjenige nicht sehr weit weg wohnte standen sie bei ihm auf der Matte und er musste mit! So einfach war das, dieser Paragraph für die „ Arbeitsscheuen“ war für die Harten Fälle. Man nannte das auch „ Hilfe zur Selbsthilfe“. Und meistens half es. Ich nenne es eine gute erzieherische Maßnahme so leicht an der individuellen Freiheit vorbei. Was bringt mir die individuelle Freiheit, wenn ich durch mein eigenes Versagen arbeitslos werde, rausgeworfen werde, also wurde sie mal kurz ignoriert, die persönliche Freiheit, dieser Kaugummi mit Fruchtgeschmack. Natürlich wurde man in der DDR nicht vor das Werkstor gesetzt wie im Westen, es wurden Aussprachen geführt mit der Gewerkschaftsleitung, dem Meister, der Parteileitung……Bis die Sache fruchtete oder kleine Erfolgesblüten zeigte oder eine Alternative gefunden wurde. Bei Totalverweigerung gab es ja noch den Paragraphen, das Arbeitshaus und einige Sachen mehr.
Zu Rudi zurück, in dem Neubaugebiet im Leipziger Westen öffnete eine nicht mehr ganz so junge Frau , Rudi war damals so Mitte 40, sie war wohl etwas älter.
Rudi, nein, der war schon drei Wochen nicht mehr hier, von einer anderen Frau war die Rede. Meine Frage nach der Adresse, sie nannte mir die Kneipe, wo er zu finden war.
Da klingelte es noch nicht bei mir, das Rudi ein Freund der Frauen war. Sie liebten ihn, er liebte sie, konnte reden wie ein Buch, war ein Charmeur und er hatte die gewisse Lebenserfahrung und keine feste Adresse.
Post von der Behörde so wie bei Monika in der schönen Westgeschichte, die kam wohl nie bei ihm an, die Wahlen und noch vieles Andere mehr konnte ihm gestohlen bleiben. Rudi war ein freier Mann, verpflichtet nur sich selbst, einem kleinen Unterhaltsanspruch, den die Chefin für ihn regelte und der da oben konnte ihn auch. Er blieb immer so lange als Logiergast bei seinen Frauen, bis der mit dem Hausbuch auftauchte zwecks eintragen. Da war Rudi weg. Meistens fuhr ich seine Umzüge, sein Habe, acht Beutel und ein alter Koffer passten in den Trabbikofferraum. Einige Wohnungen sah ich, darauf konnte der entwickelte sozialistische Staat wahrlich nicht besonders stolz sein. Aber schlampige Menschen mit dem Hang zur Unordnung hatten Ost und West und haben sie auch heute noch. Jedes Mal litt ich mehr wie er, wenn ich die verweinten Augen von Erika, Petra, Helga, Doris und Angelika sah. Ich war der Seelentröster an der Wohnungstür, da war Rudi schon mit dem packen des Kofferraum beschäftigt
Seine Gastspiele auf Arbeit wurden selten und seltener aber Harald brauchte jeden Mann und biß in den sauren Apfel, Arbeitskräfte in der Privatwirtschaft wurden mit Gold aufgewogen, auch die, die wenig anwesend waren und so behielt er ihn.
Nur Rudi hatte permanenten Geldbedarf durch die Frauen, die wenigen Gastspiele und das viele Bier, die Zigaretten und den Schnaps, mein Chef kannte das Wort „ Vorschuss“ nicht und so kam er zu mir. Der mit dem großen Herzen gab ihm und ich hatte Glück, dauerte es auch öfters Monate so stand Rudi irgendwann Abends auf der Matte und brachte das geborgte Geld zurück.
Von wem er sich neu borgte, das war mir völlig egal.
Ich vergaß, er war Kettenraucher und konnte von fünf Mark der DDR und weniger am Tag incl. Glimmstengel und Essen leben aber damals haben die Brötchen noch fünf Pfennige gekostet und das Bier so um die vierzig Pfennige.
Immer war Rudi auf der Suche, von einer Schönen zur nächsten Gaststättenschönheit, lag dem Staat nicht auf der Tasche so wie die Sozialhilfefälle des goldenen Westen sondern eher mir und seinen einsamen Mädels, kam zurecht oder auch nicht und einmal, als ich ihn in einer seiner vielen Gaststätten besuchte, sagte er schon nicht mehr ganz nüchtern zu mir: Merke Dir eines gut mein Junge, denn ich war so um die fünfzehn Jahre jünger wie er „ Kumpanei ist Lumperrei“ Erst dachte ich, Erich Honecker und seine Milliarden- Kreditfreunde im Westen waren gemeint,. weit gefehlt, er meinte seinen alten Krauter vom Anfang damit. Und es war wohl auf mich und meinen Chef gemünzt weil wir am Anfang sehr dicke Freunde waren. Mein Freund Rudi behielt Recht, die Freundschaft mit Harald hielt nur bis 1990, dann trennten wir uns. .Ich zog von Leipzig weg und wie gesagt, Rudi sah ich nie wieder, den alten Casanova und Lebenskünstler. Meinen ehemaligen Chef übrigens in den ganzen Jahren nur einmal, da waren wir wieder für den Zeitraum eines Kaffee dicke Freunde.

