Die Versorgungsprobleme im Alltag der DDR
Seit ihrer Existenz bestimmten Versorgungsprobleme den Alltag in der DDR. In den Archiven findet sich kaum ein Bericht, in dem nicht über Probleme bei der Versorgung mit den tausend kleinen und zehn großen Dingen des täglichen Lebens berichtet wird und Wut und Ärger der Bürger über die alltägliche Mühsal beim Einkauf vermittelt werden.
Für den Konsumfrust vieler DDR-Bürger war nicht nur die desolate Versorgungssituation ausschlaggebend, sondern zunehmend sorgten die offensichtlichen Ungerechtigkeiten bei der Verteilung der Waren für Unmut und Unverständnis.
Hatte man bis 1958 über die Rationierungen noch eine gewisse Verteilungsgerechtigkeit aufrechterhalten können, spitzte sich die Lage in den folgenden Jahren und Jahrzehnten trotz vieler wohlgemeinten Programme und Pläne zu. Dabei stand nicht nur das immer wieder beschworene »Wohl des werktätigen Volkes« im Mittelpunkt der Überlegungen. Nach den Ereignissen des 17. Juni 1953 fürchtete die SED-Führung die »systemsprengende Kraft« ungelöster Versorgungsprobleme und unbefriedigter Konsumwünsche.
Aber nicht nur die berüchtigten und überall fehlenden Mangelwaren wurden zum Reizthema; Intershop, Delikat und Exquisit heizten die Stimmung ebenso an wie die bevorzugte und kaum verhohlene Versorgung Berlins. Als Hauptstadt der DDR sollte die Stadt zu einem attraktiven Schaufenster des Sozialismus gestaltet werden, das den via Westberlin einreisenden Tagestouristen ein ansprechendes Bild vom Leben in der DDR vorführen sollte.
Das hieß, Berlin war vor anderen Gebieten der DDR auf- und auszubauen.
Während aus den Bezirken an das Ministerium für Handel und Versorgung bereits seit Jahren über Mangelwaren und Engpässe berichtet wurde, erreichte das volle Ausmaß der Versorgungsprobleme Berlin erst in den achtziger Jahren. Nunmehr mussten die Verantwortlichen für die bevorzugte Versorgung Berlins selbst hier den Offenbarungseid leisten und die ungesicherte Versorgung in vielen Bereichen melden: »[...] Bei folgenden Sortimenten reicht der zur Verfügung stehende Warenfonds nicht aus, um täglich stabil zu versorgen.
– Die ständig steigende Nachfrage nach Joghurt, H-Milch, Berliner Pils läßt mit den verfügbaren Kapazitäten bei diesen Sortimenten kein durchgängiges Angebot zu.
[...] Bei Dauerbackwaren kann trotz einer Steigerung des Warenfonds auf 108,4% mit solchen Positionen wie Lebkuchen, gefüllte Waffeln, Keks, Salzbrezeln, Eiswaffeln nicht ausreichend versorgt werden.
– Kakaoerzeugnisse und Zuckerwaren sind insgesamt ausreichend vorhanden. besonders gefragte Artikel wie Pralinen, Nougat- und Marzipanerzeugnisse und Süßtafeln können nicht immer angeboten werden.
[...] Die nicht ausreichende Versorgung mit kochfertigen Suppen, Soßen, Brühwürfeln und gekörnter Brühe wird sich auch im 2. Halbjahr 1988 fortsetzen.
– bei Wein und Sekt hält der hohe Abkauf durch die Bevölkerung weiter an. Der bereitstehende Warenfonds bei Sekt läßt nicht in allen Verkaufsstellen ein ständiges Angebot zu. Auch bei Wein wird zeitweise ein eingeschränktes Angebot zur Verfügung stehen.
– Im Sortiment der haushaltchemischen und kosmetischen Erzeugnisse kann insgesamt ein ausreichendes Angebot gewährleistet werden. Bei dekorativer Kosmetik werden trotz Warenfondssteigerungen gegenüber 1987 solche Artikel wie Lippenstifte und Nagellack in besonders gefragten modischen Farben, Haarfarben und -tönungen sowie ausgewählt Cremes nicht immer für die Bevölkerung im vollen Sortiment vorhanden sein.«15
Als die Versorgungsmängel schließlich Berlin erreicht hatten, galt dies als Zeichen, dass die DDR wirtschaftlich keinen Spielraum mehr hatte.
Der vollständige, längere Beitrag hier:
http://www.horch-und-guck.info/hug/arch ... -kaminsky/