Namen wurden mit Rücksicht auf die handelnden Personen geändert.

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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon karl143 » 30. Oktober 2011, 08:48

Hat sich jetzt die Diskussion um den Quark etwa schon erledigt. Ich bin tief enttäuscht. Übrigens der Preis von Milram Frühlingsquark, leicht, gestern bei EDEKA im Angebot 59 Cent im 250 Gramm Becher. Ca. 20 Cent gespart.
karl143
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Edelknabe » 30. Oktober 2011, 21:56

Ich bin nicht der beste Rechner Karl aber sind 0,59 Cent heute nicht umgerechnet ca. 2,36 Mark der DDR damals ? Also von "Sparen und billig und so" kann da nun wirklich keine Rede sein? Ist doch noch teurer wie damals in der DDR...meinst du nicht auch?

Rainer-Maria na so ein teurer Quark aber auch...
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Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon karl143 » 30. Oktober 2011, 23:05

@ Rainer,
aber das relativiert sich, wenn du mal die Arbeitszeit rechnest. Dann sieht das wieder ganz anders aus.
Rainer, ich habe ja von dem DDR Quark nie probiert. Kann darüber also kein Urteil abgeben. Als ca. 50jähriger Quarktester kann ich aber dem Milram bestätigen, das er zumindest mir gut schmeckt. [hallo]
karl143
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Interessierter » 30. Oktober 2011, 23:14

Hallo Karl,
kleiner Tip, es ist nun 23,14 Uhr.

[hallo] [hallo]
Interessierter
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon Interessierter » 30. Oktober 2011, 23:15

Interessierter hat geschrieben:Hallo Karl,
kleiner Tip, es ist nun 23,14 Uhr.

[hallo] [hallo]


Mist, Du hast es schon gemerkt.

[hallo]
Interessierter
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon karl143 » 31. Oktober 2011, 13:49

Hallo Interessierter,
Quark macht eben helle [hallo]
karl143
 

Re: Der Preis von Speisequark

Beitragvon augenzeuge » 31. Oktober 2011, 15:04

karl143 hat geschrieben:Hallo Interessierter,
Quark macht eben helle [hallo]


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Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon turtle » 10. November 2011, 10:21

Für mich hat das alles zwei Seiten.Da sind die vielen Subventionen wie für Grundnahrungsmittel,Mieten,Kinderkleidung,Fahrkarten,Ferienplätze etc. Dem Gegenüber Wahnsinnspreise für Technische Artikel gar nicht zu reden vom Auto und die lange Wartezeit darauf.Telefon war auch kaum vorhanden.
Natürlich für das tägliche Leben war das gut so. Aber zur Lebensqualität gehört doch vieles mehr. Freie Reisen z.B.
Wie sah es aus mit der Mangelwirtschaft.Es wäre müßig jetzt alles aufzuzählen was fehlte..Wie sahen die Häuser aus? verfallen, Sehr oft noch ohne Bad,Toilette 1/2 Etage tiefer. Mann konnte auch nicht einfach von X nach X ziehen.
Von Leipzig nach Berlin oder eine andere Stadt. Also meiner Meinung gehört zum gut Leben nicht nur Dinge zum täglichem Leben,die subventioniert sind. Meinungsfreiheit ,Pressefreiheit etwas Luxus dies und das machen doch das Leben mit schön.Zum Schluss noch was Wichtiges gerade wegen ihrer unrentablen Wirtschaftspolitik ist die DDR mit gescheitert .
Ohne große Ansprüche,Maul halten,Fahne raus,immer schön anpassen ging es . Doch der Mensch strebt immer nach höheren und mehr.Da gab es immer noch die neidischen Blicke durch das Westfernsehen nach "drüben" Die Realität beim sogenannten Klassenfeind konnte man ja nicht sehen. Da durfte man nicht hin. Und viele Besucher aus dem Westen taten so als gehe es Ihnen wie in Paradies. Alles auf Kredit wurde nicht erwähnt. Aber Zahlen von denen die in die DDR wollten,und umgekehrt sprechen eine deutliche Sprache was die Menschen unter gut leben verstanden.
Gruß Peter(turtle)
turtle
 

Re: Hat man in der DDR gut leben koennen ?

Beitragvon SkinnyTrucky » 10. November 2011, 12:02

Also, die Karriere, die damals für mich bestimmt war in der DDR hätte mir dort ein anständiges Leben ermöglicht....ich hab direkt nach der Lehre um die 860,-Ostmark verdient, hatte eine sehr angenehme Arbeit und super Kollegen....innerhalb absehbarer Zeit hätte ich bis zu 1200,- Okken verdient und hätte Raum auch zu Nebenverdiensten ala RMR gehabt....

....ich will nicht in Abrede stellen, das man in der DDR nich auch seinen Dreh finden konnte mit eigenem dicken Haus und all....ja, das war ohne Zweifel allemal möglich....aber das ist es heute auch und zudem ist die Bandbreite der Möglichkeiten nur noch grösser geworden....

groetjes

Mara
Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken.... (Burkhart Veigel) Bild
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